📙 John Stepper: Working Out Loud (2020)

Ein Buch, das Mut macht, nicht im stillen Kämmerlein vor sich hin zu arbeiten, sondern seine Arbeit mit anderen zu teilen. Aus der Denkschule Seth Godins und der Gabenökonomie.

Meine Notizen

Die Grundidee von WOL

  • “Selbst meine Frau verstand nicht so recht, worum es dabei eigentlich ging. Ich versuchte zu erklären, dass die Sichtbarmachung der Arbeit ein Mittel war und nicht das Ziel. NatĂĽrlich bringt es nicht so wahnsinnig viel, die Dinge einfach im Internet oder unternehmenseigenen Intranet abzuladen. Doch wenn man seine Arbeit wohlĂĽberlegt zur VerfĂĽgung stellt, so könnte das anderen Leuten helfen, die gerade Ă„hnliches ausprobieren.Womöglich verhilft es einem auch zu Feedback und einer Verbesserung der Arbeit, und vielleicht fĂĽhrt es sogar zu neuen Ideen und Verbindungen.” (S. 32)

Was haben Sie zu bieten?

  • “Die Frage “Was haben Sie zu bieten?” scheint selbst die fähigsten und groĂźzĂĽgigsten Menschen in Verlegenheit zu bringen.” (S. 59)

Ich mag keine Sozialen Medien

  • “Wenn Sie das so empfinden, sollten Sie wissen, dass Sie nicht unbedingt Social Tools nĂĽtzen mĂĽssen, um Work Out Loud zu praktizieren. Sie können auch persönlich oder per E-Mail Beiträge leisten.” (S. 67)
  • “Die Betonung liegt nur deshalb auf sozialen Tools, wie diese — anders als persönliche oder E-Mail-Interaktionen — es Ihnen ermöglichen, mehr Menschen zu erreichen, inklusive solcher, die Sie nicht kennen. Obendrein kann alles, was Sie teilen, kĂĽnftig noch von anderen entdeckt werden. Wenn Sie unnachgiebig daran festhalten, dass Social Tools nichts fĂĽr Sie sind, so geht das in Ordnung. Sie können ja vorerst das nutzen, was Ihnen vertraut ist.” (S. 67)

Bei WOL geht es nicht um Sie

  • “Beim WOL aber steht die GroĂźzĂĽgigkeit im Vordergrund, nicht die Selbstdarstellung. Bei der sichtbaren Arbeit geht es nicht um Sie, sondern um die Formatierung dessen, was Sie als Beitrag leisten und was anderen hilfreich sein könnte.” (S. 68)

Etwas von sich selbst als Gabe anbieten

  • “Statt Beifall oder irgendwelche anderen Reaktionen zu erwarten, will man einfach nur etwas von sich selbst als Gabe anbieten.Ich habe dies versucht.Ich habe das gemacht.Ich habe dies gelernt.Mir hat das SpaĂź gemacht.Ich hoffe, es gefällt Euch oder Ihr könnt es gebrauchen.” (S. 77)
  • “Wenn Menschen ihre Arbeit sichtbar machen, zeigen manche ihre Endprodukte und viele andere berichten von ihren laufenden Arbeiten. So habe ich das und das gemacht. Ich habe das und das gemacht und zwar deshalb. Ich habe das und das gelernt, und das hilft euch vielleicht auch.” (S. 78)

The Lizard Brain

  • “Betrachten Sie die Ăśbungen in den folgenden Kapiteln als kleine Schritte, als Möglichkeit zum Lernen und Entdecken. Und wenn Sie Ihr Echsenhirn all die GrĂĽnde aufzählen hören, warum Sie es nicht schaffen, beruhigen Sie es, indem Sie ihm sagen, dass Sie nur experimentieren.” (S. 91)
  • “Und wenn Sie merken, dass WOL womöglich Ihr Leben verändern kann, kann die Echse Sie nicht mehr aufhalten.” (S. 91)

Anerkennung, die ich nie gegeben habe

  • Scott Berkun: “Also dachte ich darĂĽber nach, wie oft ich Dinge gesehen oder gelesen habe, die mir wichtig waren, und wie selten ich meine Anerkennung dazu geäuĂźert hatte, BĂĽcher, die ich geliebt (oder zig-mal gelesen) habe, unterhaltsame Vorträge, gute Ratschläge, fĂĽr die ich den Menschen nie gedankt habe. Ebenso wenig habe ich mir die MĂĽhe gemacht, mich bei anderen fĂĽr ihre Arbeit einzusetzen. Dutzende Menschen, die ehrliche Dinge gesagt und mich damit zum Positiven verändert haben, oder die hinter mir standen, wenn andere das nicht taten, haben nie erfahren, welchen Wert ihre Worte fĂĽr mich gehabt habenMir wurde klar, dass es unendlich viele Taten gegeben hat, die bei mir etwas bewirkt und die ich in keiner Weise gewĂĽrdigt habe, und das machte mich fertig. Ich war nicht wie der Mann, der mir dankte, als ich die Firma verlieĂź. Er tat etwas, weil es ihm wichtig war. Er kam direkt auf mich zu, sah mir in die Augen und dankte mir — etwas, so dämmerte es mir, wozu ich nicht fähig war.” (S. 109)

Es ist… unangenehm

  • “Wenn Sie solch ein Unbehagen empfinden, nehmen Sie das zum Anlass, Ihre Absichten zu prĂĽfen. Ist es Ihnen unangenehm, weil Sie nicht ganz aufrichtig sind oder weil Sie es einfach nicht gewohnt sind, Lob auszusprechen? […] Wenn es sich falsch oder unglaubwĂĽrdig anfĂĽhlt, tun Sie es nicht.” (S. 111)
  • Ich habe jemandem gedankt und keine Reaktion erhalten: “Wahre Gaben sind nicht an Bedingungen geknĂĽpft. Abgesehen davon haben Sie keine Ahnung, warum jemand nicht reagiert hat.” (S. 111)
  • “[…] die größte Herausforderung […] darin besteht, diese Austausche immer und immer wieder zu ĂĽben und damit die sozialen Bindungen zu stärken und zu verbessern. Und das fällt den meisten von uns nicht leicht. Wir vergessen zu sagen, was wir fĂĽhlen, wir meiden das Risiko des Unbehagens oder gehen davon aus, dass der andere es schon weiĂź.” (S. 122)

Das KernstĂĽck der WOL-Praxis

  • “Die Basis der menschlichen Beziehungen ist ein Austausch von Signalen. Obwohl Sie erst am Anfang von Working Out Loud stehen, wird die Gewohnheit, Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu vermitteln, die Art zu verändern, wie Sie sich Menschen gegenĂĽber verhalten und wie die sich Ihnen gegenĂĽber verhalten. Wenn Sie das aus diesem Buch mitnehmen, ist schon viel erreicht. Und doch gibt es noch viele andere Beiträge, die Sie leisten, und Signale, die Sie senden können.” (S. 122) **

Übung: Wertschätzung schenken

  • “Wenn Sie heute jemanden sehen, an dem Sie normalerweise vorbeigehen wĂĽrden, bringen Sie ihr Aufmerksamkeit oder Wertschätzung entgegen, indem Sie sie grĂĽĂźen oder ihr fĂĽr die Arbeit danken. Vielleicht der Person, die die Gartenarbeit macht oder einen anderen Dienst verrichtet, die wir allzu oft fĂĽr selbstverständlich halten. Und achten Sie, während Sie Ihren Beitrag leisten, besonders auf Ihr GefĂĽhl dabei und auch auf den Ausdruck im Gesicht der anderen Person, und stellen Sie sich vor, wie sie sich wohl fĂĽhlen mag.” (S. 124)

Ăśbung: 50 Fakten

  • “[…] denken Sie an all die Erfahrungen aus Ihrem Leben, die jemand anderem nĂĽtzen könnten, wenn sie angemessen präsentiert werden.” (S. 143)
    • Vgl. Cialdini: Gemeinsamkeiten verbinden
    • Ist auch schön in meinem BWL-Buch, so ähnlich wie im 4 Hour Chef, nach dem Motto: BWL und ich.
  • “Schon das Teilen der banalsten Gemeinsamkeit verbindet Menschen miteinander wie eine BrĂĽcke, auf die man mit weiteren Beiträgen aufbauen kann.” (S. 144)
  • “Und was das Vermischen von Privatem mit Beruflichem angeht — das liegt ganz bei Ihnen. […] Bei der Ăśbung geht es lediglich darum, dass Sie begreifen, dass Sie so viel zu geben haben, was zu einem Fundament fĂĽr eine bedeutsame Verbindung mit jemandem werden könnte.” (S. 144)

Wen interessiert denn, was ich zu sagen habe?

  • “Wer wĂĽrde von Ihren Erfahrungen profitieren? Jeder, der so ist wie Sie! […] Wenn Sie von Ihren Erfahrungen berichten, zeigen Sie ihnen nicht nur, dass sie nicht allein dastehen, sondern versorgen sie auch mit Informationen, die es fĂĽr sie womöglich einfacher machen.” (S. 167) **

Nicht nach Applaus fischen, sondern sich stetig verbessern

  • “Wenn man fragt â€śWie war das?” oder â€śWie war ich?”, bringt man damit die andere Person in Zugzwang. Sie weiĂź dann nicht so recht, was sie sagen soll, möchte einen auch nicht verletzen und gibt oft eine allgemeine, positive Antwort. Keith [Ferrazzi] schlug vor, dass man lieber erklären sollte, man versuche sich zu verbessern, und dann fragen: â€śWas ist ein Aspekt, den ich besser machen könnte?” So wird eine lästige Pflicht zu einer Einladung, denn man erteilt ausdrĂĽcklich die Erlaubnis, konkrete kritische Anmerkungen zu äuĂźern. Weil Sie die Frage anders formuliert haben, ist das Feedback jetzt ein Beitrag und keine Kritik.” (S. 185)
  • “Die Frage fĂĽhrt fast immer zu interessanten Gesprächen. Die Leute scheinen die Frage nach ihrer Meinung dankbar anzunehmen und haben meist auch Verbesserungsvorschläge fĂĽr mich.” (S. 185)
  • “Ich höre jedem Feedback aufmerksam zu. Machmal bin ich mit den Vorschlägen nicht einverstanden oder sehe das anders, aber fast immer erfahre ich, wie ich etwas verbessern kann. Zudem gibt einem jeder Austausch die Gelegenheit zur Ăśbung, wie man seine Verletzlichkeit zeigt und konstruktive Kritik entgegennimmt.” (S. 185)

Ich schreibe ein Buch – mit Fortschrittsprotokoll!

  • “Nach jenem schwierigen Gespräch mit meiner Frau ĂĽber die Fortschritte mit meinem Buch nahm ich noch am selben Vormittag eine Ă„nderung vor, die mir half, es zu veröffentlichen: Ich legte ein Protokoll an.” (S. 200)
  • “Ein Fortschrittsprotokoll ist in zweierlei Hinsicht gut: zum einen hilft es Ihnen, objektive Daten ĂĽber Ihre Tätigkeit zu sammeln, und zum anderen bringt es Ihnen diese Daten zu Bewusstsein. Keine Tätigkeiten, keine Fortschritte.” (S. 200)
    • Keine Tätigkeiten, keine Fortschritte, keine Einträge im Protokoll.
  • So ein Protokoll könnte auch “öffentlich” auf einer Website zu finden sein. Mit Notion lieĂźe sich das auch machen — und veröffentlichen.

Ist meine Arbeit eine Solo-Aktivität?

  • “Wenn Sie Ihre Arbeit streng als Solo-Aktivität betrachten, wenn Sie der Alleintänzer sind, kann das unangenehm und einsam sein. Doch wenn Sie nach anderen Ausschau halten und ihnen die Chance zur Mitwirkung geben, können Sie Ihre Arbeit und Ihre Wahrnehmung von Grund auf ändern.” (S. 225)

So wie du bist, bist du perfekt. Und…

  • Shunryu Suzuki: “So wie du bist, bist du perfekt. Und es gibt Raum fĂĽr Verbesserung.” (S. 238)

Meine Hypothesen zu WOL

Hypothese: WOL ist eine Methode, um den Human Life Value (Garrett Gunderson) zu steigern.

  1. Durch wertvollen Content
  2. Durch Connections

Hypothese: LOL Circles kann es auf zwei Ebenen geben:

  1. Ebene: GrĂĽnder*innen, die in Gemeinschaft Themen erarbeiten; ich bin Facilitator.
  2. Ebene: GrĂĽndungsberater*innen, die in Gemeinschaft GrĂĽndungsberatung neu denken; ich bin aktiver Teilnehmer. Oder sogar Anstifter.

Hypothese: WOL und LinkedIn und Microcontent passen SUPER zusammen!

  • Ich teile ĂĽber LinkedIn nĂĽtzliche Snippets aus meinemArchiv.
  • Simple as that!?
  • Ja, aber ist das schon der Weisheit letzter Schluss? Ist das wirklich Content, der hilfreich und wertvoll ist? Geht das nicht besser?

Hypothese: WOL ist eine ganz konkrete Ausformung der Gabenökonomie.

Hypothese: Mein Lerntagebuch und meine Buch-Notizen sind irgendwie WOL.

  • Nicht zuletzt deswegen, weil sie von Seth Godin inspiriert sind. „Do the work“, sagt er. „The Practice“ ist sehr eng verwandt mit WOL, to say the least.
  • Ich mache WOL also eh schon. Die Chance, meine Arbeit bewusster an WOL auszurichten, besteht darin, die Wirkmächtigkeit und damit die NĂĽtzlichkeit fĂĽr andere (= den Wert) zu vergrößern.

Hypothese: Auch mit meinen Studierenden kann ich WOL machen. Meine Studierenden können WOL machen.