Unlängst habe ich in einem Seminar eine sehr sympathische junge Frau kennengelernt, die Mathematik studiert hat. In der Schule hat mir Mathematik immer getaugt, weil sie immer sehr knifflige und herausfordernde Probleme bereitgestellt hat, mit denen man sein Hirn trainieren kann. Aber ein Mathematik-Studium hätte ich mir niemals zugetraut. Deswegen war ich sehr beeindruckt.
Wir sprachen im Seminar gerade über die Besteuerung von Unternehmensgewinnen und die verschiedenen Prozentsätze, da habe ich die junge Dame gefragt, ob sie das mal schnell ausrechnen kann – sie ist ja schließlich Mathematikerin. Ihre Antwort: „Tut mir leid, im Kopfrechnen bin ich ganz schlecht.“
Ich war einen Moment lang völlig von den Socken. Schlecht im Kopfrechnen? Als Mathematikerin? Und dann, einen Moment später, war mir meine Frage furchtbar peinlich. Wie selbstverständlich bin ich davon ausgegangen, dass eine Mathematikerin auch schnell rechnen kann. Aber das ist total unfair. Weil Kopfrechnen und mathematisches Verständnis zwar was miteinander zu tun haben, aber zwei vollkommen verschiedene Fähigkeiten sind.
Ich habe ihr also was unterstellt, was ich mir in meinem Kopf als logischen Zusammenhang konstruiert habe. Das ist jedoch nicht das Besondere hier. Das Besondere ist, dass ich es gemerkt habe.
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