Das digitale Notizbuch von Günter Schmatzberger

Slow Growth und Fast Growth

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Es gibt zwei Geschwindigkeiten, in denen dein Solo-Business wachsen kann:

  • Slow Growth: Dein Business wächst langsam und stetig. Mit der Zeit wirst du bekannter und besser, und mit der Zeit kommen mehr Kunden und dadurch mehr Umsatz ins Haus. Dein Wachstum ist konstant, aber du bist halt im Vespa-Tempo unterwegs.
  • Fast Growth: Dein Wachstum erfolgt im Ferrari-Tempo: Du steigerst deine Umsätze sehr rasch, aber um diesen Umsatz auch zu bewältigen, brauchst du die entsprechenden Ressourcen (Personal, Produkte, Systeme etc.). Sprich: Um Fast Growth hinzulegen, musst du vorher investieren.

Viele Selbständige investieren zu wenig in ihr Business und wundern sich dann, warum sie nicht wie gewünscht weiterkommen.

Es ist eine strategische Entscheidung: Willst du Slow Growth, oder willst du Fast Growth? Und wenn du dich entschieden hast, dann manage die daraus folgenden Konsequenzen.

Neue Wege müssen sich rechtfertigen

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Eine meiner wichtigsten Aufgaben als Gründungsberater ist es, gute neue Ideen von unnötigen Ablenkungen zu unterscheiden.

In einem Solo-Business sind wir oft gefordert, über neue Wege nachzudenken, wenn wir unser Ziel auf dem ursprünglichen Weg nicht erreichen können. Dabei ist Kreativität gefragt. Und gleichzeitig müssen wir aufpassen, dass wir unser eigentliches Ziel nicht aus den Augen verlieren.

Wenn ich mit meinen Kund:innen über einen “neuen Weg” spreche, dann bin ich streng. Dieser “neue Weg” muss sich vor mir rechtfertigen: Machst du nur zusätzliche Arbeit, oder zahlst du wirklich auf das eigentliche Ziel ein?

Können ist zu wenig

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Inspiriert von Gabe The Bass Player:

Eine Coaching-Ausbildung zu machen… das ist noch das Leichteste. Aber ein Coaching-Business aufzubauen… das ist echt schwierig.

Es geht nicht um das Handwerk. Das Handwerk kann jeder lernen.

Das Handwerk allein genügt nicht, um Menschen zu begeistern.

Es geht um die SHOW!

Das Problem erklärt

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Für ganz viele Probleme gibt es einen Haufen Erklärungen, aber keine Lösung. 

Ein Problem zu erklären, also zu erklären, wo es herkommt und warum es so ist und nicht anders… Das ist noch keine Lösung.

Deine Kund:innen haben nicht viel davon, wenn sie durch dich ihr Problem verstanden haben, sich aber immer noch fragen: Und was mache ich jetzt dagegen?

Wenn deine Kund:innen ein Problem haben, dann suchen sie bei dir ziemlich sicher nach einer Lösung, nicht (nur) nach Erklärungen.

Online vs. digital

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Ein „Online-Business“ (skalierbare digitale Produkte; Kunden werden ausschließlich im Internet gesucht und gewonnen) ist nicht das gleiche wie ein Business, in dem alles digitalisiert ist (z.B. persönliche Dienstleistungen, die digital abgewickelt werden).

Ich wette, das ist längst nicht allen “Online-Unternehmer:innen” klar.

Marketing-Ursulas

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So nennt Larissa Fessl die Frauen auf Instagram, „die dann immer so sagen, du musst das und das machen“, wenn du mit deinem Business Erfolg haben willst.

Die dir sagen: “Du brauchst einen Online-Kurs. Und dann musst du hier einen Funnel aufbauen. Und e-Mail-Marketing machen und irgendwie tausend e-Mail-Sequenzen schreiben.“

Die “Marketing-Ursulas” sagen dir genau, wie’s geht. Und trotzdem spürst du: Da stimmt was nicht. „Ich hab auch irgendwie jetzt festgestellt: Ich kauf das ja selber nicht, wenn ich solche e-Mails bekomme!“, sagt Larissa Fessl.

Nimm dich in Acht vor den “Marketing-Ursulas”. (Es ist gar nicht leicht, ihnen zu entkommen.)

Erdnüsse nach Bangkok

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Eine der entscheidendsten Überlegungen in deinem Solo-Business: Was verkaufst du eigentlich – und was kauft dein Kunde?

Stell dir vor, eine Fluglinie würde so werben: “Economy Class: Sitzgröße DIN A4, Beinfreiheit 12 cm, 3 Erdnüsse.”

Das macht keine Airline. Die werben mit: “Bangkok ab 699 €”

Sie verkaufen nicht die Erdnüsse. Sie verkaufen Bangkok.

Wir Solopreneure reden meistens über unsere Erdnüsse. Über Features, Methoden, Zertifikate. Über das, was wir tun.

Aber der Kunde kauft Bangkok. Er kauft, wo er nachher sein wird. Die Transformation. Das Ergebnis. Die Methode ist ihm wurscht. Das Ziel zählt.

Wenn du Menschen von A nach B bringst, dann fokussiere auf B. Alles andere sind nur Erdnüsse.

[Danke Matthias Barth für diesen Gedanken.]

Allein im Sturm

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Manche sagen: Die Marktwirtschaft ist eine dog-eat-dog world. Der Wind ist jedenfalls rau.

Die Marktwirtschaft kann tatsächlich ein hartes Pflaster sein. Da kommt es nicht nur darauf an, gute Arbeit zu leisten. Da zählen Dinge wie Geschäftsmodell, Strategie, Preispolitik, Positionierung, Vertriebskanäle und, und, und.

Im Grunde unterscheiden sich deine Aufgaben als Solopreneur´:in nicht von den Aufgaben eines Weltkonzerns – nur mit dem Unterschied, dass alle diese Aufgaben dir allein zufallen.

Du bist für alles zuständig – und das ist eine Riesenherausforderung.

Mikro-Freiheiten

M

Justin Welsh beschreibt eine Situation aus seinem Solopreneur-Leben:

Er steht an einem Donnerstag um 10:47 in einem Café in Stone Ridge, New York. Um ihn herum: Pensionisten mit Zeitungen. Studenten am Laptop. Leute, die offensichtlich nirgendwohin hetzen müssen.

Und er denkt sich: Das ist Freiheit.

Nicht der große Wurf. Nicht der siebenstellige Kontostand. Nicht die Villa am Strand.

Diese Mikro-Freiheiten, sagt er, sind die echten Marker für unternehmerischen Erfolg. Um 14 Uhr den Laptop zuklappen. Eine E-Mail morgen beantworten. Zoom-Calls vom Garten aus machen.

Und: Kaffee trinken, wann du willst. Ohne jemanden fragen zu müssen.

Argumente verkaufen

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„Argumente soll man nie verkaufen“, sagt Matthias Horx.

Soll heißen (glaube ich): Wenn du ein gutes Argument hast, dann kann das für sich stehen.

Du musst nichts unternehmen, um es anderen Menschen “schmackhaft” zu machen. Meistens nimmst du dem Argument dadurch nämlich Schärfe, Stärke und Genauigkeit. 

Im Stadion

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Christian Kern hat unlängst erzählt, warum er regelmäßig und gern ins Austria-Stadion geht:

“Andere Leute tun vielleicht meditieren, aber für mich sind diese eineinhalb Stunden, die Pause dazwischen, das Ins-Stadion-Fahren, wieder nach Haus gehen… das ist für mich wie Meditation. Da bist du wirklich in einer anderen Welt, da ist Eindreiviertelstunden gar nichts Anderes, du schaust auf das Spiel, verfolgst jede Sekunde, bist voll fokussiert und dein Kopf ist nur dem Geschehen gewidmet und die Emotionen sowieso.”

Besser hätte ich es auch nicht beschreiben können.

Würdigenswert

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Schöner Gedanke von Friedemann Schulz von Thun:

Bevor wir Ansprüche an andere stellen, sollten wir lernen, diese Menschen zu würdigen. Würdigen für das, was sie auf sich nehmen, was sie geschafft haben, was sie auf die Beine stellen.

Das gilt für den Politiker, den wir nicht mögen, die Lehrerin, von der wir uns unfair behandelt fühlen oder für den Fußballtrainer, dessen Taktik wir für Schwachsinn halten.  

Wir nehmen viel zu viele Dinge als selbstverständlich, die eigentlich “würdigenswert” sind.

Und das gilt ganz besonders für die Menschen, die uns nicht so recht zu Gesicht stehen.

Kein Gefallen

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Seth Godin schreibt in seinem gescheiten Buch Tribes:

“Tribes grow when people recruit other people. […] The tribe doesn’t do it for you, of course. They do it for each other.” (S. 110)

Wenn du von anderen weiterempfohlen wirst, tun sie das nicht (in erster Linie) deswegen, um dir einen Gefallen zu tun. Sie tun es, weil der Empfänger der Empfehlung etwas davon hat — und der Empfehlungsgeber hat auch etwas davon, wenn er eine wirklich leiwande Empfehlung geben kann. Aber nur dann.

Eine Empfehlung braucht einen echt guten Grund – nicht für dich, sondern für deine Kund:innen.

Ein Blick in die Zukunft

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Tim Ferriss warf unlängst einen Blick in die Zukunft des Solopreneurships:

“We’re gonna see probably single-person, single-owner billion dollar businesses within the next few years that employ AI Agents as they would employ someone they would otherwise hire as a CFO or something like that. I would not be surprised if that’s the case. I really wouldn’t.” 

KI ist ein game changer für Solopreneure, das glaube ich auch. Aber wie sehr, das könnte uns noch gewaltig überraschen.

Dankbarkeit (3)

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Dankbar bist du nicht, wenn du sagst: “Ich bin ein dankbarer Mensch”.

Dankbar bist du auch nicht, wenn du zu jemandem “Danke” sagst.

Dankbar bist du erst dann, wenn du Dinge aus Dankbarkeit tust. Wenn du deine Dankbarkeit ausdrückst, indem du anderen Menschen gegenüber großzügig handelst.

Dankbarkeit ist kein Mindset, sondern ein handlungsleitendes Prinzip.

Fit ohne Schwitzen

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Das WIFI Niederösterreich wirbt gerade mit dem Slogan “FIT ohne Schwitzen” für ihre firmen-internen Trainings (FIT).

Das ist wohl der Traum vom warmen Eislutscher: Fit werden, aber sich dabei nicht (übermäßig) anstrengen zu müssen.

Fachkräfte-Überschuss

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Jahrelang hat man gehört, dass der sogenannte “Fachkräftemangel” ein Riesenproblem für die österreichischen Industrie sei.

Aktuell liest man darüber nichts mehr. Vielerorts wird Personal abgebaut, z.B. hier.

Und dann wird man in ein paar Jahren genau dort darüber jammern, dass die Fachkräfte fehlen.

Man muss kein Guru sein, um das vorauszusehen.

Business-Härte

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Unlängst meinte eine Unternehmerin zu mir: “Ich bin erschrocken darüber, wie hart wir geworden sind.”

Früher hatten ihr Mann und sie versucht, es allen ihren Kunden und Partnern recht zu machen. Sie waren flexibel und entgegenkommend, und sie waren großzügig mit ihrer Zeit und ihrem Geld.

Heute stellen sie fest, dass von dieser Großzügigkeit wenig zurückgekommen ist. Im Gegenteil: Ihre Großzügigkeit hat bei Kunden und Partnern zu einer Erwartungshaltung geführt, die sie nicht mehr erfüllen können und wollen. Sie haben keine Lust mehr, sich ausnützen zu lassen. Sie haben keine Lust mehr, ständig zu diskutieren.

Sie haben gelernt, wie wichtig klare Regeln sind – und wie wichtig es ist, diese konsequent einzuhalten. Sie haben gelernt, dass sie ohne sorgfältige Kontrolle ausgenützt werden. Sie haben gelernt, dass sie ihre Führungsrolle einnehmen müssen, ob sie wollen oder nicht.

Ich würde sagen, irgendwann (in ihrem Fall: nach fünf Jahren) kommt jedes Business an den Punkt, wo es einen Entwicklungs-Schub braucht. Wo weniger improvisiert und mehr geführt und gemanagt werden muss.

Ich glaube auch nicht, dass das mit “Härte” zu tun hat, sondern mit Professionalität. In diese Professionalität müssen wir hineinwachsen, und auf dem Weg dorthin werden wir Lehrgeld zahlen.

Das ist ganz normal.

Ein großer Garten

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Das Problem: Viele Menschen haben einen Garten, der nicht zu ihren Ressourcen passt.

Wir glauben, der Garten, den wir haben, „ist halt so“. Aber er muss nicht so sein.

Er ist irgendwann entstanden, aber wir können ihn jederzeit umgestalten.

Ständige Preis-Diskussionen

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In manchen Branchen wird mehr über den Preis diskutiert als in anderen.

Und in manchen Branchen wird immer über den Preis diskutiert.

So eine Branche ist eine Sch…-Branche.

Mach, dass du raus kommst.