Das digitale Notizbuch von Günter Schmatzberger

Beschleunigen und bremsen

B

Es gibt Gründer*innen, die könnten einen Turbo gebrauchen. Die unterschätzen, wie viel Arbeit und Zeit es kostet, ein Unternehmen professionell wettbewerbsfähig aufzustellen.

Und dann gibt es Gründer*innen, denen würde ein bisschen weniger Geschwindigkeit gut tun. Ein bisschen verschnaufen, ein bisschen links und rechts schauen.

Gute Gründngsberater*innen haben ein Gespür dafür, ob Bremsen oder Beschleunigen angesagt ist und können wie ein Dirigent den passenden Takt vorgeben.

Aus Leidenschaft wird Kundschaft

A

Philipp Maderthaner hat eine für uns Lifestyle Entrepreneure spannende Formel entwickelt:

„Leidenschaft schafft Anziehungskraft
Anziehungskraft schafft Anhängerschaft,
und aus Anhängerschaft wird Kundschaft.”

Er sagt, dass Menschen auf Basis von Überzeugungen impulsiv entscheiden, ob sie sich zu unserem „Business“, zu unserem Anliegen zugehörig fühlen oder nicht. Und diese Zugehörigkeit führt dann dazu, dass sie aktiv etwas tun wollen – oder bei uns kaufen wollen.

Wenn unsere Kund*innen das glauben, was wir glauben, warum sollten sie dann nicht auch bei uns kaufen?

Berichteschreiben

B

Ich habe heute einen ganzen Tag damit verbracht, Berichte zu schreiben. Das wäre an sich nicht schlimm, wenn ich nicht den hartnäckigen Verdacht hätte, dass diese Berichte niemand lesen wird.

Ich akzeptiere das Berichteschreiben als Teil meiner Arbeit. Wie jeder Profi erledige ich auch die Aspekte professionell, die mir eigentlich wenig Spaß machen, aber die eben „dazugehören“.

Aber man fragt sich halt schon…

Stolz

S

Wir Lifestyle Entrepreneure müssen wirklich aufpassen, wenn unser Stolz ins Spiel kommt.

Einerseits ist Stolz ein wichtiger Motivator, gerade in Krisenzeiten. Wer will schon von sich sagen lassen, dass er zu früh aufgegeben hat?

Andererseits führt Stolz auch zu Tunnelblick. Wir verlaufen uns, und wir können nicht mehr klar erkennen, was eigentlich das Beste für wäre.

Ja, wir wollen unser Gesicht nicht verlieren, aber genauso wenig ist es gut für uns, wenn uns unser Stolz im Weg steht.

Erledigt

E

Es gibt wohl kaum etwas Schöneres als das Gefühl, etwas Unangenehmes erledigt zu haben.

Aber wenn dieses Gefühl so toll ist, warum schieben wir dann diese unangenehmen Dinge so lange vor uns her – und bringen uns damit Tag für Tag, Stunde um Stunde um dieses Erfolgserlebnis?

Weil das Gefühl erst dann entsteht, wenn die Arbeit erledigt ist. Und es ist immer kurzfristig attraktiver, die Arbeit lieber nicht zu tun – zumindest nicht gleich.

Profis erledigen die Arbeit – und zwar auch dann, wenn sie lieber faul sein würden.

Hochkomplex

H

Wir leben in einer hochkomplexen Welt. Es ist alles andere als leicht, den Überblick zu behalten und das Relevante vom Lärm zu unterscheiden.

Und dennoch: Wahrscheinlich ist gerade die Fähigkeit zu erkennen, was wirklich Sache ist, ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für uns Lifestyle Entrepreneure.

Je besser wir diese Welt verstehen, desto besser ist es für uns.

Echte Experten

E

Ein Gedanke vom Entrepreneurship Summit 2020 in Berlin. Wolf Lotter sagt: Man muss nicht nur was wissen, sondern man muss dieses Wissen auch teilen können.

Wissen ist die einzige Ressource, die sich vermehrt, wenn man sie teilt. Die Zeiten, wo Expertenwissen wie ein Staatsgeheimnis gehütet wurde, sind in unserer Netzwerkgesellschaft vorbei. Wissen hat nur dann Wert, wenn es auch zugänglich gemacht wird.

Experten sind nur dann echte Experten, wenn sie sich nicht nur „Experte“ nennen, sondern ihr Expertenwissen auch meisterhaft vermitteln können.

Besseres Wirtschaften

B

Ein Gedanke vom Entrepreneurship Summit 2020 in Berlin: Ist die Art und Weise, wie wir im Jahr 2020 Wirtschaft gestalten, wie wir Produkte schaffen und verkaufen und wie wir mit den Ressourcen der Erde umgehen, wirklich schon der Weisheit letzter Schluss?

Wann fangen wir an, Wirtschaft neu zu denken? Wann fangen wir an, für faire Produkte faire Preise zu bezahlen? Wann hören wir auf, den riesigen „Marketing-Rucksack“ von so vielen Produkten zu finanzieren? Wann hören wir auf, auf Kosten anderer zu leben?

„Wir alle können Ökonomie besser. Tun wir es auch!“, sagt Günter Faltin. Wenn das mal kein Aufruf an uns Lifestyle Entrepreneure ist!

Immer mehr

I

Wie gehst du als Lifestyle Entrepreneur eigentlich damit um, wenn du einen Tag oder zwei mal aus der Spur bist? Wenn nichts weiter geht, wenn alles dreimal so anstrengend ist wie sonst, wenn einfach die Lust und die Leichtigkeit verloren gegangen sind?

Zwingst du dich trotzdem, dein normales Arbeitspensum zu leisten, oder gönnst du dir die Ruhe und den Abstand, die in diesen Momenten wahrscheinlich am hilfreichsten wären?

Wie (un)barmherzig bist du das Chef eigentlich zu dir als deinen wichtigsten Mitarbeiter?

Rechtfertigung

R

Eines der unproduktivsten Dinge überhaupt ist es, sich zu rechtfertigen – für Fehler, für Versäumnisse, für Entscheidungen, für Handlungen, für egal was.

Rechtfertigungen kommen immer aus einer Position der Schwäche. Man versucht, sich gegenüber anderen zu verteidigen, und legitimiert damit überhaupt erst den Angriff. Indem man mit einer Rechtfertigung reagiert, gibt man anderen Menschen ja überhaupt erst die Erlaubnis, über einen zu urteilen.

Sich nicht zu rechtfertigen wirkt souverän, sich zu rechtfertigen wirkt hilflos. Ich weiß das – und doch tappe ich immer und immer wieder in die Rechtfertigungs-Falle.

Vertrauensbruch

V

Wenn Vertrauen missbraucht wird, wenn man sich hintergangen und getäuscht fühlt, dann ist das in der Regel nicht mehr zu kitten.

Vertrauen ist ein wertvolles Gut. Es dauert lange, bis es aufgebaut ist, aber es kann innerhalb weniger Minuten, mit wenigen Sätzen oder mit wenigen Handlungen komplett und irreparabel zerstört werden.

Wir können uns nicht davor schützen, dass das Vertrauen, das wir schenken, missbraucht wird. Aber wir können, ja wir müssen verantwortungsvoll mit dem Vertrauen umgehen, das wir geschenkt bekommen.

Dafür tragen wir Verantwortung.

Lehren und unterhalten

L

Ein*e wirklich gute*r Lehrer*in kann beides: Wissen vermitteln und seine Lerner*innen unterhalten – idealerweise sogar beides zur gleichen Zeit.

Was aber, wenn eines fehlt? Was ist dann besser: Der Lehrer, der inhaltlich profund, aber langweilig lehrt, oder die Lehrerin, welche die Aufmerksamkeit fesselt, aber inhaltlich nicht aufregend viel vermittelt?

Ich tendiere zu zweitem, aber ich bin mir nicht sicher.

Keine Meinung

K

Es ist okay, zu einigen Dingen keine Meinung zu haben.

Nämlich dann, wenn wir nicht einmal einen Rahmen haben, der uns ermöglichen würde, uns eine Meinung zu bilden. „Keine Ahnung, keine Meinung, kein Konzept“, wie Marius Müller-Westernhagen singt.

In diesen Fällen ist es besser, ehrlich zu sagen, dass man keine Ahnung hat, als so zu tun, als wüsste man, wovon man spricht.

Unternehmertraum

U

Jedes Lifestyle Business beginnt mit dem Traum der Unternehmerin, des Unternehmers: Wir wollen etwas schaffen, das sinnvoll, wertvoll und befriedigend ist. Wir wollen unseren Traum vom eigenen Unternehmen wahr werden lassen.

Später merken wir: Wenn wir es nach viel Mühe und Arbeit tatsächlich schaffen, wenn der Traum erreicht ist, dann kann es passieren, dass wir draufkommen: „Moment, das ist doch gar nicht so toll, wie ich dachte!?!“

Diese Erkenntnis ist schmerzvoll. Aber wir müssen wissen: Wir trauern nicht dem Traum an sich nach, sondern der Romantik, die wir mit dem Traum verknüpft haben.

Wir dürfen unsere Träume auch loslassen, wenn sie uns nicht mehr glücklich machen.

[PS: Dieser Tage ist die letzte Folge meines Podcasts [Projekt: Leben] online gegangen. Passt zum Thema.]

Wenn alle das Gleiche machen

W

Wenn alle das Gleiche machen, dann nimmt jeder den anderen als Konkurrenten wahr.

Wenn jeder ein bisschen etwas Anderes macht, wenn der eine etwas anbietet, was der andere nicht anbietet – und umgekehrt –, dann wird das Angebot insgesamt breiter, und das ist besser für alle Beteiligten – nicht zuletzt für die Kunden.

Von deiner Kreativität in deiner Angebotsentwicklung profitieren alle.

Trend-Guide EPU

T

Public Service Announcement: Die WKO hat eine Neuauflage des Trendguide EPU herausgebracht.

Ich halte diesen Guide für jeden Lifestyle Entrepreneur interessant genug, sich diesen zumindest anzusehen und idealerweise strategisch darüber nachzudenken, um das eigene Business darauf auszurichten, was gerade abgeht in unserer Welt.

Aber Achtung: Das ist mit Arbeit verbunden. Mir ist bewusst, dass die meisten EPU hier keinen Finger rühren werden.

[PS: Hier meine Vortrags-Notizen vom Webinar zur Präsentation des Trend-Guide EPU mit Tristan Horx.]

Aufhören

A

Es ist keine kleine Leistung zu erkennen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um mit einem Projekt aufzuhören.

Es wird viel darüber gesprochen und geschrieben, wie wichtig es ist, anzufangen, vom Denken ins Handeln kommen. Das hat natürlich seine Berechtigung, aber es bedarf der Ergänzung: Genauso wichtig wie das couragierte Anfangen ist das rechtzeitige Aufhören.

Mit etwas aufzuhören, in das man viel Zeit, Energie und auch Geld investiert hat, das aber nicht mehr funktioniert, verdient immer unseren Respekt.

Konzert

K

Ein Freud von mir war kürzlich bei einem Konzert von Wolfgang Ambros. Auf meine Frage, wie es ihm gefallen hat, war seine Antwort: „Naja, er ist ein alter, gebrechlicher Mann, der sein Bestes versucht.“

Ich denke, das ist das positivste Feedback, das ein Künstler – und auch jeder Lifestyle Entrepreneur – bekommen kann: Im Rahmen seiner begrenzten Möglichkeiten – und für seine Fans erkennbar – das Beste gegeben zu haben.

Mehr kann man nicht verlangen. Denn: Mehr ist gar nicht möglich.

Erlaubnis

E

Manchmal merke ich, wie meine Gründer*innen sich indirekt meine „Erlaubnis“ abholen wollen für eine Entscheidung, die Sie getroffen haben.

Dabei habe ich hier nichts zu erlauben. Genauso wenig, wie ich etwas zu verbieten, zu fordern oder zu vergeben hätte. Es ist nicht mein Projekt, um das es hier geht, sondern um das Projekt meiner Gründer*innen.

Eh klar. Trotzdem bedarf es immer wieder einer Erinnerung.

Lernen zu lernen

L

Erfolgreiche Unternehmer*innen sind auch und besonders jene, die gelernt haben zu lernen. Die sich systematisch und kontinuierlich Lerngelegenheiten schaffen.

Wir glauben oft, dass jene Menschen erfolgreich sind, die viel wissen. Dabei sind es in Wahrheit jene, die ein Leben lang bereit sind, Neues zu lernen.

Wie wir lernen ist viel wichtiger als was wir wissen.