Das Problem bei vielem, was in der institutionellen Gründungsberatung (also in Gründungsberatung von großen staatlichen oder halbstaatlichen Organisationen, in Österreich z.B. WKO, AMS, Wirtschaftsagentur, RIZ Up etc.) vermittelt wird (in Kursen, Webinaren, Beratungen etc.):
Inhaltlich ist das schon okay. Es werden relevante Informationen weitergegeben, nützliche Tipps geteilt und auf Gefahren im Gründungsprozess hingewiesen.
Aber emotional passt es nicht. Das kommt alles sehr oberlehrerhaft daher. Da ist viel „Sie müssen…“, „Sie sollten schauen, dass…“, „Versuchen Sie stattdessen,…“, „Ich würde Ihnen nicht empfehlen,…“. Es wird mit jedem Satz klargemacht, wer der Experte ist und wer der Schüler.
Ich habe da einen anderen Zugang. Ich bin Anhänger der Sichtweise, dass ein Lernprozess (und Gründungsberatung ist ein Lernprozess) ein co-creation-Prozess ist und in einem solchen nicht immer eindeutig ist, wer der Lehrer und wer der Schüler ist. Beziehungsweise, dass alle Beteiligten zu verschiedenen Zeiten diese Rollen verschieden besetzen.
Wenn man Gründungsberatung aus diesem Blickwinkel sieht, dann kommt man zu einer demütigeren Haltung. Der Gründungsberater ist nicht mehr der allwissende Experte, und der Gründer ist nicht mehr der hilflose Schüler, der möglichst viele Inhalte, Tipps und Warnungen braucht.
Unter diesem Blickwinkel sind beide auf Augenhöhe. Sie sind nicht gleichartig, aber gleichwertig (würde Jesper Juul sagen). Ich als Berater bin im besten Fall ein kompetenter Diskussionspartner. Ich kann Hinweise geben, ich kann Erfahrungen teilen, aber ich bin nicht der allwissende Wunderwuzzi, der den richtigen Weg kennt, dem es zu folgen gilt.
Ich bin davon überzeugt, dass diese demütigere Haltung einen Riesenunterschied im Gründungsberatungsprozess macht: für die Atmosphäre, für den Lernerfolg und nicht zuletzt für die Gründung als Ergebnis.
Denn: Wie > Was. In jedem Lernprozess, und auch in der Gründungsberatung.