AutorGünter Schmatzberger

Mit einem Schlag alles weg

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Eine Freundin hat mir unlängst erzählt, dass eine ihrer langjährigsten Kundinnen von einem Tag auf den anderen verstorben ist.

Das hat meine Freundin persönlich sehr getroffen, weil sie diese Kundin sehr gemocht und für ihre Intelligenz und Weisheit geschätzt hat.

Aber darüber hinaus hat meiner Freundin noch etwas zu denken gegeben: Die Kundin war ein Ein-Personen-Unternehmen. Sie hatte ein Business, das maßgeschneidert war für sie – einzigartig weit und breit, ein echtes Lifestyle Business.

Und dafür gibt es jetzt (natürlich) keine:n Nachfolger:in. Ein Business, das so sehr auf eine Person und deren Lebensmodell ausgerichtet ist, lässt sich nicht einfach jemand anderem übergeben. Ein Maßanzug passt eben nur der Person, für die er geschneidert wurde.

Also wird dieses wunderbare Lifestyle Business einfach verschwinden. Mit dem Tod der Unternehmerin sterben auch das ganze Wissen, die Kontakte, die ganze Zeit und Energie, die in dieses Business investiert wurden.

Da kann man sich natürlich denken: Wie schade! Was für eine Verschwendung!

Aber man kann es auch so sehen: Ist es nicht ein faszinierendes Leben, das so großzügig und verschwenderisch sein kann, dass es über viele Jahre wunderschöne Dinge aufbaut, nur um sie von einen Tag auf den anderen sterben zu lassen?

Hoffnungsmarketing funktioniert nicht!

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Hoffnungsmarketing für dein Business, für deinen Newsletter, für deinen Podcast – oder was auch immer – funktioniert nicht!

Zu glauben, dass irgendwann schon die richtigen Leute kommen werden… das ist naiv! Da geben wir unsere Verantwortung als Gestalter unserer personal projects ab. Da machen wir es uns (zu) leicht. 

Ja, wenn du lang genug dran bleibst, dann kommen vielleicht schon ein paar Richtige – aber du lässt auch sehr, sehr viele am Weg liegen. 

Und: Ja, Durchhaltevermögen ist durch nichts zu ersetzen. Du überholst viele andere, indem du einfach konsequent weiter machst und wartest, bis andere von selber aufgeben. 

Aber das allein ist zu wenig. Das ist notwendig, aber nicht hinreichend!

Du schöpfst bei weitem nicht dein volles Potential aus, wenn du nur abwartest, was passiert. Damit wirst du deinem Potenzial nicht gerecht. Du tust nicht alles, was du kannst. 

Das Prinzip Hoffnung ist keine Strategie. Nicht im Business, und nicht im Leben.

Genug Reichweite

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Niemand hat genug Reichweite. Niemand.

Also: Wenn du das Reichweiten-Spiel (auf Social Media, mit deinem Podcast usw.) spielst, dann sei dir bewusst, dass du es wahrscheinlich nicht gewinnen kannst.

Psychologischer Vertrag

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Jeder Lifestyle Entrepreneur schließt einen „psychologischen Vertrag” mit sich selbst. Ob ihm/ihr das bewusst ist oder nicht.

In diesem Vertrag legt er/sie fest, was in seinem/ihren Lifestyle Business wichtig ist und was nicht. Welche Kompromisse er/sie bereit ist einzugehen und welche nicht. Wie er/sie definiert, ob das Business erfolgreich läuft oder nicht.

Diesen psychologischen Vertrag müssen transparent (und damit „besprechbar“) machen, wenn wir in unserem Lifestyle Business etwas verändern wollen. Weil er die Grundlage für alle vergangenen und zukünftigen Entscheidungen bildet.

Wie lautet dein psycholgischer Gründungsvertrag?

Spannendes aus der Schattenwirtschaft

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Drei spannende Aspekte zum Thema Schwarzarbeit aus einem leiwanden Podcast des Standard mit Steuerberater und Finanzstrafrecht-Experten Klaus Hübner:

1. Schwarzarbeit ≠ Schwarzeinnahmen

  • Schwarzeinnahmen = Umsätze werden „verkürzt“, d.h. dem Finanzamt nicht offengelegt.
  • Schwarzarbeit = Mitarbeiter werden nicht angemeldet; Sozialabgaben werden „verkürzt“.
  • Selbstständig zu arbeiten, ohne die Einnahmen in einer Einkommenssteuer-Erklärung zu deklarieren = Schwarzeinnahmen (weil Einkünfte an der Finanz vorbei), nicht Schwarzarbeit.

2. In Österreich gab es 2023 ca. 23.000 Betriebsprüfungen, die von ca. 2.000 – 2.500 „Prüfungsorganen“ durchgeführt wurden. Dabei werden ca. 1 – 1,5 Mrd. Euro an hinterzogenen Abgaben „aufgespürt“.

3. “Das Entdeckungsrisiko ist im letzten Jahrzehnt deutlich gestiegen”, sagt Klaus Hübner.

Ironiefrei

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Ich habe einen Kollegen, der tut sich schwer mit Ironie. Er hört sie nicht und versteht sie schlecht.

Einen Tag mit diesem Kollegen zu verbringen, ist für mich eine spannende Erfahrung.

Denn da merke ich erst, wie VIEL ich an einem einzigen Tag sage, das ich eigentlich gar nicht so meine.

Geister, die ich rief

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Man muss nicht alles tun, was man machen kann.

Wir kommen vom Hundertsten ins Tausendste, aber das Tausendste ist nicht der Kern.

Aber der Kern ist der Punkt.

Die Taschenrechner-Frage

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Ich habe ja schon darüber gebloggt, dass ich bei meinen Buchhaltungs-Prüfungen an den FHs immer meinen Taschenrechner mitnehme, weil immer ein Student dabei ist (ja, es sind immer Männer), der seinen Taschenrechner vergessen hat.

In dem Fall borge ich dann meinen Taschenrechner her, damit der Student eine faire Chance hat, seine Prüfung korrekt zu lösen.

Das müsste ich nicht tun, und einige Lehrbeauftragte würden es aus Prinzip nicht tun. Nach dem Motto: Wer in diesem Alter mal fähig ist, zu einer Prüfung das mitzunehmen, was er braucht, der muss auch mit den Konsequenzen leben. Sonst lernt er es nie.

Mag sein. Mein Zugang ist halt ein anderer. Ich sage mir: Wenn ich mit dieser kleinen Geste jemandem den Tag retten kann, warum sollte ich es nicht tun?

Versteckte Ansprüche aufdecken

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Je weiter sich die KI-Tools entwickeln, desto dringender wird für (Fach-)Hochschulen die Frage: Zu was bilden wir unsere Studierenden eigentlich aus?

Diese Frage war immer wichtig, aber jetzt macht sie KI sehr drängend. Das „Hidden Curriculum“ – also der Anspruch, der über und hinter den eigentlichen Lehrzielen liegt – muss transparent werden: Was ist im Studium eigentlich wichtig, was ist unwichtig und was sogar unerwünscht?

Solange diese Frage nicht ernsthaft beantwortet ist, kann man über die Rolle von KI in der Hochschullehre nicht vernünftig sprechen.

Das Tool für alles

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Eine Entwicklung, die bereits begonnen hat und die sich wohl noch verstärken wird: Generative AI (also Tools wie ChatGPT und Konsorten) werden als „Tool für alles“ verwendet.

Jede Aufgabe, die uns ein bisschen anstrengend erscheint, wird einer KI vorgesetzt – egal, ob das sinnvoll ist oder nicht. Oder überhaupt notwendig.

KI ist ein Werkzeug, aber es ist eine andere Art von Werkzeug als z.B. ein Hammer. KI ist ein Werkzeug, das viel Reflexion und viel Klarheit voraussetzt, um es richtig verwenden zu können.

Sonst fällt es uns auf die Füße.

Unreife Früchte

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Wenn du dir vorgenommen hast, drei Monate lang zu versuchen, jeden Tag auf Instagram zu posten…

Wenn du dir vorgenommen hast, bis Weihnachten TikTok einfach mal auszuprobieren…

Wenn du dir vorgenommen hast, drei Jahre lang an dem Aufbau deines Lifestyle Business zu arbeiten…

Dann schau dir nicht zwischendurch den halbfertigen Prozess an uns sag: Jössasna, da geht ja gar nichts weiter! Das wird ja nie was!

Alle diese Projekte sind Lern-Projekte, und Lern-Projekte entwickeln sich nicht linear. Bei Lern-Projekten kommt die reiche Ernte ganz am Schluss.

Also widerstehe der Versuchung, die unreifen Früchte zu kosten. Sie werden nicht gut schmecken. Lass die Früchte reifen, und ernte sie zu gegebener Zeit.

KI-Revolution

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Ich befürchte, die allermeisten EPU in Österreich haben (noch) nicht kapiert, welche gewaltige Revolution gerade durch KI in ihrem Business ausgelöst wird.

Ich befürchte, die allermeisten EPU in Österreich begegnen dieser Revolution mit der simplen, aber wenig effektiven Kopf-in-den-Sand-Strategie.

Ich befürchte, die allermeisten EPU in Österreich sind weitgehend ignorant gegenüber dem Potenzial, das KI für ihr eigenes Business hätte – für die gewaltigen Produktivitäts-Chancen.

Ich befürchte, die allermeisten EPU in Österreich haben eine diffuse Angst vor den Veränderungen, die durch KI ausgelöst werden können – oder hoffen, dass auch dieser „Trend“ genauso wieder vorbeigehen wird wie anderes neumodisches Zeug.

Ich befürchte, die allermeisten EPU in Österreich werden noch sehr, sehr viel zu lernen haben.

Eine Frage des Menschenbildes

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Gründungsberatung ist immer auch eine Frage des Menschenbildes:

Habe ich jemanden vor mir, der meiner Hilfe bedarf, den ich führen muss — oder jemanden, mit dem ich auf Augenhöhe, von Erwachsenem zu Erwachsenem rede?

Nach dem Erstgespräch

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Ja, es kann eine gute Strategie sein, nach einem Erstgespräch am Interessenten “dran zu bleiben”, ihn immer wieder zu kontaktieren, sich um ihn zu bemühen und von einer Zusammenarbeit zu überzeugen.

Das ist ein bisschen wie bei Admira Wacker: Sie muss sich um gute Spieler wirklich bemühen und sagen: Wir wollen dich unbedingt!, weil intensives Interesse eine der wenigen Stärken ist, die so ein kleiner Verein hat.

Und ja, es gibt Kunden, die brauchen das, dass sie an der Hand genommen werden, dass ihnen jemand den Antrieb und den Schubs gibt, um (endlich) aktiv zu werden.

Aber gleichzeitig bedeutet das auch: Du erziehst deine Kunden von Anfang an dazu, dass du als Berater derjenige bist, der die Initiative ergreift. Du bist der, von dem die Energie ausgeht und der den Kunden “zieht”. Du bist der, der sich bemüht und kümmert.

Und das passt auch, wenn das dein Beratungsstil ist und dir diese Arbeitsweise taugt.

Aber es bedeutet auch: Wenn du am Anfang so bist, dann musst du auch in der Folge so sein. Du ziehst damit nämlich die Kunden an, die genau so einen initiativen und initiierenden Berater suchen.

Du musst dieses implizite Versprechen dann über den ganzen Beratungsprozess einlösen — nicht nur vor, während und nach dem Erstgespräch.

Schlechte Deals

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Wenn es dir passiert, dass du aufgrund deiner Entscheidungen in der Vergangenheit einem Deal drinnenhängst, der ziemlich schlecht ist…

Dann steh zu deinem Wort, erfülle den Deal, auch wenn’s mühsam ist – und schau nicht zurück. Reue und Selbstvorwürfe bringen dich nicht weiter. Wer die Hand an den Pflug legt, soll nicht zurückblicken, heißt es in der Bibel.

Wenn der Deal erledigt ist, dann zieh weiter. Und nimm dir die Learnings mit, die dir helfen werden, keine so schlechten Deals mehr einzugehen.

So machen es alle, die (Business-)Deals eingehen – auch (und gerade) die Allerbesten.

Verlust Ist ein Gewinn

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Spannende Frage, die mir unlängst ein Freund gestellt hat:

Kann es sein, dass in manchen Lebenssituationen ein Verlust tatsächlich ein Gewinn ist?

Also nicht aus der strengen Sicht des Rechnungswesens, wo ein Gewinn immer ein Gewinn ist und ein Verlust immer ein Verlust.

Sondern aus der Sicht unserer Unternehmer- und Lebenspraxis. Wenn dir dein Instagram-Konto gesperrt wird: Gewinn oder Verlust? Wenn deine erste Mitarbeiterin kündigt: Gewinn oder Verlust? Wenn du einen Auftrag nicht bekommst, um den du dich monatelang bemüht hast: Gewinn oder Verlust?

Meine Beobachtung: Vieles, das kurzfristig ein schmerzhafter Verlust ist, kann sich in der Gesamtsicht deines Lebens in einen Gewinn verwandeln.

Der Grantlhuber

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Egal, zu welcher Konferenz du gehst, in welchem Projekt du mitarbeitest oder welche Gruppe du unterrichtest: Er ist immer dabei, der Granthuber.

Die eine Person, die diebische Freude daran hat, andere vor den Kopf zu stoßen. Die mit Gusto Sand ins Getriebe wirft. Deren Muttersprache das Meckern ist.

Die Grantlhuber:innen dieser Welt sind einsame Menschen. Nicht nur, dass niemand freiwillig ihre Nähe sucht – sie verstehen sich ja nicht mal untereinander!

Vielleicht hast du die Größe, den nächsten Grantlhuber, den du triffst, mit weichen Augen anzuschauen. Und dann frag dich vielleicht auch:

Was war wohl zuerst da bei diesem Grantlhuber – der Grant oder die Einsamkeit?