Das Plateau lieben

Unlängst habe ich im Buch Stroh im Kopf? von Vera F. Birkenbihl gestöbert. Hier ein weiterer Gedanke daraus:

In jedem Lernprozess machen wir am Anfang große Fortschritte. Wir können uns erstaunlich viel in kurzer Zeit aneignen. Mit der richtigen Motivation schaffen wir in relativ kurzer Zeit eine ansehnliche Grundkompetenz in jedem Thema und bei jeder Fähigkeit.

Aber dann kommt unweigerlich ein Plateau. Wir üben und lernen zwar weiter, aber wir kommen scheinbar nicht von der Stelle. Die Zeit der schnellen Fortschritte ist vorbei, jetzt ist jeder kleine Kompetenzgewinn mühsam erkämpft.

Bis das Plateau wieder vorüber ist und wir zum nächsten Quantensprung in unserer Kompetenzentwicklung ansetzen.

Birkenbihls Idee ist deshalb, dass wir uns von diesen Lernplateaus nicht frustrieren lassen, sondern im Gegenteil, dass wir die Plateaus lieben lernen.

Denn dass ein Lernplateau auftritt, ist ein sicheres Zeichen, dass Lernen stattfindet. Und wenn wir es schaffen dranzubleiben, werden wir jedes Plateau irgendwann überwinden und zu neuen Höhenflügen ansetzen.

Was ein Seminar bringt

Unlängst habe ich im Buch Stroh im Kopf? von Vera F. Birkenbihl gestöbert. Hier ein Learning daraus:

Birkenbihl stellt sich darin (in einem Exkurs) die Frage, ob ein Seminar „etwas bringen“ kann und kommt zu folgender Antwort:

Je höher der Punkt an Ihrer Lern-Kurve zum Seminar-Thema bereits ist, desto mehr werden Sie profitieren.

Vera F. Birkenbihl: Stroh im Kopf?, S. 79

Und es stimmt: In so vielen Formen der Lehre und Weiterbildung gilt das Matthäus-Prinzip: Wer hat, dem wird gegeben. Wer schon was weiß, der wird mehr erfahren. Wer zu Beginn des Seminars mit leeren Händen da steht, wird auch am Ende nicht viel mehr haben.

Leichtigkeit

Leichtigkeit bei der Arbeit ist nicht nur ein nice to have, mit dem sich die Arbeit vielleicht nicer anfühlt.

Leichtigkeit ist die Grundlage des Erfolges für die wirklich guten Lehrer*innen und Berater*innen! Auch meine Hochschullehre und meine Gründungsberatung fußen auf dieser Leichtigkeit. Es ist genau diese Leichtigkeit, die mich in meinen besten Momenten ausmacht und die bei meinen Studierenden und Kund*innen so besonders resoniert.

Leichtigkeit ist daher eine strategische Stärke. Sie ist eine USP. Sie ist ein asset.

Das Eigene

Herauszufinden, was das Eigene ist (der eigene Weg, die eigene Strategie, die eigenen Produktivitäts-Hacks), ist anstrengend.

Da wäre es doch viel leichter, einfach Stephen Kings Bleistift zu verwenden.

Nur: Stephen King führt dich in die Irre. Das Eigene führt dich zum Erfolg.

Meckerverbot

Zu Beginn der Fastenzeit eine nützliche Faustregel für alle Problemdenker wie mich:

Entweder du hast was Nützliches beizutragen, oder du hältst deinen Mund.

Optionenschlau

Ich glaube, eine der wichtigsten Fähigkeiten, die wir als Lifestyle Entrepreneure entwickeln können, ist es, clever beim Erkennen und Einschätzen unserer Möglichkeiten zu werden.

Optionenschlau nenne ich das. Denn unser Leben bietet uns immer viel mehr Gelegenheiten, als wir nützen können. Welche dieser Gelegenheiten wir annehmen und welche wir vorbeiziehen lassen – bei dieser Auswahl heißt es, schlau zu sein.

Optionenschlau, eben.

Der große Bogen

Wenn du am Ende deines Lebens Bilanz ziehst und zurückschaust, dann wird es völlig egal sein, ob du dieses Todo heute erledigt hast oder morgen oder gar nicht. Es wird wurscht sein, ob du dieses Projekt angegangen bist oder jenes oder keines davon. Es wird dich nicht interessieren, wie gut oder schlecht dein Umsatz im Februar 2024 war.

Was an diesem Tag für dich zählen wird, ist nicht was du getan hast, sondern wie du es getan hast. Mit welcher Intention du an die Dinge herangegangen bist, die du gemacht hast. Aus welchen Gründen du deine Entscheidungen getroffen hast. Wie du mit den Menschen, die dich auf deinem Lebensweg begleitet haben, umgegangen bist.

Es wird zählen, wie du deine Ideale, deine Werte und deine Fähigkeiten in deinem Leben zum Ausdruck gebracht hast. Nicht im Detail, denn Details sind irrelevant. Sondern im großen Bogen, der sich von deinem ersten Atemzug bis zu deinem letzten spannt.

Auf diesen Bogen wirst du zurüchschauen. Und dieser Bogen wird aus Wie-Bausteinen, nicht aus Was-Bausteinen gebaut.

Vergiss das nicht, Günter.

Ihr eigenes Vorbild

Ein Freund hat mir unlängst von einem achtjährigen Mädchen erzählt. Auf die Frage, wer ihr größtes Vorbild sei, hat sie geantwortet:

Ich bin mir selbst genug. Ich bin mein eigenes Vorbild.

Mit diesem Zugang hat sie die besten Voraussetzungen, später mal erfolgreich selbständig zu werden.

Längst vergessen

Scott Galloway sagt: In hundert Jahren werden alle Menschen, die mir heute lieb und teuer sind, tot sein, und niemand wird sich an meine Erfolge und meine Fehler erinnern.

Das ist traurig, und gleichzeitig ist es befreiend.

Der Selbständige hat ja eh Zeit

Eine große Motivation für viele Selbständige ist es, dass wir uns unsere Zeit frei einteilen können. Dass wir auch mal an einem Montag Vormittag nicht arbeiten müssen, wenn wir nicht wollen.

Aber diese Zeit-Freiheit hat auch eine Schattenseite. Nämlich z.B. dann, wenn man kranke Kinder zu betreuen hat. Als Selbständiger mit freier Zeiteinteilung ist es viel einfacher, sich für die Betreuung „frei“ zu nehmen als als Angestellter, der ja fixe Arbeitszeiten hat.

Natürlich ist es gut, wenn man für seine kranken Kinder da sein kann, ohne jemanden um Erlaubnis fragen zu müssen.

Und gleichzeitig nagt der Gedanke: Wenn ich nicht besser auf meine Zeit aufpasse, komme ich nie weiter.

Das ewige Dilemma der meisten Mum- und Dadpreneuren.

Die Hinkenden

Manchmal geht alles glatt. Da läuft es rund, wir kommen weiter, wir feiern Erfolge, es läuft einfach.

Und machmal… nicht so sehr. Da ist jeder kleine Erfolg hart erkämpft. Da ringen wir uns jeden Fortschritt mühsam ab. Da haben wir das Gefühl, wir kommen nicht von der Stelle.

Für diese Momente, die jede*r Selbständige kennt, hat Khalil Gibran ein paar tröstende Worte parat:

Ihr seid gut, wenn ihr fest und mit kühnen Schritten auf euer Ziel zugeht. Doch ihr seid nicht böse, wenn ihr hinkend darauf zugeht. Selbst die Hinkenden gehen nicht rückwärts.

Khalil Gibran: Der Prophet

Mit dem Einordnen warten

Konzepte und Modelle sind nützlich, keine Frage.

Aber wenn wir zu schnell sind beim “Einordnen” (vor allem bei Dingen, die wir noch gar nicht richtig verstanden haben), dann landen wir im falschen Ladl, und das Konzept erklärt in Wirklichkeit gar nichts. Und hilft auch niemandem weiter.

Ein bisschen länger neugierig sein, würde uns Michael Bungay Stanier raten.

Ein großzügiges Angebot

Wenn wir Glück haben, begegnen uns auf unserem Abenteuer Selbständigkeit immer wieder Menschen, die uns helfen wollen. Und manchmal sind da auch Menschen dabei, die uns echt großzügige Angebote unterbreiten – einfach, weil sie gute Menschen sind und uns mögen.

Und dennoch ist bei jedem Geschenk, ob groß oder klein, Vorsicht geboten. Geschenke verpflichten, auch wenn das vom Schenkenden gar nicht intendiert ist. (Lewis Hyde hat mir zu diesem Thema viel beigebracht.)

Großzügige Angebote sind ein Geschenk des Himmels. Und trotzdem müssen wir uns auch bei solchen Angeboten fragen: Passt das für mich? Welche Kosten handle ich mir ein, wenn ich das Angebot annehme? Tue ich mir damit wirklich einen Gefallen?

Es kommt nicht darauf an, ob ein Geschenk groß oder klein ist. Entscheidend ist, ob es passt oder nicht. Und wenn es nicht passt, dann dürfen (ja müssen!) wir auch ein großzügiges Angebot ablehnen.

26.517 Entlehnungen

Im Jahr 2023 wurden in der Gemeindebibliothek Maria Enzersdorf 26.517 Medien entlehnt (Bücher, Zeitschriften, Hörbücher etc.), und zwar von 713 Nutzer*innen.

Jetzt könnte man hergehen und sagen: Das bedeutet also, dass jede*r Nutzer*in durchschnittlich 37 Medien pro Jahr ausborgt.

Aber das halte ich für unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist, dass auch hier das Pareto-Prinzip zuschlägt und dass 20% der Nutzer*innen für 80 % der Entlehnungen verantwortlich sind.

Diese 143 Super-User*innen (20 %) hätt dann 21.214 Medien (80 %) entlehnt. Was bedeuten würde, dass der*die durchschnittliche Super-User*in 148 Medien pro Jahr entlehnt, also ca. drei pro Woche.

Die restlichen 570 Nutzer*innen teilen sich die restlichen 5.303 Entlehnungen auf. Ein*e Normal-User*in käme dann auf neun Entlehnungen – pro Jahr.

Ich habe keinen Beleg dafür, dass meine Berechnungen stimmen. Ich kann auch komplett daneben liegen – aber das glaube ich nicht.

Das Pareto-Prinzip ist omnipräsent.

Überbucht

Da ist die Freundin meiner Frau, selbständige Psychotherapeutin. Wahnsinnig lieb, sehr gewissenhaft, hat sich letztes Jahr selbständig gemacht.

Vor Weihnachten haben innerhalb einer Woche drei ihrer Klient*innen die Termine abgesagt. Bedeutet einen Umsatz-Verlust von 300 Euro.

Sofort setzt die finanzielle Verlustangst ein. Nicht, dass dieser Umsatz-Entgang objektiv gesehen bedrohlich wäre. Sie kann es sich leisten, sowohl von der Liquidität als auch von der Rentabilität her. Jeder Buchhalter würde ihr sagen: Überhaupt kein Problem! Machen Sie sich keine Sorgen, genießen sie die gewonnene Zeit und tun Sie sich was Gutes!

Aber so denken wir Solo-Selbständige nicht. Wir machen uns sofort Sorgen: Was, wenn das jetzt so weitergeht? Was, wenn das erst der Anfang ist? Was, wenn mein Umsatz von jetzt an jede Woche um 300 Euro weniger ist? Das wären 15.000 Euro weniger Umsatz pro Jahr! Oh mein Gott!!!

Und von dieser Existenzangst angetrieben, treffen wir kurzsichtige Entscheidungen. Ihre Lösung: Sie überbucht sich. Sie nimmt jede Woche drei Termine mehr an, als ihr eigentlich gut tun, um sich abzusichern, wenn drei Klient*innen kurzfristig absagen.

Und was ist passiert? Letzte Woche sind alle Klient*innen planmäßig gekommen. Und damit hatte sie drei Termine zu viel – und war am Ende der Woche völlig ausgepowert. Der Umsatz war gerettet, aber er war teuer erkauft.

Ich habe volles Verständnis für ihre Entscheidung, weil ich diese Existenzängste selbst gut nachvollziehen kann und bei so, so, so vielen Gründer*innen und Selbständigen beobachtet habe. Aber schlau war die Idee natürlich trotzdem nicht.

Schlau wäre, ruhig zu bleiben und zu vertrauen, dass alles gut wird. Wer ruhig bleibt, gewinnt.

Aber das ist soooo verdammt schwer.

Pädagogik erfordert Entscheidungen

Mir ist wichtiger, dass meine Studierenden BWL mögen, als dass sie BWL können.

Das ist eine kontroverse Meinung, und das kann man auch ganz anders sehen.

Aber mein Zugang ist: Wenn jemand BWL mag, dann hat er immer die Motivation, das zu lernen, was er/sie noch nicht weiß.

Hingegen: Wenn jemand BWL kann, aber nicht mag, wird er/sie keinen Beruf wählen, in dem er/sie seine/ihre BWL-Kenntnisse anwenden können würde. Wer will sich in seinem Job schon ständig selber quälen?

[Danke Dave Cormier für diesen Gedanken.]

Verhalten > Labels

Ingeborg Kuca schreibt in ihrem schlauen Buch Stille Stärken – Introvertiert & beruflich erfolgreich:

Es geht nicht um ,ich bin‘, sondern es geht darum, wie ich mich verhalte. Wir verhalten uns in verschiedenen Situationen ganz unterschiedlich

Ingeborg Kuca: Stille Stärken – Introvertiert & beruflich erfolgreich, S. 27

Wir versehen uns gerne mit Labels, und anhand dieser Labels erklären wir, warum wir so sind, wie wir sind und warum wir tun, was wir tun.

Wenn wir aber erkennen, dass wir mehr sind als die Labels, die wir uns selbst geben und erkennen, dass wir über ein breites Verhaltensrepertoire verfügen, dann eröffnen sich uns Handlungsspielräume. Und diese Handlungsspielräume geben uns die Macht, größer zu sein als die selbst auferlegten Labels.

Wir kaufen Potenziale

Sagt der Soziologe Hartmut Rosa.

Wir kaufen immer mehr Dinge, ohne sie zu konsumieren.

Beispiel: Ich kaufe ein Buch, lese es aber nicht. Ich kaufe das Potenzial des Buches ein, ohne das Potenzial tatsächlich zu nutzen. Der Konsum, also das Lesen des Buches, ist nämlich sehr zeitintensiv. Daher macht es mir viel mehr Spaß, ein neues Buch zu kaufen als ein bereits gekauftes zu konsumieren.

Und das betrifft ganz viele Dinge. Ich kaufe ganz viel Potenzial ein, “auf Vorrat”. Aber dieses Potenzial bleibt zum großen Teil ungenutzt.

Dieses Potenzial „auf Vorrat“ empfinde ich aber nicht als ermächtigend, sondern im Gegenteil: Es blockiert mich. Das viele Potenzial, das ich mir nie erschließe, erdrückt mich, lähmt mich, macht meinen gedanklichen Rucksack schwerer.

Ungenutztes Potenzial ist nicht nur kein Gewinn, sondern ein Netto-Verlust.

Mitarbeiter gesucht

Die ÖBB suchen angeblich 2.000 – 3.000 neue Mitarbeiter*innen. Und finden sie nicht.

Ein Frisör in Mödling hätte genug Kundschaft, um eine weitere Frisörin zu beschäftigen. Er findet aber keine.

Das ist ein Problem. Ein großes Problem. Aber immerhin eines, worüber sich Ein-Personen-Unternehmen keine Gedanken machen müssen.

Der Normalfall

Unlängst meinte ein Freund zu mir: „Das sollte im Normalfall nicht passieren…“.

Der Normalfall… Ein spannendes Konzept. Es ist nämlich interessant, was wir für „normal“ halten. Und dass wir immer wieder glauben, dass die Vergangenheit eine verlässliche Basis ist, um die Zukunft vorauszusagen.

Radikal gesehen, könnte man sagen: Den Normalfall gibt es nicht. Es gibt vielleicht Ereignisse, die wahrscheinlicher sind, und andere sind es weniger. Aber „normal“ suggeriert, dass es eine gewisse Verlässlichkeit gibt. Und die gibt es nicht.

Von einem Normalfall auszugehen, führt uns in unserer Selbständigkeit (und im Leben generell) wahrscheinlich in die Irre.

Vertrauen – und wenn es fehlt

Vertrauen ist der Grundbaustein unseres Gesellschaft- und Wirtschaftssystems. Wir vertrauen darauf (ja, wir müssen darauf vertrauen), dass in unserer arbeitsteiligen Gesellschaft jeder seine Arbeit macht. Und dass er sie gut macht.

Wir müssen darauf vertrauen, dass der Arzt, den wir aufsuchen, weiß, was er tut. Dass die Steuerberaterin, die wir konsultieren, sich tatsächlich länger als eine Minute Gedanken über unseren Fall gemacht hat. Dass die Marketing-Beraterin nicht nur unser Geld nimmt, sondern wir aus ihrer Beratung mehr herausbekommen, als wir bezahlen.

Ohne Vertrauen geht nichts, und gleichzeitig ist es ziemlich leicht, Vertrauen zu verspielen. Das ist ein Grundproblem in der Online-Business-Consulting-Welt. Schlecht qualifizierte Akteure spielen mit dem Vertrauen ihrer Kund*innen, enttäuschen es und machen damit den Markt kaputt. Denn ein gebranntes Kind wird sich zweimal überlegen, nochmals die. Dienste eines Online-Coaches in Anspruch zu nehmen, und wenn der noch so gut und ehrlich und hilfreich ist.

Wenn wir kein Vertrauen haben, dann werden wir nicht um Hilfe fragen. Warum sollte ich mir von jemandem helfen lassen wollen, dessen Kompetenz und/oder dessen Intention ich anzweifle?

Die Krux für uns Selbständige: Vertrauen beginnt zuerst mal bei uns selbst. Wie viel Vertrauen haben wir in unsere eigene Kompetenz? Wie viel Vertrauen haben wir in unsere Produkte und Angebote? Wie viel Vertrauen haben wir in unsere potenziellen Kund*innen und Partner*innen? Empfangen wir sie mit offenen Armen, oder sind wir selbst gebrannte Kinder?

Wenn das Grundvertrauen fehlt, wird alles schwierig, mühsam und anstrengend. Ein guter erster Schritt: Geh raus aus deinem Kopf. Sprich mit anderen Menschen. Hol dir das Vertrauen zurück, dass die meisten Menschen auf der Welt es grundsätzlich gut meinen.

Und mit dieser Brille schau dann wieder auf dein eigenes Angebot drauf. Gut möglich, dass du dann (wieder) spürst, dass du sehr wohl weißt, was du tust und dass deine Intention gut ist.

Und damit hast du den Samen gesetzt, um Vertrauen wachsen zu lassen.

KAWAs

Ich möchte an ein sehr nützliches Tool der unvergessenen Vera. F. Birkenbihl erinnern: KAWA = Kreative Assoziation, Wort-Analogie.

Man nimmt sich ein Wort (ein Konzept, eine Idee etc.) her, zerlegt es in seine einzelnen Buchstaben und notiert jeweils einen Gedanken zu jedem Buchstaben, der mit dem Wort zusammenhängt.

Für ich ist das eine strukturierte Form des Brainstormings, wo durch die Anzahl und Reihenfolge der Buchstaben eine Struktur und eine Grenze hineinkommen. Ich tue mir mit KAWAs sehr leicht, mein Unbewusstes anzuzapfen und zu schauen, was da in mir ans Tageslicht kommen will.

Zur Illustration hier ein KAWA, das ich unlängst zum Konzept „Song Of Safety“ von Seth Godin erstellt habe:

Ruhe geben

Ich kann’s nicht.

Selbst, wenn mein Körper die Patschen streckt, will mein Kopf immer noch durch die Wand.

Ruhe geben. Meine Frau meint, ich muss es lernen.

Wahrscheinlich wäre es sogar das wichtigste Lernziel für 2024.

Taschenrechner

Irgendjemand vergisst bei der Prüfung immer seinen Taschenrechner. Es ist immer eine*r.

Darüber kann ich mich aufregen, oder darauf kann ich mich einstellen.

Ändern wird sich’s jedenfalls nicht.

Theater bei der Prüfung

Unlängst hat ein Student bei einer Prüfung eine Stunde lang auf die Prüfungsangabe gestarrt. Er hat kaum eine Frage beantwortet, und ich vermute, dass er eigentlich nach einer Viertelstunde „fertig“ war mit seiner Prüfung.

Was ich spannend finde: Warum hat er eine Dreiviertelstunde seines Lebens verschwendet um dazusitzen und so zu tun, als würde er noch an seiner Prüfung arbeiten?

Ich kenne seine Geschichte nicht. Ich weiß im Grunde nichts über ihn. Aber meine Vermutung ist: Um sein Gesicht zu wahren. Um nicht nach wenigen Minuten mir gegenüber zugeben zu müssen: Ich bin sehr schlecht vorbereitet auf diese Prüfung, das wird heute nichts.

Natürlich habe ich es trotzdem gemerkt. Und ich denke, er hat gemerkt, dass ich es gemerkt habe. Und dennoch hat er nicht abgegeben, bevor auch ein paar andere ihre Prüfungen abgegeben haben – bevor es „save“ war.

Wir alle spielen Theater.

Spendensammlung

Wenn jemand an meine Wohnungstür klopft, den ich nicht kenne und der mich um Geld bittet…

… dann gebe ich dieser Person kein Geld. Niemals. Egal, was der „gute Zweck“ wäre. Aus Prinzip nicht.

Ich denke, da bin ich wie viele. Und trotzdem scheint diese Taktik zu funktionieren, sonst würde sie nicht gemacht werden.

Und daraus darf ich wieder lernen: Nur, weil ich so denke, denkt nicht jeder Mensch da draußen so. Es reicht, wenn genügend Menschen da draußen die Wohnungstür aufmachen und einen Geldschein einwerfen – und sei es nur, dass sie ihre Ruhe oder ihr schlechtes Gewissen beruhigt haben.

Egal: Wenn’s funktioniert, dann funktioniert es. Es muss keinen Schönheitspreis gewinnen.

Dan Miller

Irgendwann um das Jahr 2008 herum war der Podcast „48 Days To The Work You Love“ ein Fenster in eine bis dahin unbekannte Welt. Der Host, Dan Miller, sprach darin über die Idee, dass der Beruf nicht nur ein J.O.B. sein braucht, sondern etwas Erfüllendes sein kann – und dass man selbst in der Hand hat, wie man freudvoll oder freudlos man sein Berufsleben verbringt.

Für mich, wie gesagt, eine Offenbarung. Ich war von Anfang an fasziniert von Dan Millers Blick auf die Welt und mit welcher Offenheit und Großzügigkeit er die Fragen seiner Hörer*innen beantwortete. Insgeheim dachte ich mir: So einen Podcast möchte ich auch mal haben, irgendwann in meinem Leben.

Heute bin ich an dem Punkt, wo mein Beruf meine Berufung ist, und das auch dank Dan Miller. Und mein neuer Podcasts ist von seinem Vorbild inspiriert.

Unlängst hat Dan Miller seine letzte Podcast-Folge ausgestrahlt. Er ist, in seinen Achtzigern, an Krebs erkrankt und hat in der Zeit, die ihm verbleibt, verständlicherweise andere Prioritäten.

Heute ist Dan Miller gestorben.

Sein Podcast wird jedenfalls nachwirken, bei einem kleinen Solopreneur in der Südstadt.

Danke, Dan Miller. Für alles.

So unfair

Niemand hat endlos Kraft. Niemand kann pausenlos arbeiten. Niemand ist unbesiegbar.

Außer natürlich ich.

Das ist die Hybris, der wir Solopreneure immer wieder zum Opfer fallen: Wir glauben, wir sind unsterblich.

Und wenn ich dann plötzlich mit meiner Menschlichkeit konfrontiert werde und drauf komme: Hey, ich habe doch nicht endlos Kraft! Ich glaube, ich brauche eine Pause…

Dann bin ich völlig von den Socken und jammere: Das ist sooo unfair! Ich habe gerade sooo viel vor! Das passt mir grad überhaupt nicht rein!

Dem Leben sind meine Pläne natürlich vollkommen wurscht. Und je mehr ich mich wehre, desto schlimmer wird es für mich.

Es ist nicht unfair, sondern die ultimative Fairness: Wir sind alle nur Menschen.