Tag#Alltagsgeschichten

Aufstiegs-Ambitionen

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Die Admira sagt, sie will in der nächsten Saison den Aufstieg schaffen. Das sei alternativlos.

Wenn du sagst, du willst aufsteigen, dann musst du auch einen Kader zusammenstellen, mit dem ein Aufstieg möglich ist. 

Dafür wird es nötig sein, dass du Geld in die Hand nimmst.

Nicht unvernünftig viel Geld. Es geht nicht darum, das Geld zum Fenster hinaus zu werfen. Aber es geht darum, an den richtigen Stellen zu investieren, um bisherige Schwächen der Mannschaft zu kompensieren und die Mannschaft insgesamt schlagkräftiger zu machen. 

Genug Geld, um dem Ziel Aufstieg eine realistische Chance zu geben.

Wenn es tatsächlich alternativlos ist, dann musst du es ernst meinen. Und wie ernst du es meinst, wird man auch an deiner Einnahmen-Ausgaben-Rechnung ablesen können.

Autodrom

A

Wenn du ins Autodrom einsteigst mit dem Ziel, nur ja mit keinem anderen Auto zusammenzustoßen…

Warum bist du dann überhaupt ins Autodrom eingestiegen?

Çay

Ç

Ich weiß sehr wohl, wie man den schwarzen Tee in der Türkei richtig trinkt: Ein bisschen vom sehr starken Tee in der einen Kanne ins Glas, mit heißem Wasser aus der anderen Kanne aufgießen. Dann (viel) Zucker dazu, aber keine Milch.

Aber: Wenn ich Çay trinke, dann lasse ich den Zucker weg. Ich mag den intensiven Teegeschmack, das Bittere, und für mich passt Zucker da überhaupt nicht dazu. (Zitrone eher schon.)

Dafür ernte ich unter Türk:innen meistens ein mitleidiges Lächeln oder sogar fassungsloses Kopfschütteln.

Mache ich diese Çay-Sache jetzt falsch? Bin ich deswegen eine Çay-Banause?

Ich sage: Im Gegenteil. Durch diese kleine Adaption habe ich es mir möglich gemacht, Çay genauso gerne zu trinken wie die Türken.

Die eigene Interpretation finden. Darum geht’s.

Und das Kopfschütteln aushalten.

Zielgruppenverständnis

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Es zeugt von echtem insight in die Zielgruppe, wenn man als Österreicher im Türkei-Urlaub ein Prospekt für einen Ausflug in die Hand gedrückt bekommt, in dem steht:

Ich ziehe meinen Strandhut vor dem Copywriter!

Einfach einen Brief geschrieben

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Vor vielen Jahren, bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Jugendarbeitslosigkeit in Zagreb…

Salvatore aus Rom erzählt mir folgende Geschichte:

Er arbeitet an einem Sozialprojekt, wo sie mit Jugendlichen ein Haus völlig neu bauen. Zur Gestaltung der Fassade hat er sich gedacht, dass er den Grafitti-Künstler Millo einladen möchte, die Fassade zu gestalten.

Das Geld dafür hat er sich bei privaten Sponsoren geholt.

Und dem Künstler hat er einfach einen Brief geschrieben und gefragt, ob er das machen würde. Der hat geantwortet, dass er zuerst noch Projekte in Moskau, in San Francisco und Johannesburg abschließen muss, aber dann kommt er vorbei.

Wer fragt, dem wird gegeben.

Zweiter Taschenrechner

Z

Ich habe ja schon mal darüber geschrieben, dass bei jeder Prüfung jemand dabei ist, der seinen Taschenrechner vergessen hat. Es ist immer einer. (Es sind ausschließlich Männer.)

Diese Hypothese hat sich in den letzten Wochen zweimal bestätigt. Deshalb habe ich immer meinen eigenen Taschenrechner mit, um ihn bei Bedarf herborgen zu können. (Ja, ich bin ein netter Professor.)

Aber bei der letzten Prüfung ist etwas Spannendes und für mich völlig Überraschendes passiert: Als sich derjenige meldete, der seinen Taschenrechner diesmal vergessen hatte, sagte plötzlich ein Kollege von ihm: Hier, ICH habe einen zweiten Taschenrechner mit!

Für mich der allerbeste Grund, meinen Ersatz-Taschenrechner im Rucksack lassen zu können.

Verletzlich

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Unlängst hat eine Kollegin sehr offen von einer persönlichen Niederlage erzählt. Dass sie es nicht geschafft hat, die erhoffte Veränderung herbeizuführen und wie sie dadurch einen Auftrag verloren hat, der ihr sehr am Herzen gelegen hatte.

Als Zuhörer habe ich ihren Schmerz gespürt. Ich habe einen Moment teilhaben können an ihrem inneren Kampf zwischen Zuversicht und Enttäuschung. Der Schmerz war in ihrem Gesicht zu sehen und in ihrer Stimme zu hören.

Und gleichzeitig war sie in dieser Situation höchst würdevoll.

Ich habe vor meiner Kollegin noch nie so viel Respekt gehabt als in diesem Moment ihrer größten Verletzlichkeit.

Badezimmerkastltürl

B

Manchmal lässt sich die Essenz einer Beziehung zwischen zwei Menschen, ihre ganz individuellen Persönlichkeiten und das Gemeinsame, das daraus entsteht, in einem Satz ausdrücken.

Und so einen Satz – diesen Satz – hat meine Frau einmal zu mir gesagt:

Du solltest mal einen Blog darüber schreiben, warum du im Bad immer das Kastl offen lässt.

Damit ist alles gesagt über uns beide. 😘

Happy Birthday!

Der falsche Bruder

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Unlängst ist bei Dinamo Bukarest etwas passiert, das würde man nicht glauben:

Der Verein engagiert einen neuen Spieler aus Guinea-Bissau, der früher bei Barcelona gespielt hat. Monate später kommt ein Journalist drauf: Moment mal, da stimmt was nicht! Und tatsächlich: Der Ex-Barcelona-Spieler ist nie in Rumänien angekommen, er hat seinen minder talentierte Zwillingsbruder geschickt! Und diese „falsche“ Zwillingsbruder spielt seither bei der Mannschaft, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre.

Kurios, wenn man die Geschichte so hört (sofern sie überhaupt stimmt. Und wenn es einen nicht betrifft). Und man denkt sich vielleicht: Was sind denn das für Deppen, dass die das nicht merken?

Aber Vorsicht, bevor du urteilst. Bist du dir sicher, dass du in deinem eigenen Leben, in deinem eigenen alles siehst, was offensichtlich nicht stimmen kann?

Oder gibt es auch bei dir Dinge, die du gar nicht so genau sehen willst?

Durch die Wolken fliegen

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Durch die Wolken zu fliegen ist unangenehm.

Für jeden. Auch meine Sitznachbarin krallt sich an ihren Armlehnen fest. Das lässt sich nicht vermeiden. Man kann nur tief durchatmen, ruhig bleiben und darauf vertrauen, dass alles gut wird.

The only way out is through. 

Ur geärgert

U

Unlängst habe ich mich ur geärgert über jemanden.

Sie hat mich gefragt, wie es mir geht und was ich beruflich gerade so tue. Ich habe zu erzählen begonnen, aber ziemlich bald gemerkt, dass sie sich eigentlich nicht dafür interessiert. Schlimmer noch: Sie hat sich darüber lustig gemacht – oder mich zumindest nicht ernst genommen.

Ich bin stolz, sagen zu können, dass ich dieses Gespräch ruhig, höflich, aber bestimmt beendet habe.

Erst viel später ist mir klar geworden, dass ich dabei so höflich war, dass sie gar nicht mitgekriegt hat, dass ich ur angefressen war in diesem Moment.

Jetzt frage ich mich: Hätte ich ihr deutlicher sagen sollen, dass sie sich daneben benommen hat?

Ich weiß es immer noch nicht.

Leseförderung in der Praxis

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Eine kuriose Variante von NIMBY berichtet brand eins in seiner Ausgabe März 2024:

88 Prozent der Menschen in Deutschland finden, dass Kinder in der Schule mehr zum Lesen animiert werden sollen.

Gleichzeitig beträgt der Anteil der Menschen in Deutschland, die selbst seltener als einmal pro Woche ein Buch lesen, 51 Prozent.

Und das liegt nicht daran, dass die Menschen in Deutschland zu wenig Zeit zum Lesen hätten. Denn durchschnittlich verbringt jede*r Deutsche 10 Stunden pro Woche auf Social Media.

Und ein 300-Seiten-Buch hätte man in ca. 9 Stunden gelesen.

Brunch-Aktion

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Mein Lieblings-Fußballverein Admira Wacker hat sich unlängst etwas einfallen lassen für seine Fans:

Wer zum Match am Sonntagvormittag kommt und einen Spritzer kauft, bekommt ein Brezel gratis dazu.

Abgesehen davon, dass mit knapp zehn Grad plus nicht gerade ein Spritzer-Wetter war: Schon klar… Da hat man einen neuen Sponsor, einen Winzer-Verbund, und man will dessen Produkte promoten.

Und dennoch sage ich: Nein, das war keine gute Idee. Das Timing passt nicht. Die Botschaft fühlt sich falsch an. Die Zielgruppe ist ziemlich eingeschränkt.

Da wäre mehr gegangen, wenn man wirklich eine leiwande Brunch-Aktion hätte machen wollen.

Organisierte Dummheit

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Immer, wenn du dich fragst: Wie kann es sein, dass eigentlich sehr gescheite Leute in Organisationen vollkommen hirnrissige Dinge tun?, ist das die wahrscheinlichste Antwort:

Aus Egoismus und/oder Narzissmus.

26.517 Entlehnungen

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Im Jahr 2023 wurden in der Gemeindebibliothek Maria Enzersdorf 26.517 Medien entlehnt (Bücher, Zeitschriften, Hörbücher etc.), und zwar von 713 Nutzer*innen.

Jetzt könnte man hergehen und sagen: Das bedeutet also, dass jede*r Nutzer*in durchschnittlich 37 Medien pro Jahr ausborgt.

Aber das halte ich für unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist, dass auch hier das Pareto-Prinzip zuschlägt und dass 20% der Nutzer*innen für 80 % der Entlehnungen verantwortlich sind.

Diese 143 Super-User*innen (20 %) hätt dann 21.214 Medien (80 %) entlehnt. Was bedeuten würde, dass der*die durchschnittliche Super-User*in 148 Medien pro Jahr entlehnt, also ca. drei pro Woche.

Die restlichen 570 Nutzer*innen teilen sich die restlichen 5.303 Entlehnungen auf. Ein*e Normal-User*in käme dann auf neun Entlehnungen – pro Jahr.

Ich habe keinen Beleg dafür, dass meine Berechnungen stimmen. Ich kann auch komplett daneben liegen – aber das glaube ich nicht.

Das Pareto-Prinzip ist omnipräsent.

Value Based Pricing im Kinderzimmer

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Unlängst hat mir meine Tochter (5) erklärt, warum ich sie fürs Zusammenräumen des Kinderzimmers bezahlen sollte.

Ihr Argument: Wenn wir im Sommer alle gemeinsam zum Ritter-Rost-Musical gehen, dann gefällt mir das ja. Und wenn sie ihr Kinderzimmer zusammenräumt, dann gefällt mir das mindestens so gut wie das Ritter-Rost-Musical, oder? Und deswegen muss ich ihr fürs Zusammenräumen auch so viel Geld zahlen, wie mein Ticket fürs Ritter-Rost-Musical kostet.

Das ist Value Based Pricing in a nutshell. Erklärt und argumentiert von einer Fünfjährigen.

Das kann ja noch heiter werden.

Leih-Schi

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Die Lehrerin meines Sohnes (7) organisiert einen Schi-Tag für die 2. Klasse.

Sie hat sich auch darum gekümmert, dass jene Schüler*innen, die Leih-Schi und -Schuhe brauchen, welche ausborgen können. Super Sache, eigentlich.

Aber dann war sie etwas ungeschickt. Im Info-Blatt an die Eltern hat sie nämlich folgendes geschrieben:

Die Kosten für den Schitag betragen € 60,– inklusive Verleihmaterial. Eigenes Schimaterial (Schi, Schischuhe, Stöcke, Helm) kann gerne mitgenommen werden, die Kosten werden dadurch NICHT verringert.“

Das hat bei einigen Eltern zu Empörung geführt, weil sie für Leih-Schi zahlen, die sie gar nicht brauchen.

Ich denke, eine etwas andere Formulierung hätte diesen Wirbel vermieden:

Die Kosten für den Schitag betragen € 60,–. Darin enthalten sind Busfahrt, Tagesschipass, Schilehrer und Mittagessen. Wir konnten auch erreichen, dass jene Kinder, die kein eigenes Schimaterial haben, sich GRATIS Schi, Schischuhe, Stöcke und Helm ausleihen können.

Mal ganz abgesehen davon, dass es mich immer wieder erstaunt, worüber sich Eltern schulpflichtiger Kinder alles aufregen können.

So komme ich nicht weiter

S

Wenn ich immer einspringe, wenn Not am Mann ist, weil ich als Selbständiger „eh daheim bin“ und ich es mir „ja einteilen kann“…

… dann komme ich nicht weiter.

Ich leide unter der gleichen Herausforderung wie ganz viele Lifestyle Entrepreneure da draußen: Einerseits will ich ein Papa und Ehemann sein, der verfügbar ist und der aktiv am Familienleben teilnimmt. Und gleichzeitig will ich mein Business voranbringen, was viel und intensive Arbeit bedeutet.

Ich versuche die Quadratur des Kreises und merke, dass ich in Wahrheit nur im Kreis laufe.

Gehmeditation

G

Vor vielen Jahren habe ich mal bei einer Gehmeditation teilgenommen.

Die Idee dabei ist, dass man achtsam einen Schritt vor den anderen setzt, ganz langsam und bewusst. Im besten Fall wird dadurch eine so alltägliche Tätigkeit wie das Gehen zu einer unkomplizierten Achtsamkeitsübung.

So zumindest die Theorie. Wenn da der monkey mind, der Affe im Kopf, nicht wäre.

Es war nämlich so: Diese Gehmeditation fand in einer Gruppe statt. Wir sind im Kreis gegangen, einer hinter der anderen. Und während der gesamten Gehmeditation war ich ständig in der Sorge, ob ich eh nicht zu langsam gehe und damit alle hinter mir aufhalte. Soll ich lieber ein bisschen schneller gehen, damit ich die anderen bei ihrer Meditation nicht behindere? Was, wenn mir jemand auf die Ferse steigt, weil ich so langsam dahinschleiche? Und so weiter, und so weiter. Die ganze Zeit lang.

Und damit war natürlich sämtliche Achtsamkeit beim Teufel. Weil mein Kopf wieder mal mit einem Problem beschäftigt war, das es ausschließlich in meinem Kopf gegeben hat. Denn meine Mit-Meditierenden hätten leicht an mir vorbei gehen können, wenn sie das gewollt hätten. Hat niemand gemacht. Alles nur in meinem Kopf.

Und, in welcher „Gehmeditation“ bist du jetzt gerade wieder unterwegs?

So macht es keinen Spaß

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Unlängst habe ich mit meinem Sohn (7) und einem gleichaltrigen Freund ein Brettspiel gespielt.

Der Freund kannte das Spiel bereits, wir nicht. Also hat er uns die Spielregeln erklärt — zumindest seine Version davon. Er kannte die Regeln ungefähr, aber nicht gut. Aber das wäre nicht das Problem gewesen.

Unlustig wurde es, als er begann, die Regeln während des Spiels zu ändern — nämlich so, wie er sie brauchte.

Es macht keinen Spaß, mit so jemandem zu spielen.

PS: Natürlich geht es hier längst nicht nur um Brettspiele und Kinder.