Jesper Juul: Die kompetente Familie (2007) 📙

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Meine Notizen

Vorwort (Mathias Voelchert)

„Die wichtigste Frage für jede Familie lautet: Wie verwandeln wir liebevolle Gefühle in liebevolles Verhalten? Denn die Tatsache, dass wir einander lieben, bedeutet nicht automatisch, dass wir auch gut miteinander auskommen.” (S. 7)

„Wenn Kinder schwierig werden, halten sie ihrer ganzen Familie den Spiegel vor.” (S. 11)

„In diesem Buch geht es [..] nicht um die zehn Tricks, wie Ihre Familie wieder gut läuft, hier geht’s ums Ganze. Um Ihre Werte und wie Sie die in Ihrer Familie etablieren können.” (S. 12)

Das Zusammenspiel der Familie

„Entscheidend für das Wohlergehen der Familie ist, dass beide Partner die Notwendigkeit von Konflikten begreifen und gemeinsam einen Weg finden, mit diesen umzugehen.” (S. 14)

„Kinder sind trotz ihrer ihnen innewohnenden Weisheit überaus harmoniebedürftig. Sie hassen es, wenn zwischen den Eltern Disharmonie besteht, kommen aber ohne Weiteres damit zurecht, wenn sie spüren, dass die Erwachsenen sich wirklich wollen. Es gibt also keinen Grund, Konflikte vor den Kindern zu verheimlichen – was im Übrigen auch gar nicht möglich ist!” (S. 15)

Verantwortung oder Gehorsam?

„Es reicht nicht, die vermeintlichen Fehler der eigenen Eltern vermeiden zu wollen oder sich unter den Experten oder Autoren einen persönlichen „Guru” auszuwählen. Kinder sind unglaublich verschieden […]. Was sich in der einen Familie bewährt, kann in der nächsten scheitern.” (S. 18)

„Kinder wollen immer kooperieren und ihren Eltern jeden Tag Freude bereiten.” (S. 19)
Eltern wünschen sich Kinder, die folgsam sind im Innen und kritisch im Außen. Das kann nicht funktionieren!

  • „Kinder sind nicht in der Lage, beide Forderungen gleichermaßen zu erfüllen, so gerne sie dies auch täten.” (S. 20)

„Kinder brauchen keine perfekten Eltern, die über jeden Zweifel erhaben sind, sondern authentische Menschen aus Fleisch und Blut, die nicht alles wissen, doch stets bereit sind, sich weiterzuentwickeln.” (S. 20)

Grenzen

„Es war für Eltern noch nie leicht, ihren Kindern Grenzen zu setzen.” (S. 21)

„Man sollte sich zunächst darüber klar werden, wo die eigenen Grenzen liegen, und möglichst auch darüber, warum dies so ist.” (S. 23)

  • Man tut sich meist nicht schwer, diejenigen Grenzen zu vertreten, über die man im Vorhinein gut nachgedacht hat.

„Statt zu fragen: „Was ist richtig für das Kind?” müssen wir uns fragen: „Was ist richtig für mich? – Und was bedeutet das für mein Kind?” (S. 26)

  • Ich-Aussagen formulieren: Ich teile meine Grenzen mit -> Kinder wollen grundsätzlich kooperieren -> Es kommt etwas Konstruktives heraus.
  • z.B. „Ich will nicht, dass du das Bügeleisen anfasst!” – Diese Aussage „ist warmherzig. Möglicherweise erschrickt ds Kind oder wird traurig, doch wird es nicht in seiner Integrität gekränkt.” (S. 30)

„Persönliche Grenzen haben u.a. den entscheidenden Vorteil, dass sie veränderbar sind. Es gibt Tage, an denen es einem nichts ausmacht, dass die Jüngste das Klavier mit dem Ellbogen traktiert, während man es an einem anderen Tag nicht möchte. Und das ist völlig in Ordnung.” (S. 31)

„Es ist wichtig, dass wir darauf bestehen, von unseren Nächsten ernst genommen zu werden. Falls sie es nicht tun, sollten wir mit ihnen reden, um herauszufinden, was sie daran hindert, uns ernst zu nehmen.” (S. 38)

„Wir leben in einer Zeit, in der wir endlich begriffen haben, dass zwischen Kindern und „richtigen Menschen” kein Unterschied besteht. Der Umgang mit Kindern gestaltet sich nicht prinzipiell anders als der Umgang mit Freunden.” (S. 39)

„Wenn Kinder unsere Grenzen missachten, lernen wir uns selbst kennen. Wenn wir sie kränken, verrät uns der Schmerz in ihren Augen, dass wir sie noch nicht gut genug kennen.” (S. 39)

Gibt es ein Trotzalter?

„Doch in der Kooperation zwischen Eltern und Kindern geht es nicht ums Rechthaben, sondern darum, den Kindern die Möglichkeit zu geben, all das zu lernen, was sie in wenigen Jahren beherrschen sollen. Darum müssen sie auch Dinge ausprobieren dürfen, die noch nicht einwandfrei funktionieren. Helfen sollte man ihnen erst dann, wenn sie darum bitten.” (S. 47)

„Kinder besitzen nahezu geniale Fähigkeiten, wenn es darum geht, etwas zu lernen. Unablässig versuchen sie Aufgaben zu lösen, die ein wenig zu schwer für sie sind.” (S. 47)

  • Hier können Gründer und Lifestyle Entrepreneure sich Kinder als Vorbild nehmen. Sie haben nämlich eine ganz ähnliche Aufgabe.

„Was du willst, das sollst du auch bekommen”

„Doch denken Sie stets daran: Keine Vorwürfe, keine Drohungen, und keine honigsüße Manipulation. Falls Eltern damit anfangen, werden die Kinder sie unwillkürlich nachahmen (kooperieren).” (S. 55)

„Wenn das Kind die Grenzen der Eltern missachtet, haben dies die Eltern zu verantworten. Das Kind trifft daran keine Schuld.” (S. 56)

Aggression – ein notwendiger Teil des Familienlebens

„Auch Schuldgefühle führen zu aggressivem Verhalten.“ (S. 57)

  • vgl. Brené Brown über shame

„Doch die häufigste Ursache für Aggression ist wohl das Erlebnis, für unsere Nächsten nicht so wertvoll zu sein, wie wir es gerne sein möchten.” (S. 58)

  • vgl. Brené Brown über shame

„Die Aggression ist nicht der Feind der Liebe und Fürsorge. Sie ist eine der vielen Ausdrucksformen der Liebe.“ (S. 59)

„So wie die meisten Aggressionen entspringen auch diese einem Gefühl der Ohnmacht, des Mangels und der Angst.“ (S. 61)

„Kinder sind auf unsere Empathie und unseren Willen angewiesen, wirklich verstehen zu wollen, was in ihnen vorgeht.“ (S. 61)

Die Führung in der Familie

„[Es geht um] zwei Arten von Macht: um die Macht des Einzelnen über sein eigenes Leben und über das Leben anderer.“ (S. 77)

„Im allgemeinen Sprachgebrauch besteht ja eine unglückselige Neigung, das „Natürliche“ mit dem „Üblichen“ zu verwechseln.“ (S. 79)

„Wir leben in einer Gesellschaft, deren Organisation sowohl die Lebensqualität des Einzelnen als auch die Natur zerstört.“ (S. 80)

„Der Preis für die eigenen vier Wände sind oft überarbeitete, gestresste Eltern, deren Kinder sich damit abfinden müssen, von fremden Personen betreut zu werden, wenn sie eigentlich am liebsten mit ihren Eltern zusammen wären.“ (S. 81)

„Man kann mit einigem Recht behaupten, dass eine schlechte Führung (sehr strenge oder unzugängliche Eltern) immer noch besser ist als gar keine Führung.“ (S. 83)

„Selbstverständlich gibt es Situationen, die Einigkeit erfordern, doch ist dies viel seltener der Fall, als wir gemeinhin annehmen. Das gilt auch in Bezug auf die Kinder. Kinder spielen ihre Eltern nur dann gegeneinander aus, wenn die Eltern nicht zu ihrer Verschiedenartigkeit stehen und diese nicht wertschätzen.“ (S. 84f)

„Die Art und Weise, wie wir Entscheidungen treffen, ist viel wichtiger als das Ergebnis.“ (S. 86)

„Darum müssen sich alle so persönlich wie möglich äußern, d.h. für sich und über sich sprechen. Erst wenn wir wissen, was jeder Einzelne als positiv und negativ empfindet, können wir entscheiden, was das Beste für die gesamte Familie ist. Und da wir uns unablässig verändern und entwickeln, müssen wir immer wieder offen miteinander sprechen, anstatt frühere Ansichten als unveränderlich zu betrachten.“ (S. 87f)

Gemeinsame Verantwortung – eigene Verantwortung

„Solange wir nicht in der Lage sind, die Verantwortung für uns selbst zu übernehmen, solange bürden wir dies unserer Umgebung auf.“ (S. 93)

„Vor allem für die bedeutungsvollsten Bereiche des Lebens – z.B. Kinder, Geld und Sex – gilt, dass sich die Verantwortung nicht aufteilen lässt. Beide Partner tragen stets die Verantwortung für das Ganze.“ (S. 95)

„Was will ich und was sollte ich?“ – Über den Konflikt zwischen Zusammenarbeit und Integrität im Erwachsenenleben

„Wir müssen „Ja!“ sagen, wenn wir Ja meinen, und „Nein!“, wenn wir Nein meinen. Um das zu können, müssen wir lernen, zwischen unseren wirklichen Wünschen und momentaner Lust oder Unlust zu unterscheiden.“ (S. 97)

„Dabei ist dieses Gefühl der Verpflichtung oft unbegründet, d.h. der andere fordert gar nicht, dass wir unsere Individualität unterdrücken. Wir glauben es nur und vergessen darüber, unseren Eindruck zu überprüfen.“ (S. 98)

Besorgnis – der depressive Ausdruck der Liebe

„Wenn wir uns ständig Sorgen machen, fallen wir einzig und allein unseren Fantasien zum Opfer und sind unfähig zu handeln, weil es eben Fantasien und nicht Tatsachen sind, die uns bedrohen.“ (S. 105)

„Marianne ist eine besorgte Mutter von der tapferen Sorte. Ihrem Sohn gegenüber verliert sie niemals ein Wort über ihre Sorgen – nur ihre Stimme verrät sie.“ (S. 105)

„[…] weil in dieser Besorgnis ein grundlegendes Misstrauen in ihre Fähigkeiten und Talente, in ihre Lebenstüchtigkeit zum Ausdruck kommt.“ (S. 107)

  • Ich mache mir Sorgen um meine Kinder, weil ich ihnen nicht zutraue, dass sie fähig sind, allein zurecht zu kommen.
  • Das mag bis zu einem gewissen Alter ja auch stimmen, wenn auch begrenzt. Aber es ist vermutlich leicht, dass das zu einer Gewohnheit wird und man den Kindern viel weniger zutraut, als fair ist.

„Konkrete Sorgen sollte man hingegen mit seinem Partner oder anderen Erwachsenen teilen – vor allem, wenn es darum geht, eine konstruktive Lösung zu finden.“ (S. 107)

  • Konkrete Sorgen, die keine Fantasien sind!
  • Gegen konkrete Sorgen kann man was machen. Wenn man sie teilt, können auch andere an der Lösung mitarbeiten – eventuell sogar Menschen, die Optionen aufzeigen, die man selbst nicht sieht.

Es ist nicht immer von Vorteil, etwas von Kindern zu verstehen

„Eltern interessieren sich mit nie gekannter Intensität für ihre Kinder und überfrachten sich mit Information – was zu furchtbaren Konsequenzen führen kann.“ (S. 110)

„Denn oft stellen gerade Eltern mit hohem Wissens- und Bildungsniveau das Kind in einer Art und Weise in den Mittelpunkt, die sie selbst zum Verschwinden bringt. […] Eltern, die ihre Kinder stets in den Mittelpunkt stellen, reduzieren ihr Leben auf eine Rolle – zumindest dann, wenn sie mit den Kindern zusammen sind. Sie versuchen ihre Elternrolle so gut wie möglich zu spielen und vergessen dabei, Mensch zu sein.“ (S. 113)

„Das Wichtigste für Kinder ist immer noch der Umgang mit Erwachsenen, die als Modell dafür dienen, wie man erwachsene Dinge tut.“ (S. 113)

„Denn genau das ist es schließlich, was viele Familien trotz ihrer theoretischen Bildung nicht fertigbringen. Sie tragen Konflikte aus, ohne sich jemals richtig in die Haare zu kriegen. Sie vertiefen sich in Analysen und Unterlagen, statt mit der Fernbedienung zu werfen.“ (S. 116)

Eltern als Sparringpartner für ihre älteren Kinder

„In vielen Familien kommt der Dialog zwischen Eltern und ihren heranwachsenden Kindern allmählich [!] zum Erliegen. […] Die Stille entsteht, weil die Eltern ganz einfach nicht wissen, was sie sagen sollen.“ (S. 117f)

„Viele Eltern empfinden ihre Gesprächsversuche als künstlich oder peinlich und können die Wortkargheit ihrer Kinder nur als allgemeines Desinteresse an ihrer Person verstehen. […] Andere Eltern haben solche Angst davor, ihre Kinder zu kränken oder zu manipulieren, dass sie es kaum noch wagen, einen eigenen Standpunkt zu vertreten, und stattdessen nur noch fragen: „Was findest du selbst?“ “ (S. 118f)

„Der dritte Weg lässt sich vielleicht am besten illustrieren, wenn man die Rolle der Eltern mit der eines Sparringparnters vergleicht. […] Eltern erreichen dies am ehesten, wenn sie ihre Ansichten und Überzeugungen klar zum Ausdruck bringen, ohne jedoch zu erwarten, dass ihre Kinder diese teilen. Es geht also darum, ehrlich und liebevoll zugleich zu sein, sich nichts vorzumachen und dem anderen dieselbe Möglichkeit zu geben.“ (S. 124)

„Ernst genommen werden Eltern vor allem, wenn sie die Kunst beherrschen, ihre Kinder ernst zu nehmen.“ (S. 124)

„Als Eltern verkennen wir oft, welch überwältigende Macht wir in den Augen unserer Kinder haben.“ (S. 126)

„Einer alten Tradition zufolge zeigen Eltern ihr Interesse dadurch, dass sie ihre Kinder über deren Tun und Lassen regelrecht ausfragen. Und viele Eltern fahren selbst dann noch damit fort, wenn die Kinder längst aufgehört haben, befriedigende Antworten zu geben. Doch wenn Fragen immer nur von einer Person kommen, ist dies nicht als gleichwertiger Dialog zu bezeichnen. Außerdem kann derjenige, der antworten soll, nur schwer entscheiden, ob die Fragen Ausdruck von Interesse, Fürsorge, Neugier oder Kontrollwillen sind. Wenn ältere Kinder gar nicht oder nur einsilbig antworten, ist dies oft Ausdruck von Unsicherheit und Unwillen. […] Es ist sicher keine schlechte Idee, zunächst eine Stunde verstreichen zu lassen und sich zu fragen, ob man selbst im Laufe des Tages etwas erlebt oder gedacht hat, das erwähnenswert ist.“ (S. 128)

„Wir müssen lernen auszudrücken, wer wir sind und wofür wir stehen, statt unseren Kindern vermitteln zu wollen, wie sie sein sollten.“ (S. 128)

Kinder brauchen Aufmerksamkeit

„Wirklich „gesehen“ fühle ich mich, wenn andere sozusagen hinter die Kulissen schauen und mich so erkennen, „wie ich bin“. Das setzt voraus, dass sich zumindest ein anderer Mensch so stark für mich interessiert, dass er sich die Mühe macht, hinter die Fassade meines scheuen, ungestümen, ängstlichen, munteren oder aggressiven Verhaltens zu gucken.“ (S. 130f)

„Das Bedürfnis, „gesehen“ zu werden, ist so alt wie die Menschheit.“ (S. 131)

„Kinder können sich beispielsweise aggressiv, wehleidig, fordernd oder selbstdestruktiv verhalten, wenn ihr Bedürfnis nach Aufmerksamkeit missachtet wird oder wenn die Eltern glauben, dieses durch oberflächliches Interesse oder Erfüllung aller Wünsche stillen zu können. Das ist einer der Gründe, warum man sich genug Zeit nehmen sollte, mit Kindern zu spielen. Im Spiel kann das Kind sich ganz nach seinen eigenen Vorstellungen zeigen, was den Eltern Gelegenheit gibt, es besser kennenzulernen.“ (S. 131)

„Ebenso wie Erwachsene haben Kinder das Bedürfnis zu erzählen, was sie tun, worüber sie nachgedacht und was sie erlebt haben. Das bedeutet nicht, dass Eltern immer alles gleich interessant finden müssen, doch ist es wichtig, dass sie aufmerksam zuhören, um ein Gespür dafür zu entwickeln, was ihre Kinder eigentlich sagen wollen […].“ (S. 132)

„Die Erwartungen an die emotionale Substanz in der Familie sind in den letzten 20 Jahren gewaltig gestiegen […].“ (S. 133)

Sollen Kinder Pflichten haben?

„Eltern sind verschieden.“ (S. 135)

„Wir wissen im Gegenteil, dass es das Beste für das Wohlbefinden und die Entwicklung der Kinder ist, so viel wie möglich zu spielen. Das Spielen erleichtert nicht nur spätere Lernprozesse, sondern stärkt die Kinder auch, um schwierige Situationen im Leben meistern zu können.“ (S. 136)

„[Ich habe] die Erfahrung gemacht, dass Kinder umso hilfsbereiter sind, je weniger Pflichten sie haben.“ (S. 136)

„Erlegen Sie Ihren Kindern bis zum Alter von etwa 14 Jahren niemals Pflichten auf. Sie werden im Lauf weniger Jahre durch eine Hilfsbereitschaft belohnt werden, die viel energischer und für beide Seiten konstruktiver ist, als es eine Erfüllung verordneter Pflichten je sein könnte.“ (S. 141)

„Meiner Meinung nach haben Kinder ein bedingungsloses Anrecht auf Taschengeld.“ (S. 142)

„Wer seine Kinder zu Hause entlohnen möchte, der kann ihnen einen festen Taschengeldbetrag und darüber hinaus die Möglichkeit geben, sich durch die Übernahme freiwilliger Tätigkeiten, die von den Eltern definiert werden, etwas dazuzuverdienen.“ (S. 142)

  • So würde ja auch das Bedingungslose Grundeinkommen funktionieren.

Das Zusammenspiel der Erwachsenen: Herz und Nahrung der Familie

„In einer Beziehung ist es manchmal nicht leicht, die konstruktiven von den destruktiven Elementen zu unterscheiden. Was uns im Augenblick missfällt, kann sich auf lange Sicht durchaus als konstruktiv erweisen.“ (S. 145)

„Dann geschieht das Interessante (und Beschwerliche): dass nämlich unsere selbstdestruktiven Verhaltensmuster unserem Partner Schmerzen verursachen. Dies geschieht fast immer überraschend für uns. Denn wir haben vergessen, welch hohen Preis wir in unserer Kindheit selbst dafür bezahlen mussten.“ (S. 146)

„Niemand hat Schuld, doch beide tragen Verantwortung.“ (S. 148)

Zusammen sein, zusammen bleiben, auseinander gehen

„Eine der wichtigsten Fragen in unseren nahen Beziehungen ist, wie wir liebevolle Gefühle in liebevolle Handlungen übersetzen – und zwar so, dass sie auch liebevoll verstanden werden.“ (S. 149)

„Die Gefühle an sich sind vollkommen in Ordnung, doch ihr Ausdruck ist manchmal nicht zweckmäßig, und dieser lässt sich ändern oder nuancieren. Nicht dem anderen zuliebe, sondern der Beziehung zuliebe.“ (S. 150f)

  • Ist es nützlich?
  • Nützt es der Sache/Beziehung?

„Alle [!] zwischenmenschlichen Beziehungen pendeln zwischen den beiden Polen Eigenständigkeit und Gemeinsamkeit.“ (S. 153)

„Doch man verpflichtet sich [in einer Beziehung] gewissermaßen, das Leben des Partners genauso ernst zu nehmen wie sein eigenes, seinen Wertvorstellungen, Bedürfnissen und Zielen dieselbe Bedeutung beizumessen wie den eigenen und sich seinen Zielen [und Personal Projects] so wenig wie möglich in den Weg zu stellen.“ (S. 155)

„Daher müssen wir in der Liebe auch liebevollen Widerstand leisten, liebevolle Zweifel anmelden und liebevolle Barrikaden errichten. Mit liebevoll meine ich weder sanft noch nachgiebig. Mit liebevoll meine ich die Fähigkeit, sich in das Leben des Partners einzufühlen.“ (S. 155)

„Liebe bedeutet auch, Nein zu den Wünschen und Bedürfnissen des Partners zu sagen – so verständlich und legitim sie auch erscheinen mögen -, wenn man sich nicht in der Lage fühlt, diese mitzutragen.“ (S. 156)

„Es ist gar nicht so einfach, einen anderen Menschen so zu lieben, dass dieser sich auch geliebt fühlt. Die meisten von uns benötigen ein ganzes Leben, um diese Fähigkeit einigermaßen zu erwerben. […] Das Glück besteht darin, wie Søren Brunn gesagt hätte, auf dem Weg zu sein.“ (S. 156)

„Erziehung kann liebevoll sein, […] wenn sie die spezifische Veranlagung und Individualität des Kindes berücksichtigt.“ (S. 157)

„Die einfache Frage: „Geht’s dir gut?“ reicht in der Regel nicht aus.“ (S. 163), um den Kindern Beachtung zu schenken.

Von der Kunst, sich beraten zu lassen

„Denken Sie also stets daran, dass es nicht um das Problem oder die Schuld des Kindes geht, sondern einzig um die Verantwortung des Erwachsenen. Sich dieser Verantwortung zu stellen, ist nicht immer leicht.“

  • Auch Lifestyle Entrepreneure müssen sich ihrer Verantwortung als Unternehmer stellen. Auch das ist nicht immer leicht.

„Wenn Ihr Kind bestimmte Symptome oder Verhaltensauffälligkeiten zeigt, liegt das fast immer daran, dass irgendetwas in Ihrer Familie nicht so funktioniert, wie es wünschenswert wäre. […] Kinder spüren solche Dinge viel, viel stärker als wir Erwachsene. Nicht selten handelt es sich um etwas, das zumindest einem von Ihnen sehr wohl bewusst ist.“ (S. 166)

„Es gibt keine perfekten Eltern! Es gibt nicht einmal annähernd perfekte Eltern!“ (S. 167)

„Selbstverständlich gibt es schwierige Zeitumstände und unfähige Lehrer […], doch ist deren Einfluss niemals so groß wie Ihr eigener.“ (S. 167)

„Kinder werden nur gemobbt, wenn es ihnen an Selbstbewusstsein fehlt. Und Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl ist etwas, das wir unseren Kindern in der Familie vermitteln. Pädagogen und Lehrer sind einfach nicht bedeutungsvoll genug, um das Selbstbewusstsein eines Kindes aufbauen oder zerstören zu können.“ (S. 167)

„Berater sind auch nur Menschen.“ (S. 170)

„Sie können natürlich nicht davon ausgehen, dass der Therapeut Ihnen nach dem Mund redet oder Ihnen ausschließlich Komplimente macht. Es gehört zu seiner schwierigen Aufgabe, Ihnen auch unbequeme Dinge zu sagen. […] Sie sind also gezwungen, sich unangenehme Dinge anzuhören, jedoch nicht dazu verpflichtet, sich auf eine unangenehme Weise behandeln zu lassen.“ (S. 170)

„Therapeuten machen oft gerade dann eine schlechte Figur, wenn sie besonders freundlich sein wollen.“ (S. 170)

„Sie müssen sich darauf einstellen, […] dass es manchmal nicht ausreicht, dass Sie Ihre Kinder über alles lieben.“ (S. 171)

„Und den perfekten Berater gibt es ebenso wenig wie perfekte Eltern.“ (S. 171)

„Sie sollten sich stets vergegenwärtigen, dass Ihr Berater in hohem Maß auf Ihre Hilfe angewiesen ist, wenn Sie zu konstruktiven Ergebnissen gelangen wollen. Er braucht Ihre Hilfe ebenso sehr, wie Sie seine brauchen […].“ (S. 171)

„Ohne Reibungen und Konflikte läuft auch diese Beziehung nicht ab, was nicht verwundert, denn schließlich geht es ja um das Wertvollste, was wir besitzen – unsere Kinder und unsere Familie.“ (S. 172)


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