📙 Uwe Böschemeyer: Gottesleuchten (2007)

Ein Buch über so genannte “Wertimaginationen”. Spannend, aber auch ein bisschen schräg.

Meine Notizen

Augustinus: Metaphysik der inneren Erfahrung

  • Die Reise ins Innere (zur Seele) ist gleichzeitig der Weg zu Gott.
  • “Augustins Seelenerkenntnis ist Gotteserkenntnis und seine Gotteserkenntnis ist Seelenerkenntnis. Im Grunde der Seele sieht der Mensch Gott, sieht er die Seele in Beziehung zu dem ganz Anderen. Ăśber das Innerste also, so Augustin, fĂĽhrt der Weg zu ihm. Verständlich daher, dass Wilhelm Windelband diese Art der Gotteserkenntnis “Metaphysik der inneren Erfahrung” nannte.” (S. 17)
  • vgl. Richard Rohr

Sinnmangel durch metaphysische Ortlosigkeit

  • “Der Mensch kann sich zwar fĂĽr das Göttliche öffnen, nicht aber darĂĽber verfĂĽgen. Gerade diese Möglichkeit aber, sich fĂĽr das Göttliche öffnen zu können, entspricht im Besonderen dem GrundbedĂĽrfnis vieler Menschen unserer Zeit, deren Hauptproblematik meiner Ăśberzeugung nach in ihrer “metaphysischen Ortlosigkeit” besteht, deren Folge der viel beklagte Sinnmangel ist.” (S. 22)
  • vgl. Spiritual Divide

Im tief gelegenen Ballsaal unseres Lebens

  • “Das Staunen während und auch nach den Wertimaginationen gehört zu den schönsten Erlebnissen in menem Beruf — das Staunen darĂĽber, was alles sich im tief gelegenen Ballsaal unseres Lebens abspielt.” (S. 31)

Der innere VerbĂĽndete

  • “Der innere VerbĂĽndete ist eine Zentralgestalt der inneren Welt. Er ist auch deren stärkste Gestalt, stärker als der innere Gegenspieler, der die Lebensvereinigung symbolisiert. Nicht oft zeigt sich der VerbĂĽndete von selbst, meistens mĂĽssen wir ihn suchen. In der Regel zeigt er sich als helle Gestalt mit weiĂźem Gewand. Seine Augen sind warm und wohlwollend. Er wirkt freundlich, frei, kraftvoll, sebstbewusst, verständnisvoll, Vertrauen erweckend, groĂźherzig, gĂĽtig, versöhnlich, liebevoll. Er weckt Hoffnungen, ermutigt, zeigt neue Wege, vermittelt tiefe Geborgenheit. Er klagt nicht an, sondern versteht, gibt dem Imaginanden das GefĂĽhl, sein zu dĂĽrfen, wie er ist. Und das wiederum lässt ein tiefes SinngefĂĽhl aus. Deshalb wirkt er in vielen Wertimaginationen wie jene ferne Gestalt aus Nazaret, von der sich, recht verstanden, Ă„hnliches sagen lieĂźe.” (S. 35)
  • So verstehe ich auch meine Rolle/Aufgabe als GrĂĽndungs-Mentor.

Das, wonach wir uns am meisten sehnen

  • “Das, wonach wir uns am meisten sehnen, wird zwar unterschiedlich benannt, doch laufen alle Antworten auf diese Frage erfahrungsgemäß auf Eines hinaus: geliebt zu sein, sein zu dĂĽrfen, wie man ist.” (S. 73)

Einen Lebenstraum muss jeder Mensch gelebt haben!

  • “Viele Träume vom Leben lassen sich nicht leben. Da fehlt das Geld oder die Gelegenheit oder die Gesundheit, die Jugend oder der groĂźe Mut. Da ist eine soziale Bindung oder Mangel an Begabung. Viele Träume können nicht wahr werden, weil konkrete Wirklichkeiten sie nicht zulassen. Aber: Einen Traum muss jeder Mensch irgendwann einmal gelebt haben! Denn wer keinen seiner Träume verwirklicht, wird arm sterben. Warum? Weil er nie die pure Lust, nie das Ungewöhnliche, nie da ganz GroĂźe kennengelernt hat. Das ganz GroĂźe? Das ist nicht immer das, was sich nur Wohlhabende erlauben können. Das ist auch nicht immer das, was auffällig ist. Das ist vielmehr das, was ein Mensch im Rahmen seiner Möglichkeiten “einfach toll” findet.” (S. 87)

Wer den Tod nicht versteht, versteht das Leben nicht

  • “Wer an das Leben denkt und nicht auch an den Tod, wer an den Tod denkt und nicht auch an das Leben, kennt beide nicht und kommt mit beiden nicht zurecht.” (S. 103)

Die Welt, in der wir leben, ist unsere Welt

  • “Die Welt, in der wir leben, ist unsere Welt. Die Zeit in der wir leben, ist unsere Zeit. Das Leben, das wir in dieser Welt und in dieser Zeit leben, ist unser Leben. Diese unsere Welt in dieser unserer Zeit ist beides: unsere Gefährdung und unsere Möglichkeit, zugleich unsere Aufgabe. Diese Aufgabe können wir annehmen, wir können sie ablehnen. Doch wenn wir sie ablehnen, verlieren wir alles, was wir haben.” (S. 112)

Das Dunkle und das Helle im Leben

  • “Das Dunkle im Leben drängt sich von selbst auf — das Helle muss man suchen. Die Wut zum Beispiel kommt ĂĽber mich — um Versöhnung muss ich mich bemĂĽhen. Die Zwänge, gleich welcher Art, nehmen mich gefangen — nach der Freiheit muss ich mich ausstrecken. UnglĂĽck stellt sich von selbst ein — nach GrĂĽnden fĂĽr GlĂĽck muss ich suchen. Die dunklen Kräfte kommen ungerufen — fĂĽr die “guten Mächte” muss ich mich öffnen.” (S. 129)