Das digitale Notizbuch von Günter Schmatzberger

Geld einwerfen

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Frank Probst gibt zu bedenken, dass „bezahlte Online-Werbung wahrscheinlich der etwas einfachere Weg am Anfang wäre, erste Kunden zu generieren“.

Aber das haben viele Gründer:innen nicht auf dem Schirm. Das Mindset ist eher, sich monatelang damit zu beschäftigen, wie man z.B. auf Instagram mit Content organische Reichweite bekommt.

Und am Ende steht man da mit 100 Followern, die aber nichts kaufen.

Es ist unglaublich viel Investment notwendig, um sich ein bisschen Reichweite aufzubauen. 

Dagegen scheint Online-Werbung für viele Gründer weit weg: Weil sie es für unglaublich teuer und kompliziert halten. Aber: Meta, Google, TikTok etc. haben Interesse daran, dass sie mit dir Umsatz machen. Sie werden es dir daher so leicht wie möglich machen, dass du bei ihnen Geld ausgibst. Sie werden die Hürden so niedrig wie möglich halten. 

Also: Ja, bau deine Social Media Reichweite langfristig auf. Das ist wie ein Marathon. 

Aber wahrscheinlich ist es eine gute Idee, die erste Reichweite einzukaufen, die man sich über Social Media nur schwer selbst erarbeiten kann.

Demut lernen

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Manchmal ärgern wir uns und sind frustriert, weil die Dinge beim Business-Aufbau so lange dauern.

Die Newsletter-Liste wächst langsam. Die Entwicklung eines neuen Produkts ist aufwendig. Die Anmeldungen für unsere Angebote tröpfeln nur langsam rein. Wir haben das Gefühl, jedem einzelnen Kunden nachlaufen zu müssen.

Wir wissen zwar, dass das so sein könnte, aber… Irgendwie hatten wir gehofft, dass es ausgerechnet bei uns schneller gehen könnte. Weil wir ja nicht so sind wie die anderen. Weil wir ja was Besonderes sind.

Aber wir sind überhaupt nichts Besonderes. Wir sind auch keine Wunderwuzzis. Wir haben nicht den magic touch, der uns die mühsame Aufbauarbeit ersparen würde.

Es mag zwar im Moment frustrierend sein, aber insgesamt tut es uns gut, daran immer wieder mal erinnert zu werden.

Kosten-Spiele

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Ich habe schon öfter darüber geschrieben, dass es am Anfang der Selbständigkeit eine gute Idee sein kann, besonders genau auf die Kosten zu schauen. (Und damit meine ich weniger die Business-Kosten, sondern eher die privaten Lifestyle-Kosten.)

Wer auf seine Kosten schaut, der hat weniger Umsatz-Druck, und das ist besonders in der Startphase eines Lifestyle Business eine große Erleichterung.

Derek Sivers hat das unlängst in einem Blog-Post sehr gut auf den Punkt gebracht:

Making money depends on other people, so it’s harder.
It’s not entirely under your control. It’s an outer game.

Reducing what you need is easier. It’s entirely under your control. 
It’s an inner game.

Am Anfang ist es sehr schlau, ein innen game zu spielen. Zum outer game wird dein Business eh von selbst – mit der Zeit, wenn du es Ernst meinst.

Ständig im Wettkampf

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Es gibt Menschen, die machen aus allem einen Wettkampf.

Diese ständig kompetitive Art kann den Umgang mit ihnen mühsam machen. Aber am mühsamsten ist es, wenn sie ihre Kämpfe mithilfe Anderer austragen möchten.

Besonders schlimm wird’s, wenn die Kinder ins Spiel geworfen werden. Da wird jeder Elternabend im Hort und jedes Elternforum in der Volksschule zur Kampfarena. Der Papa oder die Mama muss durch das Kind, das gar nicht da ist und das hier instrumentalisiert wird, als “Sieger:in” hervorgehen.

So zu leben, stelle ich mir sehr anstrengend vor. Egal, ob in der Familie, in der Schule oder im Business.

Denn: Wenn dir die ganze Welt gegen dich gerichtet scheint, wofür lohnt es sich dann eigentlich noch zu kämpfen?

Weiche Augen

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Sehr schöner Hinweis von Katrin Hinrichs:

„Weniger streiten. Die Augen auf „weich“ stellen. Das würde in jeder Beziehung helfen.“

Das gilt für den Umgang mit den Menschen um uns herum genauso wie für den Umgang mit uns selber.

Katalog der Rechte des Redners

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Im Buch Frei reden spricht Natalie Rogers davon, dass ein sicheres Auftreten auf der Bühne auch viel mit Selbstakzeptanz zu tun hat. Und mit dieser Selbstakzeptanz wird es nicht klappen, solange wir uns bei unseren öffentlichen Auftritten nicht folgende Rechte zugestehen:

  1. Ich habe das Recht, mich selbst auszudrücken.
  2. Ich habe das Recht auf meinen eigenen Standpunkt.
  3. Ich habe das Recht, von anderen zu erwarten, dass sie mir zuhören.
  4. Ich habe das Recht, andere zu informieren oder über etwas zu unterrichten.
  5. Ich habe das Recht, etwas zu versuchen.
  6. Ich habe das Recht, mich zu entwickeln.
  7. Ich habe das Recht, dazuzulernen.
  8. Ich habe das Recht, Fehler zu machen.
  9. Ich habe das Recht, es zu versuchen und es falsch zu machen.
  10. Ich habe das Recht, es erneut zu versuchen.
  11. Ich habe das Recht, mich anfangs unwohl zu fühlen und Angst zu haben.
  12. Ich habe das Recht, nicht “alles” zu wissen.
  13. Ich habe das Recht, mich vor eine Gruppe von Leuten zu stellen.
  14. Ich habe das Recht, ein Führer zu sein.
  15. Ich habe das Recht auf meine Redezeit.
  16. Andere haben das Recht auf ihren eigenen Standpunkt.
  17. Andere haben das Recht, nicht mit mir einer Meinung zu sein.

Ich finde, das ist ein ausgesprochen brauchbarer Katalog. Nicht nur, wenn man Vorträge hält, sondern in jeder Situation, in der man lehren, überzeugen und/oder verkaufen möchte.

Die Zukunft behaupten

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Die Zukunft ist ein sehr dankbares (Kongress-)Thema.

Weil: Die Zukunft wird uns immer beschäftigen. Sie ist immer aktuell.

Und: Weil man als Speaker über die Zukunft alles ungestraft sagen und behaupten kann.

EInzigartige Positionierung

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Einer der spannendsten Aspekte für mich in der Gründungsberatung ist es, gemeinsam mit meinen Gründer:innen ihren Platz am Markt zu finden.

Meine Erfahrung dabei ist, dass die einzigartige Positionierung am Markt eine Kombination der ganz individuellen Fähigkeiten, Wissen, Beziehungen, Erfahrungen, Netzwerke, Ressourcen… der jeweiligen Gründer:innen ist.

Wenn wir in diesen Prozess starten, dann ist alles, was wir für eine klare Positionierung brauchen, schon da. Wir müssen nichts hinzufügen, im Gegenteil:

Das Geheimnis ist, alles wegzulassen, was uns von der Einzigartigkeit der Gründerpersönlichkeit ablenkt. Es geht quasi darum, die Essenz eines Menschen freizulegen.

Aus der Einzigartigkeit eines Menschen ergibt sich dann quasi automatisch eine einzigartige Positionierung.

Zehn Jahre, oida!

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Bülent Ceylan hat unlängst in “Frühstück bei mir” davon erzählt, dass er zehn Jahre an seinem Durchbruch als Comedian gearbeitet hat.

Zehn Jahre!!! Nicht zehn Wochen, nicht zehn Monate… zehn JAHRE! Wer hätte dafür heute noch so lange die Geduld?

Zehn Jahre sind eine seeeehr lange Zeit. Sie können sich wie eine Ewigkeit anfühlen – besonders in den dunklen Momenten, wo man nicht weiß, ob der Durchbruch überhaupt irgendwann kommen wird und ob die ganze Mühe nicht vollkommen für die Fisch ist.

Aber diese lange Durststrecke hatte für Bülent Ceylan auch einen Vorteil: Als der Durchbruch dann endlich da war, hatte er einen riesigen Fundus an Material, aus dem er schöpfen konnte. Er hatte sich schließlich zehn Jahre auf seinen Erfolg vorbereitet.

Keine Anstrengung ist umsonst, solange du nicht das Vertrauen verlierst.

Erlaubnis zur Wachablöse

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Gentlemen, he said

I don’t need your organization, I’ve shined your shoes

I’ve moved your mountains and marked your cards

But Eden is burning, either getting ready for elimination

Or else your hearts must have the courage for the changing of the guards

Bob Dylan: Changing Of The Guards (1978)

So wie Bob Dylan empfinden viele Gründer:innen, die vorher in einer Anstellung waren: Ich habe mich für euch abgestrudelt, aber ihr habt mir nie die Wertschätzung zukommen lassen, die ich verdient hätte. No more! Jetzt arbeite ich für mich, dann habe ich wenigstens etwas davon!

Viele Angestellte jedoch bleiben viele Jahre frustriert in ihren Jobs, obwohl sie schon lange wissen, dass er nicht mehr passt, dass er ihnen nicht gut tut, dass er ihnen Tag für Tag nur noch Frust bringt. 

Sie bleiben trotzdem, weil ihnen eines fehlt: Die Erlaubnis zu gehen. Nämlich ihre eigene Erlaubnis. 

Die eigene Erlaubnis, das ist die neue große Markteintrittsbarriere unserer Zeit. Nicht „Was ist dir möglich zu unternehmen?“, sondern „Was erlaubst du dir zu unternehmen?“.

Qualität ist mehr

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Qualität bezieht sich nicht nur auf das, was wir liefern. Qualität ist vielschichtiger.

Es geht auch um Humor, Spaß, Freude, Abwechslung, Interaktion, Verpackung, usw. Also um Dinge vor oder nach der “Lieferung des Eigentlichen“.

Das ganze Drumherum also. Da entsteht Qualität.

[Danke Camillo Patzl für diesen Gedanken.]

Nur die Früchte zählen

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Wenn du wieder mal da sitzt und jammerst, wie viel Zeit und Energie du in dein Lifestyle Business investierst, dann frag dich mal ehrlich:

Wie viel deiner Zeit und deine Energie werden wirklich in Ergebnissen sichtbar? Was davon kommt wirklich bei deinen Wunschkund:innen an? Was davon wird auf deiner Website, auf Instagram oder in deinem Podcast “sichtbar”?

Es ist völlig egal, ob du dir bei deiner Arbeit leicht tust oder schwer, ob du gut drauf bist oder nicht. Was im Business zählt, sind die Ergebnisse. Du kannst den ganzen Tag g’schaftig sein – wenn du nichts Zählbares rausbringst, hast du nichts erreicht.

Es genügt nicht, guten Willens zu sein. Erfolg hast du nur, wenn du kontinuierlich Ergebnisse lieferst.

“An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen”, heißt es dazu in der Bibel.

Alte Politiker:innen

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Das Medianalter der österreichischen Bevölkerung beträgt 44,6 Jahre.

Das Medianalter gibt an, dass die Hälfte der Bevölkerung jünger und die andere Hälfte älter ist als dieser Wert. Österreich gehört damit zu den Ländern mit einer relativ alten Bevölkerung.

Schauen wir uns die österreichischen Spitzenpolitiker:innen der ins Parlament gewählten Parteien an und wie deren Alter vom Medianalter abweicht:

  • Herbert Kickl (FPÖ): +10,4 Jahre
  • Karl Nehammer (ÖVP): +6,4 Jahre
  • Andreas Babler (SPÖ): +6,4 Jahre
  • Beate Meinl-Reisinger (NEOS): +1,4 Jahre
  • Werner Kogler (Grüne): +17,4 Jahre

Die Damen und Herren, die Österreich in den kommenden Jahren führen wollen, liegen also alle über dem Medianalter der österreichischen Bevölkerung (wenn auch knapp, in einem Fall). Wir werden also von Menschen regiert werden, die noch älter als die ohnehin schon relativ alte Bevölkerung Österreichs ist.

Diese Politiker:innen sind aufgewachsen in einer Zeit, wo es weder TikTok noch Klimawandel noch ChatGPT noch deepfakes noch Shein noch Tinder noch Digitalisierung noch Diversity noch mental health noch LGBTQ+ gab.

Ich glaube, das ist ein Problem. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ein fortgeschrittenes Lebensalter die Voraussetzung ist, um schlaue Lösungen für die kommende Generation zu finden.

Aha-Erlebnis-Brücken

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Etwas zu wissen und etwas zu verstehen, das ist nicht das Gleiche. Jeder Berater und jede Lehrerin wird das bestätigen können.

Anthony de Mello sagt: Der Unterschied zwischen Kenntnis und Bewusstheit ist das Aha-Erlebnis.

Oder, anders formuliert: Das Aha-Erlebnis ist die Brücke, die dich vom Wissen zum Verstehen bringt.

Negativ ist attraktiv

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In Diskussionen aller Art lässt sich folgendes interessante Phänomen feststellen:

Diejenigen, welche sich auf die negativen Aspekte konzentrieren, werden eher als smart und intellektuell wahrgenommen. Nach dem Motto: Ein Wahnsinn, an was du alles denkst!

Diejenigen, welche sich auf die positiven Aspekte konzentrieren, werden primär als naiv wahrgenommen. Nach dem Motto: Du hast halt nicht alles bedacht.

Diese Wahrnehmung hat ganz viele üble Folgeeffekte, nicht zuletzt den Überhang von negativen Kommentaren auf Social Media, sobald jemand den Mut hat, einen Gedanken oder eine Idee zur Diskussion zu stellen.

Mein Wunsch: Lassen wir uns nicht verführen von der intellektuellen Anziehungskraft der Negativität und schalten wir als default mode den positiven Blick ein.

Das ist nicht naiv. Das ignoriert nicht, dass Sachen auch schief laufen können.

Aber es beginnt damit, dass wir wertschätzen, was jetzt schon da ist.

Die Wunder des Internets

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Wenn es das Internet nicht gäbe, und wenn es nicht Plattformen wie TikTok gäbe, dann hätte ich nie Sarah Strohtaler kennengelernt.

Ich kenne Sarah Strohtaler nicht persönlich, und sie kennt mich nicht. Ich kenne sie nur von ihren TikTok-Videos, und ich bin einer ihrer ca. 8.000 Follower.

Aber ich finde sie unglaublich komisch. Sie trifft mit ihren Videos genau meine Art von Humor.

Das ist, bei aller berechtigten Kritik an TikTok und Co, einfach großartig.

Keine Zeit für die Gesundheit

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Die SVS bietet echt coole Gesundheitswochen an. Für einen ganz kleinen Kostenbeitrag kann man sich 10 bis 14 Tage intensiv an seiner Gesundheit widmen.

Und genau hier liegt das Problem: Die Gesundheitscamps sind nicht teuer, aber viele Selbständige können es sich leisten, sich so lange aus seinem Business rauszunehmen. Oder glauben das zumindest.

Es ist ein Jammer, welchen geringen Stellenwert viele Selbständige ihrer Gesundheit einräumen.

Gerade wir Lifestyle Entrepreneure stehen in der Verantwortung, es besser machen.

Nicht gleich die ultimative Lösung

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Wir Lifestyle Entrepreneure haben die Tendenz, gleich die ultimative Lösung liefern zu wollen. Dabei kommen Prozesse heraus, die sehr lange dauern und sehr teuer sind.

Wir bräuchten aber tatsächlich Lösungen, die am Anfang nicht viel Geld kosten und sich relativ schnell umsetzen lassen.

Besser werden können sie später immer noch.

Kleine Stupser

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Warte nicht darauf, dass du irgendwann die große Erleuchtung hast. Sie wird nicht kommen.

Das Leben schenkt dir jedoch unzählige kleine Stupser. Immer wieder, sofern du Augen hast zu sehen und Ohren hast zu hören.

Mehr kannst du vom Leben nicht erwarten. Mehr ist aber auch gar nicht notwendig.

Waschmaschinen-Kauf im Jahr 2030

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Im Jahr 2030 wirst du einen Personal AI Assistant haben.

Fix.

Er (oder sie?) wird dich durch den Tag begleiten und dir helfen, den Tag zu strukturieren. Er wird dir Informationen liefern, bevor du gefragt hast, und er wird dir helfen, die großen und kleinen Entscheidungen zu treffen, die das Leben jeden Tag von dir fordert.

Wenn du zu deinem AI Assistant sagst: “Du, ich brauche eine neue Waschmaschine”, dann wird er sagen: “Ich weiß.” Und er wird dir gleich ein passendes Modell für dich vorschlagen und nachschauen, wo du es am schnellsten und günstigsten bekommen kannst. Und wenn du willst, bestellt er es auch gleich für dich.

In so einer Welt werden viele Dinge nicht mehr so sein wie heute. Informations-Recherche wird anders aussehen, Entscheidungen werden anders getroffen werden – und Geschäftsmodelle werden sich verändert haben.

In so einer Welt könnte es sein, dass Google pleite ist. Denn in so einer Welt wird niemand mehr googeln, und damit ist mit Werbung ein Geld mehr zu verdienen.

Der AI Assistant muss nämlich absolut vertrauenswürdig sein, sonst funktioniert das Ganze nicht. Das bedeutet auch, dass er von Werbung nicht beeinflusst sein darf. Er darf überhaupt keine eigene eigene Agenda haben. Ich muss ihm bei allen Fragen vertrauen können — sonst kann ich ihm bei keiner Frage vertrauen.

Und damit werden viele, viele Unternehmen, die es im Jahr 2024 mit der Vertrauenswürdigkeit (noch?) nicht so genau nehmen, gravierende Probleme haben.

[Danke Ranga Yogeshwar für diesen Blick in die (nahe) Zukunft.]