Was ist ein Digitaler Garten? đŸȘŽ

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Worum geht’s?

  • Mein Zugang zur Idee, meine Website wie einen digital garden zu bewirtschaften.
  • Hinweis von Jenni in ihrem Newsletter vom 27. Juli 2022. Danke, Jenni!
  • Einen “Blog” anders denken, nĂ€mlich im Sinn eines “Digital Gardens”.
  • Diese Idee hat mich intuitiv angesprochen, und ich habe sie sofort (in meinem Urlaub!) nĂ€her erforscht. Das ist dabei (bis jetzt) raus gekommen.

Was du wissen musst

In den UrsprĂŒngen des www gab es zwei Formen der Content-PrĂ€sentation und -Sortierung:

1. Homepage

  • Die Inhalte waren statisch: “von Hand” geordnet, bis sie “von Hand” verĂ€ndert wurden.
  • Die Inhalte waren persönlich kuratiert. Sie waren individuell, “quirky” und “cool”.
  • Inhalte waren “zeitlos”.
  • Homepages wurden “upgedatet”.

2. Web Diary (Weblog, Blog)

  • EintrĂ€ge sind nach Datum geordnet, in chronologischer Reihenfolge.
  • Inhalte waren mit einem Datum versehen.
  • Es finden keine Updates statt fĂŒr “alte” Tagebuch-EintrĂ€ge.
  • CMS machen das Bloggen ganz leicht, sorgen aber gleichzeitig fĂŒr Monotonie und Gleichförmigkeit.

Mit dem Erfolg von Blog-Plattformen (WordPress und Co.) hat sich eingebĂŒrgert, dass in Blogs die aktuellsten EintrĂ€ge zuerst angezeigt werden.

  • Aber warum ist das so? Ist das wirklich gut so?
  • Oder wĂ€re es nicht besser, wie bei Homepages eine individuelle, “quirky” Sortierung der Inhalte vorzunehmen?
  • [Noch schlimmer ist es natĂŒrlich bei Social Media. Wann und ob ĂŒberhaupt unser Content angezeigt wird, entscheidet dort ein Algorithmus. Wir haben darĂŒber ĂŒberhaupt keine Kontrolle mehr. Der Content gehört nicht mehr uns, und er ist innerhalb kĂŒrzester Zeit fĂŒr immer “verloren” in den Untiefen der Social Media Plattformen.]

Wir können uns die Hoheit ĂŒber unsere Inhalte aber wieder zurĂŒckholen, indem wir Blogs neu/anders sehen.

“Bloggen” kann man nĂ€mlich auf zwei verschiedene Weisen denken:

1. Performance Blogging

  • Blog verfolgt ein konkretes Ziel.
  • Content Marketing; SEO.
  • Finite game, zielorientiert
  • Der Blog ist z.B. dazu da, eine “Personal Brand” oder einen Expertenstatus aufzubauen.
  • Bloggen und Schreiben dient vor allem der “Content-Marketing-Strategie”, nicht dem Selbstausdruck
  • Blogposts sind “fertig” und “perfekt”.
  • ⇒ Ein solches Blogpost zu schreiben ist eine schwere „Arbeit” und wird mitunter an Profi-Texter ausgelagert.

2. Non-performative Blogging (”Digital Garden”)

  • Blog verfolgt kein bestimmtes Ziel.
  • Außer das allgemeine Ziel, sich auszudrĂŒcken und damit ev. auch fĂŒr andere nĂŒtzlich zu sein.
  • Wie ein “Wiki”, in dem Content wĂ€chst und sich ĂŒber die Zeit verĂ€ndert und verbessert.
  • Infinite game, Growth-orientiert
  • Ein “menschlicherer” Ansatz (und Ă€hnlicher dem, was Blogs ursprĂŒnglich waren).
  • FĂŒhrt im besten Fall auch dazu, dass man mehr schreibt. Einfach, weil man mehr Freude daran hat.

Chonologisch geordnete Posts sind wenig nĂŒtzlich. In Wirklichkeit verwendet niemand das Internet so.

Deshalb: Viel nĂŒtzlicher ist: Curation (”by me, for you”).

  • Im Performance Blogging verlassen wir uns auf die Google-Bot-Armeen, die dabei helfen sollen, dass die Menschen da draußen uns und unseren Content finden. Wir “unterstĂŒtzen” das dadurch, dass wir “SEO machen” (und damit u.U. in Kauf nehmen, dass unsere Texte suboptimal geschrieben sind).
  • Im Non-performative Blogging ĂŒbernehmen wir selbst die Curation.
  • Beispiel: Eine kurze “Best-Of”-Liste (”Some Personal Favourites”) auf der Startseite – also eine Auswahl von VorschlĂ€gen fĂŒr Besucher, die zum ersten Mal da sind. = Ein konkretes (weil beschrĂ€nktes) Angebot an Artikeln, nicht die komplette, erschlagende Masse.
  • Auch eine Such-Funktion auf der Website hilft – nicht zuletzt einem selbst.
  • Man kann fĂŒr seine Leser*innen “Guides” erstellen – wie “ReisefĂŒhrer” durch die Website, zu bestimmten Themen.
  • Artikel sind untereinander verlinkt, sodass man sofort zu weiterfĂŒhrenden Themen nachlesen kann.
  • Das geht auf das zurĂŒck, wie Homepages ursprĂŒnglich funktioniert haben.

No more analytics

  • Im klassischen Content Marketing sagt man: Ich brauche doch Analytics, damit ich weiß, welcher Content bei meiner Zielgruppe gut ankommt!
  • Im Non-Performative Blogging sagt man hingegen: Dieser Blog ist in erster Linie fĂŒr mich da. Meine Leserinnen sind mir nicht egal, aber ich werde mich sicher nicht nach ihnen richten. Mein Ziel ist es, dass mein Blog interessant und nĂŒtzlich fĂŒr mich und fĂŒr meine Leserinnen ist.
  • “It’s not that I don’t care about you, but this is for me.” (Joel Hooks)
  • “It’s my garden, but I’m happy for you to hang around and eat tomatos with me.” (Joel Hooks)

Den Blog kann man in dem Fall wie ein Ă¶ffentliches Second Brain vorstellen, auf dem laufend Progressive Summarization stattfindet.

  • “A space for collecting the dots”, so sieht Tom Critchlow seinen Blog.
  • Schönes Bild: A blog without a publish button.
  • vgl. Danny Hatchers öffentlich zugĂ€nglicher Obsidian Workspace

NĂŒtzliches Konzept in diesem Zusammenhang von Robin Sloan: stock and flow.

Flow is the feed. It’s the posts and the tweets. It’s the stream of daily and sub-daily updates that reminds people you exist.

Stock is the durable stuff. It’s the content you produce that’s as interesting in two months (or two years) as it is today. It’s what people discover via search. It’s what spreads slowly but surely, building fans over time.

Spannend in diesem Zusammenhang ist natĂŒrlich Stock. Stock in diesem Sinn passt wunderbar zur Garten-Metapher des Blogs.

  • Sloan sagt in seinem Artikel aber, dass es beide braucht: Flow und Stock.
  • And the real magic trick is to put them both together. To keep the ball bouncing with your flow—to maintain that open channel of communication—while you work on some kick-ass stock in the background. Sacrifice neither. The hybrid strategy.

Idealerweise also: Aus dem Flow (z.B. den tĂ€glichen EintrĂ€gen im Lerntagebuch oder aus meinen regelmĂ€ĂŸig veröffentlichten Buch-Notizen) entsteht Stock-Content, der langlebig und interessant und suchenswert ist.

  • Aha-Erlebnis: Flow-Content an sich ist nicht besonders spannend, und danach wird auch nicht wirklich gesucht. Es ist der verarbeitete und damit wertvollere Stock-Content, der interessant ist.
  • Stock-Content ist, so verstanden, auch verwandt mit der Idee von Skyscraper-Artikeln.
  • Was natĂŒrlich schon auch sein kann: Du hast zwar viel Stock, aber wenig Flow. Wenn du zu wenig Flow hast, dann nĂŒtzt dir auch genialer Stock nichts, weil du niemanden ansprichst, der deinen Stock nĂŒtzlich finden könnte.
  • [Stock and flow ist das gleiche Konzept, das du auch aus der BWL kennst: Vermögen (stock) ist wertvoll und macht ein Unternehmen “wertvoll”. Aber das grĂ¶ĂŸte Vermögen nĂŒtzt nichts, wenn es keinen Cash Flow (Wareneinsatz, Materialeinsatz udgl.) gibt. Es braucht unbedingt beides, sonst funktioniert das Business nicht!]

Spannende Beispiele und Inspirationen

Offene Fragen

  • Ich habe viele Notion-Notizen, die in meinen Digitalen Garten passen wĂŒrden. Wie lassen sich diese Notion-Notizen mit meiner Website verbinden?
    • Ich mag nĂ€mlich nicht zwei GĂ€rten „bewirtschaften“, einen auf meinem Blog und einen in Notion.
    • Ich mag aber meinen Digitalen Garten einen Teil meiner Website sein lassen. Er soll ĂŒber meine Website zugĂ€nglich sein.
  • Soll ich es machen wie Danny Hatcher, der von seiner Website auf seine „Public Notes“ weiterleitet?
    • Aber ich will ja nicht mein ganzes Notion teilen, sondern nur die Notizen, die in meinen Digitalen Garten passen!?

Artikel, die mich ursprĂŒnglich inspiriert haben:

Letztes Update: 9. Juli 2023


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