In unserem Wirtschaftssystem kann niemals Ruhe sein, weil der Kapitalismus so nicht funktioniert.
Kapitalismus bedeutet ständige Veränderung, lauter Vorläufigkeiten und immerwährende Instabilität. Was heute noch normal ist, wird morgen in Frage gestellt. Was sich heute keiner vorstellen kann, ist übermorgen nicht mehr wegzudenken. Kapitalismus, das ist auch die ständige Suche nach dem Neuen, nach dem Besseren.
Wer ein Unternehmen gründet, der baut ein Haus in einem Erdbebengebiet, wo jeden Tag die Wände wackeln.
Die Raiffeisenbank Mödling hat sich zum Weltfrauentag etwas Besonderes einfallen lassen:
Unter dem Titel „Die fabelhafte Welt der Marie“ erwarten die Teilnehmerinnen (die Veranstaltung richtet sich exklusiv an Frauen) zwei „hochspannende“ Vorträge: einer zum Thema „Life- und Moneyhacks“, und einer mit Skiweltmeisterin Lizz Görgl.
Dagegen ist an sich gar nichts zu sagen. Ich bin sicher, dass es eine leiwande Veranstaltung wird. Und jede Initiative, die dabei hilft, dass Frauen ihre Scheu vor allem verlieren, was mit Geld, Veranlagung, Finanzmanagement, Vorsorge etc. zu tun hat, ist grundsätzlich willkommen.
Aber: Beim Weltfrauentag geht es eigentlich um etwas ganz, ganz, ganz Anderes. Ich werde den Verdacht nicht los, dass hier (wieder mal) ein Unternehmen den Tag für Marketing nützen will.
Was übrig bleibt, sind die wicked problems: Probleme, die viele Ursachen haben. Probleme, die keine eindeutigen Lösungen haben. Probleme, wo man gar nicht weiß, wo man ansetzen soll, weil alles miteinander verwoben ist – wie ein Haufen Mikado-Stäbchen.
Wicked problems brauchen Menschen, welche die Zeit und Mühe auf sich nehmen, ein Problem wirklich zu verstehen. Die es aushalten, verschiedene Perspektiven gleichzeitig einzunehmen. Und die die nötige Geduld haben, den Mikado-Haufen Stäbchen für Stäbchen abzutragen.
Mit einem Wort: Wicked problems sind eine Riesenchance für uns Solopreneure!
Ein-Personen-Unternehmer kämpfen im schmalen Korridor zwischen „kein Auftrag“ und dem „Erreichen der Maximalkapazität“. Der Grat zwischen Unterauslastung und Überlastung ist dünn.
Dieser schmale Korridor ist ein Spannungsfeld, das dem System „Ein-Personen-Unternehmen“ innewohnt. Er ist part of the game. Er ist ein Resultat der systematisch beschränkten Möglichkeiten von Ein-Personen-Unternehmen, Ressourcen zu beschaffen und Betriebsmittel einzusetzen.
Shrinkflation hat keinen guten Ruf, aber denk mal Shrinkflation für dein eigenes Business!
Bei welchen Produkten könntest du die Menge reduzieren, damit du mit dem Preis runter gehen kannst?
Michelle Mazur spricht von “right-sizing the price”: Das Angebot so verändern, damit man auch in einem herausfordernden Marktumfeld weiterhin (oder zunehmend) reüssieren kann.
Unlängst, in einer Augen-Ambulanz in einem Wiener Gesundheitszentrum. Ein Gespräch zwischen einer Patientin mit Augenschmerzen und der Dame bei der Anmeldung:
Dame: „Sie müssen das aber gleich hier vor Ort zahlen…“
Patientin: „Ja, was soll ich machen, es geht um mein Auge!“
In einer Augen-Ambulanz gibt es keine Preisverhandlungen. In einer Augen-Ambulanz braucht man kein Verkaufsgespräch führen. In einer Augen-Ambulanz braucht man keinen Marketing-Funnel.
Kannst du dir vorstellen, dein Lifestyle Business ein bisschen mehr wie eine Augen-Ambulanz aufzusetzen?
Microsoft Excel ist ein Tool, das sehr, sehr häufig verwendet wird – in kleinen wie in großen Unternehmen.
Eh klar: Es ist leicht zugänglich, es ist relativ einfach zu bedienen, man kennt’s. Kurz: Es ist naheliegend.
Die Schwierigkeiten mit Excel treten dann auf, wenn das Unternehmen wächst. Oder wenn die Anforderungen an das Unternehmen wachsen. Denn dann wachsen Excel (bzw. das Anwenderwissen der Mitarbeiter über Excel) oft nicht mit.
Dann läuft das Unternehmen mit Kinderschuhen herum, die eigentlich längst zu klein sind.
Drei spannende Aspekte zum Thema Schwarzarbeit aus einem leiwanden Podcast des Standard mit Steuerberater und Finanzstrafrecht-Experten Klaus Hübner:
1. Schwarzarbeit ≠ Schwarzeinnahmen
Schwarzeinnahmen = Umsätze werden „verkürzt“, d.h. dem Finanzamt nicht offengelegt.
Schwarzarbeit = Mitarbeiter werden nicht angemeldet; Sozialabgaben werden „verkürzt“.
Selbstständig zu arbeiten, ohne die Einnahmen in einer Einkommenssteuer-Erklärung zu deklarieren = Schwarzeinnahmen (weil Einkünfte an der Finanz vorbei), nicht Schwarzarbeit.
2. In Österreich gab es 2023 ca. 23.000 Betriebsprüfungen, die von ca. 2.000 – 2.500 „Prüfungsorganen“ durchgeführt wurden. Dabei werden ca. 1 – 1,5 Mrd. Euro an hinterzogenen Abgaben „aufgespürt“.
3. “Das Entdeckungsrisiko ist im letzten Jahrzehnt deutlich gestiegen”, sagt Klaus Hübner.
Spannende Frage, die mir unlängst ein Freund gestellt hat:
Kann es sein, dass in manchen Lebenssituationen ein Verlust tatsächlich ein Gewinn ist?
Also nicht aus der strengen Sicht des Rechnungswesens, wo ein Gewinn immer ein Gewinn ist und ein Verlust immer ein Verlust.
Sondern aus der Sicht unserer Unternehmer- und Lebenspraxis. Wenn dir dein Instagram-Konto gesperrt wird: Gewinn oder Verlust? Wenn deine erste Mitarbeiterin kündigt: Gewinn oder Verlust? Wenn du einen Auftrag nicht bekommst, um den du dich monatelang bemüht hast: Gewinn oder Verlust?
Meine Beobachtung: Vieles, das kurzfristig ein schmerzhafter Verlust ist, kann sich in der Gesamtsicht deines Lebens in einen Gewinn verwandeln.
Im Jahr 2030 wirst du einen Personal AI Assistant haben.
Fix.
Er (oder sie?) wird dich durch den Tag begleiten und dir helfen, den Tag zu strukturieren. Er wird dir Informationen liefern, bevor du gefragt hast, und er wird dir helfen, die großen und kleinen Entscheidungen zu treffen, die das Leben jeden Tag von dir fordert.
Wenn du zu deinem AI Assistant sagst: „Du, ich brauche eine neue Waschmaschine“, dann wird er sagen: „Ich weiß.“ Und er wird dir gleich ein passendes Modell für dich vorschlagen und nachschauen, wo du es am schnellsten und günstigsten bekommen kannst. Und wenn du willst, bestellt er es auch gleich für dich.
In so einer Welt werden viele Dinge nicht mehr so sein wie heute. Informations-Recherche wird anders aussehen, Entscheidungen werden anders getroffen werden – und Geschäftsmodelle werden sich verändert haben.
In so einer Welt könnte es sein, dass Google pleite ist. Denn in so einer Welt wird niemand mehr googeln, und damit ist mit Werbung ein Geld mehr zu verdienen.
Der AI Assistant muss nämlich absolut vertrauenswürdig sein, sonst funktioniert das Ganze nicht. Das bedeutet auch, dass er von Werbung nicht beeinflusst sein darf. Er darf überhaupt keine eigene eigene Agenda haben. Ich muss ihm bei allen Fragen vertrauen können — sonst kann ich ihm bei keiner Frage vertrauen.
Und damit werden viele, viele Unternehmen, die es im Jahr 2024 mit der Vertrauenswürdigkeit (noch?) nicht so genau nehmen, gravierende Probleme haben.
[Danke Ranga Yogeshwar für diesen Blick in die (nahe) Zukunft.]
Unlängst wieder hat mich eine Gründerin in einem Erstgespräch gefragt, welcher Marketing-Kanal der beste für sie wäre.
Meine Antwort auf diese Frage ist immer die gleiche: Alles funktioniert! Jeder Marketing-Kanal wird einen Effekt haben. Du kannst dich nicht falsch entscheiden. Du musst nur einen auswählen (der gut zu dir passt und der dir im besten Fall auch ein bisserl Spaß macht) – und dann dran bleiben.
Ich glaube, meine Gründer:innen denken sich dann manchmal: Das ist zu schön, um wahr zu sein.Das kann ich nicht recht glauben.
Aber lass es mich anhand einer Grafik erklären, die ich bei Lauftrainer Wilhelm Lilge kennengelernt habe:
Die Grafik zeigt Folgendes: Wenn man ein Anfänger beim Lauftraining ist, dann ist der Bereich, der „trainingswirksam“ ist, sehr breit. Mit anderen Worten: Egal, auf welche Art du dich am Anfang bewegst, es wird ein Fortschritt sein. Weil praktisch jede Form von Bewegung besser ist als keine Bewegung.
Erst, wenn du mit deinem Lauftraining weiter fortgeschritten bist, wenn sich dein Körper an die Bewegung gewöhnt hat, wird es notwendig, dass du die Trainingsreize gezielter setzt. Dann wird es notwendig, dass du ganz strategisch und mit Plan vorgehst, damit du dich nicht unter- und nicht überforderst.
Und genauso ist es auch beim Marketing: Am Anfang ist jedes Marketing besser als kein Marketing. Du kannst bei deinem Marketing gar nicht so viel falsch machen, dass es nicht irgendeinen Effekt hätte.
Erst später, mit mehr Erfahrung und mehr Wissen über dich, dein Business und deine Kund:innen, macht es Sinn, Schritt für Schritt planvoller und strategischer zu werden.
Aber am Anfang gilt beim Laufen und beim Marketing gleichermaßen: Fang einfach mal irgendwo an – und hör nicht gleich beim ersten Gegenwind wieder auf!
Unlängst wurde ich eingeladen, bei der Sponsionsfeier des Studiengangs Medienmanagement der FH St. Pölten die Festrede zu halten.
In dieser Rede war es mir ein Anliegen, meinen ehemaligen BWL-Studierenden folgende vier Dinge auf ihren weiteren Weg mitzugeben:
Schauen Sie sich um, wo Sie helfen können. Schauen Sie sich um, wo Sie gebraucht werden und machen Sie sich nützlich. Probleme und Herausforderungen gibt’s genug!
Scheuen Sie den Aufwand nicht. Alles, was im Leben gut und wichtig ist, erfordert auch Anstrengung und Engagement.
Achten Sie auf Ihre Kussbilanz, weil das ist die einzige Kennzahl, die am Ende Ihrer Tage wirklich zählen wird.
Es geht immer, immer, immer um die Menschen. Wenn Sie ein gutes Herz haben und in guter Absicht — menschlich — handeln, dann haben Sie Ihre Lebens-Strategie richtig ausgerichtet.
Unternehmerisches Denken und Handeln ist nämlich nichts wert, wenn es nicht von einer humanistischen Grundhaltung getragen wird.
Eine Sammlung von einzelnen Punkten ergibt noch kein Geschäftskonzept.
Ein Geschäftskonzept, das tatsächlich eine Strategie darlegt, ist von vorne bis hinten durchdacht. Es hat einen Anfang, eine Mitte und einen Schluss. Es hat einen Spannungsbogen, und es ist nicht an einem Nachmittag hingefetzt.
Aber auch das allerbeste Geschäftskonzept hat mit einer Sammlung von einzelnen Punkten begonnen.
Unlängst habe ich im großartigen Podcast „A History Of Rock Music in 500 Songs“ von Andrew Hickey Folgendes über das Musik-Business gelernt: „Nothing is more deadly to the indie label than a hit.“
Das klingt vollkommen paradox. Ist ein Hit nicht genau das, was sich jede Plattenfirma wünscht?
Nein, nicht unbedingt. Denn das Problem ist: Cashflow
Der Distributor, der deine Musik vertreibt, will 100.000 Stück deiner neuesten Single. Das klingt super, aber er bezahlt dich erst Monate später (wenn überhaupt). In der Zwischenzeit musst du aber den Hersteller der Single bezahlen, damit du die Singles überhaupt liefern kannst. Aber du bist ja nur ein Indie-Label mit einem entsprechend schmalen Bankkonto…
So ging es Sun Records, als sie plötzlich Hits mit Elvis Presley hatten. Und so geht es vielen Kleinunternehmen, die auf einmal mit einem Riesenauftrag konfrontiert sind.
Große Aufträge muss man sich leisten können. Und es kann sein, dass sich ein Riesenauftrag nicht als das beste, sondern das tödlichste für dein Lifestyle Business herausstellt.
Denn: „The last thing you want as an indie is to have a hit.“
Apple wird gerne in allen möglichen Kontexten als gutes Beispiel für alles Mögliche herangezogen. Man spricht mit Bewunderung von den Produkt-Innovationen, vom genialen Marketing, von der unglaublichen Visionskraft eines Steve Jobs.
Aber was können wir Ein-Personen-Unternehmen wirklich von Apple lernen?
Ich behaupte: Gar nichts. Niente. Nada. Apple taugt einfach nicht als Vorbild für uns.
Die Grafikerin, die seit zehn Jahren selbständig ist. Der Frisiersalon, der seit 1991 besteht. Der Burgerladen, der nach drei Jahren immer noch im Business ist.
DAS sind unsere Vorbilder. An IHNEN sollten wir uns ein Beispiel nehmen.
Welche Overheadkosten tragen bei dir gar nichts dazu bei, dass du deine potenziellen Kund*innen erreichst, für sie nützlich bist und am Ende Umsatz machst?
Welche Rechtfertigung hat dieser Overhead dann überhaupt?
Bei den Lebensmitteln kann man ein interessantes Phänomen beobachten: Gesunde Lebensmittel sind recht teuer, dafür sind die billigen Lebensmittel oft sehr ungesund.
Für mich als Betriebswirt ist das schwer nachvollziehbar, vor allem dann, wenn man sich nicht nur die Herstellungskosten der Lebensmittel anschaut, sondern vor allem die externalisierten (= ausgelagerten) Kosten von ungesunden Lebensmittel. Es ist nämlich so, dass durch ungesunde Lebensmittel (insbesondere durch Lebensmittel mit viel Zucker) viel mehr Schaden entsteht als durch gesunde. Die Kosten für die ungesunde Ernährung und für die daraus folgenden Krankheiten tragen aber nicht die Hersteller der ungesunden Lebensmittel, sondern die Allgemeinheit. Der Preis der ungesunden Lebensmittel ist daher viel zu niedrig im Verhältnis zu ihren tatsächlichen Kosten.
Man müsste also hergehen und diese externalisierten Kosten in den Kaufpreis der Lebensmittel einpreisen. Ungesunde Lebensmittel würden dadurch viel teurer, dafür könnten gesunde Lebensmittel im Gegenzug viel leistbarer werden.
Dadurch entstünde ein Steuerungseffekt: Besonders Menschen, die beim Lebensmitteleinkauf aufs Geld schauen müssen, würden zu den gesünderen Lebensmitteln greifen, weil sie billiger sind. Und durch die gesündere Ernährung würden die Folgekosten im Gesundheitssystem sinken. Eine Win-Win-Situation.
Das sind Unternehmen, die nicht einmal genug Geld hatten, um ihre Zinszahlungen in den letzten drei Jahren zu begleichen, die aber immer wieder frisches Fremdkapital ins Haus geholt haben.
Ruchir Sharma sagt, in den USA wird deren Anteil auf bis zu 20 % geschätzt.