Thomas Müller: Gierige Bestie (2008) 📙

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Meine Notizen

Ein Mensch ist gerne wichtig. Er fühlt sich gut, wenn er eine Aufgabe hat, sie zur Zufriedenheit anderer scheinbar oder tatsächlich gut erledigt, wenn er begehrt ist und wenn er durch diese Tätigkeit Anerkennung erfährt. Je mehr er davon erfährt, desto lieber wird er diese Aufgabe durchführen […].“ (S. 92)

„Offensichtlich gab es noch etwas Grenzenloseres als das unendliche Weltall – die menschliche Gier. Es ging mir aber weniger um die materielle Gier mancher Menschen. Selbst die Reichsten der Reichen, die ich kennengelernt habe, erkannten zwangsweise irgendwann, dass sie die Zweisamkeit nicht erkaufen, ihr persönliches Glück nicht in einer Performance-Kurve darstellen konnten. Diese Fragestellung war für mich irrelevant. Vielmehr interessierte mich die Gier nach Macht und Einfluss. Die Gier nach dem Beherrschen, dem Schlechtmachen und Demütigen, die Gier nach der Perfektion und Kontrolle, die Gier nach Unabhängigkeit, Freiheit, die unwillkürlich irgendwann in Egoismus übergehen muss.“ (S. 99f)

  • Auch Lifestyle Entrepreneure können gierig werden – wenn nicht nach Geld, dann nach Freiheit oder Kontrolle. Ist auch nicht viel besser.

„So kann aus der gern gesehenen und viel zitierten Sparsamkeit unter negativen Umständen auch der Geiz werden. Ich selbst hatte es noch als junger Funkstreifenbeamter miterlebt, dass wir in extrem kalten Wintern in ungeheizten Wohnungen ältere Menschen aufgefunden haben, die, plötzlich verstorben, ihre armseligen Habseligkeiten zurückließen. Bei der Durchsuchung der Habseligkeiten fanden sich aber teilweise kleine Vermögen in Form von Bargeld, Gold, unter Aufbietung vieler Entbehrungen mühsam zusammengesparte Geldbündel, obwohl die Leute teilweise in ihren Wohnungen froren, hartes trockenes Brot aßen und sich nicht den geringsten Luxus gönnten. Manche von ihnen waren in einen regelrechten Verarmungswahn hineingekommen, der manchmal das Ende einer derartigen Entwicklung sein kann.“ (S. 122)

Sie waren verzweifelt, weil Sie unwissend waren. Bleiben Sie noch, ich verlasse Sie jetzt und verzeihen Sie mir, dass ich Sie gestört habe. Aber ich mag es nicht, wenn andere Menschen verzweifelt sind.“ (S. 156)

„Wenn wir diese Entscheidung, wann genug ist, nicht selbst treffen, wird sie [..] nie eintreten.“ (S. 168)


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