Es zeugt von echtem insight in die Zielgruppe, wenn man als Österreicher im Türkei-Urlaub ein Prospekt für einen Ausflug in die Hand gedrückt bekommt, in dem steht:

Ich ziehe meinen Strandhut vor dem Copywriter!
Es zeugt von echtem insight in die Zielgruppe, wenn man als Österreicher im Türkei-Urlaub ein Prospekt für einen Ausflug in die Hand gedrückt bekommt, in dem steht:

Ich ziehe meinen Strandhut vor dem Copywriter!
Vor vielen Jahren, bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Jugendarbeitslosigkeit in Zagreb…
Salvatore aus Rom erzählt mir folgende Geschichte:
Er arbeitet an einem Sozialprojekt, wo sie mit Jugendlichen ein Haus völlig neu bauen. Zur Gestaltung der Fassade hat er sich gedacht, dass er den Grafitti-Künstler Millo einladen möchte, die Fassade zu gestalten.
Das Geld dafür hat er sich bei privaten Sponsoren geholt.
Und dem Künstler hat er einfach einen Brief geschrieben und gefragt, ob er das machen würde. Der hat geantwortet, dass er zuerst noch Projekte in Moskau, in San Francisco und Johannesburg abschließen muss, aber dann kommt er vorbei.
Wer fragt, dem wird gegeben.
Ich habe ja schon mal darüber geschrieben, dass bei jeder Prüfung jemand dabei ist, der seinen Taschenrechner vergessen hat. Es ist immer einer. (Es sind ausschließlich Männer.)
Diese Hypothese hat sich in den letzten Wochen zweimal bestätigt. Deshalb habe ich immer meinen eigenen Taschenrechner mit, um ihn bei Bedarf herborgen zu können. (Ja, ich bin ein netter Professor.)
Aber bei der letzten Prüfung ist etwas Spannendes und für mich völlig Überraschendes passiert: Als sich derjenige meldete, der seinen Taschenrechner diesmal vergessen hatte, sagte plötzlich ein Kollege von ihm: Hier, ICH habe einen zweiten Taschenrechner mit!
Für mich der allerbeste Grund, meinen Ersatz-Taschenrechner im Rucksack lassen zu können.
Unlängst hat eine Kollegin sehr offen von einer persönlichen Niederlage erzählt. Dass sie es nicht geschafft hat, die erhoffte Veränderung herbeizuführen und wie sie dadurch einen Auftrag verloren hat, der ihr sehr am Herzen gelegen hatte.
Als Zuhörer habe ich ihren Schmerz gespürt. Ich habe einen Moment teilhaben können an ihrem inneren Kampf zwischen Zuversicht und Enttäuschung. Der Schmerz war in ihrem Gesicht zu sehen und in ihrer Stimme zu hören.
Und gleichzeitig war sie in dieser Situation höchst würdevoll.
Ich habe vor meiner Kollegin noch nie so viel Respekt gehabt als in diesem Moment ihrer größten Verletzlichkeit.
Manchmal lässt sich die Essenz einer Beziehung zwischen zwei Menschen, ihre ganz individuellen Persönlichkeiten und das Gemeinsame, das daraus entsteht, in einem Satz ausdrücken.
Und so einen Satz – diesen Satz – hat meine Frau einmal zu mir gesagt:
Du solltest mal einen Blog darüber schreiben, warum du im Bad immer das Kastl offen lässt.
Damit ist alles gesagt über uns beide. 😘
Happy Birthday!
Unlängst ist bei Dinamo Bukarest etwas passiert, das würde man nicht glauben:
Der Verein engagiert einen neuen Spieler aus Guinea-Bissau, der früher bei Barcelona gespielt hat. Monate später kommt ein Journalist drauf: Moment mal, da stimmt was nicht! Und tatsächlich: Der Ex-Barcelona-Spieler ist nie in Rumänien angekommen, er hat seinen minder talentierte Zwillingsbruder geschickt! Und diese “falsche” Zwillingsbruder spielt seither bei der Mannschaft, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre.
Kurios, wenn man die Geschichte so hört (sofern sie überhaupt stimmt. Und wenn es einen nicht betrifft). Und man denkt sich vielleicht: Was sind denn das für Deppen, dass die das nicht merken?
Aber Vorsicht, bevor du urteilst. Bist du dir sicher, dass du in deinem eigenen Leben, in deinem eigenen alles siehst, was offensichtlich nicht stimmen kann?
Oder gibt es auch bei dir Dinge, die du gar nicht so genau sehen willst?
Durch die Wolken zu fliegen ist unangenehm.
Für jeden. Auch meine Sitznachbarin krallt sich an ihren Armlehnen fest. Das lässt sich nicht vermeiden. Man kann nur tief durchatmen, ruhig bleiben und darauf vertrauen, dass alles gut wird.
The only way out is through.
Unlängst war ein Bücherflohmarkt in der Volksschule meines Sohnes.
Jedes Kind hatte dabei die Möglichkeit, Bücher, die es nicht mehr brauchte oder wollte, zu verkaufen. Eine Stunde lang dauerte der Spaß, und jedes Kind betreute seinen eigenen kleinen Verkaufsstand. Auch die Eltern waren eingeladen zu kaufen.
Ich finde diese Aktion super. Nicht nur, weil man da echte Schnäppchen bekommt, sondern weil die Kinder spielerisch lernen, mit Verkaufssituationen umzugehen. Mit der Freude, wenn man was verkauft und mit dem Frust, wenn man nichts verkauft. Sie lernen, was bei Kindern und Erwachsenen gut ankommt und was nicht. Sie beginnen, ein Gespür dafür zu entwickeln, wie ein “Markt” funktioniert – im wahrsten Sinn des Wortes.
Man kann sich vorstellen: Es gab dort eine Menge Bücher zu kaufen. Überwältigend viele. Es ist gar nicht so leicht, in dieser Fülle etwas zu finden, paradoxerweise.
Ich habe tatsächlich bei einem Kind was gekauft. Warum bei diesem Kind und nicht bei all den anderen?
Verkaufen funktioniert immer und überall gleich, und es ist im Grunde ziemlich simpel.
Kann jedes Kind.
Unlängst habe ich mich ur geärgert über jemanden.
Sie hat mich gefragt, wie es mir geht und was ich beruflich gerade so tue. Ich habe zu erzählen begonnen, aber ziemlich bald gemerkt, dass sie sich eigentlich nicht dafür interessiert. Schlimmer noch: Sie hat sich darüber lustig gemacht – oder mich zumindest nicht ernst genommen.
Ich bin stolz, sagen zu können, dass ich dieses Gespräch ruhig, höflich, aber bestimmt beendet habe.
Erst viel später ist mir klar geworden, dass ich dabei so höflich war, dass sie gar nicht mitgekriegt hat, dass ich ur angefressen war in diesem Moment.
Jetzt frage ich mich: Hätte ich ihr deutlicher sagen sollen, dass sie sich daneben benommen hat?
Ich weiß es immer noch nicht.
Eine kuriose Variante von NIMBY berichtet brand eins in seiner Ausgabe März 2024:
88 Prozent der Menschen in Deutschland finden, dass Kinder in der Schule mehr zum Lesen animiert werden sollen.
Gleichzeitig beträgt der Anteil der Menschen in Deutschland, die selbst seltener als einmal pro Woche ein Buch lesen, 51 Prozent.
Und das liegt nicht daran, dass die Menschen in Deutschland zu wenig Zeit zum Lesen hätten. Denn durchschnittlich verbringt jede*r Deutsche 10 Stunden pro Woche auf Social Media.
Und ein 300-Seiten-Buch hätte man in ca. 9 Stunden gelesen.
Mein Lieblings-Fußballverein Admira Wacker hat sich unlängst etwas einfallen lassen für seine Fans:
Wer zum Match am Sonntagvormittag kommt und einen Spritzer kauft, bekommt ein Brezel gratis dazu.
Abgesehen davon, dass mit knapp zehn Grad plus nicht gerade ein Spritzer-Wetter war: Schon klar… Da hat man einen neuen Sponsor, einen Winzer-Verbund, und man will dessen Produkte promoten.
Und dennoch sage ich: Nein, das war keine gute Idee. Das Timing passt nicht. Die Botschaft fühlt sich falsch an. Die Zielgruppe ist ziemlich eingeschränkt.
Da wäre mehr gegangen, wenn man wirklich eine leiwande Brunch-Aktion hätte machen wollen.
Immer, wenn du dich fragst: Wie kann es sein, dass eigentlich sehr gescheite Leute in Organisationen vollkommen hirnrissige Dinge tun?, ist das die wahrscheinlichste Antwort:
Aus Egoismus und/oder Narzissmus.
Im Jahr 2023 wurden in der Gemeindebibliothek Maria Enzersdorf 26.517 Medien entlehnt (Bücher, Zeitschriften, Hörbücher etc.), und zwar von 713 Nutzer*innen.
Jetzt könnte man hergehen und sagen: Das bedeutet also, dass jede*r Nutzer*in durchschnittlich 37 Medien pro Jahr ausborgt.
Aber das halte ich für unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist, dass auch hier das Pareto-Prinzip zuschlägt und dass 20% der Nutzer*innen für 80 % der Entlehnungen verantwortlich sind.
Diese 143 Super-User*innen (20 %) hätt dann 21.214 Medien (80 %) entlehnt. Was bedeuten würde, dass der*die durchschnittliche Super-User*in 148 Medien pro Jahr entlehnt, also ca. drei pro Woche.
Die restlichen 570 Nutzer*innen teilen sich die restlichen 5.303 Entlehnungen auf. Ein*e Normal-User*in käme dann auf neun Entlehnungen – pro Jahr.
Ich habe keinen Beleg dafür, dass meine Berechnungen stimmen. Ich kann auch komplett daneben liegen – aber das glaube ich nicht.
Das Pareto-Prinzip ist omnipräsent.
Wenn jemand an meine Wohnungstür klopft, den ich nicht kenne und der mich um Geld bittet…
… dann gebe ich dieser Person kein Geld. Niemals. Egal, was der “gute Zweck” wäre. Aus Prinzip nicht.
Ich denke, da bin ich wie viele. Und trotzdem scheint diese Taktik zu funktionieren, sonst würde sie nicht gemacht werden.
Und daraus darf ich wieder lernen: Nur, weil ich so denke, denkt nicht jeder Mensch da draußen so. Es reicht, wenn genügend Menschen da draußen die Wohnungstür aufmachen und einen Geldschein einwerfen – und sei es nur, dass sie ihre Ruhe oder ihr schlechtes Gewissen beruhigt haben.
Egal: Wenn’s funktioniert, dann funktioniert es. Es muss keinen Schönheitspreis gewinnen.
Unlängst war ich mit dem Zug unterwegs. Ich habe mir ein Erste-Klasse-Ticket gekauft, weil das hat den Vorteil, dass ich vor der Fahrt noch in die ÖBB Lounge am Bahnhof durfte.
Um in die Lounge zu kommen, muss man sein Erste-Klasse-Ticket beim Eingang herzeigen. Ich zeige also pflichtschuldig und keine Sekunde länger als notwendig mein Handy-Ticket her, die Frau am ÖBB-Schalter schaut pflichtschuldig (und halbherzig) drauf.
Wir beide haben gerade Theater gespielt. Ich habe so getan, als wäre ich motiviert, mein Ticket herzuzeigen, und die Angestellte hat so getan als wäre ihr wichtig, mein Ticket zu kontrollieren. Eine reine Farce, und doch ist dieses Theater genau das, was die gesellschaftliche Norm von uns beiden erwartet hat.
Und das Paradoxe daran: Ich denke, wir beide wussten in dem Moment, dass wir hier gerade Theater spielen. Aber das war nicht entscheidend. Entscheidend war nur, dass keiner von uns aus der Rolle fällt. Wir haben beide getan, was von uns erwartet wurde, und dann hatten wir wieder unsere Ruhe.
Und jetzt überleg dir mal, wie viele Interaktionen jeden Tag genau so ein Theater sind, wo wir nur so tun, als ob sie uns wichtig wären. Ich glaube, es sind viele.
Vielleicht wäre es eine Überlegung wert, bei der einen oder anderen dieser Theaterstücke mal den Vorhang zu lüften und zu fragen: Was tun wir hier eigentlich?
Letzte Weihnachten habe ich zum ersten Mal seit 35 Jahren wieder ein Weihnachtslied auf meiner Blockflöte aus der Schulzeit gespielt.
Es ist mir erstaunlich leicht gefallen. Ich hatte zwar jahrzehntelang nicht mehr gespielt, aber so kompliziert ist eine Blockflöte ja nicht, und die Erfahrung vieler Jahrzehnte Keyboard-Spielen hat mir geholfen.
Manchmal ist es gut, wenn wir als Erwachsene die Dinge wie Kinder angehen. Aber machmal ist es gut, wenn wir Dinge, die uns als Kinder schwer gefallen sind, wie Erwachsene angehen.
Manchmal macht sich Routine bezahlt.
Wenn ich meine Kolleg*innen zu einer kleinen Betriebsfeier einladen will, dann macht es einen riesigen Unterschied, ob ich sage “Wer mag, kann gern dabei sein!” oder ob ich sage “Ich lade euch herzlich ein, dabei zu sein!”
Gemeint ist vielleicht das Gleiche, aber gehört wird es ganz anders.
Unlängst habe ich eine Diskussion mitbekommen, in der ein Student einer Kollegin versucht hat, ein Buchhaltungsproblem zu erklären. Er war wirklich sehr bemüht, aber er konnte mit seiner Erklärung nicht zu ihr durchdringen.
Die Studentin hat die verfahrene Situation schließlich so zusammengefasst: “Ich verstehe dich, aber du verstehst mich nicht.”
Und damit hat sie auf den Punkt gebracht, was gute Lehre wirklich gut macht. Man darf nicht nur die richtige Lösung kennen, sondern muss auch wissen, wie man die richtige Lösung vermittelt. Oder, mit anderen Worten: Man muss zuerst verstehen, warum jemand Probleme mit dem Verstehen hat. Erst dann kann man an die Lösung des Verständnisproblems gehen.
Das Zauberwort ist Empathie. Und Empathie ist eine Kunst.
Unlängst hat mir meine Tochter (5) erklärt, warum ich sie fürs Zusammenräumen des Kinderzimmers bezahlen sollte.
Ihr Argument: Wenn wir im Sommer alle gemeinsam zum Ritter-Rost-Musical gehen, dann gefällt mir das ja. Und wenn sie ihr Kinderzimmer zusammenräumt, dann gefällt mir das mindestens so gut wie das Ritter-Rost-Musical, oder? Und deswegen muss ich ihr fürs Zusammenräumen auch so viel Geld zahlen, wie mein Ticket fürs Ritter-Rost-Musical kostet.
Das ist Value Based Pricing in a nutshell. Erklärt und argumentiert von einer Fünfjährigen.
Das kann ja noch heiter werden.
Die Lehrerin meines Sohnes (7) organisiert einen Schi-Tag für die 2. Klasse.
Sie hat sich auch darum gekümmert, dass jene Schüler*innen, die Leih-Schi und -Schuhe brauchen, welche ausborgen können. Super Sache, eigentlich.
Aber dann war sie etwas ungeschickt. Im Info-Blatt an die Eltern hat sie nämlich folgendes geschrieben:
Die Kosten für den Schitag betragen € 60,– inklusive Verleihmaterial. Eigenes Schimaterial (Schi, Schischuhe, Stöcke, Helm) kann gerne mitgenommen werden, die Kosten werden dadurch NICHT verringert.”
Das hat bei einigen Eltern zu Empörung geführt, weil sie für Leih-Schi zahlen, die sie gar nicht brauchen.
Ich denke, eine etwas andere Formulierung hätte diesen Wirbel vermieden:
Die Kosten für den Schitag betragen € 60,–. Darin enthalten sind Busfahrt, Tagesschipass, Schilehrer und Mittagessen. Wir konnten auch erreichen, dass jene Kinder, die kein eigenes Schimaterial haben, sich GRATIS Schi, Schischuhe, Stöcke und Helm ausleihen können.
Mal ganz abgesehen davon, dass es mich immer wieder erstaunt, worüber sich Eltern schulpflichtiger Kinder alles aufregen können.