AutorGünter Schmatzberger

Wehleidig

W

„Wir sind alle unwahrscheinlich wehleidig“, sagt Erziehungsberaterin Martina Leibovici-Mühlberger und meint damit die wohlstandsgewöhnten Menschen des 21. Jahrhunderts, die „ständig auf Kuschelkurs“ sind.

Ich glaube, wir Lifestyle Entrepreneure sollten für uns selbst besonders klar unterscheiden können, wann wir vor echten Problemen stehen und wann wir wie ein verwöhntes Kind unserer Wehleidigkeit nachgeben.

Niemand hat gesagt, dass es leicht werden würde, Lifestyle Entrepreneur zu sein. Ein Lifestyle Business ist kein Ponyhof, also benimm dich auch wie ein Erwachsener!

Jobverlust

J

Wenn wir einen Auftrag verlieren, wenn uns ein Kunde nicht (oder nicht mehr) beauftragt, wenn ein Angebot am Ende doch nicht angenommen wird…

Dann trennen wir uns nicht nur von einer Einkommensquelle. Das allein ist oft schon schmerzlich, aber meistens noch viel schwerer wiegt der Verlust von etwas, das uns Status und Sinn gegeben hat. Wir nehmen es persönlich. Unser Lifestyle Business ist viel mehr als nur Tätigkeiten, die unser Leben finanzieren, und wenn jemand „nein“ zu unseren Angeboten sagt, ist uns das alles andere als egal.

Los lassen können, sich von etwas trennen können… das sind essentielle unternehmerische Fähigkeiten.

[Mein Podcast über fremd-initiierte Trennungsprojekte]

Erfolgsfaktor

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Brian Little hat in einer Studie herausgefunden, dass sich anhand eines ganz bestimmten Faktors am verlässlichsten voraussagen lässt, ob ein Unternehmen erfolgreich sein wird:

Wie sehr unterstützt der Lebenspartner/ die Lebenspartnerin dieses Projekt?

Wenn jemals ein Klischee wahr war, dann dieses: Jeder Lifestyle Entrepreneur ist nur so stark wie der Mann oder die Frau an seiner Seite.

Danke für alles, Viki!

Wer will das machen?

W

Chancen entstehend da, wo es Verantwortung zu übernehmen gibt.

Es ist ein häufiges Phänomen: Menschen wollen Karriere machen, wollen Erfolg haben im Business, aber die Verantwortung, die damit verbunden wäre, die wollen sie nicht übernehmen. Viel Verantwortung schwirrt einfach herrenlos herum.

Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen, die aufzeigen und sagen „Hier, ich!“, wenn gefragt wird „Wer will sich darum kümmern?“ – diese Menschen sind rar.

Wenn du bereit bist, Verantwortung zu übernehmen, wo sich alle anderen wegducken, dann wirst du unverzichtbar: Für deine Chefs genauso wie für deine Kunden. Es geht gar nicht anders, als dass deine Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen, immer mehr und immer besser werden – und dass damit auch deine Gelegenheiten und Chancen für Erfolg mitwachsen.

Sich frei geben

S

Manchmal ist es die beste Maßnahme, die du als Lifestyle Entrepreneur setzen kannst, dir selbst frei zu geben – einen Abend, einen Tag oder eine Woche.

Ja, du lebst für dein Business. Aber manchmal brauchst du einfach eine Pause davon.

Soziale Preise

S

Wir Lifestyle Entrepreneure neigen dazu, unsere Preise „sozial verträglich“ gestalten zu wollen. Wir wollen anderen Menschen helfen, und denen, die sich unsere Hilfe nicht leisten können, möchten wir gerne preislich entgegen kommen.

So löblich dieser Gedanke auch erscheinen mag, so fraglich ist, ob wir uns und unseren Kunden damit tatsächlich einen Gefallen tun.

In jeder Schule gibt es einen Hilfsfonds für jene Kinder, deren Eltern sich die Teilnahme am Schikurs nicht leisten können. Das interessante Phänomen dabei: Diese Hilfe wird selten in Anspruch genommen – nämlich auch von den Kindern/Eltern nicht, die Anspruch hätten und für die der Fonds ja eigentlich gedacht war.

Warum ist das so? Sich als „hilfsbedürftig“ oder als „arm“ zu deklarieren, ist mit Scham verbunden. Zu sagen: „Ja, ich bin arm, ich brauche deine finanzielle Unterstützung“, das fällt vielen nicht leicht. Und so passiert es, dass Eltern ihre Kinder lieber unter fadenscheinigen Vorwänden nicht am Schikurs teilnehmen lassen, als jene Hilfe in Anspruch zu nehmen, die für sie vorgesehen wäre.

Genauso kann es uns Lifestyle Entrepreneuren auch gehen, wenn wir „sozial“ sein wollen: Genau die Menschen, denen wir eigentlich helfen wollen, kommen lieber überhaupt nicht zu uns, als dass sie uns nach den „sozialen Preisen“ fragen müssen.

Wäre es da nicht viel sozialer, auf „soziale Preise“ ganz zu verzichten und unseren Kunden ihre Würde zu lassen?

Lass dich nicht narrisch machen!

L

Kann es sein, dass da gerade jemand etwas auf deine Agenda setzt, natürlich hochwichtig und höchstdringend? Und kann es sein, dass du davon in Aufregung versetzt wirst und dich dadurch ablenken lässt?

Es passiert immer wieder, dass andere Menschen versuchen, ihre Prioritäten zu deinen Prioritäten zu machen. Das ist ihr gutes Recht, aber genauso ist es dein gutes Recht – ja viel mehr deine Pflicht als Lifestyle Entrepreneur –, deine eigenen Prioritäten im Blick zu haben und zu schützen wie deinen wertvollsten Besitz.

In solchen Momenten ist es essentiell, innezuhalten und zu fragen: Moment mal, was ist da eigentlich gerade los? Ist das, womit ich mich da gerade beschäftigen soll, eigentlich in meinem Interesse? Verkauft mir da gerade jemand etwas als wichtig, das eigentlich gar nicht mein Problem ist? Bin ich gerade dabei, meine eigenen Prioritäten für die Prioritäten von jemand anderem hintan zu stellen?

Ein Leben als Lifestyle Entrepreneur bringt viele Freiheiten mit sich, aber – als andere Seite der Münze – auch die Verpflichtung, sein eigenes Lifestyle Business immer im Fokus zu behalten, es immer wieder gegen Zeit- und Energieräuber von außen zu schützen und sich von deren Alarmismus und Aktionismus nicht anstecken zu lassen.

Wähle dich selbst und bleib bei dir.

Bittere Pillen

B

Es gibt immer mehrere Optionen auf dem weiteren Weg zum erfolgreichen Lifestyle Business.

Die zentrale Frage ist dabei immer nur: Welche bittere Pille willst du schlucken?

Es ist deine Wahl.

Wann ist der richtige Zeitpunkt?

W

Wie sollen wir wissen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um ein Projekt zu starten? Oder der richtige Zeitpunkt, um ein Projekt wieder zu beenden?

Esther Perel meint, dass es die „story of our lives” ist, dass wir unser Leben lang mit dem „richtigen Zeitpunkt“ hadern. Dass wir uns manchmal wünschten, wir hätten uns früher getrennt, und dass wir uns ein anderes mal wünschten, wir wären länger dabei geblieben.

Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir unser Leben lang von den Zweifeln begleitet werden, ob der Zeitpunkt richtig war. Das wird uns nicht erspart bleiben.

„Life is a series of hellos and goodbyes”, singt Billy Joel. Das beste, was wir tun können, ist bewusste Entscheidungen zu treffen und Vertrauen in den gewählten Zeitpunkt zu haben.

[Mein Podcast über selbst-initiierte Trennungsprojekte]

Begeisterung

B

Es gibt kaum etwas Schöneres, als einen Lifestyle Entrepreneur zuzuhören, wenn er voll Begeisterung von seinem Unternehmen erzählt. Von der Herzensangelegenheit, die er damit voranbringen möchte. Von der Freiheit und Selbstbestimmtheit, die er sich damit schafft. Von der Herausforderung, die ihn jeden Tag motiviert aus dem Bett springen lässt.

Diese Begeisterung ist ansteckend. Deswegen sollten wir Lifestyle Entrepreneure immer wieder Zeit mit anderen Lifestyle Entrepreneuren verbringen, damit wir uns von deren Begeisterung anstecken lassen oder damit wir unser eigenes Feuer an andere übertragen können.

Lachen können

L

Ein Gründer hat unlängst in einem Beratungsgespräch gesagt: „Wir wollen mit unseren Kunden nicht nur Geschäfte machen, sondern auch mit ihnen lachen können.“

Mit einem Menschen gemeinsam lachen zu können, ist wahrscheinlich einer der größten Vertrauensbeweise, die man überhaupt bekommen kann.

Die Kunden, die mit uns lachen, haben wir nicht nur als Kunden gewonnen, sondern auch als Menschen.

Mühsames Feedback

M

Das Feedback auf deinen Vorschlag, das du gestern bekommen hast… Empfindest du es deswegen als mühsam, weil es sachlich nicht gerechtfertigt ist?

Oder behagt es dir eher deswegen nicht, weil es für dich zusätzliche Arbeit bedeutet? Weil es dir nicht in den Kram passt? Weil du nochmal zurück an den Start musst?

Es ist völlig in Ordnung, Feedback zu ignorieren. Wir müssen nicht jede Meinung über unsere Arbeit für bare Münze nehmen. Aber unsere Arbeit nur deswegen nicht besser zu machen, weil es mühsam wäre…

Ist das wirklich Grund genug?

Sollbruchstellen

S

An Übergängen gehen Informationen verloren – das war immer schon so. In Krisenzeiten gilt das jedoch ganz besonders: Da fallen auch wichtige Informationen unter den Tisch. Nicht aus böser Absicht, sondern deswegen, weil so viel los ist, dass man einfach nicht alles unter Kontrolle haben kann. In Krisenzeiten ist das Leben schwer zu managen.

Darüber kann man sich ärgern, dafür kann man sich und andere geißeln und mit Kleinlichkeit quälen. Oder man kann zu sich und anderen großzügig sein und anerkennen, wenn sich jemand bemüht, in herausfordernden Zeiten trotzdem sein/ihr Bestes zu geben.

BWL ist für die Fische

B

Wenn ich behaupte, dass Lifestyle Entrepreneure (wie generell alle Ein-Personen-Unternehmen/Solopreneure) keine BWL brauchen, meine ich nicht, dass sie ohne wirtschaftliches Wissen auskommen werden – im Gegenteil. Das Wissen, wie sie im Haifischbecken der Marktwirtschaft reüssieren können, brauchen sie wie einen Bissen Brot. 

Ich behaupte allerdings, dass die klassische BWL für Lifestyle Entrepreneure schlicht und einfach nicht taugt. Die klassische BWL hat sich stets an Großunternehmen orientiert und ist heute großteils mit sich selbst beschäftigt. 

Für Lifestyle Entrepreneure bräuchte es eine „Neue BWL“, die echte Antworten liefert für die unternehmerischen Herausforderungen, die sie tagtäglich zu meistern haben. 

Instruktor und Facilitator

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Ein Instruktor ist jemand, der Wissen hat und es an andere weitergibt. Eine Instrukturin bemüht sich, das, was sie weiß, bestmöglich zu erklären, um Aha-Momente bei seinen Schülerinnen und Schülern auszulösen.

Ein Facilitator ist jemand, der davon überzeugt ist, dass alles notwendige Wissen schon bei seinen Schülerinnen und Schülern vorhanden ist. Ihr geht es vor allem darum, die Stolpersteine und Blockaden aus dem Weg räumen zu helfen, die verhindern, dass ihre Schülerinnen und Schüler ihre besten Leistungen abrufen können.

Als Lehrer/in bist du immer beides, Instruktor und Facilitator. Aber du bist nicht immer beides zu gleichen Teilen: Mal bist du vor allem Instruktor, mal bist du vor allem Facilitator.

Wähle weise, in welchem Format du welche Rolle einnehmen willst – und dann bleib dabei!

Wir leiden an uns selbst

W

Wir schauen weg, wo wir hinschauen sollten.

Wir zaudern, wo wir mutig voranschreiten sollten.

Wir sind stolz, wo wir um Verzeihung bitten sollten.

Wir werden geschäftig, wo wir innehalten sollten.

Wir machen uns unser Leben wirklich nicht leicht. Wir schaffen uns unseren eigenen privaten Kreuzweg jeden Tag selbst.

Kreuzweg

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Wolfgang Kirchmayer sagt: Jeder will die Auferstehung, aber niemand will den Kreuzweg.

Der Schmerz gehört zur Freude, genau wie der Tod zum Leben gehört. Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir nur die „positiven Seiten“ in unserem Leben wahrnehmen wollen. Wir ignorieren dadurch, dass der Keim des Neuen in der Vergänglichkeit des Alten liegt.

Zu Ostern hätten wir die Chance, innezuhalten und uns daran zu erinnern.

Die neuen Selbstlerner

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Wir leben in einer Zeit, in der die traditionelle Bildungsinstitutionen wie Schulen, Hochschulen, Erwachsenenbildungszentren an ihre Grenzen stoßen.

Wir Lifestyle Entrepreneure spüren das besonders deutlich: An welcher Schule kann man lernen, wie man ein Lifestyle Business entwirft? An welcher Hochschule kann man Lifestyle Entrepreneurship studieren? Wo kann ich einen Abendkurs finden, der mir beibringt, wie ich ein passendes Geschäftsmodell für mein Lifestyle Business entwickle?

Nirgends. Wir Lifestyle Entrepreneure sind eine große Gruppe von Selbstlernern, die sich ihre Informationen aus verschiedensten Quellen selbst zusammenstellen. Jeder von uns entwickelt sein/ihr eigenes Curriculum. Das Internet bietet dafür auch die besten Voraussetzungen: Wir können uns unser Wissen von den besten Experten auf der ganzen Welt holen. Es war nie leichter, sich sein ideales Studium selbst zusammenzubasteln.

Und doch würden wir uns mitunter wünschen, uns nicht ganz allein auf diesem Weg zu fühlen. Von den Erfahrungen anderer Lifestyle Entrepreneure lernen zu können. Im Austausch mit anderen Lifestyle Entrepreneuren bessere Ideen entwickeln zu können.

Vielleicht ist die Zeit reif für eine „Universität für Lifestyle Business und Lifestyle Entrepreneurship“?