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Der Turmbau zu Babel

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Sabine Haag beschreibt im hörenswerten „Erklär mir die Welt“-Podcast das Gemälde „Der Turmbau zu Babel“ von Pieter Breughel mit den Worten: „Man sieht hier ein Bauwerk, das einfach misslungen ist. Das muss man ganz ehrlich sagen. Aus dem wird nix mehr.“

Das ist eine schöne Metapher für ein Business, dass falsch aufgesetzt ist. Es „bärt“ an allen Ecken und Enden. „Es gibt ganz viele Details, wo man sehen kann: Da ist so viel schief gelaufen“, sagt Sabine Haag.

Alle können es sehen, nur der „Bauherr“ nicht. Der steht (im Bild) stolz rechts unten lässt sich huldigen. Niemand hat den Mut, ihn mit der Wahrheit zu konfrontieren, die er wahrscheinlich auch gar nicht hören möchte.

Genau hierin liegt der Wert guter Freunde und hilfreicher Gründungsberater: Sie haben keine Angst davor, dem Kaiser zu sagen, dass er nackt ist.

Die Plattform für das Kind in dir

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Auf TikTok muss man „kindlich“ sein, um Erfolg zu haben, sagt Gerry Friedle. Wer dort ist, um Geschäft zu machen… das wird nicht funktionieren. 

Vielleicht kommen deshalb so wenige aus meiner Generation mit TikTok klar.

Die Innere Goldene Regel

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Von Chris Williamson gelernt:

Die Goldene Regel lautet bekanntlich: „Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest.“

Die Innere Goldene Regel lautet: „Behandle dich selbst so, wie andere dich hätten behandeln sollen.“

Wicked Problems

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Die einfachen Probleme sind bereits gelöst.

Was übrig bleibt, sind die wicked problems: Probleme, die viele Ursachen haben. Probleme, die keine eindeutigen Lösungen haben. Probleme, wo man gar nicht weiß, wo man ansetzen soll, weil alles miteinander verwoben ist – wie ein Haufen Mikado-Stäbchen.

Wicked problems brauchen Menschen, welche die Zeit und Mühe auf sich nehmen, ein Problem wirklich zu verstehen. Die es aushalten, verschiedene Perspektiven gleichzeitig einzunehmen. Und die die nötige Geduld haben, den Mikado-Haufen Stäbchen für Stäbchen abzutragen.

Mit einem Wort: Wicked problems sind eine Riesenchance für uns Solopreneure!

Selbstgefällige Unternehmen

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Unlängst habe ich bei einem Webinar Folgendes gehört: Achtzig Prozent der Unternehmen sind davon überzeugt, dass sie ein „überdurchschnittliches Kundenerlebnis“ liefern.

Da passt natürlich was nicht zusammen. Es ist statistisch unmöglich, dass die Mehrheit der Unternehmen ein überdurchschnittliches Kundenerlebnis bieten. Maximal 49 Prozent der Unternehmen können über dem Durchschnitt liegen, aber sicher nicht achtzig. (Experten nennen diese Form der Selbstüberschätzung den Dunning-Kruger-Effekt.)

Aber das Problem hat noch eine zweite Facette: Nur acht Prozent der Kund:innen stimmen zu, dass sie tatsächlich ein überdurchschnittliches Kundenerlebnis erfahren haben!

Anders formuliert: Praktisch alle Unternehmen glauben, dass sie besser sind, als sie tatsächlich von ihren Kund:innen wahrgenommen werden.

Ich denke, für Solopreneur:innen ergibt sich daraus eine einfache Daumenregel: Geh davon aus, dass du für deine Kund:innen nichts Besonderes bist. Und wenn du was Besonderes sein willst, dann musst ganz schön hart dafür arbeiten – weil deine Mitbewerber:innen am Markt auch nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen sind.

Nur, wenn du diese demütige Haltung angenommen hast, kannst du ohne Selbstüberschätzung fleißig daran arbeiten, für deine Kund:innen einen echten Unterschied zu machen.

Der schmale Korridor

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Ein-Personen-Unternehmer kämpfen im schmalen Korridor zwischen „kein Auftrag“ und dem „Erreichen der Maximalkapazität“. Der Grat zwischen Unterauslastung und Überlastung ist dünn.

Dieser schmale Korridor ist ein Spannungsfeld, das dem System „Ein-Personen-Unternehmen“ innewohnt. Er ist part of the game. Er ist ein Resultat der systematisch beschränkten Möglichkeiten von Ein-Personen-Unternehmen, Ressourcen zu beschaffen und Betriebsmittel einzusetzen.

Er ist kein persönliches Versagen.

Satori

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Satori, das ist (für mich) eine plötzliche Erleuchtung. Eine Eingabe, eine Einsicht, ein Moment, in dem einem plötzlich etwas klar wird oder man plötzlich etwas ganz glasklar sieht. Es fällt einem förmlich wie Schuppen von den Augen.

Nach einem Satori hat sich etwas in einem verändert. Man sieht die Welt nicht mehr wie zuvor.

Ein Satori hat eine starke emotionale Seite. Die Erkenntnis lässt sich mitunter nicht gleich oder nicht völlig in Worte fassen. Die neue Klarheit ist eher ein Gefühl, ein Gedanke, ein Fragment – sehr stark spürbar, aber er entzieht sich mitunter jeder verbalen Form. Er lässt sich aber mitunter durch Bilder, Metaphern, Musik oder Slogans ausdrücken. 

Satori lassen sich nicht fabrizieren, aber sie sind immens kraftvoll.

Ahisma

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Ahisma ist das alte indische Prinzip der Nicht-Gewalt bzw. des Nicht-Schadens. Es ist die Idee, so zu leben, dass man so wenig Schaden und Leiden wie möglich verursacht.

Auf uns Lifestyle Entrepreneure umgelegt, könnte das z.B. bedeuten, dass wir im Umgang mit unseren Kund:innen darauf achten, dass wir nichts tun, womit wir ihnen (absichtlich oder unabsichtlich) schaden könnten. „Don’t be evil“, nannte das Google einmal.

Es kann aber auch bedeuten, dass wir im Umgang mit uns selbst uns nicht schaden. Wenn wir schon nicht besonders gut darin sind, für unsere Gesundheit zu sorgen, dann sollten wir wenigstens nichts tun, was unserem Körper aktiv schadet.

Die Sache mit dem Ahisma klingt aus meiner Sicht aber leichter, als sie ist. Damit man Ahisma als Lebensprinzip folgen kann, muss man seine eigenen Ängste sehr gut kennen.

Das klingt vielleicht paradox, ist aber essenziell. Denn wenn wir aus der Angst heraus handeln, dann tun wir oft Dinge, die vielleicht kurzfristig Schaden vermeiden, langfristig unseren Mitmenschen aber immens schaden können. Wir geben nach oder übernehmen eine unliebsame Aufgabe, um einen Konflikt zu vermeiden und glauben, dass wir damit Schaden von unseren Mitmenschen abgewendet haben. In Wirklichkeit haben wir großen Schaden angerichtet dadurch, dass wir unsere Mitmenschen getäuscht haben über unsere wirklichen Absichten und Bedürfnisse.

Wir müssen also zuerst lernen, uns selbst nicht zu schaden, denn dann werden wir quasi automatisch für andere Menschen weniger schädlich sein.

Gärtner des Lebens

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Matthias Strolz zuzuhören, ist immer ein Abenteuer. Zum Beispiel in dieser Folge des Good Vibes-Podcasts meiner Freundin Sandra Simeonidis-Huber.

Was ich an ihm bewundere: Er spricht immer seine Wahrheit. Egal, wie abgefahren diese Wahrheit klingt. Egal, wie leicht sich schlichte Gemüter darüber lustig machen können.

Es scheint mir, als würde er ungefiltert aussprechen, was ihm gerade durch den Kopf geht. Ohne Ziel, ohne bestimmte Richtung, aber immer in dem Vertrauen, dass genau das Richtige raus kommt.

Hier ist ein Meister am Werk.

Eine einfache Erklärung

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Du bist kein Perfektionist, du hast nur Angst.

Versteck dich nicht hinter deinem (eingebildeten) Perfektionismus. Denn damit ist niemandem geholfen.

Über die Angst

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Im Buch „The Life of Pi“ gibt es in Kapitel 56 eine sehr treffende Beschreibung der menschlichen Angst:

Angst ist der einzige echte Feind des Lebens. Nur Angst kann das Leben bezwingen. Angst ist ein kluger, raffinierter Gegner, das weiß ich aus Erfahrung. Sie kennt keine Moral, akzeptiert kein Gesetz und keine Konvention, sie ist unerbittlich. Sie sucht sich bei jedem den schwächsten Punkt und findet ihn ohne Mühe.

Als Gründungsberater weiß ich: Wo die Angst ist, da liegt auch das größte Potenzial, in einem Lifestyle Business wirklich was zu verändern.

Bevor wir uns um die Kunden kümmern

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Es ist ganz wichtig, dass wir uns intensiv mit unseren Kund:innen beschäftigen. Der Zielkunde steht im Zentrum jedes Geschäftsmodells. Ohne zu wissen, was unsere Kund:innen bewegt, was sie brauchen und was sie wollen, werden wir mit unserem Lifestyle Business nicht weit hüpfen.

Aber (und es ist ein großes Aber): Um unseren Kund:innen wirklich zuhören zu können, um wirklich sensibel zu sein für die Subtilitäten ihres Lebens, müssen wir zuerst mit uns selbst im Reinen sein.

Nur, wenn im Inneren genug Ruhe herrscht, können wir im Außen aufmerksam sein.

Durchhalten vs. dranbleiben

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Durchhalten = eine Situation aussitzen. Passiv. Warten, bis es vorüber ist in dem Wissen: Irgendwann wird es vorbei sein.

Dranbleiben = weitermachen. Aktiv sein. Einen Schritt vor den anderen setzen. Nicht zu wissen, wann man angekommen sein wird, aber trotzdem beharrlich weitergehen.

Die Angst vor uns selbst

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Wir haben kulturell und gesellschaftlich ziemlich klare Vorstellungen davon, was ein gutes Leben ausmacht. Wie man sich in einem Restaurant benimmt. Wie eine gute Ehe aussieht. Wie brave Kinder sein sollen. Was Arbeit ist und was nicht.

Wenn wir individuelle Antworten auf diese Lebensfragen suchen, dann tun wir das auf eigenes Risiko. Wenn wir einen abweichenden Lebensentwurf leben, dann dürfen wir uns keinen Applaus dafür erwarten.

Deswegen tun es die meisten Menschen nicht. Den meisten von uns ist sehr wichtig, was die anderen von uns denken.

Die meisten Menschen haben große Angst vor dem, was sie eigentlich wollen und brauchen.

[Danke Robert Brooks Cohen für diesen Gedanken.]

Manipulative Hilfe

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Viele Helfer:innen sind Ego-getrieben. Es geht ihnen primär um sich, darum, die eigenen „Weisheiten“ anzubringen.

Es geht ihnen um ihr eigenes gutes Gefühl, das sie durch das Helfen bekommen.

Das ist nicht per se böse, aber es ist manipulativ. Es verleitet dazu, ungefragt Hilfe aufzudrängen – weil man selbst das gute Gefühl braucht, nicht der Andere die Hilfe.

Das neue Leistungsversprechen

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Ein schöner Gedanke von Franziska Ambacher:

In Zukunft wird es nicht mehr reichen, dass Unternehmen sich für erfolgreich halten, wenn sie Gewinn erzielen und wenn die Shareholder zufrieden sind.

Das neue Leistungsversprechen muss sein, den Kund:innen und dem Markt etwas Gutes zu tun.

Anti-Verführung

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Ist das Gegenteil von Verführung.

Anti-Verführung ist, wie wenn ein Kind an der Supermarktkassa eine Süßigkeit haben will. Das Kind fängt an, danach zu fragen, dann zu bitten, dann zu betteln, dann zu quengeln, dann zu toben. Das Kind eskaliert so lange, bis die Eltern nachgeben und es bekommt, was es möchte. Und dabei lernt das Kind: Man muss nur genügend laut sein und Druck machen, dann bekommt man auch, was man will.

Auf Anti-Verführung basiert auch viel Marketing: Laut, druckvoll, needy.

Dabei führt der Weg ins Kundenherz über die Verführung. Verführung ist die Kunst, jemanden für sein Anliegen zu gewinnen. Aber weil wir nicht wissen, wie man richtig verführt (weder in unseren Beziehungen, noch im Business), greifen wir oft auf den Holzhammer zurück.

Verführung ist weich, sanft, betörend. Verführung ist pull statt push. Verführung ist überzeugen statt überreden (oder gar erpressen).

Anti-Verführung ist Manipulation,

Verführung ist… verführerisch!

[Danke Katrin Hinrichs für diesen Gedanken!]

Das Schicksal der Wissensarbeiter

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Wenn du Wissensarbeiter:in bist – das heißt, wenn du dein Geld damit verdienst, dein Wissen für andere Menschen in den Dienst zu stellen, es nutzbar und nützlich zu machen – dann wird es notwendig sein, dass du dich mit einem Problem abzufinden lernst:

Du wirst NIE das Gefühl haben, mit deiner Arbeit fertig zu sein.

Dieses Gefühl ist keine individuelle Schwäche von dir, sondern es ist dem System Wissensarbeit immanent. Es geht allen Wissensarbeiter:innen so, nicht nur dir.

Ja, du könntest noch mehr machen. Und ja, du wirst auch an deinem Lebensende noch nicht „fertig“ sein, egal wie sehr du dich reingehängt hast. Gewöhn dich dran, und möglichst schnell.

Oder werde Handwerker.

Der Bösewicht

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Unlängst habe ich am Wohnzimmertisch gearbeitet und nebenbei die Avengers-Zeichentrickserie mitbekommen, die sich mein Sohn (8) angeschaut hat.

Es ging (natürlich) um den Kampf der Guten gegen die Bösen – aber mit einem Twist. Als der Bösewicht nämlich besiegt war, sagte er einen bemerkenswerten Satz: “Wir scheitern niemals! Wir passen uns nur der Situation an.”

Muss wohl ein Lifestyle Entrepreneur gewesen sein, der Schurke.

Hart oder falsch?

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Eine der schwierigsten Fragen überhaupt: Habe ich nur den üblichen Gegenwind, oder bin ich am falschen Weg?

Mit anderen Worten: Soll ich dran bleiben, oder soll ich vom toten Pferd absteigen? Habe ich mich in etwas verrannt, von dem ich glaube, es ist das Paradies, aber in Wahrheit ist es nicht mein Ding? Ist es einfach nur hart, oder ist es falsch?

Diese Frage beantworten zu helfen, gehört zu den ganz großen Nummern in der Gründungs- und Unternehmensberatung.

[Danke Georg Wawschinek und Philipp Maderthaner für diesen Gedanken.]