Das digitale Notizbuch von Günter Schmatzberger

Servus!

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Auf dieser Website findest du…

📝 meinen Daily Blog in Form eines Lerntagebuches. Ich blogge hier täglich über das, was ich in meiner Arbeit als Gründungsberater und Hochschullehrer lerne. Und das ist nicht wenig.

📙 an die 400 Buch-, Vortrags- und Podcast-Notizen, die ich im Laufe der Jahre erstellt habe. Und es werden immer mehr!

🪴meinen Digitalen Garten mit meinen Podcasts, meinen Büchern, meinen Listen und meinen Newsletter. Ständig wächst was Neues nach.

⚠️ Tipp: Hol dir den Blog täglich in den e-Mail-Postfach:

Viel Freude und Inspiration auf meiner Website!

Günter

Gaunerei

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Chris Williamson sagt: Gaunerei ist, wenn du was verkaufst (oder promotest), das du selber nie nützen würdest oder woran du selber nicht glaubst.

Hand auf’s Herz: Bist du ein Gauner?

Wenn die Angst sich meldet

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Ich kenne eine Gründerin, die mit ihrem Solo-Business bisher wirklich gut verdient hat. Sie ist eine Spezialistin in ihrem Bereich, gefragt und gesucht, und sie hat Kunden, die nicht jeden Euro zweimal umdrehen müssen.

Erstmals in ihrer Selbständigkeit erwartet sie 2025 sinkende Umsätze. Und das macht ihr Angst.

Sie weiß zwar, ganz objektiv gesehen, dass sie ein ganzes Jahr ganz ohne neue Umsätze auskommen würde, so viel hat sie auf der hohen Kante. Aber das kann sie nicht beruhigen. Die Existenzängste melden sich trotzdem.

Ich habe das in meinen Gründungsberatungen schon so oft beobachtet: Egal, wie hoch dein Kontostand ist… Die Existenzangst geht nie weg. Geld beruhigt nicht.

Seth Godin sagt: Das Beste, was wir tun können, ist zu lernen, mit unserer Angst zu tanzen.

5. Geburtstag

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Heute feiert mein Blog seinen fünften Geburtstag.

Seit 13. März 2020 habe ich jeden Tag einen Blog-Artikel veröffentlicht und keinen einzigen Tag versäumt.

Mir macht dieses Personal Project große Freude. Nicht, weil ich so viele Leser:innen hätte. (Wenn du diesen Beitrag liest, bist du die große Ausnahme, und ich danke dir von ganzem Herzen.)

Sondern weil ich einen Ort gefunden habe, wo die vielen Gedanken, die mir jeden Tag im Kopf herumschwirren, ein Zuhause finden können. Meine Gedanken werden ein bisschen herausgeputzt und dann in die Freiheit entlassen.

Das ist ein sehr schönes Gefühl für mich, und das ist der Grund, warum ich immer noch mit der gleichen Freude blogge wie am ersten Tag.

Der Simplicity Coach

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Em Stewart ist ein Simplicy Coach.

Ich denke mir: Simplicity Coaches machen eine enorm wichtige Arbeit. Wenn dir jemand dabei hilft, dein Leben zu vereinfachen, sodass alles wieder ein bisschen lockerer von der Hand geht… Gold wert!

Und viele Menschen haben ja auch eine große Sehnsucht danach, dass ihr Leben (wieder) ein bisschen einfacher und übersichtlicher wird. Kommt ja nicht von ungefähr, dass sich Bücher wie Magic Cleaning oder die Simplify-Reihe so gut verkauft haben (und immer noch verkaufen).

Gleichzeitig denke ich mir aber auch: Ja, diese Dienstleistung ist wichtig, aber sie ist nicht dringend – und damit ist sie gar nicht so leicht zu vermarkten. Du wirst niemanden finden, der sagt: Nein, Einfachheit ist nichts für mich. Ich habe es viel lieber, wenn es schwer ist! Wird niemand sagen. Und trotzdem ist der Weg zur Einfachheit nicht leicht. Weil man zuerst viele Dinge hinterfragen und auf den Kopf stellen muss, um sie anschließend zu vereinfachen.

Auch Vereinfachung ist ein Veränderungsprozess. Und niemand verändert sich gerne, selbst dann nicht, wenn am anderen Ende des Regenbogens ein einfacheres Leben wartet.

Belege sammeln

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Belege sammeln ist mühsam, aber es ist im Business unverzichtbar. Das eiserne Gesetz der Buchhaltung lautet: Keine Buchung ohne Beleg, kein Beleg ohne Buchung.

Belege sammeln ist aber auch sonst sehr nützlich. Es ist generell eine gute Idee, unsere strategischen Entscheidungen immer aufgrund von Belegen zu treffen.

Falsch abgebogen

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Unlängst bin ich mit in Sopron mit dem Auto in die Fußgängerzone geraten.

Das war mir extrem unangenehm. Zu wissen, dass ich hier falsch bin und dass meinetwegen jetzt die ganzen Fußgänger:innen ausweichen müssen… Total ungut.

Gleichzeitig gab es nur einen Weg raus – nämlich durch. Geradeaus fahren und bei der nächsten Möglichkeit die Fußgängerzone verlassen. Egal, wie das ausschaut. Egal, wie das auf andere wirkt.

Augen auf und durch!

Karriereplanung

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Vor Jahren mal in einer CEDEFOP-Studie gelesen, aber immer noch interessant: Wie gehen Erwachsene an ihre Karriereplanung heran?

  1. strategisch: Planvoll ein langfristiges Ziel verfolgend (z.B. Ärzte oder Unternehmersöhne)
  2. evaluierend: Stark reflektierend auf die aktuellen Lebensumstände
  3. aspirierend: Eine Ahnung davon, was man mal werden möchte, aber keinen konkreten Plan
  4. opportunistisch: Aus den gegebenen Optionen die beste herausgreifen

Ich glaube, diese Muster lassen sich auch sehr gut umlegen auf Gründer:innen beim Schritt in die Selbständigkeit. Da gibt es wohl auch Vertreter:innen aus allen vier Gruppen.

Die fabelhafte Welt der Marie

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Die Raiffeisenbank Mödling hat sich zum Weltfrauentag etwas Besonderes einfallen lassen:

Unter dem Titel „Die fabelhafte Welt der Marie“ erwarten die Teilnehmerinnen (die Veranstaltung richtet sich exklusiv an Frauen) zwei „hochspannende“ Vorträge: einer zum Thema „Life- und Moneyhacks“, und einer mit Skiweltmeisterin Lizz Görgl.

Dagegen ist an sich gar nichts zu sagen. Ich bin sicher, dass es eine leiwande Veranstaltung wird. Und jede Initiative, die dabei hilft, dass Frauen ihre Scheu vor allem verlieren, was mit Geld, Veranlagung, Finanzmanagement, Vorsorge etc. zu tun hat, ist grundsätzlich willkommen.

Aber: Beim Weltfrauentag geht es eigentlich um etwas ganz, ganz, ganz Anderes. Ich werde den Verdacht nicht los, dass hier (wieder mal) ein Unternehmen den Tag für Marketing nützen will.

Femvertising heißt das übrigens. (Mehr dazu)

Regierungsprogramm

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Ich habe mir das Regierungsprogramm der neuen Dreier-Koalition angeschaut. Ja, alle 211 Seiten.

Ich war nämlich neugierig, was darin geschrieben steht über Solopreneure (Ein-Personen-Unternehmen, EPU) und Gründer:innen. Welche Änderungen sind geplant? Gibt es Dinge, die sich verbessern könnten? Was wird sich verschlechtern?

Kurz gesagt: Viel steht nicht drin. Eigentlich fast gar nichts.

Was können Gründer:innen erwarten?

  • Die elektronische Gründung soll für möglichst viele Unternehmensformen ermöglicht werden. Insgesamt sollen (digitale) Gründungen rascher gehen und weniger bürokratisch werden. (S. 32, S. 35, S. 181)
  • Die Höhe der Geringfügigkeitsgrenze soll eingefroren werden. (S. 96)
  • Das Zugangsinstrument „individuelle Befähigung“ soll gestärkt werden, und das Verfahren zur Feststellung soll beschleunigt werden. (S. 31)
  • Entrepreneurship Education an Schulen soll ausgebaut werden. (S. 189)
  • Österreich soll im Bereich „Female Entrepreneurship“ ins Spitzenfeld aufsteigen. (S. 35)

Was können Ein-Personen-Unternehmen erwarten?

  • Die Basispauschalierung (inkl. Vorsteuerpauschale) soll erhöht werden: 2025 zunächst auf 320.000 Euro sowie 13,5 % und ab 2026 dann auf 420.000 Euro sowie 15 %.
  • Selbständige Frauen und Unternehmerinnen sollen gestärkt werden durch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie – vor allem im ländlichen Raum. (S. 134)
  • Die Leistungen des Künstler-Sozialversicherungsfonds sollen gesichert werden. (S. 203)
  • Investitionen in KI und Digitalisierung sollen gefördert werden. (S. 181)
  • Karenz und Kinderbetreuungsgeld für EPU sollen vereinfacht werden. (S. 104)
  • Die Gewerbeordnung soll bundesweit einheitlich(er) vollzogen werden. (S. 32)

Der eine oder andere Punkt mag zwar im Detail ganz nett sein, aber der große Wurf ist das alles nicht. Vor allem berührt das Regierungsprogramm keines der Anliegen, die ich für EPUs am dringendsten empfinde.

Wir Solopreneure sind die längste Zeit schon das Stiefkind der österreichischen (Wirtschafts-) Politik, und ich fürchte, daran wird sich auch in den nächsten fünf Jahren nichts ändern.

Mehr Bälle

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Du lebst in der Illusion, dass insgesamt mehr weitergeht, wenn du mehr Dinge anfängst.

Du bringst mehr Bälle ins Spiel, das Spiel wird dadurch bunter – aber in Wirklichkeit verteilst du dadurch deine Energie nur.

Mehr wird sie dadurch nicht. 

Würde und Wert

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Es ist wichtig, dass du in deinem Lifestyle Business unterscheidest zwischen Würde und Wert:

Deine Würde ist unantastbar und bedingungslos. Du bist würdig als Mensch an und für sich, und jeder einzelne deiner Mitmenschen sollte deine Würde anerkennen und achten.

Aber Wert ist etwas anderes. Wert wird dir verliehen, wenn du für andere Menschen nützlich bist. Und auf der Dimension des Wertes gibt es zwischen den Menschen Unterschiede.

Als Lifestyle Entrepreneur hast du keinen Anspruch auf Erfolg, auf Reichweite, auf Aufmerksamkeit, auf Kunden nur aufgrund deiner Würde. Im Business brauchst du Wert – und davon nicht zu wenig.

Genau wie die Konkurrenz

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Seth Godin fragt: What are you willing to do that your competitors aren‘t?

Wenn die Antwort darauf „nichts“ ist, dann wird es schwierig, Menschen davon zu überzeugen, warum ausgerechnet du der Richtige für sie bist.

Mach einen Unterschied, der einen Unterschied macht!

Berater mit Haltung

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Das, was in der Beratung genau wie in der Hochschullehre den echten Unterschied macht, sind nicht Fragen der Methodik oder der Rhetorik, sondern es sind Fragen der Haltung.

Ein wirklich toller Gründungsberater macht nicht andere Dinge, sondern er macht die Dinge anders. Haltung kann man nicht objektiv messen, aber man wird sie sofort spüren.

Haltung kann man nicht verordnen, Haltung kann man nicht managen, und Haltung kann man, fürchte ich, auch nicht in lehren

Aber man kann Haltung vorleben und andere dadurch inspirieren, zu ihrer eigenen Haltung zu finden.

Der Turmbau zu Babel

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Sabine Haag beschreibt im hörenswerten „Erklär mir die Welt“-Podcast das Gemälde „Der Turmbau zu Babel“ von Pieter Breughel mit den Worten: „Man sieht hier ein Bauwerk, das einfach misslungen ist. Das muss man ganz ehrlich sagen. Aus dem wird nix mehr.“

Das ist eine schöne Metapher für ein Business, dass falsch aufgesetzt ist. Es „bärt“ an allen Ecken und Enden. „Es gibt ganz viele Details, wo man sehen kann: Da ist so viel schief gelaufen“, sagt Sabine Haag.

Alle können es sehen, nur der „Bauherr“ nicht. Der steht (im Bild) stolz rechts unten lässt sich huldigen. Niemand hat den Mut, ihn mit der Wahrheit zu konfrontieren, die er wahrscheinlich auch gar nicht hören möchte.

Genau hierin liegt der Wert guter Freunde und hilfreicher Gründungsberater: Sie haben keine Angst davor, dem Kaiser zu sagen, dass er nackt ist.

Die Plattform für das Kind in dir

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Auf TikTok muss man „kindlich“ sein, um Erfolg zu haben, sagt Gerry Friedle. Wer dort ist, um Geschäft zu machen… das wird nicht funktionieren. 

Vielleicht kommen deshalb so wenige aus meiner Generation mit TikTok klar.

Die Innere Goldene Regel

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Von Chris Williamson gelernt:

Die Goldene Regel lautet bekanntlich: „Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest.“

Die Innere Goldene Regel lautet: „Behandle dich selbst so, wie andere dich hätten behandeln sollen.“

Wicked Problems

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Die einfachen Probleme sind bereits gelöst.

Was übrig bleibt, sind die wicked problems: Probleme, die viele Ursachen haben. Probleme, die keine eindeutigen Lösungen haben. Probleme, wo man gar nicht weiß, wo man ansetzen soll, weil alles miteinander verwoben ist – wie ein Haufen Mikado-Stäbchen.

Wicked problems brauchen Menschen, welche die Zeit und Mühe auf sich nehmen, ein Problem wirklich zu verstehen. Die es aushalten, verschiedene Perspektiven gleichzeitig einzunehmen. Und die die nötige Geduld haben, den Mikado-Haufen Stäbchen für Stäbchen abzutragen.

Mit einem Wort: Wicked problems sind eine Riesenchance für uns Solopreneure!

Selbstgefällige Unternehmen

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Unlängst habe ich bei einem Webinar Folgendes gehört: Achtzig Prozent der Unternehmen sind davon überzeugt, dass sie ein „überdurchschnittliches Kundenerlebnis“ liefern.

Da passt natürlich was nicht zusammen. Es ist statistisch unmöglich, dass die Mehrheit der Unternehmen ein überdurchschnittliches Kundenerlebnis bieten. Maximal 49 Prozent der Unternehmen können über dem Durchschnitt liegen, aber sicher nicht achtzig. (Experten nennen diese Form der Selbstüberschätzung den Dunning-Kruger-Effekt.)

Aber das Problem hat noch eine zweite Facette: Nur acht Prozent der Kund:innen stimmen zu, dass sie tatsächlich ein überdurchschnittliches Kundenerlebnis erfahren haben!

Anders formuliert: Praktisch alle Unternehmen glauben, dass sie besser sind, als sie tatsächlich von ihren Kund:innen wahrgenommen werden.

Ich denke, für Solopreneur:innen ergibt sich daraus eine einfache Daumenregel: Geh davon aus, dass du für deine Kund:innen nichts Besonderes bist. Und wenn du was Besonderes sein willst, dann musst ganz schön hart dafür arbeiten – weil deine Mitbewerber:innen am Markt auch nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen sind.

Nur, wenn du diese demütige Haltung angenommen hast, kannst du ohne Selbstüberschätzung fleißig daran arbeiten, für deine Kund:innen einen echten Unterschied zu machen.

Der schmale Korridor

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Ein-Personen-Unternehmer kämpfen im schmalen Korridor zwischen „kein Auftrag“ und dem „Erreichen der Maximalkapazität“. Der Grat zwischen Unterauslastung und Überlastung ist dünn.

Dieser schmale Korridor ist ein Spannungsfeld, das dem System „Ein-Personen-Unternehmen“ innewohnt. Er ist part of the game. Er ist ein Resultat der systematisch beschränkten Möglichkeiten von Ein-Personen-Unternehmen, Ressourcen zu beschaffen und Betriebsmittel einzusetzen.

Er ist kein persönliches Versagen.

Satori

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Satori, das ist (für mich) eine plötzliche Erleuchtung. Eine Eingabe, eine Einsicht, ein Moment, in dem einem plötzlich etwas klar wird oder man plötzlich etwas ganz glasklar sieht. Es fällt einem förmlich wie Schuppen von den Augen.

Nach einem Satori hat sich etwas in einem verändert. Man sieht die Welt nicht mehr wie zuvor.

Ein Satori hat eine starke emotionale Seite. Die Erkenntnis lässt sich mitunter nicht gleich oder nicht völlig in Worte fassen. Die neue Klarheit ist eher ein Gefühl, ein Gedanke, ein Fragment – sehr stark spürbar, aber er entzieht sich mitunter jeder verbalen Form. Er lässt sich aber mitunter durch Bilder, Metaphern, Musik oder Slogans ausdrücken. 

Satori lassen sich nicht fabrizieren, aber sie sind immens kraftvoll.