Unlängst habe ich das Buch Geisterstunde des Philosophen Konrad Paul Liessmann gelesen.
Er nennt es eine „Streitschrift“ gegen moderne Entwicklungen an Schulen und Hochschulen, die er nicht für die Fortschritte hält, als die sie sich ausgeben, sondern die zu einer „Praxis der Unbildung“ führen.
Wenn man das Buch so liest, kann einen das Gefühl beschleichen, man hört hier jemanden klagen, dass die „gute alte Zeit“ vorbei ist. Konservativ, polemisch und rechthaberisch wären Adjektive, die mir zum Ton des Buches einfallen.
Was nicht heißt, dass nicht auch Gedanken dabei sind, die ich spannend finde und mit denen er recht haben könnte – auch wenn sie nicht sehr modern sind.
Eines seiner Lieblingsthemen, an dem er sich in diesem Buch abarbeitet, ist die (aus seiner Sicht unsinnige) Tendenz, an Schulen und Hochschulen lieber Kompetenzen als Wissen zu vermitteln. Ich bin zu wenig Experte, um hier wirklich fundiert Stellung nehmen zu können, aber folgenden Gedanken dazu halte ich für teilenswert:
Niemand, kein Schüler und keine Studentin, ist neugierig darauf, eine Kompetenz zu erwerben. Neugierig ist man darauf, etwas Spannendes zu erfahren – also Wissen. Alles Lernen beginnt mit der Neugier. Ohne Neugier gibt es kein Lernen, auch nicht an Schulen und Hochschulen. Und deshalb sollten wir uns, so Liessmann, beim Lehren auf die Vermittlung von Wissen konzentrieren, nicht auf Kompetenzen.
Diese Ansicht wirkt rückschrittlich, und man kann sie teilen oder nicht. Aber ich für mich habe beobachtet: Wenn ich etwas lernen möchte (z.B. indem ich mir einen Podcast anhöre), dann geht es mir immer um das, was in diesem Podcast gesagt wird. Also um das Wissen, das darin vermittelt wird.
Und nicht darum, irgendeine „Podcast-Hör-Kompetenz“ zu verbessern.