Jesper Juul, Peter Hoeg: Miteinander: Wie Empathie Kinder stark macht (2012) 📙

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Meine Notizen

„Je besser unser Kontakt zu uns selbst ist, desto tiefer kann unser Verständnis für andere sein.“ (S. 9)

„Wir müssen Kindern von heute dabei helfen, dass sie in sich selbst ruhen, dass sie ihre eigene Ruhe finden.“ (S. 11)

Empathie und Lebensfreude sind eng miteinander verbunden. Beides lässt sich üben. (S. 21)

In der Aufklärung ging mit der Ablehnung religiöser Unterdrückung auch ein Verlust religiöser Erfahrungen einher. Mystik, Empathie, Verbundenheit, … und das Wissen darüber gingen in der westlichen Welt verloren. (S. 23)

Selbstsicherheit = in sich selbst ruhen. Diese Fähigkeit bringen alle Kinder mit auf die Welt. Wir müssen ihnen also nichts Neues beibringen, sondern ihnen helfen, diese Fähigkeit nicht zu verlieren. (S. 28)

„In sich ruhen“ = sich selbst in seiner Ganzheit spüren können und aus dieser Ganzheit heraus in Kontakt mit anderen treten können. (S. 28)

„Ganzheit“ des Menschen =

  1. Körper
  2. Atmung
  3. Herz (= die empathischen Gefühle)
  4. Kreativität
  5. Bewusstsein

Wir bevorzugen häufig das Bewusstsein, verwenden aber auch nur einen Teil der Möglichkeiten unseres Bewusstseins.

Sprache und Gedanken können uns an viele Orte führen — aber nicht nach innen. Allzu oft drehen sie sich im Kreis und führen nirgendwo hin. (S. 36f)

Im Wesenskern der eigenen Persönlichkeit gibt es weder Angst noch Furcht. (S. 39)

Sprache ist unumgänglich und notwendig. Aber ihr Preis ist ein Dämpfen der existenziellen Intensität, weil sie die Welt in Worte fasst und kategorisiert. Die Sprache führt einen von Anfang an aussichtslosen Kampf um die endgültige Kontrolle der Welt, indem sie versucht, alles erschöpfend zu beschreiben, um die Welt vollkommen begreiflich zu machen. Es geht darum, ein starkes, geschmeidiges und sprachbewusstes Ich zu entwickeln und gleichzeitig die Verbindung zur Freiheit und Intensität nicht abbrechen zu lassen, die in den Pausen liegt. Es geht darum, das Beste aus beiden Welten zu bekommen.“ (S. 40)

In unserer beschleunigten Wettbewerbs- und Leistungsgesellschaft werden Pausen immer wichtiger: Das Zurückschalten, das Atmen ⇒ Besinnung auf regenerative Methoden der Natur (S. 50)

Tragfähigkeit, Authentizität und Bedeutsamkeit in der äußeren, sichtbaren Welt entstehen aus der inneren Klarheit, zu wissen, was wichtig ist. Wichtig für mich, wichtig für mein Leben, so wichtig, dass ich dafür Mitverantwortung übernehmen will. Ein tragfähiges und nachhaltiges Leben entspringt aus meiner Fähigkeit, Gefühle zu haben und diese zu spüren. Diese Gefühle sind das Fundament für meine Träume, Intentionen, Wünsche, Entscheidungen und Handlungen.“ (S. 53)

„Denn das ist eines der Grundgesetze der Empathie: Solange — aber nur genau dann und so lange — du deine Menschlichkeit in dir spürst, hast du einen echten Kontakt zu deinem Gegenüber. Und wenn du den Respekt und den Kontakt zu dem anderen verlierst, bist du auch auf dem Weg, dich selbst zu verlieren.“ (S. 55)

„Aus einem Gedanken wird eine Handlung, aus Handlungen werden Gewohnheiten, aus Gewohnheiten entwickeln sich Persönlichkeiten, und mit den Jahren verwandeln sich Charaktereigenschaften in das, was man Schicksal nennt.“ (S. 56)

Die ökonomische Entwicklung der westlichen Gesellschaft hat die Notwendigkeit echter Gemeinschaften aufgehoben. Man kann es sich leisten zu tun und zu lassen, was man will. (S. 60)

Eltern sollten ihre Kinder nach der Schule nicht noch mehr stimulieren („fördern“), sondern eine Umgebung schaffen, in der sich Kinder entspannen und zu ihrem Innersten finden können. Aber viele Eltern sind gestresst und haben ebenfalls keinen guten Kontakt zu sich selbst. (S. 72)

Wenn wir die Kindheit mit einem Marathonlauf vergleichen, entscheiden sich die Eltern dafür, anstelle ihrer Kinder die Strecke zu laufen, statt das zu tun, was sie eigentlich tun sollten — nämlich an der Strecke zu stehen und sie mit Pflastern, Fürsorge, Verpflegung und Aufmunterung zu unterstützen. Ersteres stärkt zwar das Selbstbild der Eltern, aber die Lebenstauglichkeit, das Selbstvertrauen und das Selbstgefühl der Kinder werden entwertet.“ (S. 73)

  • Das gilt natürlich für die Gründungsberatung genauso wie auch für die Hochschullehre.

Der Erziehungsstil meiner Eltern, der an gesellschaftlichen Normen und familiärer Moral orientiert war, bietet keine tragfähigen Methoden für die Herausforderungen, die ich heute habe. Denen kann ich nur begegnen, wenn ich zu meinem Innersten finde und das auch nach außen trage.

„In naher Zukunft werden alle erkennen, dass die Empathie die härteste und wichtigste Währung von allen ist.“(S. 77)

„Freundlichkeit und der eigenen inneren Stimme zu folgen, stolpern der Entwicklung der Menschheit hinterher.“ (S. 79)

Mut zu Pausen: „Unsere Kultur vermittelt uns pausenlos, dass Pausen gleichbedeutend seien mit Faulheit, dass wir mehr arbeiten sollen, länger in die Schule gehen, mehr erledigen und schneller fertig werden sollten. Das beruht auf einem Missverständnis! Wer Pausen wertschätzt, kann von einer tieferen und spannenderen Ebene ausgehen und viel mehr in sich selbst ausrichten. In den Pausen zeigen sich unsere tieferen Seiten.“ (S. 105)

„Die folgenden Qualitäten sind die Schlüssel für eine Beziehung, die eine Möglichkeit zur Entwicklung der inneren Steuerung in sich birgt:

  • Respekt,
  • Glaubwürdigkeit,
  • Kinder ernst nehmen,
  • sie „sehen“, wie sie sind,
  • im Gespräch bleiben,
  • Anerkennung und Interesse zeigen,
  • deutlich und authentisch sein,
  • Raum für Reflexion geben,
  • an der persönlichen inneren Autorität arbeiten, sie zeigen und sie ausstrahlen.“ (S. 121)

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