Das digitale Notizbuch von Günter Schmatzberger

Geteilte Kunst

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Unlängst habe ich in einem Blog-Post die Frage gestellt: Was ist eine Kunstsammlung wert, wenn man sie nicht herzeigen kann?

Das hat zu einem spannenden Gespräch mit Martin geführt – nämlich über die Frage, ob z.B. Kunstwerke nicht auch an und für sich einen Wert haben.

Worauf wir gemeinsam gekommen sind: Ja, ein Kunstwerk hat einen Wert “an sich”, einen intrinsischen Wert. Ein Kunstwerk ist nicht deswegen wertlos, weil es “nur” der Künstler oder die Kunstsammlerin sehen kann.

Aber es bekommt mehr Wert, wenn es auch anderen Menschen zugänglich ist.

Selbst, wenn das Kunstwerk in einem Museum hängt und dort von niemandem betrachtet wird — allein, dass es gesehen werden könnte, macht schon einen Riesenunterschied.

Unsere gemeinsame Hypothese: Das meiste im Leben wird mehr wert, wenn man es teilt.

[Genau diese Idee (oder so was Ähnliches) motiviert mich auch seit Jahren, diesen Daily Blog zu schreiben. Er könnte ja gelesen werden. Und ab und zu spreche ich tatsächlich mit jemandem über ein Blog-Post. Das empfinde ich jedes Mal als ausgesprochen wert-voll.]

Kurze oder lange Silbe?

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Unlängst wurde ich unfreiwillig Zeuge von schlechtem Unterricht.

Ein Kind sollte den Unterschied zwischen Silben mit langen Vokalen und Silben mit kurzen Vokalen erkennen. Also: BIE-ne (langer Vokal, dann kurzer Vokal) vs. Pin-gu-in (lauter kurze Vokale).

Die Lehrerin war sehr bemüht und geduldig, das muss man ihr wirklich zugute halten. Aber das Problem war: In ihren Erklärungen haben alle Vokale gleich lang geklungen. Das Kind konnte den Unterschied zwischen den langen und den kurzen Vokalen nicht deutlich genug hören.

Mit anderen Worten: Der Kontrast zwischen den verschiedenen Möglichkeiten war nicht stark genug. Und das Ergebnis: Das Kind hat nichts gelernt, sondern bis zum Ende der Übung nur geraten. Weil es bis zum Schluss die Unterscheidung nicht hinbekommen hat. Für das Kind klang beides gleich.

So geht es übrigens auch unseren Kunden oft, wenn sie versuchen, verschiedene Angebote zu vergleichen. Es sieht nur so aus, als ob unsere Kunden sich nicht die Mühe machen wollten, sich genau zu informieren.

In Wirklichkeit bleibt auch ihnen nichts anderes übrig als zu raten, weil die Unterschiede einfach nicht deutlich genug erkennbar sind.

Me too

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Die Marktwirtschaft hat eine wunderbare Eigenschaft: Jeder darf mitspielen. Du musst niemanden um Erlaubnis fragen.

Du hast ein gutes neues Angebot? Dann biete es am Markt an! Zeig es her, stell es anderen Menschen vor – und der Markt wird dich belohnen, wenn deine Idee wirklich so gut war, wie du dachtest.

Aber auf das zwanzigste Me-Too-Produkt hat aber niemand gewartet. Mit 08/15 wird der Markt dich eiskalt abservieren.

Die Aufgabe des Unternehmers ist die Innovation, sagt Joseph Schumpeter. Das Bessere. Das Passendere. Das Zugänglichere.

“Me Too” fehlt die Innovationskraft, und deswegen wird “Me too” vom Markt bestraft.

“Me too” ist als Anspruch einfach viel zu wenig.

Das kann doch nicht so schwer sein!

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… ist einer der größten Aberglauben überhaupt.

Es kann doch nicht so schwer sein, Lehrerin zu sein – die paar Stunden Unterricht am Tag, die vielen Ferien!

Es kann doch nicht so schwer sein, ein Kaffeehaus aufzumachen – das bringt doch jeder zusammen!

Es kann doch nicht so schwer sein, den Ball ins Tor zu treffen – das schafft ja sogar ein Fünfjähriger!

Das sagen typischerweise Menschen, die noch keine Sekunde in ihrem Leben unterrichtet, in einem Kaffeehaus gearbeitet oder professionell Fußball gespielt haben.

Denn wenn sie das hätten, dann wüssten sie: Hinter dem, was vermeintlich so leicht ausschaut, steckt VIEL harte Arbeit.

Man sieht sie halt nur nicht.

Nie Zeit dafür

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Kennst du das? Diese eine Sache, die du schon lange machen willst, aber zu der du einfach nie kommst?

Greg McKeown hat eine einfache Lösung:

  1. Öffne deinen Kalender.
  2. Was ist die eine Sache, die dir wichtig ist, aber einfach keinen Platz im Kalender findet?
  3. Reserviere JETZT Zeit dafür – und behandle sie, als hätte sie dort ganz selbstverständlich ihren Platz.

Los! Worauf wartest du noch?

Lehr-Lern-Probleme

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Eine persönliche Hypothese:

Die allermeisten zwischenmenschlichen Probleme lassen sich auf eine dieser beiden Ursachen zurückführen:

  1. Jemand ist kein guter Lehrer.
  2. Jemand ist kein guter Lerner.

Stimmt vielleicht nicht überall, aber in erstaunlich vielen Kontexten.

Wie die Raubkatzen

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Unlängst gelernt im Zoo Schmiding:

Ein Gepard hat bei der Jagd eine Erfolgsquote von 50 – 70 %. Damit ist er der erfolgreichste unter allen Raubkatzen.

Ich denke: Im Business geht es uns auch nicht viel anders wie den Raubkatzen bei der Jagd: Der Erfolgreiche hat knapp über 50 % der Zeit Erfolg.

Mehr nicht.

Meisterhaft

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Wenn du wissen willst, wie es klingt, wenn jemand in seiner Zone Of Genius ist, dann hör der Psychotherapeutin Esther Perel bei der Arbeit zu.

Beeindruckend. Inspirierend.

Vorbildlich.

Genug beraten

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Eine Arbeitshypothese:

Solopreneur:innen wollen in der ersten Zeit nach ihrer Gründung nicht (mehr) beraten werden.

Sie wollen nicht (mehr) gesagt bekommen, was sie tun sollen und was nicht. Sie wollen auch nicht, dass jemand hinterfragt, was sie tun. Sie wollen es sich selbst und den anderen beweisen, dass sie es (allein) schaffen können.

Aber: Sie wollen auf dem neuen Abenteuer ihrer Selbständigkeit lernen und persönlich wachsen. Sie wollen inspiriert werden!

Als Berater habe ich in der Startphase eines Solo-Business kein Leiberl (mehr) – als Impuls-Geber allerdings schon.

Mein leistungsstarkes Duschgel

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Mein Duschgel ist nicht nur einfach ein Duschgel.

Klar, ich kann mich damit waschen, und es riecht gut. Aber es kann so viel mehr!

Es “zaubert Dir ein Lächeln ins Gesicht. Trübsal löst sich beim Duschen in Luft auf und der fruchtig heitere Duft belebt die Sinne”.

In unserer Leistungsgesellschaft genügt es nicht, dass mein Duschgel einfach nur flüssige Seife ist. Selbst mein Duschgel muss sich ordentlich ins Zeug legen und die Welt zu einem besseren Ort machen.

Und das auch noch mit guter Laune.

Vorstellungsrunden

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Das Spannendste an Vorstellungsrunden ist eigentlich das, was nicht gesagt wird.

Politische Fragen

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Ein Politiker sagt mal das Eine und an einem anderen Tag das genaue Gegenteil. Ist dieser Politiker opportunistisch, weil er sagt, was ihm gerade in den Kram passt? Oder ist er ein Mensch, der dazugelernt und seine falsche Meinung geändert hat?

Eine Politikerin sagt Dinge, die noch nie jemand vorher gedacht oder gesagt hat und wo sich die politischen Kommentator:innen auf den Kopf greifen. Ist diese Politikerin exzentrisch bis verrückt und für ihr Amt nicht geeignet? Oder versucht sie mit paradoxen Interventionen eingefahrene Denkmuster zu brechen, um vollkommen verfahrene Diskussionen wieder neu in Gang zu bringen?

All diese Fragen entscheiden sich entlang einer weiteren Frage: Was ist die Absicht dahinter?

Das fragmentierte Business

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Das “fragmentierte Business” ist die vielleicht größte Herausforderung für Solopreneure überhaupt.

Wir entwickeln ein leiwandes neues Produkt, aber es hängt in der Luft, weil es keine Gesamtstrategie gibt, in die es sich einordnen könnte.

Oder vielleicht gibt es sogar sowas wie eine Produkt-Strategie, aber wir scheren uns gerade nicht drum, weil wir dieses neue Produkt für so genial und revolutionär halten, dass wir es einfach machen müssen.

Die besten Solo-Businesses sind “langweilig” in dem Sinn, dass alles seinen Platz hat. Es gibt keine Lücken, und es gibt keine Irrläufer. Eines folgt logisch auf das andere. Es gibt keine Ablenkungen – nicht für die Kund:innen und nicht für den Solopreneur.

Ein gutes Solo-Business wird regelmäßig “defragmentiert” – wie eine Festplatte. Ein gutes Solo-Business ist “sauber”. Diese Sauberkeit ist aber kein Zufall, sondern zeugt von der Meisterschaft eines Solopreneurs im Vermeinden der Fragmentierungsfalle.

[Danke Monika Birkner für dieses wichtige Konzept!]

#underconsumption

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Das ist ein Trend auf Social Media.

Die Idee dahinter: In einer Gesellschaft, die stark konsumgetrieben ist, werden Kaufgewohnheiten hinterfragt. Denn: Wer weniger Geld ausgibt für den alltäglichen Überfluss im Kleiderschrank, im Bad-Kastl oder im Kühlschrank, dem bleibt mehr Geld für größere Projekte wie Hauskauf, Ausbildung oder Altersvorsorge.

Diese Idee ist natürlich nicht neu. Aber dieser Trend wird hauptsächlich von jungen Menschen, der Generation Z, getragen. Es geht ihnen nicht um altfaderische Sparsamkeit, sondern um eine bewusste Entscheidung gegen den Überfluss. Es geht um einen nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen – und darum, Dinge zu tun, die für uns tatsächlich langfristig wichtig sind.

Vielleicht auch für ältere Semester ein Impuls, sich öfters mal (wieder) zu fragen: Brauche ich das wirklich?

Scham im Business

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Scham spielt eine große Rolle im Business.

Viele Solopreneur:innen, die Schwierigkeiten im Business haben, die an den Mühen der Ebene verzweifeln, gehen lieber in die Komfortzone einer Anstellung zurück, als sich für den Marsch durch die Wüste einen Lehrer/Helfer/Mentor zu suchen.

Aus Scham, sich und anderen eingestehen zu müssen, dass man es alleine nicht schafft.

Das ist sehr schade.

Das beste Marketing

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Unlängst beobachtet im Urlaub an einem Gasthaus bei Salzburg:

Das beste Marketing ist ein gutes Produkt. Das Essen war super, und die experience war rundum leiwand.

Ja, sie haben auch einen coolen Slogan (“Hendl With Care”). Aber der ist nicht spielentscheidend.

Das beste Marketing ist ein gutes Produkt, und die beste Werbung ist der volle Parkplatz.

Lehrbuch-BWL

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Die “reine Lehre” der BWL wäre in der Praxis gar nicht umsetzbar.

Es gibt in der Praxis keinen einzigen Betrieb, der sich nach einem BWL-Lehrbuch, also “lehrbuchmäßig” führen lassen würde.

Auch insofern stellt sich die Frage, warum die BWLer auf so einem hohen Ross sitzen?!

BWL: Teuer, aber nutzlos

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Wenn jemand 5 Jahre in der HAK war und danach BWL studiert hat (3 Jahre Bachelor, 2 Jahre Master), dann hat er/sie 10 Jahre BWL-Ausbildung intus.

10 Jahre!

Bei allem Respekt vor der BWL: Die Betriebswirtschaftslehre ist keine Raketenwissenschaft, die man 10 Jahre studieren müsste, um sie zu verstehen. Wirklich nicht.

So lange BWL-Ausbildungen verursachen hohe volkswirtschaftliche Kosten für stark abnehmende Grenzerträge. Soll heißen: Der Nutzen von BWL-Ausbildungen ist im ersten Jahr am höchsten und nimmt mit jedem weiteren Jahr deutlich ab. Ich gehe so weit zu behaupten: Der Grenznutzen wird in den letzten Ausbildungsjahren sogar negativ!

Mit anderen Worten: Die Inhalte, die man in den letzten Ausbildungsjahren lernt, schaden dem Verständnis für BWL sogar. Die Lehre muss ja mit den Jahren immer “theoretischer” werden (mit den wirklich relevanten praktischen Inhalte ist man ja in kürzester Zeit “durch”), und es ist daher kein Wunder, dass viele BWL-Student:innen sagen, dass sie im Studium kaum was gelernt haben, das sie später tatsächlich “brauchen”.

Ich behaupte: Durch eine so lange BWL-Ausbildung wird das Verständnis für die tatsächlich wichtigen BWL-Grundkonzepte nicht gefördert, sondern erschwert.

Das klingt paradox, aber ich bin mir sicher: Weniger wäre viel mehr im BWL-Studium.

Fachkräftemangel gelöst

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Es klingt ja auf’s erste Hinhören sehr schlau: Wenn es zu wenige Köche gibt, dann muss man sie halt besser bezahlen! Dann wird es auch mehr Köche geben!

Ja, stimmt schon. Wenn man das Gehalt der Köche verdoppelt, dann hat man doppelt so viele Bewerber – aber nur mehr halb so viele Gäste. 

Weil die Gastronomiebetriebe diese höheren Personalkosten an ihre Gäste weitergeben müssen, aber die Gäste nicht bereit sind, mehr für’s Essen im Gasthaus zu bezahlen. Dass ein Rechtsanwalt teuer ist, okay – aber beim Schnitzel hört sich das Verständnis auf!

Aus dem Fachkräftemangel in der Gastronomie kommt man nicht so leicht raus, wie man auf den ersten Blick vielleicht glaubt.

Es sind nämlich nicht (immer) die gierigen Kapitalisten, die ihr Personal ausbeuten und höhere Löhne verhindern — sondern (oft) die gierigen Konsumenten.

Der Selfcare-Imperativ

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Unlängst bei mir selbst beobachtet:

Selfcare ist wichtig, besonders für Solopreneur:innen. Weil wir haben ja nur uns, und wer soll denn bitte unser Business führen, wenn nicht wir selbst? Deswegen müssen wir fit und gesund sein, und dafür tragen wir selbst die Verantwortung. Wird uns ja auch immer wieder so gesagt.

Diese oft gut gemeinten Hinweise, auf Selfcare zu achten, sich nicht zu überarbeiten, rechtzeitig und regelmäßig Pausen zu machen usw., haben bei mir zu einem paradoxen Effekt geführt: Aus Sorge, dass ich sonst irgendein mögliches Burnout “übersehe”, mache ich vorsorglich Urlaub, obwohl es mir im Moment rundum gut geht.

Nichts gegen Urlaub, und nichts gegen Urlaub, wenn man nicht schon am Zahnfleisch daher geht. Alles gut. Für Urlaub gibt es keinen “falschen” Zeitpunkt.

Aber meinem eigenen Gefühl über mein derzeitiges Wohlbefinden nicht mehr zu vertrauen, ist Selfcare, die über das Ziel hinausschießt.