âIch hasse Geldâ ist der erste Satz des Buches. Und ist damit der Auftakt zu einem flott geschriebenen Buch ĂŒber Geld aus einem nicht alltĂ€glichen Blickwinkel.Â
Meine Notizen
Eine toxische Beziehung
âWarum fĂŒhle ich so viel, wenn ich an Geld denke? Ich hasse Geld â und ich will es haben. Klingt wie eine toxische Beziehung, oder? Ist es auch. Und ich habe keine Chance, sie zu ghosten. Denn Geld ist allgegenwĂ€rtig.â (S. 9)
Ein krasses Wort: Vermögen
âĂbrigens, ziemlich krasses Wort. Vermögen. Es hat zwei Bedeutungen: Besitz, aber auch die LeistungsfĂ€higkeit oder das Können einer Person. Als Synonyme werden im Online-Lexikon angezeigt: BefĂ€higung, Begabung, FĂ€higkeit, Fertigkeit, Kompetenz, Kraft, Macht, Möglichkeiten. Das Wort klingt, als wĂ€re man selbst verantwortlich fĂŒr das eigene Vermögen. Dabei ist das in den seltensten FĂ€llen so, aber dazu spĂ€ter mehr.â (S. 22)
Ware = Ware, Geld = Möglichkeiten, Freiheit
âDie AttraktivitĂ€t von Geld beschreibt Annika Schlitte mit einem Ausdruck von Georg Simmel als âWertplusâ. Wenn man Geld mit einem Gegenstand vergleicht, der den gleichen Wert haben soll, hat man mit dem Geld als Summe ein Plus. Denn mit dem Geld hat man die Entscheidungsmöglichkeit, sich von der Summe verschiedene Dinge zu kaufen. Bei einer Ware hat man einfach nur die Ware. âDas erklĂ€rt den Reiz des Geldes, man hĂ€lt sich damit alle Möglichkeiten offenâ, sagt Annika Schlitte. Das kann ich direkt nachfĂŒhlen. Es ist einer der wenigen GrĂŒnde, aus denen ich Geld haben möchte: es schafft Möglichkeiten, und ich kann (meistens) frei entscheiden, wofĂŒr ich es ausgebe.â (S. 34f)
- vgl. Geld am Bankkonto ist âfreiâ, Geld in SILBE ist âgebundenâ.
- âGebundenes Geldâ in SILBE schrĂ€nkt meine schöpferische Freiheit ein. Und das empfinde ich nicht als Vorteil, sondern idR als Nachteil.
Wohlhabend
âAls wohlhabend gelten in Deutschland Menschen, die mehr als 126.000 Euro Nettovermögen besitzen.â (S. 45)
- â Ich bin nicht reich, aber ich bin wohlhabend.
- â Mein Ziel ist nicht Reichtum, sondern Wohlstand.
Pierre Bourdieu, zusammengefasst
âBourdieu sagt, wo wir im sozialen Raum stehen, ist vom ökonomischen, vom kulturellen und vom sozialen KapitalabhĂ€ngig. Unser Handeln ist Ausdruck unserer Position sozialen Raum. Der Habitus, also wie wir auftreten, wird von Generation zu Generation weitergegeben, wirkt also schon im Kleinkindalter. Habitus, das bedeutet zum Beispiel, wie ich mich in welchen RĂ€umen verhalte. Wie ich einen Taxifahrer begrĂŒĂe oder eine Bundeskanzlerin, wenn ich sie dann treffe, wie ich rede, welche Wörter ich verwende, wie ich mich bewege. Welche Codes ich gelernt habe und welche nicht.â (S. 54f)
Neid
âInteressant ist auch, dass wir generell neidischer sind auf Menschen, die uns Ă€hnlich sind, als auch Menschen, die weiter weg sind â zum Beispiel in höheren Klassen. Einem MillionĂ€r neiden wir nicht unbedingt seine Jacht, sehr wohl aber unsere Kollegin den BlĂ€ser, der fĂŒr unser Budget einen Tick zu teuer ist.â (S. 111)
Was mache ich dann mit dem Geld?
âDie Leute wollen immer reich sein, wissen aber gar nicht: warum will ich das und was mach ich dann mit dem Geld?â (Sven, S. 121)
- Ja, was mache eigentlich ich dann mit dem Geld?
Wohlstand ist meistens nicht âverdientâ
âNur selten hat es etwas damit zu tun, wie hart jemand arbeitet, ob diese Person wohlhabend ist oder wird. FĂŒr die allermeisten Menschen ist der Weg vorgezeichnet, je nachdem, in welche Familie sie geboren werden. Die, die finanziell und soziokulturell GlĂŒck hatten, wollen das oft nicht wahrhaben. Denn es wĂŒrde ja bedeuten, sie hĂ€tten die Position in der sie sind, nicht âverdientâ.â (S. 190)
Ein Haus der Möglichkeiten (Metapher)
âWenn wir uns Möglichkeiten als ein Haus vorstellen, dann ist es aktuell so, dass dieses Haus viele TĂŒren hat. FĂŒr einige gibt es SchlĂŒssel, einige kann man öffnen, andere mĂŒssen geöffnet werden. DafĂŒr muss man die richtigen Leute mit SchlĂŒssel kennen. In manche RĂ€ume kann man von auĂen nur hineinschauen, wenn man einen Stuhl zum Draufsteigen mitbringt. Eine RĂ€uberleiter ist auch in Ordnung, aber auch dafĂŒr muss man wieder jemanden kennen, der die HĂ€nde faltet unter dem FuĂ. Dieses Haus steht in einer StraĂe, die gar nicht alle Menschen kennen.â (S. 192)
âUnd genau da muss Politik ansetzen: die Wegbeschreibung zum Haus muss allen zugĂ€nglich sein, inklusive Lageplan aller RĂ€ume. Das Wissen, dass es Möglichkeiten gibt, ist so wichtig. Und am besten hĂ€tte dieses Haus auch gar keine TĂŒren, sondern wĂ€re geöffnet fĂŒr alle, ohne Security am Eingang. Ein barrierefreies Haus.â (S. 192)
Mehr Verteilungsgerechtigkeit
âUm mehr Verteilungsgerechtigkeit zu haben, sollten wir in jeder Position, in die wir kommen, ĂŒberprĂŒfen: FĂŒr wen kann ich diesen Raum jetzt noch aufschlieĂen? Was kann ich an diesem Raum verĂ€ndern, sodass mehr Menschen darin Platz haben? [âŠ] Wie spreche ich in diesem Raum, damit mich alle verstehen? Oder noch besser: Wer könnte hier noch sprechen, damit ich nicht die ganze Zeit rede? Wem leihe oder schenke ich das Geld fĂŒr den Bus, der zu diesem Raum fĂ€hrt?â (S. 193)
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