Tag#Marketing

Die Lauten kaufen nicht

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Björn Tantau sagt: Die “lauten” Follower auf Social Media sind meist nicht die Leute, die bei dir kaufen.

Deine Fans, die alles liken, die kaufen meistens nichts. Die tun vielleicht deinem Ego gut, weil sie dich leiwand finden, aber Umsatz machst du mit ihnen nicht.

Deine Kunden sind die “Stillen”. Die schauen sich an, was du machst, aber sie haben gar kein Interesse daran, irgendwas zu liken oder zu kommentieren. Sie wollen, dass du ihnen bei ihrem Problem hilfst — nicht, dass sie von dir entertaint werden.

“Kaufbereite Menschen sind oft still — aber aufmerksam!” Sie interessieren sich aber nicht für deinen Like-Zähler, sondern für deinen Tonfall, für deine Haltung und für deinen einzigartigen Point of View.

Namen merken

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Ich habe jedes Jahr ca. 150 neue Student:innen. Und jedes Jahr setze ich mir das Ziel, mir die Namen dieser jungen Menschen zu merken. Um zu zeigen: Für mich bist du nicht nur eine Matrikelnummer. Ich nehme dich als Menschen wahr.

Das ist keine leichte Aufgabe, die ich mir da stelle, und ich schaffe es längst nicht, mir jeden Namen zu jedem Gesicht zu merken.

Ein Muster ist mir dabei aufgefallen: Am leichtesten merke ich mir die besonders Guten und die besonders Schlechten. Mit der Mitte tue ich mir am schwersten.

Was herausragt, wird leichter gemerkt. Was in der Mitte liegt, geht in der Masse unter. So geht es mir beim Namen-Merken, und so geht es den Kund:innen auf einem Markt.

Mit List und Tücke

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Gordon Schönwälder teilte unlängst folgende spannende Beobachtung:

Auf den Websites seiner Klient:innen findet er nur „mit viel List und Tücke“ das Formular zum Eintragen in den Newsletter. Als ob sie den Newsletter vor den Besuchern verstecken wollten.

Mal ganz abgesehen davon, ob ich mich da nicht auch selbst ein bisschen angesprochen fühle: Das ist wieder mal ein schönes Beispiel dafür, was passiert, wenn wir Solopreneure ein Marketing-Sammelsurium, aber keine Marketing-Strategie haben.

Eine Strategie zu haben bedeutet nämlich, das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden zu können. Und aus dieser Unterscheidung ergibt sich die Fähigkeit, Prioritäten abzuleiten.

Das würde im Fall des Newsletters erlauben zu sagen: Entweder ist der Newsletter in meiner Marketing-Strategie nicht wichtig – dann kann ich ihn aber auch gleich weglassen. Oder der Newsletter ist wichtig, dann muss er auch prominent in die Auslage.

Aber eben nicht irgendwas dazwischen.

Die Lösung ist nicht das Problem

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Solo-Expert:innen-Businesses scheitern meist nicht daran, dass ihre Lösung schlecht wäre. Sie scheitern daran, dass ihre Kund:innen ihr Problem in der Marketing-Message nicht wiedererkennen.

Du sagst: “Wir helfen dir, online sichtbar zu werden.” Deine Kund:in beschäftigt aber: “Ich verliere ständig Aufträge an die Konkurrenz.” Du sagst: “Change Management für dein Team.” Sie fürchtet: “Meine Leute stehen kurz davor zu kündigen.” Du redest über Konzepte. Sie erleben konkrete Probleme.

Deine Kund:innen haben viel um die Ohren. Sie wollen nicht rätseln, ob du ihnen helfen kannst. Sie wollen ihr Problem in deinen Worten wiedererkennen – sofort, ohne Umweg, ohne eigene Übersetzungsleistung.

Wenn das nicht passiert, wird alles schwerer. Erstgespräche ziehen sich, weil sie nicht verstehen, warum sie dich brauchen. Empfehlungen bleiben aus, weil niemand weiß, wann er jemanden zu dir schicken soll. Networking wird zäh, weil dein “Ich helfe”-Satz mehr über dich sagt als über sie.

Ein Problem in der Sprache deiner Kund:innen auszudrücken ist kein Marketing-Trick, keine Manipulation. Es ist das sprachliche Fundament deines Business. Ohne das bleibt alles Folgende Glückssache.

[Danke Michelle Mazur für diesen Gedanken.]

Zeichen setzen

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Meine Beobachtung: Die meisten Solo-Selbständigen sind viel zu bescheiden mit dem, was sie nach außen zeigen.

Man kennt’s: Ein Projekt läuft richtig gut. Das Kundenfeedback ist durchwegs positiv. Die Zusammenarbeit hat super funktioniert. Aber auf LinkedIn oder der eigenen Website? Kein Wort darüber.

„Ich will nicht angeben”, denken sich viele.

Was für ein Aberglaube!

Wenn du einen guten Job machst, dann ist das kein Angeben. Das ist eine Klarstellung. Du zeigst, dass du kompetent bist. Du machst sichtbar, was du leistest. Du gibst potenziellen Kunden einen Grund, dir zu vertrauen.

Aber wir Österreicher haben ein seltsames Verhältnis zum Erfolg-Zeigen. Als würde man sich selbst disqualifizieren, wenn man zugibt, dass man gut ist in dem, was man tut. Das beginnt in der Schule und setzt sich in der Selbständigkeit nahtlos fort.

Wenn du als Solopreneur nicht zeigst, was du drauf hast, macht es niemand für dich. Du hast keinen Marketing-Manager. Du hast keine PR-Abteilung. Du bist dein eigener Verkäufer.

Und ein Verkäufer, der seine Erfolge versteckt, ist ein schlechter Verkäufer.

Also: Zeig, was du geschafft hast. Erzähl von deinen Kunden. Sprich über deine Projekte. Nicht, weil du ein Wunderwuzzi bist, sondern weil es dein Job ist!

[Danke Justin Welsh für diesen wichtigen Reminder.]

Das Problem erklärt

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Für ganz viele Probleme gibt es einen Haufen Erklärungen, aber keine Lösung. 

Ein Problem zu erklären, also zu erklären, wo es herkommt und warum es so ist und nicht anders… Das ist noch keine Lösung.

Deine Kund:innen haben nicht viel davon, wenn sie durch dich ihr Problem verstanden haben, sich aber immer noch fragen: Und was mache ich jetzt dagegen?

Wenn deine Kund:innen ein Problem haben, dann suchen sie bei dir ziemlich sicher nach einer Lösung, nicht (nur) nach Erklärungen.

Marketing-Ursulas

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So nennt Larissa Fessl die Frauen auf Instagram, „die dann immer so sagen, du musst das und das machen“, wenn du mit deinem Business Erfolg haben willst.

Die dir sagen: “Du brauchst einen Online-Kurs. Und dann musst du hier einen Funnel aufbauen. Und e-Mail-Marketing machen und irgendwie tausend e-Mail-Sequenzen schreiben.“

Die “Marketing-Ursulas” sagen dir genau, wie’s geht. Und trotzdem spürst du: Da stimmt was nicht. „Ich hab auch irgendwie jetzt festgestellt: Ich kauf das ja selber nicht, wenn ich solche e-Mails bekomme!“, sagt Larissa Fessl.

Nimm dich in Acht vor den “Marketing-Ursulas”. (Es ist gar nicht leicht, ihnen zu entkommen.)

Erdnüsse nach Bangkok

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Eine der entscheidendsten Überlegungen in deinem Solo-Business: Was verkaufst du eigentlich – und was kauft dein Kunde?

Stell dir vor, eine Fluglinie würde so werben: “Economy Class: Sitzgröße DIN A4, Beinfreiheit 12 cm, 3 Erdnüsse.”

Das macht keine Airline. Die werben mit: “Bangkok ab 699 €”

Sie verkaufen nicht die Erdnüsse. Sie verkaufen Bangkok.

Wir Solopreneure reden meistens über unsere Erdnüsse. Über Features, Methoden, Zertifikate. Über das, was wir tun.

Aber der Kunde kauft Bangkok. Er kauft, wo er nachher sein wird. Die Transformation. Das Ergebnis. Die Methode ist ihm wurscht. Das Ziel zählt.

Wenn du Menschen von A nach B bringst, dann fokussiere auf B. Alles andere sind nur Erdnüsse.

[Danke Matthias Barth für diesen Gedanken.]

Argumente verkaufen

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„Argumente soll man nie verkaufen“, sagt Matthias Horx.

Soll heißen (glaube ich): Wenn du ein gutes Argument hast, dann kann das für sich stehen.

Du musst nichts unternehmen, um es anderen Menschen “schmackhaft” zu machen. Meistens nimmst du dem Argument dadurch nämlich Schärfe, Stärke und Genauigkeit. 

Kein Gefallen

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Seth Godin schreibt in seinem gescheiten Buch Tribes:

“Tribes grow when people recruit other people. […] The tribe doesn’t do it for you, of course. They do it for each other.” (S. 110)

Wenn du von anderen weiterempfohlen wirst, tun sie das nicht (in erster Linie) deswegen, um dir einen Gefallen zu tun. Sie tun es, weil der Empfänger der Empfehlung etwas davon hat — und der Empfehlungsgeber hat auch etwas davon, wenn er eine wirklich leiwande Empfehlung geben kann. Aber nur dann.

Eine Empfehlung braucht einen echt guten Grund – nicht für dich, sondern für deine Kund:innen.

Fit ohne Schwitzen

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Das WIFI Niederösterreich wirbt gerade mit dem Slogan “FIT ohne Schwitzen” für ihre firmen-internen Trainings (FIT).

Das ist wohl der Traum vom warmen Eislutscher: Fit werden, aber sich dabei nicht (übermäßig) anstrengen zu müssen.

Versprochen – Gebrochen

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Zalando hat jahrelang mit „Schrei vor Glück oder schick’s zurück!” Kund:innen angelockt. Jetzt drohen sie genau diesen Kund:innen mit Bestellverboten, wenn sie zu oft retournieren.

Das Muster dahinter: Erst bauen sie sich einen Kundenstock mit einem leiwanden Versprechen auf. Dann kommen sie drauf, dass dieses Versprechen zu halten teuer ist. Und dann, wenn sie groß genug sind, streichen sie es wieder – aus Kosten- oder „Nachhaltigkeits”-Gründen.

Es stimmt schon: Wenn du ein großzügiges Versprechen gibst, wird es immer einige geben, die es über Gebühr ausnützen. Aber das musst du dir überlegen, bevor du dein Versprechen gibst. Das war ja abzusehen. Entweder gilt dein Versprechen – oder nicht.

Große Konzerne können sich so ein Theater leisten. Sie schwindeln sich raus, verlieren dabei Vertrauen, aber haben genug Marktmacht, dass es wurscht ist.

Wir Solopreneure können uns das nicht leisten. Wenn wir ein Versprechen geben, müssen wir es halten. Punkt.

Deshalb: Überlege dir vorher, was du versprichst. Kalkuliere die Kosten mit ein. Und dann stehe dazu – auch wenn’s manchmal teuer wird.

Neu und billig

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Ein intuitiver Zugang von Gründer:innen, v.a. wenn sie neu in einer Branche sind: Ich habe auf dem Markt (noch) keinen Namen, also mache ich es billiger. Viel billiger. Für einen Bruchteil des Geldes. Sodass mein Angebot quasi ein no-brainer ist.

Ich bin skeptisch, ob das bei Wissensprodukten wie z.B. einem Online-Kurs funktioniert. Weil: Wissensprodukte sind Vertrauensgüter. Und bei Vertrauensgütern geht es zuerst um Vertrauen und erst dann um den Preis.

Oder umgekehrt ausgedrückt: Ein sehr niedriger (zu niedriger?) Preis kostet Vertrauen. Und dann wird es passieren, dass die Verkäufe nicht stattfinden, weil der Preis so niedrig ist (so paradox das auch klingen mag).

Weiches Ei?

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Ein konkretes Angebot ist extrem wichtig, damit man sieht, was bei dir überhaupt möglich ist.

Es macht einen Riesenunterschied, ob man ein weiches Ei angeboten bekommt oder ob man danach fragen muss.

Erfolgreiche Podcasts

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Was Podcaster:innen immer wieder beschäftigt: Was kann ich von anderen Podcasts bzw. anderen Podcaster:innen lernen? 

Aber ich frage mich: Gibt es tatsächlich Best Practices, von denen ich mir für meinen Podcast etwas abschauen kann, oder sind die Ausgangslagen, die Ziele und das Publikum der verschiedenen Podcasts viel zu unterschiedlich? Sollten wir nicht lieber aufhören, uns zu vergleichen und lieber konsequent unser Ding durchzuziehen?

Und: Welche Rolle spielen Glück oder glückliche Umstände beim Erfolg eines Podcasts? Kann man das Glück “herstellen” oder zumindest begünstigen? Wenn ja, wie?

Und sind die Erfolgsfaktoren, welche die erfolgreichen Podcaster im Nachhinein nennen, tatsächlich ausschlaggebend gewesen oder reimen sie sich, im Sinne des Dunning-Kruger-Effekts, post-hoc irgendwas zusammen?

Sich anbieten vs. etwas anbieten

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Sich anbieten: Sag mir, was ich für dich tun kann. Ich helfe dir gerne und so gut ich kann. Du kannst von mir alles haben. Sag mir einfach, was du brauchst.

Etwas anbieten: Schau her, das mache ich. Das biete ich dir sehr gerne an. Willst du es haben?

Beide Ansätze haben ihre Berechtigung, und beide Ansätze haben ihren Wert.

Im Business gilt allerdings: Wer sich anbietet, überlässt dem Kunden die Definitionsmacht. Mitunter ist der Kunde mit der Aufgabe zu definieren, was er eigentlich braucht, überfordert.

Und: Wer sich anbietet, der wird entmutigt, wenn die Kunden nur verhalten reagieren und (gerade) nichts brauchen.

Plötzlich einer mehr

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Unlängst war ich bei einer Führung dabei. Am Anfang waren wir zu acht, und irgendwann waren wir plötzlich neun. Ein regulärer Museumsbesucher hat sich der Führung angeschlossen. Einfach so, ohne zu fragen und (natürlich) auch, ohne dafür zu bezahlen.

Eine eigenartige Situation. Für die Teilnehmer der Führung, die sich vielleicht denken: Haltaus! Der hat sich da was erschlichen, wofür ich eigentlich bezahlt habe. Der gehört ja gar nicht dazu! Gesagt hat aber keiner was.

Gesagt hat auch die Führerin nichts, obwohl ich mir sicher bin, dass sie es bemerkt hat. Sie hat ihn einfach in die Gruppe aufgenommen. Wahrscheinlich hat sie sich gedacht: Einer mehr oder weniger, ist ja auch wurscht.

In dieser Anekdote zeigt sich das Grundproblem von Wissen bzw. Wissensprodukten: Anders als die meisten Güter verbraucht sich Wissen nicht. Der Mann, der sich der Gruppe angeschlossen hat, ohne zu bezahlen, nimmt niemandem der zahlenden Besucher Wissen weg. Er schaut ihnen nichts weg, er hört ihnen nichts weg, er denkt ihnen nichts weg.

Den Zugang zu Wissen zu beschränken, ist daher immer mehr oder weniger willkürlich und künstlich (siehe hier). Und das macht das Marketing von Wissensprodukten so besonders herausfordernd (siehe hier).

Unsicherheit ist ansteckend

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Sobald du Unsicherheit in deinen Angeboten hast, überträgt sich diese Unsicherheit auf deine Kunden.

Beispiel: Du bietest auf deiner Website drei sehr ähnlich aussehende Angebote zu unterschiedlichen Preisen an, weil du dir nicht ganz sicher im Angebots-Design und/oder im Pricing bist.

Deine Kunden jedenfalls können den Unterschied zwischen den drei Angeboten nicht erkennen. Und das ist ein Problem.

Denn sie werden jetzt nicht hergehen und sich bei dir melden, damit du ihnen den Unterschied in aller Ruhe erklären kannst.

Sie werden sich denken: Okay, ich kenn mich nicht aus… Dann lieber nicht.

Klarheit erleichtert Entscheidungen. Und diese Klarheit beginnt immer bei dir – und nicht bei deinen Kunden.

Free Walking Tour

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Bei einer Free Walking Tour musst du dich als Tourguide echt ins Zeug legen, damit du am Ende dein Trinkgeld bekommst.

Deswegen sind diese Touren meistens auch sehr gut. 

Bleib bei dir

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Eine gute Faustregel beim Marketing für Solopreneure:

Wir kümmern uns nicht (sehr) um das, was die Konkurrenz macht. Ja, wir überlegen uns, wie wir zu den anderen Angeboten am Markt passen und wo unser sweet spot ist.

Aber wir kümmern uns nicht allzu sehr um unsere Konkurrenz im Sinne einer Wettbewerbsstrategie (Stichwort: Marktanteile). Dazu haben wir gar nicht die Zeit und die Ressourcen. Und es ist für Solo-Businesses auch gar nicht nötig.

Es reicht vollkommen, wenn wir auf uns und unsere Stärken fokussieren und schauen, dass wir das Beste aus dem rausholen, was schon da ist.