Das digitale Notizbuch von Günter Schmatzberger

Ein Business, das läuft

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Die allermeisten Lifestyle Entrepreneure kennen diese Momente, wo wir uns denken: Das wird doch nie was!

Wir alle träumen von einem „Business, das läuft“. Wo irgendwann der Punkt erreicht ist, wo wir keine Sorgen mehr haben. Wo stetig Geld reinkommt und wo wir uns nicht mehr (so sehr) anstrengen müssen. Ein Business, wo alles Gute quasi von selber daherkommt und wir keine Probleme mehr haben.

Ich glaube: Die Idee, dass das Business irgendwann so „läuft“, ist ein Schmäh.

Oder eine Momentaufnahme, bestenfalls.

Mach dich unbeliebt

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Steh für was – und mach dich unbeliebt bei denen, die eine andere Sicht haben.

Und zur Not auch bei denen, die gar keine Sicht haben.

Zwei Paar Schuhe tragen

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Es käme nie jemandem in den Sinn, zwei Paar Schuhe gleichzeitig tragen zu wollen.

Es ist ganz klar, dass man die Schuhe anzieht, die im Moment am besten passen und alle anderen im Schrank lässt, bis deren Zeit gekommen ist. Was hätte es auch für einen Sinn, zwei Paar Schuhe gleichzeitig zu tragen?

Aber wenn es darum geht, unsere Arbeit zu machen, tragen wir oft drei Paar Schuhe gleichzeitig. Es würde Sinn machen, sie nacheinander zu tragen, aber wir glauben, dass wir besser dran sind, wenn wir sie gleichzeitig tragen.

Schon komisch, oder?

Ein Geschäftskonzept

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Eine Sammlung von einzelnen Punkten ergibt noch kein Geschäftskonzept.

Ein Geschäftskonzept, das tatsächlich eine Strategie darlegt, ist von vorne bis hinten durchdacht. Es hat einen Anfang, eine Mitte und einen Schluss. Es hat einen Spannungsbogen, und es ist nicht an einem Nachmittag hingefetzt.

Aber auch das allerbeste Geschäftskonzept hat mit einer Sammlung von einzelnen Punkten begonnen.

Die Anderen haben auch Angst

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Ich muss nur das eine kleine bisschen weniger Angst haben als die meisten Anderen. 

Dann kann ich Großes schaffen. 

Social Media wie Elvis

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Elvis Presley war am Anfang seiner Karriere sehr unsicher und hatte Lampenfieber vor seinen Auftritten. Später war er eine Rampensau.

„But all his stage presence developed from him noticing the things the audiences reacted to and doing more of them“, sagt Andrew Hickey

Was in den 1950er-Jahren für Elvis funktioniert hat, kann auch heute noch eine tadellose Social-Media-Strategie für uns Lifestyle Entrepreneure sein.

Tödlicher Hit

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Unlängst habe ich im großartigen Podcast „A History Of Rock Music in 500 Songs“ von Andrew Hickey Folgendes über das Musik-Business gelernt: „Nothing is more deadly to the indie label than a hit.“

Das klingt vollkommen paradox. Ist ein Hit nicht genau das, was sich jede Plattenfirma wünscht?

Nein, nicht unbedingt. Denn das Problem ist: Cashflow

Der Distributor, der deine Musik vertreibt, will 100.000 Stück deiner neuesten Single. Das klingt super, aber er bezahlt dich erst Monate später (wenn überhaupt). In der Zwischenzeit musst du aber den Hersteller der Single bezahlen, damit du die Singles überhaupt liefern kannst. Aber du bist ja nur ein Indie-Label mit einem entsprechend schmalen Bankkonto…

So ging es Sun Records, als sie plötzlich Hits mit Elvis Presley hatten. Und so geht es vielen Kleinunternehmen, die auf einmal mit einem Riesenauftrag konfrontiert sind.

Große Aufträge muss man sich leisten können. Und es kann sein, dass sich ein Riesenauftrag nicht als das beste, sondern das tödlichste für dein Lifestyle Business herausstellt.

Denn: „The last thing you want as an indie is to have a hit.“

Sorgen verstehen

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Meine Sorgen entspringen meiner Sicht der Dinge. Es ist unwahrscheinlich, dass sie von anderen Menschen geteilt werden. („Kommunikation ist unwahrscheinlich“, sagt Niklas Luhmann.)

Es ist genauso unwahrscheinlich, dass du die Sorgen eines Anderen wirklich verstehst. Es entsteht die Illusion des Verstehens, wenn deine und ihre Sorgen ähnlich sind. Aber ähnlich ist nicht gleich. 

Aber oft ist ähnlich gut genug.

Geld für Spaß

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Niemand bezahlt dich dafür, dass du tust, was dir Spaß macht. Niemand.

Menschen bezahlen, wenn jemand ihre Probleme für sie löst. Wenn jemand etwas für sie tut, das ihnen hilft.

Dir muss also das Problemlösen Spaß machen.

Dann (und nur dann) wirst du (finanziell) erfolgreich mit dem, was dir Spaß macht.

PS: Auch erfolgreich selbständige Künstler (Musiker, Maler etc.) lösen ein Problem. 

Fakten > Sorgen

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Wenn du dir Sorgen machst: Halte dich an die Fakten!

Was ist wirklich Tatsache? Wovon kannst du wirklich sagen, dass du es mit Sicherheit weißt?

Die Fakten sind wahr, deine Ableitungen davon sind jedoch Traumgebilde.

Es sind meistens nämlich nicht die Fakten, die dir Sorgen machen und mit denen du dich quälst, sondern die Gespenster, die du daraus formst.

Nicht nein sagen

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So wie dir, so geht es vielen: Sie können nicht „nein“ sagen.

Vielleicht solltest du diesen Umstand öfter mal einfach ausnutzen.

Die besten Methoden

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Die besten Methoden sind einfach. Die Kunst ist, aus der Einfachheit die Tiefe herauszuholen. Sonst sind sie nur flach.

Das kann ein:e gute:r Berater:in.

Und das kann Keith Richards.

Aus guter Absicht

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Dinge aus einer guten Absicht heraus zu machen (mit Benevolenz), schützt dich leider nicht davor, einen (gewaltigen) Blödsinn zu machen.

Aber es wird dir leichter fallen, dir diesen Fehler zu verzeihen. 

Nicht der Typ dafür

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Vielleicht stimmt es gar nicht, dass du nicht „der Typ“ bist fürs Verkaufen. Oder für TikTok. Oder für die Buchhaltung. Oder für „die Zahlen“.

Vielleicht hast du es bisher einfach nur nicht ordentlich gelernt.

Von Apple lernen

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Apple wird gerne in allen möglichen Kontexten als gutes Beispiel für alles Mögliche herangezogen. Man spricht mit Bewunderung von den Produkt-Innovationen, vom genialen Marketing, von der unglaublichen Visionskraft eines Steve Jobs.

Aber was können wir Ein-Personen-Unternehmen wirklich von Apple lernen?

Ich behaupte: Gar nichts. Niente. Nada. Apple taugt einfach nicht als Vorbild für uns.

Die Grafikerin, die seit zehn Jahren selbständig ist. Der Frisiersalon, der seit 1991 besteht. Der Burgerladen, der nach drei Jahren immer noch im Business ist.

DAS sind unsere Vorbilder. An IHNEN sollten wir uns ein Beispiel nehmen.

Ungehobene Schätze

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Wir Solopreneure haben viel mehr Potenzial in unserem Business, als wir denken.

Das Problem dabei: Wir erkennen diese Chancen nicht. Weil wir sie im wahrsten Sinne des Wortes nicht sehen. Wir nehmen diese Potenziale nicht wahr, weil wir sie für „selbstverständlich“ oder „nichts Besonderes“ halten – und dadurch bleiben uns vielversprechende Türen verschlossen.

Außenstehende tun sich da viel leichter. Sie sehen das Offensichtliche. Und wenn Außenstehende uns das großzügige Geschenk machen und uns auf das Offensichtliche hinweisen, dann können wir es auch sehen. Dann fällt es uns wie Schuppen von den Augen.

Das Gold liegt sprichwörtlich auf der Straße. Aber wir brauchen Andere dazu, um es zu sehen.

Auf uns allein gestellt, laufen wir selbst am größten Goldbarren vorbei.

Ärzte aller Art

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Es gibt die Kassenärzte. Die sind eh okay. Vielleicht ein bisschen überlastet, vielleicht ein bisschen weniger Zeit oder Interesse, als du gerne hättest. Aber wahrscheinlich bekommst du eine richtige Diagnose. Auf jeden Fall zahlst du nichts (oder nicht viel).

Dann gibt es die Wahlärzte. Die nehmen sich Zeit, bis alle deine Fragen beantwortet sind. Die tun mehr, als notwendig. Dafür kostet es aber auch (deutlich) mehr.

Und schließlich gibt es die “Alternativmediziner”. Die sind eigentlich gar keine Ärzte. Aber sie behaupten trotzdem, dass sie dir helfen können. Ihre Herangehensweise ist mitunter eigenartig, aber manchmal gelingt es ihnen tatsächlich, die Probleme ihrer Patientnen zu lösen. Es ist halt ein bisschen Glückssache. Und manchmal geht gewaltig was schief.

Alles hat seine Berechtigung, und jeder Arzt findet seine Patienten. Wichtig ist nur, dass Ärzte und ihre Patienten wissen, worauf sie sich miteinander einlassen.

[Und, falls es nicht offensichtlich ist: Was für Ärzte gilt, gilt genauso sehr für Gründungsberater und ihre Gründer.]

Eigenzeit

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An alle Lifestyle Entrepreneuren da draußen: Habt den Mut, euch Zeit zu lassen. Eure eigene Zeit. Habt den Mut, euch die Zeit zu nehmen, die ihr braucht, um euren Unternehmer:innen-Traum in die Welt zu bringen.

Nehmt das Business ernst, das sich da in euch und mit euch entwickeln will. Habt die Courage, dieses Business in eine Form zu gießen und auf die Außenwelt treffen zu lassen. Aber lasst euch nicht unter Druck setzen dabei.

Vor allem nicht von denen, die euch weiß machen wollen, dass ihr nach einem Jahr schon ein „six figure business” haben könnt oder sollt. Weil das ist ein Blödsinn.

Es braucht seine Zeit, ein Lifestyle Business^ aufzubauen. Und (viel) Geduld.

Aber die Zinsen, die ihr dafür erwarten könnt, sind unvergleichbar.

Angst + 10 %

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Zum Dauerbrenner-Thema „Wie finde ich den richtigen Preis?“ ein spannender Ansatz von Michael Bungay Stanier:

Er geht davon aus, dass effektive Preisgestaltung vor allem Übung erfordert. Deshalb sollte man seinen üblichen Preis um 10 Prozent erhöhen und vor dem Spiegel so lange üben, bis man sich dabei sicher fühlt, diesen „Angst + 10%“-Preis zu nennen.

Also: Wenn dein Stundensatz normalerweise 100 Euro wäre (oder, noch besser, wenn dir dieser Stundensatz an sich schon ein bisschen Angst macht), dann erhöhe ihn um zehn Prozent auf 110 Euro und sag ihn dir zwanzigmal in den Spiegel-Gesicht.

Dabei kommst du dir vielleicht ein bisschen blöd vor, aber so verliert der Preis seine einschüchternde Wirkung auf dich. Mit der Zeit gewöhnst du dich an den Preis. Du wirst sicherer beim Aussprechen.

Und wenn du den Preis sicher aussprechen kannst, dann fällt es auch deinen Kund:innen leichter, den Preis zu akzeptieren. Weil es so klingt, als wäre das der völlig normale und vollkommen übliche Stundensatz.

Gründungsfehler

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Kein Gründungsberater der Welt kann dir garantieren, dass dein Business dauerhaft erfolgreich sein wird. Diese Glaskugel wurde noch nicht erfunden.

Aber: Laut einer aktuellen Studie des KSV war 2023 jede fünfte Insolvenz in Österreich auf Gründungsfehler zurückzuführen – also auf fehlendes branchenspezifisches oder betriebswirtschaftliches Know-how (11,2 %), auf ein Fehlen jedweder Eignung, ein Unternehmen zu gründen (4,8 %) oder auf zu wenig Eigenkapital (4,5 %). 

Diese Fehler wird dir ein guter Gründungsberater zu vermeiden helfen.

Und sofort hast du die Erfolgsaussichten deines Business um 20 % erhöht.