Tag#Gründungsberatung

Fragen ohne Antworten

F

Schöner Gedanke von Michael und Manfred Winterheller:

Nur, weil mich jemand fragt, heißt das nicht, dass ich eine Antwort haben muss.

Das klingt paradox, und das ist gerade für Berater:innen und Lehrer:innen wie ich schwer auszuhalten. Aber: Es geht in „echten“, d.h. wirklich menschlichen Gesprächen nicht um inhaltliche Dominanz, sondern darum, dass Menschen über ihre Sorgen mit jemandem reden wollen. Menschen wollen gehört und gesehen werden.

So verstanden, ist eine Frage sehr oft keine Aufforderung für eine Antwort, sondern die Frage ist eine Einladung zu einem Gespräch. Weil ein Gespräch an sich unglaublich heilsam sein kann – egal, wer am Ende dann eine Antwort auf die Frage ausspricht.

Wenn die Angst sich meldet

W

Ich kenne eine Gründerin, die mit ihrem Solo-Business bisher wirklich gut verdient hat. Sie ist eine Spezialistin in ihrem Bereich, gefragt und gesucht, und sie hat Kunden, die nicht jeden Euro zweimal umdrehen müssen.

Erstmals in ihrer Selbständigkeit erwartet sie 2025 sinkende Umsätze. Und das macht ihr Angst.

Sie weiß zwar, ganz objektiv gesehen, dass sie ein ganzes Jahr ganz ohne neue Umsätze auskommen würde, so viel hat sie auf der hohen Kante. Aber das kann sie nicht beruhigen. Die Existenzängste melden sich trotzdem.

Ich habe das in meinen Gründungsberatungen schon so oft beobachtet: Egal, wie hoch dein Kontostand ist… Die Existenzangst geht nie weg. Geld beruhigt nicht.

Seth Godin sagt: Das Beste, was wir tun können, ist zu lernen, mit unserer Angst zu tanzen.

Karriereplanung

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Vor Jahren mal in einer CEDEFOP-Studie gelesen, aber immer noch interessant: Wie gehen Erwachsene an ihre Karriereplanung heran?

  1. strategisch: Planvoll ein langfristiges Ziel verfolgend (z.B. Ärzte oder Unternehmersöhne)
  2. evaluierend: Stark reflektierend auf die aktuellen Lebensumstände
  3. aspirierend: Eine Ahnung davon, was man mal werden möchte, aber keinen konkreten Plan
  4. opportunistisch: Aus den gegebenen Optionen die beste herausgreifen

Ich glaube, diese Muster lassen sich auch sehr gut umlegen auf Gründer:innen beim Schritt in die Selbständigkeit. Da gibt es wohl auch Vertreter:innen aus allen vier Gruppen.

Berater mit Haltung

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Das, was in der Beratung genau wie in der Hochschullehre den echten Unterschied macht, sind nicht Fragen der Methodik oder der Rhetorik, sondern es sind Fragen der Haltung.

Ein wirklich toller Gründungsberater macht nicht andere Dinge, sondern er macht die Dinge anders. Haltung kann man nicht objektiv messen, aber man wird sie sofort spüren.

Haltung kann man nicht verordnen, Haltung kann man nicht managen, und Haltung kann man, fürchte ich, auch nicht in lehren

Aber man kann Haltung vorleben und andere dadurch inspirieren, zu ihrer eigenen Haltung zu finden.

Der Turmbau zu Babel

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Sabine Haag beschreibt im hörenswerten „Erklär mir die Welt“-Podcast das Gemälde „Der Turmbau zu Babel“ von Pieter Breughel mit den Worten: „Man sieht hier ein Bauwerk, das einfach misslungen ist. Das muss man ganz ehrlich sagen. Aus dem wird nix mehr.“

Das ist eine schöne Metapher für ein Business, dass falsch aufgesetzt ist. Es „bärt“ an allen Ecken und Enden. „Es gibt ganz viele Details, wo man sehen kann: Da ist so viel schief gelaufen“, sagt Sabine Haag.

Alle können es sehen, nur der „Bauherr“ nicht. Der steht (im Bild) stolz rechts unten lässt sich huldigen. Niemand hat den Mut, ihn mit der Wahrheit zu konfrontieren, die er wahrscheinlich auch gar nicht hören möchte.

Genau hierin liegt der Wert guter Freunde und hilfreicher Gründungsberater: Sie haben keine Angst davor, dem Kaiser zu sagen, dass er nackt ist.

Satori

S

Satori, das ist (für mich) eine plötzliche Erleuchtung. Eine Eingabe, eine Einsicht, ein Moment, in dem einem plötzlich etwas klar wird oder man plötzlich etwas ganz glasklar sieht. Es fällt einem förmlich wie Schuppen von den Augen.

Nach einem Satori hat sich etwas in einem verändert. Man sieht die Welt nicht mehr wie zuvor.

Ein Satori hat eine starke emotionale Seite. Die Erkenntnis lässt sich mitunter nicht gleich oder nicht völlig in Worte fassen. Die neue Klarheit ist eher ein Gefühl, ein Gedanke, ein Fragment – sehr stark spürbar, aber er entzieht sich mitunter jeder verbalen Form. Er lässt sich aber mitunter durch Bilder, Metaphern, Musik oder Slogans ausdrücken. 

Satori lassen sich nicht fabrizieren, aber sie sind immens kraftvoll.

Über die Angst

Ü

Im Buch „The Life of Pi“ gibt es in Kapitel 56 eine sehr treffende Beschreibung der menschlichen Angst:

Angst ist der einzige echte Feind des Lebens. Nur Angst kann das Leben bezwingen. Angst ist ein kluger, raffinierter Gegner, das weiß ich aus Erfahrung. Sie kennt keine Moral, akzeptiert kein Gesetz und keine Konvention, sie ist unerbittlich. Sie sucht sich bei jedem den schwächsten Punkt und findet ihn ohne Mühe.

Als Gründungsberater weiß ich: Wo die Angst ist, da liegt auch das größte Potenzial, in einem Lifestyle Business wirklich was zu verändern.

Manipulative Hilfe

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Viele Helfer:innen sind Ego-getrieben. Es geht ihnen primär um sich, darum, die eigenen „Weisheiten“ anzubringen.

Es geht ihnen um ihr eigenes gutes Gefühl, das sie durch das Helfen bekommen.

Das ist nicht per se böse, aber es ist manipulativ. Es verleitet dazu, ungefragt Hilfe aufzudrängen – weil man selbst das gute Gefühl braucht, nicht der Andere die Hilfe.

Hart oder falsch?

H

Eine der schwierigsten Fragen überhaupt: Habe ich nur den üblichen Gegenwind, oder bin ich am falschen Weg?

Mit anderen Worten: Soll ich dran bleiben, oder soll ich vom toten Pferd absteigen? Habe ich mich in etwas verrannt, von dem ich glaube, es ist das Paradies, aber in Wahrheit ist es nicht mein Ding? Ist es einfach nur hart, oder ist es falsch?

Diese Frage beantworten zu helfen, gehört zu den ganz großen Nummern in der Gründungs- und Unternehmensberatung.

[Danke Georg Wawschinek und Philipp Maderthaner für diesen Gedanken.]

Gründungsberatung ist nie gratis

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Eine Herausforderung im Pricing von Gründungsberatungen in Österreich:

Historisch war die Gründungsberatung eine Aufgabe von (halb-)staatlichen Organisationen oder öffentlich finanzierten Verbänden: WKO, AMS, RIZ, Wirtschaftsagentur etc.

Der Staat gibt diesen Institutionen Geld (Steuergeld), damit sie etwas Gutes für die Bürgerinnen und Bürger tun.

In diesem Kontext ist die Gründungsberatung “gratis” — für die Gründer*innen. Natürlich ist sie de facto nicht gratis, aber die Kosten dafür tragen (im Hintergrund) die Steuerzahler.

Wenn jetzt jemand hergeht und Gründungsberatung in “eigener (privater) Praxis” anbietet (wie ich), dann werden diese Kosten auf einmal transparent.

Und das Paradoxe dabei: Die Kosten der privaten Gründungsberatung sind viel geringer als die Kosten der öffentlichen Gründungsberatung — weil kleine Beratungsagenturen wie ich keinen riesigen Overhead mitzutragen haben.

Aber den Gründer (den Endkunden) haut es von den Socken. Was, sooo viel kostet das? Das ist ja ein Wahnsinn! Weil in seinem Kopf verankert ist: Gründungsberatung ist gratis.

Ja, für ihn ist öffentlich geförderte Gründungsberatung kostenlos. Aber gratis ist sie nie. Die Kosten tragen nur andere (für ihn).

Empathie mit sich selbst

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Die Fähigkeit, emphatisch mit anderen zu sein, hängt ganz eng zusammen damit, wie viel Empathie man mit sich selbst hat. Je besser ich mich selbst verstehe, desto besser kann ich auch andere verstehen.

Empathie und Liebe sind eng verwandt. Und mit der Liebe ist es genauso: Ich muss mich zuerst selbst lieben, bevor ich andere Menschen lieben kann.

Die Voraussetzung für eine (erfolgreiche!) empathische Gründungsberatung ist daher, dass ich auf mich selbst achtgebe. Das ist kein Luxus, kein „wenn ich dann mal Zeit habe“, sondern das ist die Grundlage deines Berufs!

Bei der Empathie „spricht Seele zu Seele“. Deswegen muss auch meine Seele gesund sein.

[Danke Albert Kitzler für diesen tollen Gedanken.]

Marketing-Skills, vorausgesetzt

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Vielleicht eines der Hauptprobleme in der (institutionellen) Gründungsberatung: Wir Gründungsberater gehen von Marketing-Know-How und -Fähigkeiten der Gründer:innen aus, die sie einfach nicht haben.

Wir beraten sie, entwickeln tolle Geschäftsmodelle und Produkte — aber die Gründer:innen bekommen es am Ende nicht verkauft.

Das ganze Thema „Marketing & Sales“ ist nach wie vor ein blinder Fleck in der Gründungsberatung.

Auf der Suche nach…

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Ganz viele Gründer:innen sagen, die wichtigste Motivation für ihre Selbständigkeit ist mehr Freiheit und Selbstbestimmung.

Aber: Vielleicht ist mehr Freiheit nur ein irreführender Ersatz für das, was sie eigentliche suchen: 

Mehr Sinn im Leben.

Der göttliche Funke

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Unlängst habe ich einen Gründungsberater-Kollegen davon sprechen hören, dass eine Geschäftsidee einen „göttlichen Funken“ haben kann. Also sowas wie einen ganz besonderen Impuls, der einer Idee Leben einhaucht und der diese Idee einzigartig macht.

Das ist ein sehr spannender Gedanke. Es mag vielleicht schwer sein zu beschreiben, was dieser „göttliche Funke“ genau ist, und es ist unmöglich, diesen göttlichen Funken herstellen oder erzwingen zu wollen.

Aber dass es sowas wie einen göttlichen Funken gibt, scheint mir unbestritten. Die besten Gründungsideen, die ich als Gründungsberater begleitet habe, hatten dieses ganz spezielle Etwas. Nicht, weil sie besonders ausgefallen oder spektakulär gewesen wären, sondern weil man merken konnte:

Hier ist jemand mit sehr viel Liebe und Hingabe am Werk. Hier hat jemand Herz und Hände am rechten Fleck.

Gründungsberatung, professionell

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Gründungsberatung ist keine Profession wie Arzt oder Rechtsanwalt oder Lebens- und Sozialberater.

Weil: Es gibt keine einheitliche Ausbildung, um Gründungsberater:in zu werden. Es gibt keine einheitlichen Qualitätsstandards. Es gibt ganz unterschiedliche Wege, wie Gründungsberater:innen zu ihrem Job gekommen sind.

Ja, es gibt nicht mal eine einheitliche Berufsbezeichnung. Viele Gründungsberater:innen nennen sich gar nicht so.

Und trotzdem: Auch wenn Gründungsberatung keine streng definierte Profession ist, bleiben wir Gründungsberater:innen unseren Kund:innen gegenüber verpflichtet, professionell zu arbeiten.

Aaron Hurst: The Purpose Economy (2016) 📙

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Ich hatte das Buch lange herumliegen, weil ich es zwar immer wichtig fand, aber… naja, man kennt’s. Das erste Drittel des Buches ist echt leiwand, ein richtiger Augenöffner und eine sehr akkurate Vorwegnahme, wie sich die Purpose Economy entwickeln wird. Nach hinten hin wird das Buch jedoch inhaltlich immer dünner.

(mehr …)

Geld beruhigt nicht

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Ein Phänomen, das ich als Gründungsberater immer und immer wieder beobachtet habe: Der Respekt vor der Gründung hängt nicht von deinem objektiven Kontostand ab.

Oder, anders formuliert: Du hast genauso viel Schiss vor der Gründung, wenn dein Konto eigentlich gut gefüllt ist und du dir keine großen Sorgen machen müsstest.

Oder, nochmals anders: Ein guter finanzieller Polster zum Start ist wichtig, aber er beruhigt weniger, als man vielleicht denken würde.

Sich trauen zu fragen

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Sich trauen zu fragen, ist eine Superkraft. Fragen sind eine Wunderwaffe – beim Lernen, in der Beratung und in Beziehungen.

Wer sich traut, viel zu fragen, hat auch einen ganz entscheidenden Wettbewerbsvorteil im Business.

Sich trauen zu fragen bedeutet auch, dankbar anzunehmen, was als Antwort kommt — egal, was da kommt. Es bedeutet, im Vertrauen zu sein, dass die Antwort, die man bekommt, mitunter nicht die ist, die man gerne gehört hätte, aber in jedem Fall die richtige Antwort ist — langfristig, im Big Picture.

Dann kann es auch keine Angst vor einer „negativen” Antwort geben.

Die Kunden glücklich machen

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Spannender Gedanke von Philipp Maderthaner: Es geht nicht darum, unsere Kunden glücklich zu machen. Weil auf das Glück unserer Kunden haben wir nur ganz beschränkten Einfluss.

Aber: Wir können unsere Kunden erfolgreich machen. Da haben wir schon “mehr Griff drauf”.

Dazu müssen wir unseren Kunden geben, was sie brauchen — nicht zwingend das, was sie wollen.

“Es kann sein, dass der Weg zum Erfolg sie nicht immer glücklich macht. Es kann sein, dass sie dafür Dinge tun müssen, die ihnen extrem auf die Nerven gehen”, sagt er.

Aber was wäre die Alternative?

Bruchlandungen

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In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit schießen die “Get-rich-quick”-Vera***ungen aus dem Social-Media-Boden wie die Schwammerl.

Viele werden 2025 auf die Nase fallen.