Tag#Gründungsberatung

Die Swinger-Club-Beraterin

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Unlängst, beim einem Kabarett-Abend von Paula Lambert, war eine Frau im Publikum, die sich als „Swinger-Club-Beraterin“ zu erkennen gegeben hat.

Das hat mich als Gründungsberater neugierig gemacht. Weil: Das ist mal eine ungewöhnliche Geschäftsidee!

Ihre job description ist, dass sie Paare, die mit dem Gedanken spielen, mal einen Swinger-Club auszuprobieren, zu ihrem ersten Besuch im Club begleitet und ihnen damit Sicherheit und Orientierung. „Als Backup“, wie sie das nennt.

Sie sagt, sie wäre die einzige in ganz Österreich. Kann ich mir vorstellen. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass es grundsätzlich einen Markt gibt dafür – wenngleich ihre Nische schon sehr nischig ist.

Was an diesem Abend aber für mich das Spannendste war: Die Swinger-Club-Beraterin wurde von Paula Lambert gefragt, was ihre Dienstleistung eigentlich kostet. Und sie konnte es nicht auf Anhieb sagen. Sie hat gemeint Es kommt darauf an… und Es hängt davon ab… – und das ist sehr schade.

Jede beliebige, jede ungefähre Zahl, sicher genannt, wäre besser gewesen als beim Preis herumzudrucksen.

Ich hoffe, das hat sie aus diesem Abend gelernt.

PS: Nein, ich weiß den Namen der Swinger-Club-Beraterin leider nicht und kann auch nicht auf ihr Angebot verlinken, obwohl ich das sehr gerne würde. Wenn du, liebe Swinger-Club-Beraterin diesen Artikel jemals lesen solltest: Bitte sag mir bescheid!

Humor ist ein guter Berater

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Auf die Frage, warum und wie er Comedian geworden ist, sagte Hape Kerkeling unlängst im Ö3 Frühstück bei mir:

Ich glaube, jeder Komiker versucht irgendeine Art von Mangel oder Defizit zu vertuschen, es auszugleichen — und da ist aber Humor ein ganz dankbarer Kumpan, auf den man sich meistens auch in den schlimmsten Situationen verlassen kann. 
Man ist gut beraten, wenn man sich dem Humor zuwendet.

Im Zweifel, entscheide dich für Humor. Das nehme ich mir als Berater und Lehrer mit.

Was klappt und was nicht

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Was bei Solopreneur:innen häufig klappt: Genug Einkommen zu generieren, um im Business und privat über die Runden zu kommen.

Was bei Solopreneur:innen häufig nicht klappt: Genug Einkommen zu generieren, um in ihr Business investieren zu können – in Weiterbildung, in Beratung, in operative Unterstützung.

Psychologischer Vertrag

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Jeder Lifestyle Entrepreneur schließt einen „psychologischen Vertrag” mit sich selbst. Ob ihm/ihr das bewusst ist oder nicht.

In diesem Vertrag legt er/sie fest, was in seinem/ihren Lifestyle Business wichtig ist und was nicht. Welche Kompromisse er/sie bereit ist einzugehen und welche nicht. Wie er/sie definiert, ob das Business erfolgreich läuft oder nicht.

Diesen psychologischen Vertrag müssen transparent (und damit „besprechbar“) machen, wenn wir in unserem Lifestyle Business etwas verändern wollen. Weil er die Grundlage für alle vergangenen und zukünftigen Entscheidungen bildet.

Wie lautet dein psycholgischer Gründungsvertrag?

Unreife Früchte

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Wenn du dir vorgenommen hast, drei Monate lang zu versuchen, jeden Tag auf Instagram zu posten…

Wenn du dir vorgenommen hast, bis Weihnachten TikTok einfach mal auszuprobieren…

Wenn du dir vorgenommen hast, drei Jahre lang an dem Aufbau deines Lifestyle Business zu arbeiten…

Dann schau dir nicht zwischendurch den halbfertigen Prozess an uns sag: Jössasna, da geht ja gar nichts weiter! Das wird ja nie was!

Alle diese Projekte sind Lern-Projekte, und Lern-Projekte entwickeln sich nicht linear. Bei Lern-Projekten kommt die reiche Ernte ganz am Schluss.

Also widerstehe der Versuchung, die unreifen Früchte zu kosten. Sie werden nicht gut schmecken. Lass die Früchte reifen, und ernte sie zu gegebener Zeit.

Eine Frage des Menschenbildes

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Gründungsberatung ist immer auch eine Frage des Menschenbildes:

Habe ich jemanden vor mir, der meiner Hilfe bedarf, den ich führen muss — oder jemanden, mit dem ich auf Augenhöhe, von Erwachsenem zu Erwachsenem rede?

Nach dem Erstgespräch

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Ja, es kann eine gute Strategie sein, nach einem Erstgespräch am Interessenten “dran zu bleiben”, ihn immer wieder zu kontaktieren, sich um ihn zu bemühen und von einer Zusammenarbeit zu überzeugen.

Das ist ein bisschen wie bei Admira Wacker: Sie muss sich um gute Spieler wirklich bemühen und sagen: Wir wollen dich unbedingt!, weil intensives Interesse eine der wenigen Stärken ist, die so ein kleiner Verein hat.

Und ja, es gibt Kunden, die brauchen das, dass sie an der Hand genommen werden, dass ihnen jemand den Antrieb und den Schubs gibt, um (endlich) aktiv zu werden.

Aber gleichzeitig bedeutet das auch: Du erziehst deine Kunden von Anfang an dazu, dass du als Berater derjenige bist, der die Initiative ergreift. Du bist der, von dem die Energie ausgeht und der den Kunden “zieht”. Du bist der, der sich bemüht und kümmert.

Und das passt auch, wenn das dein Beratungsstil ist und dir diese Arbeitsweise taugt.

Aber es bedeutet auch: Wenn du am Anfang so bist, dann musst du auch in der Folge so sein. Du ziehst damit nämlich die Kunden an, die genau so einen initiativen und initiierenden Berater suchen.

Du musst dieses implizite Versprechen dann über den ganzen Beratungsprozess einlösen — nicht nur vor, während und nach dem Erstgespräch.

Der Investoren-Test

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Ein spannender Lackmustest, den Philipp Maderthaner vorschlägt, um die Qualität einer Geschäftsidee zu testen: Würdest du für deine Business-Idee einen Investor bekommen? (Und zwar völlig egal, ob du tatsächlich einen suchst oder nicht.)

Wäre jemand bereit, der eine gewisse Distanz zur deiner Idee hat und mit der Brille des “hard business”, des ROI auf die Sache drauf schaut, Geld in diese Idee zu investieren?

Wenn jeder Investor sagen würde: “Na, da investiere ich lieber ned”, dann solltest du dir wirklich gut überlegen, ob du dein eigenes Geld investieren willst.

Gründungsberatung neu denken

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In Zeiten von KI und Digitalisierung hätten wir Gründungsberater:innen die Riesenchance, unseren Beruf als Gründungsberater:innen auf den Prüfstand zu legen und uns zu fragen:

  • Wie könnte sich das Feld der Gründungsberatung in den nächsten Jahren weiterentwickeln?
  • Wie lässt sich die Rolle der Gründungsberater:innen neu denken?
  • Welches Wissen, welche Fähigkeiten werden wir in Zukunft nicht mehr brauchen — und welche umso mehr?
  • Wird unser Beruf, wie wir ihn heute kennen, eventuell sogar von der Bildfläche verschwinden? Wodurch wird er ersetzt werden?

Lauter spannende Fragen. Momentan wird dieser Diskurs aber (für mich) noch unhörbar geführt. Vielleicht sollten wir damit aber anfangen, bevor kein Mensch mehr Gründungsberater:innen braucht.

Teures Zick-Zack

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Es ist ein Jammer:

Viele Gründer tun, aber nicht in der richtigen Reihenfolge!

Und dabei verschwenden sie viel Zeit, Energie – und nicht zuletzt Geld.

Maximale Großzügigkeit

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Eines meiner Grundprinzipien ist es, bei meinen kostenlosen Erstgesprächen maximal großzügig zu sein — mit meinem Rat und mit meiner Zeit. „Kompromisslose Beratung“, wie Stephan Park das nennt.

Es bedeutet aber, rein praktisch gesehen, auch, dass meine Großzügigkeit nicht immer gleich sein kann. Manchmal wird es schon großzügig von mir sein, wenn ich mir in einer vollen Woche eine halbe Stunde Zeit nehme für ein Erstgespräch.

Immer so großzügig, wie ich eben gerade kann.

EInzigartige Positionierung

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Einer der spannendsten Aspekte für mich in der Gründungsberatung ist es, gemeinsam mit meinen Gründer:innen ihren Platz am Markt zu finden.

Meine Erfahrung dabei ist, dass die einzigartige Positionierung am Markt eine Kombination der ganz individuellen Fähigkeiten, Wissen, Beziehungen, Erfahrungen, Netzwerke, Ressourcen… der jeweiligen Gründer:innen ist.

Wenn wir in diesen Prozess starten, dann ist alles, was wir für eine klare Positionierung brauchen, schon da. Wir müssen nichts hinzufügen, im Gegenteil:

Das Geheimnis ist, alles wegzulassen, was uns von der Einzigartigkeit der Gründerpersönlichkeit ablenkt. Es geht quasi darum, die Essenz eines Menschen freizulegen.

Aus der Einzigartigkeit eines Menschen ergibt sich dann quasi automatisch eine einzigartige Positionierung.

Aha-Erlebnis-Brücken

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Etwas zu wissen und etwas zu verstehen, das ist nicht das Gleiche. Jeder Berater und jede Lehrerin wird das bestätigen können.

Anthony de Mello sagt: Der Unterschied zwischen Kenntnis und Bewusstheit ist das Aha-Erlebnis.

Oder, anders formuliert: Das Aha-Erlebnis ist die Brücke, die dich vom Wissen zum Verstehen bringt.

Negativ ist attraktiv

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In Diskussionen aller Art lässt sich folgendes interessante Phänomen feststellen:

Diejenigen, welche sich auf die negativen Aspekte konzentrieren, werden eher als smart und intellektuell wahrgenommen. Nach dem Motto: Ein Wahnsinn, an was du alles denkst!

Diejenigen, welche sich auf die positiven Aspekte konzentrieren, werden primär als naiv wahrgenommen. Nach dem Motto: Du hast halt nicht alles bedacht.

Diese Wahrnehmung hat ganz viele üble Folgeeffekte, nicht zuletzt den Überhang von negativen Kommentaren auf Social Media, sobald jemand den Mut hat, einen Gedanken oder eine Idee zur Diskussion zu stellen.

Mein Wunsch: Lassen wir uns nicht verführen von der intellektuellen Anziehungskraft der Negativität und schalten wir als default mode den positiven Blick ein.

Das ist nicht naiv. Das ignoriert nicht, dass Sachen auch schief laufen können.

Aber es beginnt damit, dass wir wertschätzen, was jetzt schon da ist.

Gründungs-Esoterik

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Yves Bellinghausen schreibt in brand eins (September 2024) einen lesenswerten Artikel über den wissenschaftlichen Unsinn, Persönlichkeitstests wie den Myer-Briggs-Typenindikator im Recruiting und im Personalmanagement einzusetzen.

In diesem Zusammenhang spricht er auch von „Management-Esoterik“:

“Esoterische Methoden liefern einfache Antworten auf komplexe Fragen und sind deshalb attraktiv für Menschen.”

Das kommt mir als Gründungsberater bekannt vor. Es gibt nämlich auch eine Gründungs-Esoterik. Dabei versuchen (nicht selten wohlmeinende) Business Coaches, angehenden Selbständigen „esoterische“ Antworten auf handfeste wirtschaftliche Fragestellungen zu liefern.

Und weil wir schon dabei sind: Nein, „die richtige Positionierung“ wird nicht alle deine Gründungs-Probleme lösen.

Gegründet ist schnell

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Gründen an sich ist nicht kompliziert. Es gibt ein paar behördliche ToDos, ein paar Stellen, wo man sich melden muss, aber insgesamt ist das keine Raketenwissenschaft. Das kriegt man auch alleine hin.

Aber ein Business aufzubauen, das ist schon anspruchsvoll. Das intensive Nachdenken über die Geschäftsidee, die Entwicklung eines funktionierenden Geschäftsmodells, die Umsetzung der Vision an jedem einzelnen Tag, auch wenn’s mühsam ist…

Gegründet ist schnell, aber dadurch hast du noch kein Business.

[Danke Camillo Patzl für diesen Gedanken.]

Ulf D. Posé: Führen durch Überzeugen 📙

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Dieses Buch über Kommunikation und Rhetorik aus dem Jahr 1983 ist mir bei einer Bücher-Telefonzelle in die Hände gefallen. Ganz viel darin ist überholt, einiges sogar richtiger Humbug. Aber ein paar Gedanken sind auch heute noch wertvoll — zumindest als Reminder.

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Im Wettbewerb

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Manchmal sind wir mit Anderen im Wettbewerb. Das ist auch in Ordnung.

Dann gilt es einfach besser zu sein als die Anderen. 

Willst du springen?

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Die meisten Menschen werden sich ihr ganzes Leben lang nicht selbständig machen.

Viele Menschen werden ihr ganzes Leben lang darüber reden, dass sie sich „irgendwann“ selbständig machen – und es nie tun.

Unter diesen Menschen wird es einige geben, die sich nie trauen zu springen. Die nie den Mut oder die Gelegenheit finden, mit ihrem Traum Ernst zu machen.

Aber noch mehr Menschen machen sich nie selbständig (obwohl sie immer davon reden), weil sie sich insgeheim nicht eingestehen können oder wollen: Ich rede zwar immer wieder davon, weil es gut klingt und weil es eine schöne Vorstellung ist, aber… In Wahrheit werde ich nie springen. Weil ich eigentlich gar nicht springen will. Mir taugt es eh im Job.

Das ist voll okay. Wir brauchen Menschen, die gute Angestellte sind mindestens so sehr wie Menschen, die gute Unternehmer sind. Niemand muss sich selbständig machen.

Aber vielleicht wäre es eine gute Idee, damit aufzuhören, sich selbst zu belügen.

[Danke Philipp Maderthaner für diesen Gedanken.]