TagErich Ribolits

Vermarktwirtschaftlichung der Bildung

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Heute vor 3 Jahren, am 8. April 2021, ist einer meiner großen Vorbilder als Lehrer und Denker gestorben: Erich Ribolits.

Ein großes Anliegen war ihm stets, dass Bildung (und insbesondere das gesellschaftlich organisierte Lernen an Schulen, Hochschulen und in der Erwachsenenbildung) der Emanzipation der Menschen dienen soll. Bildung in seinem Verständnis war immer die Idee, dass Menschen befähigt werden sollen, ihr Leben in Würde zu leben.

Was er immer kritisiert hat: Dass die Bildungsinstitutionen als reine Zulieferer für “die Wirtschaft” gesehen werden. Und, dass in der Folge der Bildungssektor selbst immer mehr zu einem profitorientierten Wirtschaftszweig wird.

Welche negativen und teilweise grotesken Auswirkungen die von Ribolits kritisierte “Vermarktwirtschafltichung der Bildung” hat, habe ich als Lehrer in verschiedensten Formen immer wieder beobachten müssen.

Auch, wenn ich nur ein kleines Rädchen im Bildungswesen bin, bestärkt mich Erich Ribolits bis heute, in meinem Unterricht die Würde des Menschen an die erste Stelle zu stellen.

Obwohl (oder gerade weil) ich BWL unterrichte, weiß ich: Es geht letztenendes immer um die Menschen. Alles Andere führt uns in die Irre.

Erich Ribolits

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Ich habe erst jetzt erfahren, dass im April 2021 Erich Ribolits gestorben ist. Er war in meiner Zeit als Student an der Uni Wien einer meiner großen Helden.

Von ihm habe ich den Unterschied zwischen Tauschwert und Gebrauchswert gelernt. Durch ihn habe ich kennengelernt, wie die Pädagogisierung unserer Gesellschaft vonstatten geht und welche Rolle das unternehmerische Selbst darin spielt (Spoiler: keine gute).

Erich Ribolits war aber vor allem ein begeisternder Lehrer. Ich habe mich auf jede einzelne LV mit ihm gefreut, auch an einem Samstag. Er hatte provokante Ansichten und konnte sich sehr klar ausdrücken – und war sich auch nie zu schade, das in der Umgangssprache zu tun. Ich bin nach jeder seiner Einheit rausgegangen mit dem Wunsch, noch mehr über das zu erfahren, was er gesagt hat.

Von ihm habe ich gelernt, alles zu hinterfragen und nichts für selbstverständlich zu nehmen. Dass die Gesellschaft, in der ich lebe, mir nicht immer nur wohl gesonnen ist. Kritisches Denken im besten Sinne.

Ich werde Erich Ribolits’ Andenken in Ehren halten und hoffe, dass ich vieles von dem weitergeben kann, was er mich gelehrt hat.

Mögen Sie in Frieden ruhen, Prof. Ribolits!