Tag#Alltagsgeschichten

Lautstärke

L

Das ganze Semester habe ich mich schon gewundert, warum ich es nicht schaffe, im Seminarraum Musik über die dortigen Lautsprecher abzuspielen.

Heute bin ich drauf gekommen, was das Problem war. Ich habe alles richtig gemacht, bis auf eine Ausnahme: Die Lautstärke war viel zu leise eingestellt. Ich hätte also nur lauter drehen brauchen, und alles wäre paletti gewesen.

Merke: Du kannst alles richtig machen, aber wenn du nicht laut genug bist, wird es nicht funktionieren.

Abstieg

A

Mein Lieblings-Fußballverein, Admira Wacker, muss in die 2. Liga absteigen. Der Trainer, Andreas Herzog, fand nach dem entscheidenden letzten Spiel folgende selbstkritische Worte:

Wir waren in der ersten Halbzeit einfach nicht präsent genug und das ist eigentlich das Traurige an der ganzen Geschichte. Wenn du in so einem wichtigen Spiel nach 30 Minuten im Endeffekt keine entscheidenden Zweikämpfe gewonnen hast, da kannst vorher und nachher immer reden, dich hinstellen und auf schlau tun. Aber am Platz werden die richtigen Entscheidungen getroffen oder eben die falschen und die haben wir in den letzten fünf Wochen zu viel gemacht. Jetzt sind wir dafür bestraft worden.“

Die Wahrheit liegt auf dem Platz, heißt eine alte Fußball-Weisheit.

Und das trifft auch für uns Lifestyle Entrepreneure zu: Wir können reden, was wir wollen. Entscheidend ist, was wir (nicht) entscheiden und was wir (nicht) tun.

Fade Gesichter

F

Mick Jagger und seine Kollegen von den Rolling Stones sind Millionäre. Und trotzdem verlangen sie horrende Preise für ihre Konzerttickets.

Da lässt sich mit einigem Recht die Frage stellen: Menschen, die so reich sind, die mit ihren Fans so viel verdient haben… Sollten die nicht inzwischen gratis spielen? Haben die nicht längst genug?

Ja, das haben sie wahrscheinlich. Aber: Mick Jagger will beim Konzert nicht in lauter fade Gesichter schauen. Deswegen spielt er nicht gratis. Er will, dass nur echte Fans kommen.

Der Enthusiasmus würde einfach fehlen, wenn die Tickets gratis wären. Was nichts kostet, ist nichts wert.

Wenn die Tickets teuer sind, ist die Stimmung einfach besser. 

Manpower

M

Ein Gedanke zum „Tag der Arbeit“:

Wo kriegen wir die Manpower her, um all die Probleme zu lösen auf dieser Welt?

Beispiel Energiewende und Solaranlagen: All die privaten Haushalte, die mit Solaranlagen ausgestattet werden könnten und das auch wollen… Wo sollen so kurzfristig die vielen Facharbeiter*innen herkommen, die diese Anlagen konstruieren und installieren?

Geld wäre genug da, aber Geld allein wird dieses Problem nicht lösen.

Essensvorschriften

E

Was hältst du von folgender Idee?

Ein Verein veranstaltet ein jährliches Mitgliedertreffen, traditionell verbunden mit gutem Essen. Als Beitrag zur Klimarettung hat man sich für heuer etwas Besonderes überlegt: Statt wie üblich eine vegetarische Option anzubieten, gibt es heuer ausschließlich vegetarische Gerichte zur Auswahl. Die Fleischindustrie ist schließlich erwiesenermaßen einer der größten Klimasünder.

Kann man natürlich machen. Es lassen sich gute Argumente dafür finden.

Aber was sagt es über den Verein und sein Selbstverständnis, der meint, seine Mitglieder bei der Menügestaltung bevormunden und quasi zu ihrem Glück zwingen zu müssen?

Teppich

T

Wenn du dir einen neuen Teppich für dein Büro kaufen willst, dann hast du zwei Möglichkeiten:

  1. Du kaufst einen fix-fertigen Teppich, in Standardmaßen. Lagernd, abholbereit, sofort zum Mitnehmen. Geht schnell und ist günstig. Allerdings wird es wahrscheinlich so sein, dass der Teppich nicht hundertprozentig ins Büro passt. Da ein bisschen zu lang, dort ein bisschen zu kurz – und bei der Tür zu dick, sodass sie nicht mehr problemlos aufgeht.
  2. Du überlegst vorher ausführlich, misst alles genau aus und lässt dir einen Teppich nach Maß liefern. Der Maßteppich passt natürlich super ins Büro, alles ist am rechten Platz. Das verlangt mehr Nachdenken, mehr Planung, es dauert länger und ist wahrscheinlich auch teurer.

Beide Möglichkeiten haben was für sich. Pass halt nur auf, dass deine Lösung auch zu deinem Anspruch passt.

In memoriam Willi Resetarits

I

Einige der schönsten Erinnerungen meiner frühen Jugend verdanke ich dem Ostbahn-Kurti und später Dr. Kurt Ostbahn.

Mein erstes Konzert, Ostbahn-Kurti und die Chefpartie in Laa an der Thaya, irgendwann 1994. Eine meiner ersten CDs, „Trost und Rat“, mit dem wunderbaren „Ka Idee“ – ein Erweckungserlebnis. Später dann die Radiosendung „Trost und Rat mit Dr. Kurt Ostbahn“, jeden Sonntag habe ich sie gehört und gelernt, wie man auf höchstem Niveau unterhalten kann.

Jahre später… Kurt Ostbahn und die Kombo am Golser Volksfest. In der Sommer-Arena. Im Orpheum. Am Voith-Platz. Auf der Hohen Warte. Auf der Kaiserwiese. Ich habe ihn wohl ein paar Dutzend mal live gesehen, und welche wunderbare Freude es jedes Mal war.

Diese Erinnerungen werde ich im Herzen behalten, auch wenn die Musik jetzt vorbei ist.

Danke, Willi Resetartis.

First Mover Advantage in Österreich

F

Wir Österreicher sind ein ängstliches Volk. Sehr vorsichtig. Nur keine Wellen schlagen. Nur nichts riskieren, es könnte ja schief gehen.

Das ist die negative Seite. Die positive: Wer in Österreich etwas wagt, hat meistens den First Mover Advantage. Wer etwas probiert, das schief gehen könnte, hat meistens wenig Konkurrenz zu fürchten.

Wer in Österreich erfolgreich ist, hat schnell Neider. Aber wer in Österreich etwas riskiert, das schief gehen könnte, braucht praktisch keine Angst vor Nachahmern haben.

Spaziergang

S

Wie gut doch ein Spaziergang tut! Ist gut für Herz, Hirn und Seele.

Das stelle ich immer wieder überrascht fest und nehme mir dann vor, öfter spazieren zu gehen.

Und dann kommt alles wie immer.

Warmes Brot

W

Brot, das ein bisschen aufgewärmt wurde, schmeckt viel besser. Unvergleichbar viel besser. Noch dazu, wenn das Brot an sich schon von sehr guter Qualität ist.

Kleiner Effekt, große Wirkung.

Wie so vieles im Leben. Und im Business.

Verloren

V

Ich habe meinen Ehering verloren.

Warum?

Weil er mir nicht mehr gepasst hat. Er war zu groß und ist mir irgendwie vom Finger gerutscht, ohne dass ich es gemerkt habe.

Wie lang ich das schon gewusst habe?

Dass er mir nicht mehr ideal passt? Naja, schon länger. Ein paar Jahre, ehrlich gesagt.

Warum ich nicht vorher etwas dagegen unternommen habe?

Tja… Das frage ich mich jetzt auch.

Überraschungserfolg

Ü

Vor fünf Monaten habe ich für meine Studierenden ein Erklärvideo zum Thema „Cash Flow Rechnung“ aufgenommen. Pandemiebedingt war damals kein Präsenzunterricht möglich, also waren Erklärvideos das zweitbeste Mittel der Wahl für meine Studierenden.

Weil das Video sowieso schon aufgenommen war, dachte ich mir: Ist ja egal, stellst du es halt auf YouTube, vielleicht kann es ja auch sonst noch jemand brauchen.

Gestern wurde das Video zum tausendsten Mal aufgerufen. 1000 Views in fünf Monaten, das hätte ich mir nie gedacht. Ganz ohne Werbung, komplett ohne Promotion. Rein organisch.

Für mich wieder mal ein Beweis dafür, wie schlecht ich darin bin, den Erfolg oder Misserfolg meines Contents vorauszusagen. Meine besten Blog-Artikel verpuffen im Nichts, dafür werden vermeintlich unscheinbare Videos wie dieses zum Renner.

Als ob ich dafür noch einen Beweis gebraucht hätte.

Wenn’s uns angeht

W

Die Schwester meiner Oma hat mit zunehmendem Alter immer schlechter gehört. Im Stillen vertraute sie meiner Oma eines Tages an:

Ich höre nichts mehr von dem, was die alle reden.
Aber wenn es mich angeht, werden sie’s mir schon sagen.

Ich denke, das gilt auch für uns in der „always on“-Welt von Social Media, Livetickern und Breaking News. Wir brauchen nicht alles hören, was da draußen gesagt wird.

Und wenn es uns wirklich angeht, werden wir es auch auf anderem Weg erfahren.

Das Fiaker-Prinzip

D

Die Fiaker in Wien bestreiten es heftig, aber es geht folgendes Gerücht:

Die Fiaker hatten keine festen Preise für ihre Fahrgäste, sondern trafen die Preisentscheidung ganz spontan. Kam ein Fahrgast auf sie zu, der vornehm gekleidet war, so war der Fahrpreis entsprechend hoch. Ließ das Äußere den Fahrgast weniger vermögend erscheinen, wurde der Fahrtpreis entweder gesenkt (wenn gerade Flaute herrschte), oder der Preis wurde im Gegenteil noch viel höher festgesetzt, weil der Fiaker mit einem armen Schlucker seine Zeit nicht verschwenden und lieber auf einen reicheren Fahrgast warten wollte.

Fair ist dieses Prinzip natürlich nicht, aber man kann den Fiakern nicht absprechen, dass sie verstanden haben, dass jeder Preis auch einen Steuerungseffekt bei unseren Kunden hat.

Positionierung

P

„Ich bin ein Damenfriseur. Keine Herren, keine Kinder, nicht gemischt“, sagte unlängst eine Gründerin zu mir.

So geht Positionierung.

Lang geredet, wenig verstanden

L

Zwei IT-Techniker hatten sich anderthalb Stunden über ein Projekt unterhalten.

Eine Woche später kommt der Projektleiter drauf, dass zwischen den beiden ein Missverständnis entstanden ist und jeder auf die Rückmeldung des anderen wartet. Das Projekt hat dadurch eine Woche an unnötiger Verzögerung aufgerissen.

Nur, weil zwei Menschen lang miteinander reden, heißt das nicht, dass sie einander auch verstanden haben.

Wie in der Schule

W

Beim SCS Run gab es, wie vor jedem Lauf, ein animiertes Aufwärmprogramm. Ich stand dabei, wie immer passiv etwas abseits und hörte, wie ein Mit-Läufer meinte: „Schau, das ist wie in der Schule: Die Motivierten sind vorne und machen mit, und hinten sind die Faulen.“

Besser konnte man die Szenerie nicht zusammenfassen. Denn es war wirklich wie in der Schule.

Auch, wenn wir als Erwachsene schon lange aus der Schule draußen sind, verhalten wir uns oft immer noch genauso wie die Buben und Mädchen in der vierten Klasse.

Wir haben das ja auch jahrelang trainiert.

Niemand will ein Verlierer sein

N

Am Wochenende war mein fünfjähriger Sohn bei seinem ersten Fußballspiel. Ich habe ihm erklärt, zu welcher Mannschaft wir helfen und wer unser Gegner ist. Ich habe auch versucht zu erklären, dass wir unseren Gegner nich hassen, aber dass wir trotzdem wollen, dass unsere Mannschaft gewinnt.

Lange stand es null zu null, bis zehn Minuten vor Schluss der Gegner in Führung ging. Mein Sohn meinte daraufhin zu mir, dass er ab jetzt lieber zum Gegner halten möchte, nicht mehr zu unserer Mannschaft. Er wollte nicht zu den Verlieren gehören.

Ich habe ihm erklärt, dass das so nicht geht. Dass man zu seiner Mannschaft auch dann halten muss, wenn sie verliert. Weil beim nächsten Mal gewinnen sie ja vielleicht wieder.

Was bei einem Kind vielleicht drollig wirkt, begegnet uns auch im Business: Niemand will ein Verlierer sein, und niemand will zu den Verlierern gehören. Da werden skrupellos die Seiten gewechselt. Da werden munter Prinzipien über Bord geworfen.

Treue auch in Momenten der Niederlage ist leider keine Kategorie im Business.

Grenzen

G

Südmähren und das nördliche Weinviertel waren bis 1945 ein Kulturkreis: die Bauernhöfe waren sich ähnlich, die Lebensweise dieselbe, sogar die gleiche Mundart wurde hier und dort gesprochen.

Grenzen entstehen zuallererst im Kopf, und dort müssen auch zuerst wieder abgetragen werden.

Wir-Gefühl

W

Ein Gründer, geläutert von jahrzehntelanger Arbeit in einem dysfunktionalen Unternehmen, hat die Misere vieler Betriebe heute auf den Punkt gebracht:

Am Anfang gibt’s ein Wir-Gefühl – wenn’s um’s Geld geht, dann nicht mehr.

Sobald Geld ins Spiel kommt, ändern sich die Spielregeln. Caveat emptor.