Evi Hartmann: Ihr kriegt den Arsch nicht hoch (2018) 📙

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Meine Notizen

Das “Bloß nicht ĂŒberarbeiten”-PhĂ€nomen

Sie tun es einfach nicht

  • “Einige sind voll dabei, ĂŒbernehmen Verantwortung und Aufgaben und bringen Leistung, wĂ€hrend andere gerade einmal das Nötigste erledigen. Wohlgemerkt: Nicht, weil sie nicht können, am Ende ihrer KrĂ€fte oder dem Burn-out nahe sind. […] Ich meine vielmehr jene, die von ihren Voraussetzungen, Qualifikationen und FĂ€higkeiten her durchaus in der Lage sind, die gestellten Aufgaben zu erledigen. Sie tun es bloß nicht. Und sie leiden auch nicht darunter, dass sie es nicht tun. Im Gegenteil: Es geht ihnen gut, blendend sogar.” (S. 9)

Unsere Gesellschaft ist krank

  • “Unsere Gesellschaft ist krank. Sie bestraft die Leistung ihrer Leistungselite und belohnt die großmĂ€ulige Selbstdarstellung einer leistungsverweigernden Pseudo-Elite, die deutlich weniger leistet, sich aber fĂŒr etwas Besseres hĂ€lt. Wer etwas bewegen will, kriegt Steine in den Weg gelegt, unsachliche Kritik, im besten Fall Undank. Wer sich den Hintern breitsitzt, Maulaffen feilhĂ€lt und nur das Nötigste schafft, bekommt freie Hand — aber nichts gebacken. Und das, wĂ€hrend die Menschheit vor einem der grĂ¶ĂŸten UmbrĂŒche in ihrer Geschichte steht und zahllose Herausforderungen meistern muss. Wer soll das alles bewĂ€ltigen? Etwa die Leistungsvermeider?” (S. 14)

1 – Mehr Leistung, mehr Elite, bitte!

Echte Elite ist Leistungselite

  • “Es spielt dabei ĂŒberhaupt keine Rolle, welche Position in der Hierarchie eines Untenrehmen sie einnehmen oder welcher sozialen Schicht sie angehören. Zur Leistungselite zĂ€hlen alle, die ihre Möglichkeiten und FĂ€higkeiten ausschöpfen, die vollen Einsatz zeigen und Überdurchschnittliches vollbringen.” (S. 18)
  • “Wer das leistet, was er oder sie “drauf hat”, die Extra-Meile geht, sich engagiert, wo andere es sich im Hintergrund bequem machen, wer Commitment zeigt, wo andere abwinken — der oder die gehört zur Leistungselite.” (S. 39)
  • “Zur Leistungselite zĂ€hlen Menschen, die gerne (deutlich) mehr leisten als das Nötigste, Übliche, das Minimum.” (S. 23)
  • Motto: “Das können wir besser!” (S. 25)

Pseudo-Eliten oder Elitisten

  • “Menschen, die reden, wĂ€hrend andere leisten.” (S. 19)
  • “Sie zeichnen sich durch ihren Anspruch aus, nicht durch ihre Leistung. […] Sie zeichnen sich durch das Gegenteil aus, durch ihre Leistungsvermeidung.” (S. 19)

Warum die Leistungselite gerne leistet

  • “Bezeichnenderweise fallen mir auf Anhieb keine Mitglieder der Leistungselite ein, die jemals einen Burn-out erlitten hĂ€tten.” (S. 27)
  • “Die Leistungselite ist eben nicht leistungsgetrieben. Sie leistet aus freien StĂŒcken.” (S. 27)
  • “Weil Leistung eine exzellente Chance auf Selbstentfaltung und Selbsverwirklichung bietet.” (S. 27)
  • “Indem ich mich leistend artikuliere und entfalte, drĂŒcke ich nicht nur etwas aus, das “meins” ist, sondern stĂ€rke damit auch das, was mich im Innersten ausmacht.” (S. 27)

Der Unterschied zwischen Leistung und Erfolg

  • “Der ehemalige Weltklasseschwimmer Michael Groß sagte im FAZ-Interview ĂŒber eines seiner legendĂ€ren Rennen: “Da sind wir viereinhalb Sekunden unter dem Weltrekord gewesen, ein traumhaftes Rennen, es hat eigentlich alles gepasst. Und trotzdem sind wir nur Zweiter geworden, hinter den Amerikanern. Das hat mich bis heute insofern geprĂ€gt, weil ich den Unterschied zwischen Leistung und Erfolg gelernt habe. Du kannst die höchste Leistung bringen und trotzdem nicht erfolgreich sein.” “ (S. 29)
  • “LeistungstrĂ€ger ziehen ihre Lebenszufriedenheit aus dem, was sie beeinflussen können, ihre Leistung. Erfolg ist nicht immer eigenstĂ€ndig zu beeinflussen. In der Unternehmenswelt ist dieser Unterschied hĂ€ufig etwas unklar.” (S. 29)
  • “Hier liegt der Irrtum zugrunde, dass Leistung am Erfolg gemessen werden könne.” (S. 29)
  • ⇒ Was sind Leistung und Erfolg fĂŒr GrĂŒndungsberater? Was fĂŒr FH-Lektoren? Was fĂŒr Papas?

2 – Die Leistungsverweigerer — Unsere Pseudo-Elite

DrĂŒckebergertum enttarnt sich selbst

  • “Das ist vielleicht der einzige Trost am DrĂŒckebergertum: Es entlarvt sich immer selbst. Höfliche Fragen zu stellen, reicht den DrĂŒckebergern schon. Reden ist schon genug. Handeln ist nicht nötig.” (S. 59)
  • “Ein Kollege nannte das mal “Murphy’s Meeting Law”: “Je mehr einer redet, desto weniger arbeitet er.” “ (S. 59)

Der BedenkentrÀger hat den LeistungstrÀger abgelöst

  • “Unsere Pseudo-Elite ist eine Elite der BedenkentrĂ€ger und Besserwisser, der Rechhaber, Skeptiker und Großsprecher.” (S. 63)

3 – Der Sinn des Lebens: Was wollen die Arbeitsverweigerer?

Leistungsverweigerung aus Versagensangst

  • “So absurd es klingt: Wer aus Furcht eine Leistung verweigert, verhĂ€lt sich aus seiner eigenen Perspektive betrachtet rational — im Sinne der RationalitĂ€t von VerdrĂ€ngung, Verleugnung und Vermeidung. Das sind zwar langfristig untaugliche, aber immerhin weitverbreitete BewĂ€ltigungsstrategien. […] NatĂŒrlich ist Vermeidungsverhalten kein konstruktiver Umgang mit Angst, sondern mentalhygienisch ein Bumerang mit kurzfristiger Erleichterung und langfristiger erlernter Hilflosigkeit.” (S. 83)
  • Das kommt bei GrĂŒnder*innen (auch) vor.

Leistungsvermeidung durch Systemanpassung

  • “Es macht durchaus Sinn, Leistung zu verweigern. Nicht nur fĂŒr Elitisten, sondern tatsĂ€chlich auch fĂŒr LeistungstrĂ€ger. In vielen Unternehmen, Abteilungen, Projektgruppen, Organisations- und Verwaltungseinheiten herrscht ein System der Leistungsvermeidung.” (S. 86)
  • “Sie hat sich angepasst. Wer will es ihr verdenken? Aus einer von allen Seiten angefeindeten LeistungstrĂ€gerin wurde eine angepasste, aber allseits geschĂ€tzte Elitistin.” (S. 87)
  • Das ist z.B. auch bei engagierten Junglehrer*innen der Fall!

Elitisten als GrĂŒnder

  • “”Aber wir können das doch viel besser!”, sagt die GrĂŒnderin. Warum? Nicht, weil sie es tatsĂ€chlich besser könnte, sondern weil sie so begeistert ist von ihrer Idee, von der SelbstĂ€ndigkeit und natĂŒrlich von den verlockend winkenden Millionen. So begeistert, dass sie eine fundierte Markt-, Bedarfs- und Konkurrenzanalyse nie gemacht hat. Das wĂ€re aber nötig gewesen. Vor jeder GrĂŒndung — egal ob digital oder analog, ob Firma oder Start-up. Das, was nötig ist, nennt man Leistung. Diese GrĂŒnderin erbringt sie nicht. Sie denkt, nein fĂŒhlt, wie Elitisten: Enthusiasmus ist Ersatz fĂŒr Leistung!” (S. 99)
  • “Das fĂŒhlt sie, obwohl sie BWL studiert hat. Aber wenn man so geniale Ideen hat, braucht man keine fundierte Analyse. Dachte und fĂŒhlte sie. Das ist das Grund- und ExistenzgefĂŒhl der Pseudo-Elite: “Wir haben das nicht nötig!” “ (S. 99)
  • “Die Pseudo-Elite ist arrogant, sie ist leichtsinnig, und sie schadet. Meist anderen. Denn das Geld fĂŒrs Start-up hat ihr der Herr Papa vorgeschossen. Er sieht es nie wieder. Auch das ist typisch fĂŒr das Elitisten-PhĂ€nomen: Den Schaden haben meist andere.” (S. 99)
  • Solche GrĂŒnder*innen gibt es tatsĂ€chlich. GrĂŒndung auf Kosten anderer. GrĂŒndung ohne Leistung.

4 – Wir Versager: Wer tut, was getan werden muss?

Das Recht auf Selbstverwirklichung und seine Grenzen

  • “Jeder Mensch hat das Recht auf Selbstverwirklichung. Dieses Recht ist unverĂ€ußerlich. Es ist unverĂ€ußerlich — es ist nicht unbegrenzt. Das Recht eines Menschen auf Selbstverwirklichung stĂ¶ĂŸt dann an eine Grenze, wenn andere seinen Dreck wegrĂ€umen mĂŒssen, den er beim Selbstverwirklichen hinterlassen hat. Das ist sozusagen die Gerechtigkeitsgrenze der Sebstentfaltung: Ein Mensch darf die Kosten und externen Effekte seiner Selbstverwirklichung nicht anderen Menschen aufbĂŒrden!” (S. 108)

Wenn sich einer fĂŒr Jesus hĂ€lt

“”Du kannst einem, der sich fĂŒr Jesus hĂ€lt, nicht ausreden, dass er Jesus ist. Wenn du ihn aufforderst, ĂŒbers Wasser zu laufen, hat er gerade keine Lust. Wenn er dein Vesperbrot mehren soll, lehnt er das mit der BegrĂŒndung ab: Du sollst Gott nicht versuchen! Egal, was du auch sagst: Er hat immer recht. Er ist Jesus. Deshalb nennt man das “Wahnvorstellung”. Jede Diskussion ist sinnlos.” (S. 111)

Bring your own house in order

  • “Wer von der Schule verlangt oder erwartet, dass die Kindern einen Leistungsethos vermittelt, verlangt oder erwartet möglicherweise zu viel. Vor allem riecht diese Erwartung selbst schon leicht nach elitĂ€rem Eskapismus und kommoder Entantwortung: Warum sollten wir von der Schule erwarten, was wir gut und gerne selbst leisten könnten? Jeder reformiere seinen eigenen Elitisten!” (S. 119)

Leistungsmobbing

  • “Leistung wird kleingeredet, bagatellisiert, trivialisiert, marginalisiert, stigmatisiert, unter den Teppich gekehrt und als Vorwand fĂŒr VorwĂŒrfe an den LeistungstrĂ€ger missbraucht.” (S. 124)
  • Das kommt in soooo vielen Bereichen vor, z.B. Schule, FH, Arbeit.
  • Betrifft auch Menschen, die sich selbstĂ€ndig machen wollen. Und erst recht erfolgreiche Unternehmer*innen.

5 – Wahnsinnskarrieren: Wie wird man Elitist?

Mit Leistungsdruck umgehen

  • “Der Elitist denkt: “Der Chef möchte 20 Seiten Report! Bis morgen! Oje, das schaffe ich nicht.” Und der Zwang ist da. Der LeistungstrĂ€ger denkt: “Ich weiß, was der Chef will und gebe mein Bestes. Wenn es hinhaut, gut. Wenn nicht, auch gut. Es geht immer nur das, was geht. Mehr geht nicht.” “ (S. 137)
  • “Selbst wenn tatsĂ€chlich Druck von außen gemacht wird: Der Elitist ĂŒbernimmt ihn, die Leistungselite nicht. Der Elitist internalisiert Druck von außen, die Leistungselite grenzt sich gegen solche Übergriffe ab […].” (S. 137)
  • “Der Elitist erwartet, dass man ihm keinen Druck macht. Die Leistungselite kann mit Druck umgehen, indem sie sich abgrenzt und der eigenen Einstellung treu bleibt.” (S. 137f)

half-assed

  • “[…] erledigt eine Aufgabe, wie Homer Simpson das ausdrĂŒckt, “half-assed”, halbherzig, mit angezogener Handbremse, ohne viel Commitment, Motivation oder Engagement, ohne den Willen zur herausradenden Leistung […].” (S. 140)

Nicht leistungsstark, sondern getrieben

  • “Viele, die sich fĂŒr leistungsstark halten und von anderen fĂŒr leistungsstark gehalten werden, sind im Sinne der Transaktionsanalyse Getriebene â€” und fĂŒhlen sich auch so: bei allem Erfolg und aller Anerkennung von außen doch im Innersten getrieben, gestresst, oft insgeheim am Ende ihrer KrĂ€fte.” (S. 147)

Antreiber ≠ Leistungsfaktoren

  • “Deshalb heißen die Antreiber auch Antreiber — und nicht Leistungsfaktoren. Weil sie zu enormem Aufwand antreiben, der mit echter Leistung, zĂ€hlbarem Output und vorweisbaren Resultaten im zielorientierten Sinne einer effizienten Arbeit nichts zu tun hat.” (S. 148)

Wahre GrĂ¶ĂŸe = Output

  • “Wir alle trĂ€umen von Applaus und Besonderheit — und sind damit schon halb auf dem Weg, zu Elitisten zu werden. Das beste Gegenmittel dagegen ist, sich tĂ€glich, stĂŒndlich echter GrĂ¶ĂŸe zu versichern. Und die liegt nun mal nicht in der Neurose, sondern in der eigenen, echten Leistung.” (S. 157)

6 – Leben im Seuchengebiet: Leistung macht einsam

LeistungstrÀger sind einsam

  • “Der einsame Rufer in der WĂŒste zu sein, macht, wie der Begriff schon sagt, einsam. Viele LeistungstrĂ€ger halten den Mund, schrauben ihre Leistung herunter oder verkaufen sich unter Wert, um nicht aus der Sippe des Teams, der Kollegen, der Familie, des Vereins, der Gruppierung, Partei, Schulklasse (”Streber!”) verstoßen zu werden.” (S. 168)
  • “Der beste VerkĂ€ufer einer Niederlassung fĂŒr Gewerbebedarf sagt: “Dass ich zum dritten Mal Jahresumsatz-Champion geworden bin, freut mich nur eingeschrĂ€nkt. Wenn du dauerhaft so viel besser bist als die anderen, glauben die, du hĂ€ltst dich fĂŒr etwas Besseres und beginnen, dich zu meiden und heimlich zu sabotieren. […] Aber wenn du niemanden mehr hast, mit dem du dich auf deinem Level unterhalten kannst, weil die anderen immer nur ĂŒber Kunden schimpfen, anstatt bessere Sales Pitches zu diskutieren und immer nur ĂŒber ihre Wohnmobile und Urlaubsreisen reden, anstatt auch mal ĂŒber ein gutes Buch zu GesprĂ€chstechniken — da kommst du dir schon wie ein Exot oder ein Nerd vor.” “ (S. 168)

8 – Drei Zukunftsszenarien: Was wird aus der Luschen-Gesellschaft?

Work-Life-Balance

  • “Der Begriff Work-Life-Balance ist trendiges Modewort und Totschlagargument in jeder Diskussion, in der mehr Leistung gefordert wird. Dieses BegriffsverstĂ€ndnis setzt Arbeit und Leisung in Widerspruch und Gegensatz zu Privatleben und SinnerfĂŒllung. […] Work-Life-Balance wird heute leider hĂ€ufig verstanden als “Life vs. Work”.” (S. 216f)
  • “Meine Überzeugung ist: Wir erreichen ein sinnvolles und erfĂŒlltes Leben nicht dadurch, dass wir Leistungspotenziale beruflich und gesellschaftlich brach liegen lassen und uns aufs Privatleben konzentrieren, sondern dass wir in möglichst vielen Bereichen und Situationen unseres Lbens aud em Vollen sĂ€mtlicher unserer Begabungen, FĂ€higkeiten und Neigungen schöpfen. Schonhaltung ist einfach und bequem, erfĂŒllt aber nicht wirklich. Nur Leistung im Rahmen der voll ausgeschöpften eigenen Potenziale, Anlagen und FĂ€higkeiten ermöglicht nachhaltige Lebenszufriedenheit, persönliche Weiterentwicklung, charakterliche Reifung, ErfĂŒllung und GlĂŒck. Das wĂŒnsche ich uns allen.” (S. 218)

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