Tag#KI

Die Thermomix-Falle

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Unlängst hat eine liebe Freundin von uns einen Thermomix bekommen. Das ist ein Wunderding, das einem die Arbeit in der Küche erheblich erleichtert.

Nun hat sie uns erzählt, dass der Thermomix zwar super ist, aber: Kochen mit dem Thermomix fühlt sich, sagt sie, nicht wie „richtiges“ Kochen an. Sondern eher wie Schummeln.

Vielen von uns Lifestyle Entrepreneuren geht’s bei der Verwendung von KI ähnlich: Wenn wir KI verwenden, z.B. zum Erstellen von Texten, dann fühlen sich diese Texte irgendwie „geschummelt“ an. 

Dabei stehen in jeder Profiküche mindestens drei Thermomixe. Dabei haben die echten Business-Profis seit jeher Copywriter engagiert, um möglichst attraktiv auszudrücken, was sie für ihre Kunden tun können. 

Statt dass wir uns freuen, dass wir jetzt Top-Copywriter-Leistung für einen Apfel und ein Ei bekommen, stehen wir uns selbst im Weg mit dem Glaubenssatz, dass nur wertvoll ist, was auch anstrengend ist.

Hör auf damit, bitte.

Zum Wohle deines Lifestyle Business, und zum Wohle deiner Kund:innen.

KI ist klimaschädlich

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Weißt du was? 

Diese Geschichte, dass KI wie ChatGPT so viel Energie und Wasser verbrauchen und total klimaschädlich sind… Das ist schon wieder so ein Narrativ, mit dem uns Solopreneuren ein schlechtes Gewissen gemacht wird. 

Durch diesen Narrativ traut sich der kleine Solopreneur dann ChatGPT nicht (so oft) benutzen, weil er mit den moralischen Fragen kämpft. Wer will schon das Klima schädigen mit seiner Arbeit?

Und derweil schei*en sich die großen Konzerne überhaupt nichts und verwenden KI, wo immer möglich und wo immer es ihren Zielen dient. Ohne den geringsten Funken von schlechtem Gewissen.

Ich will überhaupt nicht leugnen, dass der hohe Energie- und Wasserverbrauch der KI-Rechenzentren ein großes Problem ist. Aber (und das ist ein großes ABER): Die großen Konzerne sind die Hauptverantwortlichen für die klimaschädlichen Effekte von KI, nicht wir kleinen Solo-Businesses!

Die Diskussion über die Klimaschädlichkeit von KI dient im Wirklichkeit nur diesen großen Konzernen, die dafür sorgen, dass die kleinen Solopreneure ihre moralischen Ansprüche gegen sich selbst richten und sich damit selbst daran hindern, die Wettbewerbsvorteile auszunützen, welche die KI ihnen ermöglichen würde. Durch diesen Narrativ werden die Kleinen klein gehalten.

Ja, verwende Generative KI verantwortungsvoll und nicht “unnötig”. Aber lass dir auch nicht die Verantwortung für ein Problem in die Schuhe schieben, das ganz Andere lösen sollten!

[Vgl. Seth Godins erhellende Erklärung, wie die Idee des carbon footprints entstanden ist – und wem dieses Konzept eigentlich nützt.]

Technische Nackerpatzerl

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Unlängst habe ich bei einem Webinar der WKO teilgenommen zum Thema „KI für EPU“.

Am Ende des Webinars wurden einige Fragen aus dem Chat beantwortet, Bei einigen der Fragen, die da gestellt wurden, habe ich mir (ich muss es leider zugeben) gedacht: Marantana, da sind aber schon ein paar technische Nackerpatzl dabei!

Und dennoch: Diese vermeintlichen „Nackerpatzerl“ sind einen Riesenschritt weiter als die Masse der EPU, die sich nicht mal genug für KI interessieren, um sich für so ein Webinar anzumelden.

Versteckte Ansprüche aufdecken

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Je weiter sich die KI-Tools entwickeln, desto dringender wird für (Fach-)Hochschulen die Frage: Zu was bilden wir unsere Studierenden eigentlich aus?

Diese Frage war immer wichtig, aber jetzt macht sie KI sehr drängend. Das „Hidden Curriculum“ – also der Anspruch, der über und hinter den eigentlichen Lehrzielen liegt – muss transparent werden: Was ist im Studium eigentlich wichtig, was ist unwichtig und was sogar unerwünscht?

Solange diese Frage nicht ernsthaft beantwortet ist, kann man über die Rolle von KI in der Hochschullehre nicht vernünftig sprechen.

Das Tool für alles

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Eine Entwicklung, die bereits begonnen hat und die sich wohl noch verstärken wird: Generative AI (also Tools wie ChatGPT und Konsorten) werden als „Tool für alles“ verwendet.

Jede Aufgabe, die uns ein bisschen anstrengend erscheint, wird einer KI vorgesetzt – egal, ob das sinnvoll ist oder nicht. Oder überhaupt notwendig.

KI ist ein Werkzeug, aber es ist eine andere Art von Werkzeug als z.B. ein Hammer. KI ist ein Werkzeug, das viel Reflexion und viel Klarheit voraussetzt, um es richtig verwenden zu können.

Sonst fällt es uns auf die Füße.

KI-Revolution

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Ich befürchte, die allermeisten EPU in Österreich haben (noch) nicht kapiert, welche gewaltige Revolution gerade durch KI in ihrem Business ausgelöst wird.

Ich befürchte, die allermeisten EPU in Österreich begegnen dieser Revolution mit der simplen, aber wenig effektiven Kopf-in-den-Sand-Strategie.

Ich befürchte, die allermeisten EPU in Österreich sind weitgehend ignorant gegenüber dem Potenzial, das KI für ihr eigenes Business hätte – für die gewaltigen Produktivitäts-Chancen.

Ich befürchte, die allermeisten EPU in Österreich haben eine diffuse Angst vor den Veränderungen, die durch KI ausgelöst werden können – oder hoffen, dass auch dieser „Trend“ genauso wieder vorbeigehen wird wie anderes neumodisches Zeug.

Ich befürchte, die allermeisten EPU in Österreich werden noch sehr, sehr viel zu lernen haben.

Gründungsberatung neu denken

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In Zeiten von KI und Digitalisierung hätten wir Gründungsberater:innen die Riesenchance, unseren Beruf als Gründungsberater:innen auf den Prüfstand zu legen und uns zu fragen:

  • Wie könnte sich das Feld der Gründungsberatung in den nächsten Jahren weiterentwickeln?
  • Wie lässt sich die Rolle der Gründungsberater:innen neu denken?
  • Welches Wissen, welche Fähigkeiten werden wir in Zukunft nicht mehr brauchen — und welche umso mehr?
  • Wird unser Beruf, wie wir ihn heute kennen, eventuell sogar von der Bildfläche verschwinden? Wodurch wird er ersetzt werden?

Lauter spannende Fragen. Momentan wird dieser Diskurs aber (für mich) noch unhörbar geführt. Vielleicht sollten wir damit aber anfangen, bevor kein Mensch mehr Gründungsberater:innen braucht.

Ungelöste Abkürzungen

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Meine Studierenden haben auch ein Leben außerhalb der FH. Dieses Leben ist mitunter kompliziert, wie bei jedem Menschen.

Und das sie dazu verleiten kann, Abkürzungen mithilfe von KI zu suchen. 

Das ist verständlich. Das ist ganz natürlich. Das sollte Hochschullehrende nicht überraschen.

Die Fragen, die aber weiterhin ungelöst bleiben: Welche Abkürzungen sind okay? Welche Abkürzungen können Lehrende ihren Studierenden sogar bewusst aufzeigen, um sich das Leben leichter zu machen? Und wo ist eine Abkürzung nicht okay, weil kein Lernen stattgefunden hat und die Abkürzung ihnen damit langfristig mehr schadet als nützt?

Diese Fragen werden mich und viele meiner Kolleg*innen im Jahr 2024 (weiterhin) beschäftigen. Ich bin gespannt, welche Antworten wir finden werden.

KI, ein strategisches Thema

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Ich denke, dass viele Österreicher*innen die Auswirkungen von Generative AI (also ChatGPT, Perplexity, Claude etc.) vollkommen unterschätzen.

Einer aktuellen Studie zufolge nutzen gerade mal 18 Prozent der Österreicher*innen ChatGPT oder haben es bereits benutzt. Je jünger, desto mehr. In meiner Altersgruppe sind es 22 Prozent.

Das bedeutet, optimistisch geschätzt, dass sich nur rund jede*r vierte Gründungsberater*in und nur jeder vierte Solo-Selbständige überhaupt jemals mit ChatGPT und Co. auseinander gesetzt hat. Und ich traue mich sagen: Kaum jemand davon hat kapiert, wie tiefgreifend die Veränderungen sein werden, die da auf die Gründerszene und die Arbeitswelt der Solopreneure zukommen.

Ich bin sicher: Das ist nicht nur ein Hype, der vorbei gehen wird wie Metaverse und NFT. Generative AI wird alles verändern!

Ich habe Künstliche Intelligenz deshalb zu einem zentralen strategischen Thema für mein Business im Jahr 2024 ausgerufen. Denn mir ist klar geworden:

  • Durch KI wird sich die Natur meines Jobs als Gründungsberater verändern!
  • Durch KI wird sich die Natur meiner Arbeit als EPU verändern!

Das sind keine kosmetischen Änderungen. Hier geht es an die Substanz!

Lehren in Zeiten von KI

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Mithilfe von KI lassen sich diese ganzen Artefakte in Sekundenschnelle produzieren, die wir (Hochschul-)Lehrende früher hergenommen haben, um Lernerfolg zu messen: Eine Zusammenfassung, ein Essay, eine Fall-Ausarbeitung, die Lösung einer Case Study usw. In Zeiten von KI ist es also (noch) schwieriger geworden festzustellen, ob Lernen tatsächlich stattgefunden hat.

Was bedeutet das für uns Lehrende? Es bedeutet wohl, dass wir uns in Zukunft noch viel mehr darauf konzentrieren, den Lernprozess zu messen und nicht die Lernergebnisse.

Das heißt aber auch: Wir müssen unsere Studierenden dahin bekommen, dass es ihnen nicht wurscht ist. Dass sie eine Lernmöglichkeit tatsächlich als wertvoll wahrnehmen und nicht mit KI den schnellsten und einfachsten Weg zu einem wertlosen Ergebnis wählen. Dass ihnen die Sache wichtig genug ist, dass sie die Anstrengung des Lernens auf sich nehmen.

Und, wir dürfen nicht vergessen: Die Studierenden sind genauso unsicher im Umgang mit den KI-Tools und was sie für Auswirkungen auf ihr Lernen und ihren Beruf haben werden wie die Lehrenden.

Es ist kein Match „Lehrer gegen Schüler“!