Maren Urner: Raus aus der ewigen Dauerkrise (2021) 📙

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Meine Notizen

Wir wissen (hĂ€ufig) nicht, was uns glĂŒcklich macht und was wir wirklich wollen

  • “[Ansetzten mĂŒssten wir bei] unserer Vorstellung von gutem Leben. Denn dort liegen wir — wie bei so vielen anderen SelbsteinschĂ€tzungen — meistens falsch. Die doppelte Herausforderung dabei auf den Punkt gebracht hat der US-amerikanische Journalist und Autor David McRaney […]: “Wir wissen nicht, was uns glĂŒcklich machen wĂŒrde, aber wir wissen nicht, dass wir das nicht wissen. Das allein wĂ€re ein kontrollierbares Problem. Allerdings glauben wir auch zu wissen, was uns glĂŒcklich machen wĂŒrde.” (S. 45)

Die Fantasie, dass sich mit Geld Probleme lösen lassen

  • Clay Cockrell: “Die breite Öffentlichkeit ist der Überzeugung, dass sie eine gewisse Menge an Problemen hat, die sich mit Geld lösen lassen wĂŒrden. Und sie haben diesen Glauben, dass Geld dabei hilft, ihre Probleme loszuwerden. Wenn sie dann erfahren, dass dort draußen jemand ist, der viel Geld besitzt und noch immer Probleme hat, zerstört das ihre Fantasie.” (S. 47)
  • “Unsere Vorstellung, Geld löse unsere Probleme, ist nicht nur ein Motor fĂŒr unser Denken und Handeln im 21. Jahrhundert, sondern gleichzeitig auch eine der grundlegendsten SĂ€ulen unseres statischen Denkens. Getrieben von dieser Vorstellung arbeiten wir noch ein wenig hĂ€rter, um am Ende des Monats noch ein wenig mehr Geld auf dem Konto zu haben — nur noch ein wenig mehr, dann haben wir es geschafft.” (S. 47)

Die ZwickmĂŒhle von Lifestyle Entrepreneuren und Hybriden Unternehmen — und der Purpose Economy

  • “Wer etwas “Gutes” tun will, landet hĂ€ufig in der ZwickmĂŒhle aus Selbstausbeutung und Überlebenssicherung. Vielleicht könnte man ein Sozialunternehmen grĂŒnden, das sich gerade so ĂŒber Wasser hĂ€lt, denn eine goldene Nase lĂ€sst sich damit sicherlich nicht verdienen. Oder im Alltag einer Arbeit nachgehen, die sich zwar nicht besonders sinnstiftend anfĂŒhlt, aber in der Lage ist, Miete, Essen und Jahresurlaub zu finanzieren. Abends und an den Wochenenden dann zum Ehrenamt, um das “Gute” zu tun.” (S. 74)

Warum es sich “auszahlt”, fĂŒr die SchwĂ€chsten einzutreten

  • “Gerechtigkeit und vor allem der Einsatz dafĂŒr, zu Ende gedacht, ist nichts anderes als der Drang zu ĂŒberleben: Egoismus mit (Langzeit-)Perspektive. Die SchwĂ€chsten zu schĂŒtzen bedeutet mit Blick nach vorn, sich selbst zu schĂŒtzen. Denn irgendwann gehört jede und jeder selbst zu den SchwĂ€chsten.” (S. 83)
  • “Wir mĂŒssen unsere In-Groups, also die Gruppen, zu denen wir uns zugehörig fĂŒhlen, neu definieren. […] Das kann damit beginnen, dass wir uns mehr auf das Verbindende als auf das Trennende und Fremde konzentrieren. So wird aus dem Fan des gegnerischen Fußballclubs ein Fußballfan […].” (S. 83)

Die eine Kiste, die rumsteht

  • “Die eine Kiste, die da anfangs rumsteht, wollen wir nicht aus dem Weg rĂ€umen, weil die Kosten dafĂŒr im Vergleich zum Extraschritt drumherum grĂ¶ĂŸer sind. In den allermeisten FĂ€llen sind sie aber kleiner als die Kosten zu einem spĂ€teren Zeitpunkt. SpĂ€testens dann, wenn ein “weiter so” nicht mehr möglich ist, weil wir vor einer Wand stehen […].” (S. 101)
  • “Unsere Gewohnheiten sind immer durch unsere Umgebung und die Rahmenbedingungen bestimmt, wie bei der Kiste, die im Weg steht und um die wir zunĂ€chst einfach einen Bogen machen. Einfach, weil wir es — zumindest gefĂŒhlt — bisher immer so gemacht haben und weil uns zu bĂŒcken und sie aus dem Weg zu rĂ€umen in jedem Fall anstrengender wĂ€re, als kurz auszuweichen. Mit langfristiger Perspektive wĂ€re ein “Aus-dem-Weg-RĂ€umen” natĂŒrlich von Anfang an das bessere, weil kostengĂŒnstigere Verhalten. DafĂŒr mĂŒssen wir nur die einfache Frage stellen, wie oft wir um die Kiste herumlaufen mĂŒssen, bis die Kosten der Summe aller Umwege den Aufwand ĂŒbersteigt, sie einmal aus dem Weg zu rĂ€umen. Da unser faules, von Gewohnheiten geprĂ€gtes Steinzeithirn sich im langfristigen Denken aber hĂ€ufig schwer tut, fĂ€llt uns auch diese Analyse meist schwer. Ganz zu schweigen vom entsprechenden Handeln. Ohne UnterstĂŒtzung oder Stupser von außen fĂ€llt es uns schwer, die “Kosten” fĂŒr das “Aus-dem-Weg-RĂ€umen” aufzubringen. So werden aus einer Kiste, die im Weg steht, hĂ€ufig irgendwann zwei, dann drei oder eben eine ganze Wand, sodass wir nicht mehr ausweichen oder drĂŒber steigen können. Bis schließlich ganz offensichtlich ist: Die Kistenwand muss weg, sonst kommen wir im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr weiter.” (S. 100)

Unser Gehirn sucht stÀndig nach ErklÀrungen, Sinn und ZusammenhÀngen

  • “Nur, dass genau das in einer komplexen, von ZufĂ€llen geprĂ€gten Welt eben hĂ€ufig auch dazu fĂŒhrt, dass wir ursĂ€chliche ZusammenhĂ€nge an Stellen sehen, wo keine sind. Wir sind nicht gut darin, (glĂŒckliche) ZufĂ€lle als solche zu begreifen, geschweige denn, sie zu akzeptieren. Sind wir gestresst, fĂŒhlen uns verunsichert oder gar bedroht, steigt unser Drang, Dinge zu verstehen und damit auch kontrollieren zu können, noch mehr. Darum haben in Krisenzeiten VerschwörungserzĂ€hlungen Hochkonjunktur. Denn sie liefern verunsicherten Menschen kausale ErklĂ€rungen und geben so das GefĂŒhl von Kontrolle und Sinn.” (S. 104f)

Die LieblingsbeschÀftigung des Gehirns

  • “Unser Gehirn ist stĂ€ndig damit beschĂ€ftigt, Vorhersagen zu treffen, weil es versucht, eine Sache zu minimieren: Ungewissheit.” (S. 107)
  • “Das Problem ist nur, unsere Prognosen und die damit verbundenen Auswirkungen fĂŒr uns sind oft miserabel. Das Problem ist nur: Unsere Prognosen und die damit verbundenen Auswirkungen fĂŒr uns sind oft miserabel.” (S. 112)

Impact Bias

  • “Dabei wissen wir mittlerweile auch, dass unsere positive Erlebnisse durchschnittlich weniger und kĂŒrzer glĂŒcklich machen, als wir vermuten. […] Wir ĂŒberschĂ€tzen die Dauer und IntensitĂ€t der emotionalen Auswirkungen von negativen Ereignissen auf uns. Der Effekt scheint sich tatsĂ€chlich in allen Lebenslagen und bezogen auf sĂ€mtliche negativen Ereignisse zu zeigen.” (S. 114)
  • đŸ”„Â â€œEben weil wir die Folgen von negativen Dingen ĂŒberschĂ€tzen, haben wir so große Angst, Altes aufzugeben und neue Wege zu gehen.” (S. 116)
  • “Wir ĂŒberschĂ€tzen die negativen Auswirkungen von potenziellen Verlusten, Absagen und RĂŒckschlĂ€gen. Wir halten am Alten fest, um Unsicherheit und Ungewissheit zu vermeiden. Wir verharren im Status quo, aus ĂŒbertriebener Angst vor den Folgen. Übertrieben gemessen an dem, was wir — sollte uns doch etwas Negatives widerfahren — selbst spĂ€ter berichten werden.” (S. 118)

Dynamisches Denken

  • “Der Treibstoff fĂŒr dynamisches Denken ist die Neugier, beginnend mit der Neugier auf uns selbst. Denn blicken wir neugierig auf uns selbst, dann sind wir automatisch auch neugierig auf andere und die Welt.” (S. 157)
  • Dynamisches Denken ist damit die Quelle und die Voraussetzung fĂŒr gute GrĂŒndungsberatung.

Die Liste der SĂ€tze

  • “Auf die Liste schaffen es Aussagen, die mich nachhaltig zum Denken anregen und die ich lĂ€nger als eine Tasse Tee oder einen Besuch auf dem GĂ€ste-WC in meinem Kopf behalten möchte, weil sie möglicherweise einen der “Plopp”-Momente auslösen können.” (S. 181)

Wir sind schlecht im Rechnen

  • “Nur weil wir schlecht im Rechnen sind, heißt das aber nicht, dass wir es nicht tun. Wir rechnen immer, nur eben hĂ€ufig mit kaputten Taschenrechnern und oft auch ohne es zu wissen.” (S. 237f)

Was, wenn ich es wirklich will?

  • “Ich versuche, so viele Tage wie möglich mit der Einstellung zu beginnen: “Was, wenn ich es wirklich will?” Sie auch?” (S. 253)

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