Tag#Alltagsgeschichten

Ein guter Betrüger

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Jeder gute Betrüger lebt davon, dass die Leute im Nachhinein sagen: “Na, von dem hätte ich mir das nicht gedacht!”

Logisch, sonst hättest du ihm ja dein Geld nicht gegeben. Ein guter Betrüger ist immer glaubwürdig. Das ist das Wesen eines guten Betrügers. 

[Danke Robert Kleedorfer und Rüdiger Landgraf vom Ziemlich gut veranlagt-Podcast für diesen erhellenden Hinweis.]

Es ist alles wahr!

E

Das sagte der Ostbahn-Kurti immer, wenn er auf der Bühne wieder mal eines seiner G’schichteln erzählt hat.

Er sagte es mit einem Augenzwinkern, aber trotzdem mit Überzeugung. Als Jugendlicher fand ich das lustig, weil ich es für Selbstironie hielt.

Später bin ich dann drauf gekommen, dass sehr viel Weisheit hinter seinen Worten steckte, und dass er das wahrscheinlich sehr genau wusste.

Mit der Wahrheit ist es nämlich so eine Sache, gerade in Geschichten. Manchmal, z.B. in Märchen, ist die Geschichte an sich nicht „wahr“ im strengen Sinn, aber die Geschichte dahinter, die Botschaft, die „Moral“, die ist sowas von wahr.

Jordan Peterson meinte einmal, dass die großen Geschichten der Weltliteratur wahrer als wahr sind. Natürlich sind sie streng genommen erfunden, aber in ihnen findet sich verdichtet so viel Wahrheit über die Menschen, ihre Sehnsüchte, ihre Schwächen, ihr Ringen mit sich selbst und anderen, dass sie wahr sein könnten.

Gute Geschichten müssen nicht wahr sein. Sie sind wahrhaftig.

NIMBY

N

NIMBY ist die Abkürzung für „Not In My Backyard“ und beschreibt das Phänomen, dass viele Menschen zwar grundsätzlich für Veränderungen sind, aber nur so lange, wie es sie nicht selbst betrifft oder ihre Lebensqualität einschränkt.

Die meisten Menschen würden sagen: Ja, der Ausbau von Windkraft zur Stromerzeugung ist eine gute Sache. Aber nur so lange, wie das Windrad nicht in der eigenen Nachbarschaft gebaut wird.

Die meisten Wiener würden sagen: Ja, es braucht mehr Bäume in der Stadt. Aber nur so lange, wie der neue Baum nicht da gepflanzt wird, wo dann der Parkplatz für das eigene Auto fehlt.

Die allermeisten Menschen würden sagen: Ja, es ist total wichtig, dass Kinder an die frische Luft gehen und Bewegung machen und nicht nur immer vor ihren Spielkonsolen hocken. Aber nur so lange, wie der neue Spielplatz oder Motorikpark nicht vor dem eigenen Balkon gebaut wird und die Sonntagsruhe stören könnte.

NIMBY ist ein Riesenproblem, weil wir zwar verbal immer für die „richtigen“ Dinge eintreten, aber wenn es hart auf hart kommt, ziehen wir den Schwanz ein.

Und falls das noch nicht klar sein sollte: NIMBY betrifft auch viele Solopreneure und Lifestyle Businesses – und zwar sowas von!

Headliner

H

Zur Festival-Saison ein spannender Gedanke von Gabe The Bass Player:

Es ist ein ganz bestimmter Typ von Bands, die Headliner auf einem Festival sind. Das sind Bands, die eine große Bühne vor einem großen Publikum „füllen“ können. Bands, die „große Musik“ machen.

Der Irrtum ist zu glauben, dass eine Band nur bekannt genug sein muss, dann kann sie auch Festival-Headliner werden. Aber das stimmt nicht. Damit eine Band eines Tages Headlines werden kann, muss sie von Anfang an „große Musik“ machen.

Bereits dann, wenn sie noch längst nicht auf Festivalbühnen spielt.

Oft undankbar, immer wichtig (Freewriting XXIX)

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Meine Frau ist Mitglied des Elternbeirats im Kindergarten. Als solche hat sie immer wieder Dinge zu tun, die viele andere Eltern lieber nicht machen möchten. Sie kümmert sich, wo andere sich verlassen.

Wir brauchen solche Menschen. Wir brauchen Menschen, die Verantwortung übernehmen, die mehr tun als unbedingt notwendig. An allen Ecken und Enden unserer Gesellschaft, und gerade da, wo es um die (Aus-)Bildung unserer Kinder geht.

Wir brauchen diese Menschen nämlich nicht zuletzt als Vorbilder für die Kinder und Jugendlichen. Sie sollen sehen: Erwachsen zu sein bedeutet, dass man Verantwortung übernimmt. Dass man zusammenhilft, wo es Probleme zu lösen gibt. Dass man auch mal Dinge tut, die einem nicht taugen, einfach weil es das Richtige ist.

Der englische Populärphilosoph Paul Heaton sagte mal: Save us from baldness and saving the earth. Soll heißen: Vorsicht vor Menschen, die die Welt retten wollen.

Aber es geht nicht darum, die Welt zu retten. Es geht darum, sich wie ein*e Erwachsene zu benehmen und das zu tun, was zu tun ist.

Ein Hoch auf jede*n Einzelne*n da draußen, der*die genau das macht!

Im Garten (Freewriting XXVI)

I

Ich bin nicht gerade der geborene Gärtner, und doch mag ich es sehr gern, in einem Garten herumzuspazieren.

Es ist schon interessant, wie attraktiv etwas ist, wenn man sich nicht darum kümmern muss. Das Genießen fällt viel leichter, wenn man die ganze Arbeit ausblenden kann, die einem auffallen würde, wenn man nicht nur Garten-Besucher, sondern auch Garten-Besitzer wäre.

Und so kommt es, dass es mir gestern Spaß gemacht hat, ein bisschen die Paradeiser zu gießen und die Himbeeren vom Unkraut zu befreien. Weil ich gerade Zeit hatte, und weil ich, wie gesagt, nicht musste.

Es ist vollkommen okay, nach Lust und Laune zu agieren, sozusagen der Inspiration zu folgen, wenn man keine Verpflichtungen eingegangen ist. Ein bisschen hier und ein bisschen da, das kann sehr entspannend sein. Weil es zwar eine Beschäftigung, aber keine Arbeit ist.

Es ist deshalb keine Arbeit, weil es nicht ernsthaft ist. Aber gerade die Ernsthaftigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg, wenn es um Lifestyle Businesses geht. Wirst du das Unkraut auch dann zupfen, wenn es dir keinen Spaß macht? Wirst du die Paradeiser auch dann gießen, wenn du müde bist und eigentlich weder Zeit noch Lust hast?

Wirst du tun, was zu tun ist, auch wenn du gerade nicht die Inspiration dazu fühlst?

Maria Enzersdorf (Freewriting XXV)

M

Ich lebe seit 2016 in Maria Enzersdorf (im Ortsteil Südstadt), aber ich muss leider sagen, dass ich so gut wie nichts über den Ort wusste – bis gestern.

Es ist ja so, dass ich zu Maria Enzersdorf ja gekommen bin durch reinen Zufall. Meine Frau hat die Wohnung entdeckt, wo wir jetzt wohnen, die war optimal, und kurze Zeit später war der Mietvertrag unterschrieben. Wo genau ich da wohnen würde, war mir überhaupt nicht klar.

Bis gestern eben. Da wurde vom Vizebürgermeister der Gemeinde eine Führung durch den Ort organisiert. Und ich muss schon sagen, je länger man sich mit dem Ort beschäftigt, desto interessanter wird er. Wir haben viel über die Geschichte des Ortes und die verschiedenen Einflüsse erfahren, und ich habe besser verstanden, warum die Dinge hier so sind, wie sie sind.

Ich würde mich immer noch nicht als Einheimischen bezeichnen. Ich bin ein Weinviertler, und werde das wohl auch immer bleiben. Aber ich fühle mich meinem Wohnort durch diese Führung stärker verbunden als zuvor.

Etwas zu wissen, etwas zu verstehen… das verbindet.

Das Schulfest (Freewriting XXIII)

D

Über Elternvereine und deren Schulfeste gäbe es sehr viel zu sagen. Wie immer, wenn sich Menschen zusammenfinden, um an einer gemeinsamen Sache (einem „Projekt“) zu arbeiten, passieren allerhand interessante Dinge. Es gibt Gschaftlhuber, fleißige Helfer und vollkommen Desinteressierte. Und es gibt mitunter sogar Saboteure und Wichtigmacher in eigener Sache.

Jedenfalls stehen und fallen solche Projekte mit Menschen, die die Richtung vorgeben. Die Führung übernehmen. Oder auch nicht. Das zeigt sich besonders, wenn das Projekt nicht wie geplant läuft. Denn Führung ist leicht, solange alles gut läuft. Wirklich gute „Leader“ erkennt man aber erst in dem Momenten, wo es kriselt. Oder wo es überhaupt kracht.

Wenn so ein Projekt nur ein wenig aus dem Ruder läuft, kann man sagen, es ist halt schlecht organisiert. Ein bisschen Chaos, aber damit können wir meistens ganz gut umgehen. Man improvisiert ein bisschen, und mit etwas gutem Willen kriegt man’s schon irgendwie hin.

Wenn in so einem Projekt hingegen Leadership fehlt, dann lässt sich das praktisch nicht kompensieren. Dann ist das Projekt dem Untergang geweiht.

Versprochen ist versprochen (Freewriting XXII)

V

Mein Sohn war heute sehr verstört, weil ein Freund ihm ein „hoch und heiliges Versprechen“ gegeben und es dann gebrochen hat.

Für ihn war das vollkommen unverständlich. Weil wir ihm seit sieben Jahren einbläuen, dass man seine Versprechen halten muss. Wenn man etwas zusagt, dann gilt das. Punkt.

Für mich ist das auch ein Kennzeichen von professionellen Selbständigen und Unternehmer*innen. Profis überlegen sich zweimal, was sie versprechen. Aber wenn sie etwas versprochen haben, dann gilt’s. Amateure hingegen nehmen es mit ihren Versprechen nicht so genau. Sie versprechen bald mal was, aber diese Versprechen sind nicht verbindlich, sondern bestenfalls Absichtserklärungen.

Böses Blut entsteht immer dann, wenn Profis (mein Sohn) und Amateure (sein Freund) aufeinandertreffen. Der eine versteht nicht, wie man ein Versprechen brechen kann, und der andere versteht nicht, wo überhaupt das Problem ist.

Solche Missverständnisse lassen sich nur schwer auflösen, weil sie die Werte-Ebene betreffen. Die lassen sich nicht ausdiskutieren, die lassen sich nur leben – oder eben nicht.

Mir ist es wichtig, meinem Sohn den Wert mitzugeben, dass Versprechen zählen. Aber ich kann ihm nicht den Frust ersparen, der entsteht, wenn andere Menschen das anders sehen.

Unerlaubte Abkürzung (Freewriting XXI)

U

Unlängst habe ich in einem Seminar eine sehr sympathische junge Frau kennengelernt, die Mathematik studiert hat. In der Schule hat mir Mathematik immer getaugt, weil sie immer sehr knifflige und herausfordernde Probleme bereitgestellt hat, mit denen man sein Hirn trainieren kann. Aber ein Mathematik-Studium hätte ich mir niemals zugetraut. Deswegen war ich sehr beeindruckt.

Wir sprachen im Seminar gerade über die Besteuerung von Unternehmensgewinnen und die verschiedenen Prozentsätze, da habe ich die junge Dame gefragt, ob sie das mal schnell ausrechnen kann – sie ist ja schließlich Mathematikerin. Ihre Antwort: „Tut mir leid, im Kopfrechnen bin ich ganz schlecht.“

Ich war einen Moment lang völlig von den Socken. Schlecht im Kopfrechnen? Als Mathematikerin? Und dann, einen Moment später, war mir meine Frage furchtbar peinlich. Wie selbstverständlich bin ich davon ausgegangen, dass eine Mathematikerin auch schnell rechnen kann. Aber das ist total unfair. Weil Kopfrechnen und mathematisches Verständnis zwar was miteinander zu tun haben, aber zwei vollkommen verschiedene Fähigkeiten sind.

Ich habe ihr also was unterstellt, was ich mir in meinem Kopf als logischen Zusammenhang konstruiert habe. Das ist jedoch nicht das Besondere hier. Das Besondere ist, dass ich es gemerkt habe.

Hilflos (Freewriting XX)

H

Ich bin gerade in Salzburg, um ein Seminar zu halten. Und daheim ist ein Riesenbahö, weil jemand aus der Familie ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Und ich sitze da in meinem Hotelzimmer, vollkommen hilflos. Ich kann gar nichts beitragen um der Familie daheim zu helfen.

Ja, ich kann zuhören. Ich kann ermutigen. Aber ich kann nichts Aktives tun. Dabei ist es gerade die Aktivität, die mich (und die meisten anderen Menschen) beruhigen würde. Irgendetwas tun, das fühlt sich viel, viel besser an als herumzusitzen mit gebundenen Händen.

Dabei ist es gar nicht so entscheidend, ob meine Hilfe tatsächlich hilfreich wäre. Ob meine sogenannte Hilfe überhaupt irgendjemandem helfen würde. Hauptsache, ich bin mit meinen Gedanken nicht allein und habe irgendetwas, wo die überschüssige Energie kanalisiert wird und aus mir raus kann.

Es gibt aber gar nichts zu tun als zu warten. The waiting is the hardest part, sagt Tom Petty. Und recht hat er.

Ich würde so viel lieber was tun. Irgendwas. Wahrscheinlich auch, damit ich mir später nicht vorwerfen kann, nichts getan zu haben.

Ziemlich egoistisch, im Grunde. Aber sind wir das nicht alle?

Unproduktiv (Freewriting XVII)

U

Unlängst war ich in einem Meeting, das war vollkommen unproduktiv. Zwei Dutzend Menschen, mehrere Stunden, alles für A und F.

Die Tragik dabei: Das war ein Desaster mit Ansage. Es war abzusehen. Das Ziel des Meetings war nicht klar, und die Ergebnisse hatten von vorn herein keine Chance auf Umsetzung.

Noch trauriger: Das war eigentlich allen Beteiligten klar. Aber keiner hat‘s offen ausgesprochen. Ein reines Theater. Ein Popanz.

Ich habe in diesem Meeting gelitten, körperlich. Ich habe mir so viele Kommentare verbissen, weil‘s eh nichts gebracht hätte. Danach war ich vollkommen fertig, als hätte ich schwer körperlich gearbeitet.

An diesem Tag habe ich für mich beschlossen: Ich will und werde nie mehr in meinem Leben in so einem Meeting sein.

Systemfehler (Freewriting XVI)

S

Unlängst war ich in einer Kinderarzt-Praxis. Die kleinen Patientinnen und Patienten konnten nicht behandelt werden, weil die Software ausgefallen war. Weinende Kinder im Warteraum, angespannte Eltern und hilfloses Personal war die Folge. Vollkommene Machtlosigkeit.

Später, selber Tag: Lange Wartezeiten am Bahnhof Mödling, massig Zugausfälle. Niemand wusste, wann und mit welchem Zug es weitergehen würde. Ob heute überhaupt noch was weitergehen würde. Genervte Pendler, verspätete Verabredete, hilfloses Zugpersonal. Vollkommene Machtlosigkeit.

Systeme sind großartig — solange sie funktionieren. Tritt ein Fehler im System auf, sind wir sehr schnell sehr aufgeschmissen.

Einen schönen Tag (Freewriting XV)

E

Gestern war ich frühmorgens bei unserem BILLA einkaufen. Nach dem Zahlen habe ich der Dame an der Kassa einen schönen Tag gewünscht. Ihre Antwort: „Ja, hoffentlich vergeht er schnell.“

Ich war ganz perplex und habe gar nicht gewusst, was ich darauf sagen soll. Weil: Mir ist so ein Gedanke völlig fremd (geworden). Meine Tage können gar nicht lang genug dauern. Ich habe so vieles, auf das ich mich jeden Tag freue – und ja, auch auf meine Arbeit.

Mir tut diese Frau (und wahrscheinlich tausende Menschen in Österreich) echt leid. Was ist das denn für ein Leben, wenn man an jedem Tag hofft, dass er möglichst schnell vorbei geht? Am Ende so eines Lebens wird man zurückblicken auf sehr viele Tage, an denen man nicht wirklich gelebt hat.

Mir ist schon klar, dass das die Lebensrealität von ganz vielen Menschen ist. Aber es ist eine traurige Realität, die mir heute seit langem wieder mal deutlich geworden ist.

Ich hatte nämlich völlig vergessen, dass es nicht allen Menschen so gut geht wie mir. Oder, in aller Bescheidenheit und Demut anders ausgedrückt: Dass ich einige mutige Entscheidungen in meinem Leben getroffen habe und sich das jetzt auch auszahlt.

Polizeiautos (Freewriting XIII)

P

Heute habe ich im Kopierkammerl aus dem Fenster rausgeschaut und ein Polizeiauto vorbeifahren gesehen. Es war ein Skoda. Und da kam mir spontan der Gedanke: Das hätte sich vor 30 Jahren wohl niemand vorstellen können, dass die österreichische Polizei mal mit tschechischen Autos fahren würde.

Überhaupt sind die Dinge besonders spannend, die sich irgendwann mal niemand hätte vorstellen können und dann mit der Zeit ganz normal geworden sind. Nämlich so normal, dass man ganz vergisst, wie groß die Veränderung eigentlich ist, die zu dieser „neuen Normalität“ geführt hat.

Es lohnt sich also – besonders für alle Unternehmer*innen –, heute an all die fantastischen Ideen zu glauben, die morgen völlig normal sein werden, aber sich heute noch niemand vorstellen kann.

2053, in 30 Jahren, wird es das Normalste der Welt sein.

Im Alter (Freewriting XI)

I

Mein Schwiegervater wird heuer 88 Jahre alt.

Er hört schon sehr schlecht, und sein Gedächtnis ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Und so kommt es vor, dass er immer wieder von den gleichen Dingen spricht. Seine Lieblingsthemen.

Heute habe ich mal genauer hingehört, was denn die Themen eigentlich sind, die ihm besonders wichtig sind:

  1. Die Arbeit. Dass man „einen Posten“ hat, der möglichst sicher ist. Weil sich heutzutage, so meint er, viele Menschen schwer tun, einen guten Job zu bekommen und zu behalten.
  2. Die Familie. Er hat jedes Mal eine Riesenfreude, wenn seine Kinder, Schwiegerkinder und Enkelkinder da sind. Es erfüllt ihn mit Stolz, seine Familie zu sehen, seine Nachkommen.
  3. Der Charakter von Menschen. Dass manche Menschen neidisch sind. Dass manche Menschen unehrlich sind. Dass er mit seinen Chefs immer gut ausgekommen ist. Dass er froh ist, unproblematische Nachbarn zu haben.
  4. Seine Frau. Wie froh er ist, dass er sie hat, und wie gut sie sich um ihn kümmert.
  5. Seine Tochter. Wie fleißig sie ist, und dass sie ein guter Mensch ist.

Gut möglich, dass ich in 45 Jahren über die vollkommen gleichen Dinge reden werde.

Siegesfeier (Freewriting V)

S

Gestern war ich live dabei, als meine Mannschaft, die Admira, den Worst Case abgewendet hat und im letzten Spiel gegen den direkten Konkurrenten den Klassenerhalt geschafft hat.

Das Spiel selbst war weitestgehend furchtbar, aber das Ergebnis hat gepasst. Ende gut, alles gut, könnte man sagen. Und entsprechend ausgelassen war auch die Siegesfeier nach Schlusspfiff.

Nun kann man natürlich sagen: Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. An dem Tag wurde das gesteckte Ziel erreicht, und deshalb darf man auch feiern. Bei der Mannschaft, bei den Fans, im ganzen Verein war die Erleichterung riesengroß.

Andererseits denke ich mir: Was genau feiern wir denn da? Dass eine Saison nicht in der absoluten Katastrophe geendet hat, sondern nur in einer ziemlich großen? Dass es bis zum letzten Spieltag gedauert hat, den Klassenerhalt zu sichern? Dass die Mannschaft trotz wenig überzeugender Leistung immerhin gewonnen hat?

Setzen wir einen Haken unter diese Saison. Die Katastrophe ist nicht eingetreten, Schwamm drüber.

Aber in der nächsten Saison hätte ich gerne wieder echte Gründe zum Feiern.

Bluatschink (Freewriting III)

B

Gestern war ich bei einem Konzert von Bluatschink. Einem Familienkonzert. Was zum Mitmachen, für Kinder und Erwachsene. Solche Sachen stehen immer in dem Verdacht, ein bisschen peinlich weil All-Inclusive-Animationsprogramm-mäßig zu sein, aber das war es nicht. Das Konzert hat uns allen vieren gefallen. Es war kurzweilig, lustig und im besten Sinn unterhaltsam.

Was mir aus meiner Gründungsberater-Brille aufgefallen ist: Toni Knittel, der Mastermind von Bluatschink, ist ein geschickter Marketer. Sehr charmant und gänzlich unaufdringlich, aber gleichzeitig auch sehr konsequent hat er immer wieder dazugesagt, wo Bluatschink demnächst wieder in der Nähe auftreten wird. Welche Musicals von ihnen gerade wo aufgeführt werden. Welche Goodies sie zum Kaufen mitgebracht haben.

Na klar. Wie soll denn das zufriedene Publikum wiederkommen, wenn es nicht weiß, wann es dazu die nächste Gelegenheit gibt? Wie sollen die Mamas und Papas wissen, wie sie ihren begeisterten Kindern eine Freude machen können, wenn sie niemals erfahren, dass es nach dem Konzert auch Bücher und CDs und DVDs zu kaufen gibt?

Derek Sivers hat mal gesagt, dass Marketing die letzte Ausformung eines Kunstwerks ist. Dass das gute Marketing zum Kunstwerk dazugehört, nicht ein Anhängsel ist.

Toni Knittel hat das verstanden.

Alleine essen

A

Als bekennender Introvertierter habe ich so meine Schwierigkeiten mit größeren Gruppen. Ich mag Menschen, aber ich brauche auch immer wieder meine Ruhe.

Unlängst war ich auf einem Kongress. Ein ganzer Tag mit ganz vielen Leuten, von denen ich niemanden kannte. Dabei vorgesehen war auch ein gemeinsames Mittagessen. Kostenlos.

Aber davon habe ich mich freigekauft. Ich habe 14,90 in mein Wohlbefinden investiert und in einem veganen Burgerladen alleine zu Mitttag gegessen.

Darauf bin ich stolz. Früher hätte ich mir das nicht erlaubt.

Doch nicht der Richtige

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Vor wenigen Monaten hat die Admira einen neuen Trainer installiert.

Der ist wieder weg vom Fenster. Es ist noch schlechter gelaufen als unter dem Trainer davor.

Nun gibt es dafür sicher viele Gründe, und ich als Fan weiß in Wirklichkeit gar nichts über die Interna des Vereins.

Aber ein Gedanke drängt sich mir schon auf: Kann es sein, dass der Verein von Menschen geführt wird, die nicht genau wissen, was (wen) sie eigentlich wollen?