Das digitale Notizbuch von Günter Schmatzberger

Hervorragende Betriebswirte

H

Unser Land braucht hervorragende Betriebswirte. Nicht gute Betriebswirte, sondern hervorragende.

Die Herausforderungen unserer Zeit sind groß. Es gibt viel zu tun.

Gute, also durchschnittliche, Betriebswirte werden diese Herausforderungen nicht lösen. Gute Betriebswirte werden keinen großen Erfolg haben. Wir brauchen sehr, sehr gute Betriebswirte, weil wir sehr, sehr große Räder drehen müssen. Wir brauchen sie wie einen Bissen Brot.

Die Zukunft unserer Welt liegt maßgeblich in den Händen jener jungen Betriebswirt*innen, welche dieser Tage mit ihrem BWL-Studium beginnen.

Wir zählen auf euch!

Böse Leistungsgesellschaft

B

Es ist sehr en vogue, die Leistungsgesellschaft zu kritisieren.

Aber: Was kritisieren wir eigentlich, wenn wir Leistung oder die Leistungsgesellschaft kritisieren?

  • Die Art und Weise, wie wir arbeiten und leisten?
  • Die Ergebnisse, die unsere Leistungen erbringen?
  • Das Wofür?
  • Oder Leistung als solche?

Leistung als solche zu kritisieren, ist keine gute Idee. Wenn wir Dinge verändern wollen, brauchen wir Leistung. Wir wollen ja was bewirken. 

Über das Wie und vor allem das Wozu der Leistung… Das lasst uns gerne neu denken.

[Danke Benjamin Rolff für diesen Gedanken.]

Lang geredet, wenig verstanden

L

Zwei IT-Techniker hatten sich anderthalb Stunden über ein Projekt unterhalten.

Eine Woche später kommt der Projektleiter drauf, dass zwischen den beiden ein Missverständnis entstanden ist und jeder auf die Rückmeldung des anderen wartet. Das Projekt hat dadurch eine Woche an unnötiger Verzögerung aufgerissen.

Nur, weil zwei Menschen lang miteinander reden, heißt das nicht, dass sie einander auch verstanden haben.

Engagement

E

Engagement ist keine Selbstverständlichkeit und kein Zufall.

Es gibt verschiedene Werkzeuge, Engagement wahrscheinlicher zu machen.

Diese Werkzeuge haben ihre Grenzen, aber wer das Mögliche nicht tut, braucht sich nicht zu wundern, wenn kein Engagement zustande kommt.

Oder wenn sich nur die üblichen drei Verdächtigen melden.

Zufallskunden

Z

Natürlich nehmen wir Kunden, die uns zufällig finden, gerne mit.

Aber wenn der Zufall die Basis der Vertriebsstrategie ist, dann hast du keine Strategie.

Dann lebt dein Unternehmen vom “Prinzip Hoffnung”.

Für BWL begeistern

F

Ich möchte BWL nicht unterrichten wie vor zwanzig oder fünfzig Jahren.

Ich möchte meine Studierenden, meine Seminar-Teilnehmer*innen und meine Unternehmensgründer*innen für die BWL begeistern. Ja, das ist mein Anspruch. Begeisterung!

Ich möchte BWL lebendig machen. BWL ist praktisch und interessant, ein sehr nützliches Handwerk, mit dem man etwas erschaffen kann.

Aber, damit kein Missverständnis entsteht: Mein Anspruch ist hoch. Nicht, weil ich mir etwas auf mich einbilde, sondern weil meine Schüler*innen profundes BWL-Wissen brauchen werden wie einen Bissen Brot.

Ich wiederhole: Wer BWL bei mir lernt, wird es nicht leicht haben. Ich werde meine Schüler*innen fordern. Nicht, weil ich ein Sadist bin, sondern ihnen zuliebe.

Irritation

I

Ein bisschen Irritation bietet die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen.

Zu viel Irritation sorgt für Vermeidungsreaktionen.

Gar keine Irritation ist langweilig.

Kein Problem

K

Ich selbst habe ja kein Problem damit, aber die Anderen…

Immer dann, wenn wir anderen Menschen ein Problem unterstellen, von dem wir denken, dass uns dieses Problem absolut überhaupt nicht selbst betrifft (Beispiel: falsche Ernährung), dann sind wir auf dem Holzweg.

Probleme, die wir anderen unterstellen, sind meistens unsere eigenen.

Bei mir kriegst du mehr!

B

Wenn wir für unsere Kunden ein tolles Angebot schnüren wollen, dann denken wir meist: Okay, was kann ich in mein Angebot noch alles reinpacken, damit meine Kunden sehen, wie wertvoll mein Angebot ist?

Aber: Unsere Kunden wollen nicht unbedingt mehr. Sie wollen besser. Also sollte unsere Frage lauten: Wie kann ich für meine Kunden mein Angebot noch besser und noch besser und noch besser machen?

Weniger ist mehr. Weniger, aber besser.

Ein neues Thema

E

Wenn wir innovativ sind und ein neues Thema, eine neuartige Methode oder ein noch nie da gewesenes Angebot auf einem Markt bekannt machen wollen, dann stehen wir vor einer großen Herausforderung: Wir müssen unser Thema zuerst mal erklären.

Bevor unsere Kunden kaufen können, müssen sie zuerst verstehen. Wir müssen also wie ein Lehrer unsere Kunden zuerst informieren, worum es bei unserem neuen Thema geht. Wir müssen ihnen erklären, was sie von unserer neuartigen Methode haben. Sie müssen verstehen, warum dieses noch nie da gewesene Angebot genau das ist, was sie immer schon gesucht haben.

Diese “Lehrtätigkeit” ist wahrlich keine einfache Aufgabe. Sie verlangt Überzeugung, Geduld und Durchhaltevermögen.

Umso wichtiger ist es, dass wir uns diese Aufgabe nicht schwerer machen als notwendig. Bedeutet: Dass wir unseren Kunden die Lernaufgabe nicht schwerer machen als nötig.

Beispiel: Wenn wir in Österreich ein neues Beratungsthema etablieren möchten, dann sollten wir es auf Deutsch erklären – nicht auf Englisch. Klar, viele Österreicher sprechen auch Englisch. Aber wer ein neues Thema in einer Fremdsprache erklärt, baut zwei Hürden auf: Neues Thema und fremde Sprache.

Eine Hürde zu überspringen ist schwer genug.

Persönliche Entwicklungen

P

Wenn man sich überlegt, warum Gründungen scheitern, dann fällt einem ein:

  • Liquiditätsprobleme.
  • Keine oder zu wenige Kunden.
  • Das Produkt war nicht gut.
  • Misslungenes Marketing.
  • Schlechte Wirtschaftslage.
  • Corona-Krise.
  • Und so weiter.

Was aber unterschätzt wird: Viele Gründungen scheitern an den Menschen hinter der Gründung. Also an den Gründern selbst. Streit im Gründerteam. Unterschiedliche Zielsetzungen. Gründer verlieren das Interesse. Persönliche Krisen wie Scheidungen oder Krankheit.

Ja, oft sind es betriebswirtschaftliche Fehler, die Unternehmen scheitern lassen.

Aber genauso oft ist es auch einfach das Leben, das sich nicht immer so entwickelt, wie wir es uns wünschen.

Länger als gedacht

L

Als Faustregel gilt für alle Gründungsprojekte: Es dauert immer länger, als gedacht.

Das bestätigt sich immer und immer und immer wieder, sogar bei kleinen Gründungsprojekten, und bei großen sowieso.

Weh dem, der das ignoriert.

Keine Konkurrenz

K

Wenn Gründer*innen mir mit leuchtenden Augen erzählen, dass Sie etwas völlig Neuartiges machen werden und dass es keine Konkurrenz gibt, reagiere ich meist skeptisch.

Es gibt keine Konkurrenz? Okay, aber warum gibt es keine Konkurrenz?

Meistens aus einem von zwei Gründen:

  1. Es ist wirklich eine völlig neue Idee, an die bisher noch überhaupt niemand gedacht hat. (Selten)
  2. Es gibt deswegen keine Konkurrenz (mehr), weil die Konkurrenz, die es gegeben hat, mit der Idee Schiffbruch erlitten hat und untergegangen ist. (Wesentlich häufiger)

Wenn es Konkurrenz gibt, ist das also ein gutes Zeichen, kein schlechtes.

Weil: Wo es Konkurrenz gibt, da gibt es auch Kunden.

Wie in der Schule

W

Beim SCS Run gab es, wie vor jedem Lauf, ein animiertes Aufwärmprogramm. Ich stand dabei, wie immer passiv etwas abseits und hörte, wie ein Mit-Läufer meinte: „Schau, das ist wie in der Schule: Die Motivierten sind vorne und machen mit, und hinten sind die Faulen.“

Besser konnte man die Szenerie nicht zusammenfassen. Denn es war wirklich wie in der Schule.

Auch, wenn wir als Erwachsene schon lange aus der Schule draußen sind, verhalten wir uns oft immer noch genauso wie die Buben und Mädchen in der vierten Klasse.

Wir haben das ja auch jahrelang trainiert.

Wo die Angst ist

W

Als Daumenregel gilt bei jedem Gründungsprojekt: Dort, wo die größte Angst ist, lohnt es sich, besonders gut hinzusehen.

Und: Sehr wahrscheinlich ist es so, dass genau dort, wo die größte Angst ist, der richtige Weg für dich ist.

Folge der Angst.

Wall Of Progress

W

Eine Gründerin, eine junge, sehr talentierte Animation Artist, hat in ihrem Zimmer eine Wall Of Progress. Dorthin hat sie über die Jahre ihre Zeichnungen aufgehängt, quasi als Zeitreise durch ihre künstlerische Entwicklung.

Auf dieser Wall Of Progress wird in beeindruckender Weise sichtbar, wie viel sie über die Jahre dazugelernt hat und wie viel besser sie geworden ist. Aber sie macht das nicht für die Außenwelt, für ihre Kunden und Fans, sondern einzig und allein für sich selbst.

Jedes Mal, wenn sie mit ihrer Arbeit hadert und nicht zufrieden ist, wenn sie denkt, wie limitiert ihre Fähigkeiten sind, kann sie auf ihrer Wall Of Progress sehen, wie weit sie über die Jahre gekommen ist und wie viel besser sie bereits ist als am Anfang.

Wir Lifestyle Entrepreneure sind selten zufrieden mit uns und unserer Arbeit. Wir sehen das Verbesserungspotenzial (das es zweifellos gibt) oft viel deutlicher als den Fortschritt, den wir bereits gemacht haben. Damit hadern wir, und das ist schade.

Eine Wall Of Progress würde uns allen gut tun.

Vorbilder im Verkaufen

V

Es lohnt, sich unter seinen Vorbildern als Lifestyle Entrepreneur auch einige zu suchen, die Meister*innen im Verkaufen sind.

Unternehmer, die gut und gern und viel verkaufen, verdienen unseren Respekt. Viel zu oft werten wir sie jedoch ab, nach dem Motto: Denen geht es ja nur um’s Geld!

Um’s Geld sollte es aber auch uns gehen. Nicht nur um’s Geld, versteht sich. Aber auch. Deshalb finde ich es eine gute Idee, sich von Meister-Verkäufer*innen etwas abzuschauen.

Weil: Ohne Umsatz kein Business. Ohne Moos nix los.

Unruhe

U

Es ist ganz normal, dass Gründer*innen zu verschiedenen Phasen ihres Gründungsprozesses nervös werden. Dass sie unruhig werden, weil vermeintlich zu wenig weitergeht. Dass sie zu grübeln beginnen, was alles passieren könnte, wenn…

So normal diese Unruhe ist, so wenig hilfreich ist sie auch. Die Dinge entwickeln sich deswegen nicht schneller, besser oder erfolgreicher.

Deswegen rate ich in solchen Fällen gerne: Entspannen Sie sich, soweit Sie können – und bleiben Sie trotzdem dran!

Selbstverantwortung

S

Meine Aufgabe als Berater ist es, zuzuhören, mitzudenken und jene Inputs zu geben, die mir nützlich erscheinen.

Meine Kund*innen jedoch sind es, die die Verantwortung tragen für die Fragen, für den Fokus, für das Ziel der Beratung – und auch für die Vorbereitung auf das Gespräch.

Ich kann nur liefern, was eingefordert wird.

Kaffee trinken gehen

K

„Meine Aufgabe in den nächsten Wochen wird es sein, mit den richtigen Leuten einen Kaffee trinken zu gehen“, sagte unlängst ein Gründer zu mir.

Und es stimmt: Mindestens so wichtig wie gute Arbeit zu leisten ist es, Beziehungen zu pflegen, damit diese gute Arbeit auch wirksam werden kann.

Kaffee trinken zu gehen ist eine Chef-Aufgabe.