Tag#Lebensfragen

Fragen ohne Antworten

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Schöner Gedanke von Michael und Manfred Winterheller:

Nur, weil mich jemand fragt, heißt das nicht, dass ich eine Antwort haben muss.

Das klingt paradox, und das ist gerade für Berater:innen und Lehrer:innen wie ich schwer auszuhalten. Aber: Es geht in „echten“, d.h. wirklich menschlichen Gesprächen nicht um inhaltliche Dominanz, sondern darum, dass Menschen über ihre Sorgen mit jemandem reden wollen. Menschen wollen gehört und gesehen werden.

So verstanden, ist eine Frage sehr oft keine Aufforderung für eine Antwort, sondern die Frage ist eine Einladung zu einem Gespräch. Weil ein Gespräch an sich unglaublich heilsam sein kann – egal, wer am Ende dann eine Antwort auf die Frage ausspricht.

Wissen’s eh…

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Unlängst wurde mir folgende Geschichte zugetragen:

Schauplatz: Eine Außenstelle der Wiener Arbeiterkammer. Ein gepeinigter Arbeitnehmer hat dort ein Beratungsgespräch und bekommt zum Abschied einen Folder in die Hand gedrückt. Der Kunde wird gebeten, beim Info-Point einen Folgetermin auszumachen.

Also zum Info-Point. Dort wird ihm der Folder aus der Hand genommen. Der Info-Point-Mitarbeiter nimmt routiniert einen Tipp-Ex Roller zur Hand und korrigiert handschriftlich die Telefonnummer auf der Folder-Rückseite.

„Sie sind wohl gerade erst umgezogen?“, fragt der Kunde. „Nein, wir sind eh schon drei Jahre da. Aber wir können die Telefonnummer in der Druckvorlage selber nicht korrigieren, und der Grafiker, naja, der hat bis jetzt auch noch nicht…“ – „Drei Jahre?“, fragt der Kunde. – „Ja“, seufzt der AK-Mitarbeiter. „Wissen’s eh, wie das ist…“

Ja, wir wissen‘s alle. Denn jeder von uns hat so skurrile Folder-Telefonnummer-Probleme – auch wenn sie bei jedem von uns ein bisschen anders aussehen.

Wir alle leiden gleich

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Auch Menschen mit viel Geld leiden.

Sie werden dafür von den meisten Menschen kein Mitleid bekommen. Viele denken: Weil sie ja viel Geld haben, hätten sich reiche Menschen unser Mitleid nicht verdient und könnten sich mit ihrem Geld eh alles richten. Oder: Reiche Menschen hätten eh nur „Luxusprobleme“ und keine „echten“ und sollten nicht so wehleidig sein. Oder, noch schlimmer: Reiche Menschen sind im Leben eh auf der Butterseite gelandet, da schadet es nicht, wenn sie auch ab und zu mal auf die Nase fallen.

Aber: “Suffering is suffering”, sagt Caroline Fleck. Jeder Mensch leidet, und diese Schmerzen sind echt. Der Schmerz armer Menschen ist nicht edler, und der Schmerz reicher Menschen ist nicht weniger wahrhaftig. Wir sind alle nur Menschen, und kein Geld der Welt kann uns erlösen von dem Unglück, das der menschlichen Existenz mitunter innewohnt.

Spannend, wie es Geld immer wieder schafft, unseren Blick für das Menschliche zu vernebeln.

Der Simplicity Coach

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Em Stewart ist ein Simplicy Coach.

Ich denke mir: Simplicity Coaches machen eine enorm wichtige Arbeit. Wenn dir jemand dabei hilft, dein Leben zu vereinfachen, sodass alles wieder ein bisschen lockerer von der Hand geht… Gold wert!

Und viele Menschen haben ja auch eine große Sehnsucht danach, dass ihr Leben (wieder) ein bisschen einfacher und übersichtlicher wird. Kommt ja nicht von ungefähr, dass sich Bücher wie Magic Cleaning oder die Simplify-Reihe so gut verkauft haben (und immer noch verkaufen).

Gleichzeitig denke ich mir aber auch: Ja, diese Dienstleistung ist wichtig, aber sie ist nicht dringend – und damit ist sie gar nicht so leicht zu vermarkten. Du wirst niemanden finden, der sagt: Nein, Einfachheit ist nichts für mich. Ich habe es viel lieber, wenn es schwer ist! Wird niemand sagen. Und trotzdem ist der Weg zur Einfachheit nicht leicht. Weil man zuerst viele Dinge hinterfragen und auf den Kopf stellen muss, um sie anschließend zu vereinfachen.

Auch Vereinfachung ist ein Veränderungsprozess. Und niemand verändert sich gerne, selbst dann nicht, wenn am anderen Ende des Regenbogens ein einfacheres Leben wartet.

Mehr Bälle

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Du lebst in der Illusion, dass insgesamt mehr weitergeht, wenn du mehr Dinge anfängst.

Du bringst mehr Bälle ins Spiel, das Spiel wird dadurch bunter – aber in Wirklichkeit verteilst du dadurch deine Energie nur.

Mehr wird sie dadurch nicht. 

Würde und Wert

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Es ist wichtig, dass du in deinem Lifestyle Business unterscheidest zwischen Würde und Wert:

Deine Würde ist unantastbar und bedingungslos. Du bist würdig als Mensch an und für sich, und jeder einzelne deiner Mitmenschen sollte deine Würde anerkennen und achten.

Aber Wert ist etwas anderes. Wert wird dir verliehen, wenn du für andere Menschen nützlich bist. Und auf der Dimension des Wertes gibt es zwischen den Menschen Unterschiede.

Als Lifestyle Entrepreneur hast du keinen Anspruch auf Erfolg, auf Reichweite, auf Aufmerksamkeit, auf Kunden nur aufgrund deiner Würde. Im Business brauchst du Wert – und davon nicht zu wenig.

Die Innere Goldene Regel

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Von Chris Williamson gelernt:

Die Goldene Regel lautet bekanntlich: „Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest.“

Die Innere Goldene Regel lautet: „Behandle dich selbst so, wie andere dich hätten behandeln sollen.“

Satori

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Satori, das ist (für mich) eine plötzliche Erleuchtung. Eine Eingabe, eine Einsicht, ein Moment, in dem einem plötzlich etwas klar wird oder man plötzlich etwas ganz glasklar sieht. Es fällt einem förmlich wie Schuppen von den Augen.

Nach einem Satori hat sich etwas in einem verändert. Man sieht die Welt nicht mehr wie zuvor.

Ein Satori hat eine starke emotionale Seite. Die Erkenntnis lässt sich mitunter nicht gleich oder nicht völlig in Worte fassen. Die neue Klarheit ist eher ein Gefühl, ein Gedanke, ein Fragment – sehr stark spürbar, aber er entzieht sich mitunter jeder verbalen Form. Er lässt sich aber mitunter durch Bilder, Metaphern, Musik oder Slogans ausdrücken. 

Satori lassen sich nicht fabrizieren, aber sie sind immens kraftvoll.

Ahisma

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Ahisma ist das alte indische Prinzip der Nicht-Gewalt bzw. des Nicht-Schadens. Es ist die Idee, so zu leben, dass man so wenig Schaden und Leiden wie möglich verursacht.

Auf uns Lifestyle Entrepreneure umgelegt, könnte das z.B. bedeuten, dass wir im Umgang mit unseren Kund:innen darauf achten, dass wir nichts tun, womit wir ihnen (absichtlich oder unabsichtlich) schaden könnten. „Don’t be evil“, nannte das Google einmal.

Es kann aber auch bedeuten, dass wir im Umgang mit uns selbst uns nicht schaden. Wenn wir schon nicht besonders gut darin sind, für unsere Gesundheit zu sorgen, dann sollten wir wenigstens nichts tun, was unserem Körper aktiv schadet.

Die Sache mit dem Ahisma klingt aus meiner Sicht aber leichter, als sie ist. Damit man Ahisma als Lebensprinzip folgen kann, muss man seine eigenen Ängste sehr gut kennen.

Das klingt vielleicht paradox, ist aber essenziell. Denn wenn wir aus der Angst heraus handeln, dann tun wir oft Dinge, die vielleicht kurzfristig Schaden vermeiden, langfristig unseren Mitmenschen aber immens schaden können. Wir geben nach oder übernehmen eine unliebsame Aufgabe, um einen Konflikt zu vermeiden und glauben, dass wir damit Schaden von unseren Mitmenschen abgewendet haben. In Wirklichkeit haben wir großen Schaden angerichtet dadurch, dass wir unsere Mitmenschen getäuscht haben über unsere wirklichen Absichten und Bedürfnisse.

Wir müssen also zuerst lernen, uns selbst nicht zu schaden, denn dann werden wir quasi automatisch für andere Menschen weniger schädlich sein.

Eine einfache Erklärung

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Du bist kein Perfektionist, du hast nur Angst.

Versteck dich nicht hinter deinem (eingebildeten) Perfektionismus. Denn damit ist niemandem geholfen.

Über die Angst

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Im Buch „The Life of Pi“ gibt es in Kapitel 56 eine sehr treffende Beschreibung der menschlichen Angst:

Angst ist der einzige echte Feind des Lebens. Nur Angst kann das Leben bezwingen. Angst ist ein kluger, raffinierter Gegner, das weiß ich aus Erfahrung. Sie kennt keine Moral, akzeptiert kein Gesetz und keine Konvention, sie ist unerbittlich. Sie sucht sich bei jedem den schwächsten Punkt und findet ihn ohne Mühe.

Als Gründungsberater weiß ich: Wo die Angst ist, da liegt auch das größte Potenzial, in einem Lifestyle Business wirklich was zu verändern.

Die Angst vor uns selbst

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Wir haben kulturell und gesellschaftlich ziemlich klare Vorstellungen davon, was ein gutes Leben ausmacht. Wie man sich in einem Restaurant benimmt. Wie eine gute Ehe aussieht. Wie brave Kinder sein sollen. Was Arbeit ist und was nicht.

Wenn wir individuelle Antworten auf diese Lebensfragen suchen, dann tun wir das auf eigenes Risiko. Wenn wir einen abweichenden Lebensentwurf leben, dann dürfen wir uns keinen Applaus dafür erwarten.

Deswegen tun es die meisten Menschen nicht. Den meisten von uns ist sehr wichtig, was die anderen von uns denken.

Die meisten Menschen haben große Angst vor dem, was sie eigentlich wollen und brauchen.

[Danke Robert Brooks Cohen für diesen Gedanken.]

Manipulative Hilfe

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Viele Helfer:innen sind Ego-getrieben. Es geht ihnen primär um sich, darum, die eigenen „Weisheiten“ anzubringen.

Es geht ihnen um ihr eigenes gutes Gefühl, das sie durch das Helfen bekommen.

Das ist nicht per se böse, aber es ist manipulativ. Es verleitet dazu, ungefragt Hilfe aufzudrängen – weil man selbst das gute Gefühl braucht, nicht der Andere die Hilfe.

Das Schicksal der Wissensarbeiter

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Wenn du Wissensarbeiter:in bist – das heißt, wenn du dein Geld damit verdienst, dein Wissen für andere Menschen in den Dienst zu stellen, es nutzbar und nützlich zu machen – dann wird es notwendig sein, dass du dich mit einem Problem abzufinden lernst:

Du wirst NIE das Gefühl haben, mit deiner Arbeit fertig zu sein.

Dieses Gefühl ist keine individuelle Schwäche von dir, sondern es ist dem System Wissensarbeit immanent. Es geht allen Wissensarbeiter:innen so, nicht nur dir.

Ja, du könntest noch mehr machen. Und ja, du wirst auch an deinem Lebensende noch nicht „fertig“ sein, egal wie sehr du dich reingehängt hast. Gewöhn dich dran, und möglichst schnell.

Oder werde Handwerker.

Empathie mit sich selbst

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Die Fähigkeit, emphatisch mit anderen zu sein, hängt ganz eng zusammen damit, wie viel Empathie man mit sich selbst hat. Je besser ich mich selbst verstehe, desto besser kann ich auch andere verstehen.

Empathie und Liebe sind eng verwandt. Und mit der Liebe ist es genauso: Ich muss mich zuerst selbst lieben, bevor ich andere Menschen lieben kann.

Die Voraussetzung für eine (erfolgreiche!) empathische Gründungsberatung ist daher, dass ich auf mich selbst achtgebe. Das ist kein Luxus, kein „wenn ich dann mal Zeit habe“, sondern das ist die Grundlage deines Berufs!

Bei der Empathie „spricht Seele zu Seele“. Deswegen muss auch meine Seele gesund sein.

[Danke Albert Kitzler für diesen tollen Gedanken.]

What’s Love Got to Do With It?

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Was ich vom Film Tina: What’s Love Got to Do With It? gelernt habe:

Talent: Du brauchst Talent. Du musst wirklich gut sein und Freude haben bei dem, was du tust. Sonst hältst du nicht lange durch, besonders nicht unter widrigen Umständen.

Harte Arbeit: Du musst hart arbeiten für deinen Erfolg. Es gibt keine Abkürzungen, du musst tun, was notwendig ist. Eyes on the prize. Du musst nicht nur gute, sondern sehr gute Arbeit liefern und den Leuten geben, was sie wollen.

Helfer: Du brauchst Helfer in allen Lebensbereichen, die dir den Weg ebnen. Die dir die Augen öffnen (Freundin Darlene), die dich antreiben (Ike), die dich unterstützen (Mutter) und die dir Möglichkeiten eröffnen, zu denen du allein nicht gekommen wärst (Phil Spector). Du brauchst Leute, die ihr Talent an deines anknüpfen.

Gutes Herz: Verliere nicht deine Menschlichkeit. Wenn sich Menschen von Mensch zu Mensch begegnen, dann fügt sich die Welt zusammen (z.B. beim Hotel-Direktor, der ihr ein Zimmer gibt).

Pinky & The Brain

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Pinky steht für Chaos, Brain für Ordnung, Plan und Struktur – jeweils in ihren Extremformen.

An den Extremen sind die Ergebnisse dieselben: Keiner der beiden bringt etwas Sinnvolles zuwege. Deswegen ist die Serie auch so lustig.

Der eine ist genial, der andere geisteskrank, heißt es im Titelson – aber wer ist wer?

Der verlorene Handschuh

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Unlängst ist mir ein Missgeschick passiert:

Ich war dabei, einen alten Teppich im großen Haus-Müllcontainer zu entsorgen, als ich bemerkte, dass ich mit dem Teppich unabsichtlich auch einen meiner Handschuhe in den Container geworfen habe. Da der Container fast leer war, landete mein Handschuh an einer für mich unerreichbaren Stelle.

Was tun? Eine Möglichkeit wäre gewesen, irgendwie zu versuchen, in den Müllcontainer zu klettern, ihn zu kippen oder sonst wie an den Handschuh zu kommen.

Eine andere Möglichkeit wäre, mich furchtbar zu ärgern über meine Dummheit und den Verlust eines Kleidungsstücks, das ich jetzt, im Winter, dringend brauche.

Die dritte Möglichkeit wäre, dieses Missgeschick als Chance zu sehen. Denn: Ich war mit diesen Handschuhen nie wirklich glücklich. Sie haben meine Finger nie richtig warm gehalten, und wirklich gefallen haben sie mir auch nicht. Aber es war mir bisher nicht die Mühe wert, mir bessere Handschuhe zu besorgen.

Nun, durch mein Missgeschick, werde ich quasi „gezwungen“, mich (endlich) um leiwandere Handschuhe umzuschauen.

Ein Geschenk des Himmels!

Ein bisschen was Besonderes

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Wir wollen alle ein bisschen besser sein als der Durchschnitt. Weil sich jeder von uns für ein bisschen etwas Besonderes hält.

Nicht viel besser als die Anderen, aber doch ein bisschen. Jeder von uns fühlt sich ein bisschen speziell.

Wenn jeder ein bisschen besser sein will als der Durchschnitt, dann verschiebt sich der Durchschnitt Stück für Stück nach oben. 

So entstehen „shifting baselines”. Das, was wir für „normal” für „durchschnittlich” halten, wird langsam immer mehr. Praktische Beispiele: Kindergeburtstagspartys, Hochzeitsfeiern, Urlaubsreisen, Wohnungsgrößen.

Aber dieser Effekt hat auch eine positive Seite: Wenn wir selbst jeden Tag nur ein kleines Stück besser sind als gestern, wenn wir jeden Tag unsere Baseline ein kleines Stück nach oben schieben, dann machen wir über die Zeit einen ziemlich großen Sprung nach oben.