Tag#Gründungsberatung

Nach dem Erstgespräch

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Ja, es kann eine gute Strategie sein, nach einem Erstgespräch am Interessenten “dran zu bleiben”, ihn immer wieder zu kontaktieren, sich um ihn zu bemühen und von einer Zusammenarbeit zu überzeugen.

Das ist ein bisschen wie bei Admira Wacker: Sie muss sich um gute Spieler wirklich bemühen und sagen: Wir wollen dich unbedingt!, weil intensives Interesse eine der wenigen Stärken ist, die so ein kleiner Verein hat.

Und ja, es gibt Kunden, die brauchen das, dass sie an der Hand genommen werden, dass ihnen jemand den Antrieb und den Schubs gibt, um (endlich) aktiv zu werden.

Aber gleichzeitig bedeutet das auch: Du erziehst deine Kunden von Anfang an dazu, dass du als Berater derjenige bist, der die Initiative ergreift. Du bist der, von dem die Energie ausgeht und der den Kunden “zieht”. Du bist der, der sich bemüht und kümmert.

Und das passt auch, wenn das dein Beratungsstil ist und dir diese Arbeitsweise taugt.

Aber es bedeutet auch: Wenn du am Anfang so bist, dann musst du auch in der Folge so sein. Du ziehst damit nämlich die Kunden an, die genau so einen initiativen und initiierenden Berater suchen.

Du musst dieses implizite Versprechen dann über den ganzen Beratungsprozess einlösen — nicht nur vor, während und nach dem Erstgespräch.

Der Investoren-Test

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Ein spannender Lackmustest, den Philipp Maderthaner vorschlägt, um die Qualität einer Geschäftsidee zu testen: Würdest du für deine Business-Idee einen Investor bekommen? (Und zwar völlig egal, ob du tatsächlich einen suchst oder nicht.)

Wäre jemand bereit, der eine gewisse Distanz zur deiner Idee hat und mit der Brille des “hard business”, des ROI auf die Sache drauf schaut, Geld in diese Idee zu investieren?

Wenn jeder Investor sagen würde: “Na, da investiere ich lieber ned”, dann solltest du dir wirklich gut überlegen, ob du dein eigenes Geld investieren willst.

Gründungsberatung neu denken

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In Zeiten von Ki und Digitalisierung hätten wir Gründungsberater:innen die Riesenchance, unseren Beruf als Gründungsberater:innen auf den Prüfstand zu legen und uns zu fragen:

  • Wie könnte sich das Feld der Gründungsberatung in den nächsten Jahren weiterentwickeln?
  • Wie lässt sich die Rolle der Gründungsberater:innen neu denken?
  • Welches Wissen, welche Fähigkeiten werden wir in Zukunft nicht mehr brauchen — und welche umso mehr?
  • Wird unser Beruf, wie wir ihn heute kennen, eventuell sogar von der Bildfläche verschwinden? Wodurch wird er ersetzt werden?

Lauter spannende Fragen. Momentan wird dieser Diskurs aber (für mich) noch unhörbar geführt. Vielleicht sollten wir damit aber anfangen, bevor kein Mensch mehr Gründungsberater:innen braucht.

Teures Zick-Zack

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Es ist ein Jammer:

Viele Gründer tun, aber nicht in der richtigen Reihenfolge!

Und dabei verschwenden sie viel Zeit, Energie – und nicht zuletzt Geld.

Maximale Großzügigkeit

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Eines meiner Grundprinzipien ist es, bei meinen kostenlosen Erstgesprächen maximal großzügig zu sein — mit meinem Rat und mit meiner Zeit. „Kompromisslose Beratung“, wie Stephan Park das nennt.

Es bedeutet aber, rein praktisch gesehen, auch, dass meine Großzügigkeit nicht immer gleich sein kann. Manchmal wird es schon großzügig von mir sein, wenn ich mir in einer vollen Woche eine halbe Stunde Zeit nehme für ein Erstgespräch.

Immer so großzügig, wie ich eben gerade kann.

EInzigartige Positionierung

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Einer der spannendsten Aspekte für mich in der Gründungsberatung ist es, gemeinsam mit meinen Gründer:innen ihren Platz am Markt zu finden.

Meine Erfahrung dabei ist, dass die einzigartige Positionierung am Markt eine Kombination der ganz individuellen Fähigkeiten, Wissen, Beziehungen, Erfahrungen, Netzwerke, Ressourcen… der jeweiligen Gründer:innen ist.

Wenn wir in diesen Prozess starten, dann ist alles, was wir für eine klare Positionierung brauchen, schon da. Wir müssen nichts hinzufügen, im Gegenteil:

Das Geheimnis ist, alles wegzulassen, was uns von der Einzigartigkeit der Gründerpersönlichkeit ablenkt. Es geht quasi darum, die Essenz eines Menschen freizulegen.

Aus der Einzigartigkeit eines Menschen ergibt sich dann quasi automatisch eine einzigartige Positionierung.

Aha-Erlebnis-Brücken

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Etwas zu wissen und etwas zu verstehen, das ist nicht das Gleiche. Jeder Berater und jede Lehrerin wird das bestätigen können.

Anthony de Mello sagt: Der Unterschied zwischen Kenntnis und Bewusstheit ist das Aha-Erlebnis.

Oder, anders formuliert: Das Aha-Erlebnis ist die Brücke, die dich vom Wissen zum Verstehen bringt.

Negativ ist attraktiv

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In Diskussionen aller Art lässt sich folgendes interessante Phänomen feststellen:

Diejenigen, welche sich auf die negativen Aspekte konzentrieren, werden eher als smart und intellektuell wahrgenommen. Nach dem Motto: Ein Wahnsinn, an was du alles denkst!

Diejenigen, welche sich auf die positiven Aspekte konzentrieren, werden primär als naiv wahrgenommen. Nach dem Motto: Du hast halt nicht alles bedacht.

Diese Wahrnehmung hat ganz viele üble Folgeeffekte, nicht zuletzt den Überhang von negativen Kommentaren auf Social Media, sobald jemand den Mut hat, einen Gedanken oder eine Idee zur Diskussion zu stellen.

Mein Wunsch: Lassen wir uns nicht verführen von der intellektuellen Anziehungskraft der Negativität und schalten wir als default mode den positiven Blick ein.

Das ist nicht naiv. Das ignoriert nicht, dass Sachen auch schief laufen können.

Aber es beginnt damit, dass wir wertschätzen, was jetzt schon da ist.

Gründungs-Esoterik

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Yves Bellinghausen schreibt in brand eins (September 2024) einen lesenswerten Artikel über den wissenschaftlichen Unsinn, Persönlichkeitstests wie den Myer-Briggs-Typenindikator im Recruiting und im Personalmanagement einzusetzen.

In diesem Zusammenhang spricht er auch von „Management-Esoterik“:

“Esoterische Methoden liefern einfache Antworten auf komplexe Fragen und sind deshalb attraktiv für Menschen.”

Das kommt mir als Gründungsberater bekannt vor. Es gibt nämlich auch eine Gründungs-Esoterik. Dabei versuchen (nicht selten wohlmeinende) Business Coaches, angehenden Selbständigen „esoterische“ Antworten auf handfeste wirtschaftliche Fragestellungen zu liefern.

Und weil wir schon dabei sind: Nein, „die richtige Positionierung“ wird nicht alle deine Gründungs-Probleme lösen.

Gegründet ist schnell

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Gründen an sich ist nicht kompliziert. Es gibt ein paar behördliche ToDos, ein paar Stellen, wo man sich melden muss, aber insgesamt ist das keine Raketenwissenschaft. Das kriegt man auch alleine hin.

Aber ein Business aufzubauen, das ist schon anspruchsvoll. Das intensive Nachdenken über die Geschäftsidee, die Entwicklung eines funktionierenden Geschäftsmodells, die Umsetzung der Vision an jedem einzelnen Tag, auch wenn’s mühsam ist…

Gegründet ist schnell, aber dadurch hast du noch kein Business.

[Danke Camillo Patzl für diesen Gedanken.]

Ulf D. Posé: Führen durch Überzeugen 📙

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Dieses Buch über Kommunikation und Rhetorik aus dem Jahr 1983 ist mir bei einer Bücher-Telefonzelle in die Hände gefallen. Ganz viel darin ist überholt, einiges sogar richtiger Humbug. Aber ein paar Gedanken sind auch heute noch wertvoll — zumindest als Reminder.

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Im Wettbewerb

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Manchmal sind wir mit Anderen im Wettbewerb. Das ist auch in Ordnung.

Dann gilt es einfach besser zu sein als die Anderen. 

Willst du springen?

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Die meisten Menschen werden sich ihr ganzes Leben lang nicht selbständig machen.

Viele Menschen werden ihr ganzes Leben lang darüber reden, dass sie sich „irgendwann“ selbständig machen – und es nie tun.

Unter diesen Menschen wird es einige geben, die sich nie trauen zu springen. Die nie den Mut oder die Gelegenheit finden, mit ihrem Traum Ernst zu machen.

Aber noch mehr Menschen machen sich nie selbständig (obwohl sie immer davon reden), weil sie sich insgeheim nicht eingestehen können oder wollen: Ich rede zwar immer wieder davon, weil es gut klingt und weil es eine schöne Vorstellung ist, aber… In Wahrheit werde ich nie springen. Weil ich eigentlich gar nicht springen will. Mir taugt es eh im Job.

Das ist voll okay. Wir brauchen Menschen, die gute Angestellte sind mindestens so sehr wie Menschen, die gute Unternehmer sind. Niemand muss sich selbständig machen.

Aber vielleicht wäre es eine gute Idee, damit aufzuhören, sich selbst zu belügen.

[Danke Philipp Maderthaner für diesen Gedanken.]

Erfolgsgesellschaft

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Es heißt immer wieder mal, wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Das beschäftigt mich immer wieder, z.B. da und da und da.

Unlängst habe ich einen neuen spannenden Gedanken zu diesem Thema gehört: Wir bewegen uns von einer Leistungsgesellschaft hin zu einer Erfolgsgesellschaft.

Es geht also nicht (mehr) so sehr um die Leistung, sondern um den Erfolg. Was bedeutet, dass wir zwar (immer noch) den Erfolg wollen, aber die Anstrengung, die Leistung als Weg dort hin hat nicht mehr den Stellenwert wie früher. Jede Abkürzung zum Erfolg ist uns recht, und wenn wir Erfolg haben können ganz ohne Leistung, umso besser.

Wenn diese Hypothese stimmt, dann könnten Gründungsberatung und Hochschullehre sehr spannend werden in den nächsten Jahren.

Ein Geschäftskonzept

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Eine Sammlung von einzelnen Punkten ergibt noch kein Geschäftskonzept.

Ein Geschäftskonzept, das tatsächlich eine Strategie darlegt, ist von vorne bis hinten durchdacht. Es hat einen Anfang, eine Mitte und einen Schluss. Es hat einen Spannungsbogen, und es ist nicht an einem Nachmittag hingefetzt.

Aber auch das allerbeste Geschäftskonzept hat mit einer Sammlung von einzelnen Punkten begonnen.

Sorgen verstehen

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Meine Sorgen entspringen meiner Sicht der Dinge. Es ist unwahrscheinlich, dass sie von anderen Menschen geteilt werden. („Kommunikation ist unwahrscheinlich“, sagt Niklas Luhmann.)

Es ist genauso unwahrscheinlich, dass du die Sorgen eines Anderen wirklich verstehst. Es entsteht die Illusion des Verstehens, wenn deine und ihre Sorgen ähnlich sind. Aber ähnlich ist nicht gleich. 

Aber oft ist ähnlich gut genug.

Die besten Methoden

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Die besten Methoden sind einfach. Die Kunst ist, aus der Einfachheit die Tiefe herauszuholen. Sonst sind sie nur flach.

Das kann ein:e gute:r Berater:in.

Und das kann Keith Richards.

Ungehobene Schätze

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Wir Solopreneure haben viel mehr Potenzial in unserem Business, als wir denken.

Das Problem dabei: Wir erkennen diese Chancen nicht. Weil wir sie im wahrsten Sinne des Wortes nicht sehen. Wir nehmen diese Potenziale nicht wahr, weil wir sie für „selbstverständlich“ oder „nichts Besonderes“ halten – und dadurch bleiben uns vielversprechende Türen verschlossen.

Außenstehende tun sich da viel leichter. Sie sehen das Offensichtliche. Und wenn Außenstehende uns das großzügige Geschenk machen und uns auf das Offensichtliche hinweisen, dann können wir es auch sehen. Dann fällt es uns wie Schuppen von den Augen.

Das Gold liegt sprichwörtlich auf der Straße. Aber wir brauchen Andere dazu, um es zu sehen.

Auf uns allein gestellt, laufen wir selbst am größten Goldbarren vorbei.

Ärzte aller Art

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Es gibt die Kassenärzte. Die sind eh okay. Vielleicht ein bisschen überlastet, vielleicht ein bisschen weniger Zeit oder Interesse, als du gerne hättest. Aber wahrscheinlich bekommst du eine richtige Diagnose. Auf jeden Fall zahlst du nichts (oder nicht viel).

Dann gibt es die Wahlärzte. Die nehmen sich Zeit, bis alle deine Fragen beantwortet sind. Die tun mehr, als notwendig. Dafür kostet es aber auch (deutlich) mehr.

Und schließlich gibt es die “Alternativmediziner”. Die sind eigentlich gar keine Ärzte. Aber sie behaupten trotzdem, dass sie dir helfen können. Ihre Herangehensweise ist mitunter eigenartig, aber manchmal gelingt es ihnen tatsächlich, die Probleme ihrer Patientnen zu lösen. Es ist halt ein bisschen Glückssache. Und manchmal geht gewaltig was schief.

Alles hat seine Berechtigung, und jeder Arzt findet seine Patienten. Wichtig ist nur, dass Ärzte und ihre Patienten wissen, worauf sie sich miteinander einlassen.

[Und, falls es nicht offensichtlich ist: Was für Ärzte gilt, gilt genauso sehr für Gründungsberater und ihre Gründer.]