Meine Notizen
Emily Engelhardt
- ist seit 19 Jahren in der Online-Beratung unterwegs (seit 2001!)
- arbeitet an der Uni Nürnberg in einem Institut, das sich mit Online-Beratung beschäftigt; ist selbständige Beraterin und Trainerin
- Website: https://www.der-dreh.net
Das Thema Online-Beratung hat sich durch die Corona-Krise „total gewandelt“:
- Video-Beratung war vor Corona kaum ein Thema in der psychosozialen Beratung. Man konnte sch nicht vorstellen, dass das funktionieren kann.
- Ihr Fokus heute ist allerdings die schriftliche Kommunikation.
- Die Präsenzberatung bleibt in den meisten Fällen der Gold-Standard.
Schriftliche Beratung = Schreiben statt reden, lesen statt zuhöhren
- Vorteil: Der äußere Eindruck der Person spielt keine Rolle; man konzentriert sich rein auf den Inhalt der Botschaft.
- Oft vermutete Nachteile: Mehr Missverständnisse, weil zeitversetzt. Und Beziehungsgestaltung ist problematischer.
Was macht eine „gute Beziehung“ überhaupt aus (für mich)?
- Wodurch entsteht im echten Leben „Beziehung“?
- Wie bekommen wir das in einen Text übersetzt?
Folgende Grundhaltungen (der systemischen Beratung) können helfen:
- Neutralität & Neugier
- Interesse am Geschriebenen zum Ausdruck bringen.
- Nachfragen; auf bestimmte Stellen im Text Bezug nehmen.
- Vermitteln: „Hey, ich will dich verstehen!“
- „Engagiertes Lesen“
- Empathie & Wertschätzung
- Ratsuchende gehen in Vorleistung und schenken Vertrauen.
- Gutes Beispiel: „Beim Lesen Ihrer Nachricht wurde für mich spürbar, wie viele Gedanken Sie sich um die Situation Ihrer Tochter machen…“
- Kongruenz & Transparenz
- Auch bei reiner Text-Kommunikation entstehen Bilder im Kopf, ganz automatisch.
- Bewusstsein des Konstruktivismus
- Dinge werden oft anders beschrieben als sie besprochen werden.
- Eigene Interpretation des Textes vs. Intention der schreibenden Person
Was sagt es über mich, meinen Beratungsstil und die Beratungssituation insgesamt aus, wenn ich Dinge in der persönlichen Beratung sagen würde („unter der Hand“), die ich lieber nicht verschriftlicht in einem Mail festgehalten haben würde?
Niederschreiben an sich führt schon zu einer Selbstreflexion und Selbststrukturierung der Kund*innen.
- Dieser Effekt ist viel stärker als bei der Videoberatung.
- vgl. IK, die in Vorbereitung auf die Videoberatung die Themen für sich in einem Mail strukturierte und die davon (so sagt sie selbst) sehr profitiert hat.
Der Text ist nicht die Person!
- Ein Text ist „ein Selbstbeobachtungsprozess (der Person), an dem wir (als Berater*innen) teilhaben dürfen“.
Online-Beratung nicht defizitär sehen: Was kann ich dadurch, was ich sonst nicht kann?
- Ich kann Texte zur Verfügung stellen, und dann unterhalten wir uns (schriftlich oder mündlich) über diesen Text!
- Oder Videos!
- Das wären Beispiele für Blended Counseling, wo die Stärken des Mediums „online“ wirklich genützt würden – und nicht nur als defizitärer Ersatz für die Präsenzberatung.
- Auch bei mir: e-Mail-Beratung erscheint mir als die zweit- oder drittbeste Wahl, die „kleine Beratung für zwischendurch“, ein Lückenfüller. Das muss per se aber so gar nicht sein! Mit schriftlicher Kommunikation ließen sich ganz spezifische Dinge bewirken.
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