Eine bittere Erkenntnis zum Jahresende:
Um das zu ernten, was ich mir für 2024 vorgestellt habe, hätte ich mit dem Marketing, das ich 2024 mache, schon 2021 anfangen müssen.
Eine bittere Erkenntnis zum Jahresende:
Um das zu ernten, was ich mir für 2024 vorgestellt habe, hätte ich mit dem Marketing, das ich 2024 mache, schon 2021 anfangen müssen.
Macht es Sinn, sich sehr spitz zu positionieren?
Vielleicht.
Aber dafür muss Folgendes gegeben sein: Du musst in deiner spitzen Nische auch ein spitzen Experte sein!
Unlängst, beim einem Kabarett-Abend von Paula Lambert, war eine Frau im Publikum, die sich als „Swinger-Club-Beraterin“ zu erkennen gegeben hat.
Das hat mich als Gründungsberater neugierig gemacht. Weil: Das ist mal eine ungewöhnliche Geschäftsidee!
Ihre job description ist, dass sie Paare, die mit dem Gedanken spielen, mal einen Swinger-Club auszuprobieren, zu ihrem ersten Besuch im Club begleitet und ihnen damit Sicherheit und Orientierung. „Als Backup“, wie sie das nennt.
Sie sagt, sie wäre die einzige in ganz Österreich. Kann ich mir vorstellen. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass es grundsätzlich einen Markt gibt dafür – wenngleich ihre Nische schon sehr nischig ist.
Was an diesem Abend aber für mich das Spannendste war: Die Swinger-Club-Beraterin wurde von Paula Lambert gefragt, was ihre Dienstleistung eigentlich kostet. Und sie konnte es nicht auf Anhieb sagen. Sie hat gemeint Es kommt darauf an… und Es hängt davon ab… – und das ist sehr schade.
Jede beliebige, jede ungefähre Zahl, sicher genannt, wäre besser gewesen als beim Preis herumzudrucksen.
Ich hoffe, das hat sie aus diesem Abend gelernt.
PS: Nein, ich weiß den Namen der Swinger-Club-Beraterin leider nicht und kann auch nicht auf ihr Angebot verlinken, obwohl ich das sehr gerne würde. Wenn du, liebe Swinger-Club-Beraterin diesen Artikel jemals lesen solltest: Bitte sag mir bescheid!
Unlängst, beim Frisör, habe ich die Haare gewaschen bekommen.
Am Ende, nach dem Rauswaschen des Shampoos, fragte mich die freundliche junge Frau: „Haben Sie ein gut ausgewaschenes Gefühl?“
Ich war mit dieser Frage völlig überfordert. Nicht nur, dass ich diese Frage zum allerersten Mal in meinem Leben gestellt bekommen habe. Ich konnte die Frage deswegen nicht beantworten, weil ich keine Ahnung habe, wie ich mit meinen Haaren spüren soll, ob meine Haare gut ausgewaschen sind. Meine Ausgewaschenheits-Rezeptoren in meinen Haaren sind anscheinend unterentwickelt.
Also habe ich in meiner Verlegenheit geantwortet: „Ja“. Aber eigentlich hätte ich sagen sollen: „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Ich weiß es nicht, ich spüre es nicht, und es ist mir eigentlich auch ziemlich wurscht. Wird schon passen.“
Ein schöner Reminder dafür, dass manchmal auch unsere Kund:innen „ja“ sagen nicht aus Begeisterung, sondern aus Verlegenheit – weil sie keine Ahnung haben, wovon wir da eigentlich schwafeln.
Es ist ziemlich schwer, Eltern für den Elternverein der Schule zu gewinnen. Das gilt auch für Eltern, die eigentlich sehr engagiert sind und denen die Schule ihrer Kinder eigentlich sehr wichtig ist.
Es ist viel leichter, Eltern für einzelne Projekte des Elternvereins zu gewinnen. Wenn der Elternverein fragt, wer einen Tisch beim Flohmarkt übernehmen möchte oder wer Kuchen bringen könnte oder wer einen Adventkranz besorgen würde… da wird sich relativ leicht wer finden.
Junge Eltern, die viel um die Ohren haben, scheuen sich vor einem langfristigen Commitment. Sie haben Angst, etwas zu versprechen, das sie dann nicht einhalten können und das ihnen über den Kopf wächst – zur Enttäuschung aller.
Aber hier und da mal mithelfen, eine Kleinigkeit beitragen, das geht.
Was kannst du für dein Lifestyle Business daraus lernen? Lade die Leute nicht dazu ein, gleich von Anfang an ein großes Commitment abzugeben. Lade sie dazu ein, mal bei einem kleinen Projekt mitzumachen. Und wenn’s leiwand ist, dann werden sie eh von selber wiederkommen und mehr/öfter mitmachen wollen.
Gutes Marketing sagt nicht: Schau her, wie gut ich bin!
Gutes Marketing sagt: Ich weiß, dass ich gut bin. Aber es geht hier nicht um mich. Ich lade dich ein, mich kennenzulernen und zu entdecken, wie ich DIR helfen kann.
Klar, es ist für dich als Lifestyle Entrepreneure total wichtig, dass du authentisch bist und auch mal Kante zeigst. Deine Kund:innen möchten mit einem echten Menschen zusammenarbeiten, nicht mit einer aalglatten Kunst-Person.
Aber: Du darfst in deine authentische Business-Person reinwachsen. Das geht nicht von heute auf morgen.
Hoffnungsmarketing für dein Business, für deinen Newsletter, für deinen Podcast – oder was auch immer – funktioniert nicht!
Zu glauben, dass irgendwann schon die richtigen Leute kommen werden… das ist naiv! Da geben wir unsere Verantwortung als Gestalter unserer personal projects ab. Da machen wir es uns (zu) leicht.
Ja, wenn du lang genug dran bleibst, dann kommen vielleicht schon ein paar Richtige – aber du lässt auch sehr, sehr viele am Weg liegen.
Und: Ja, Durchhaltevermögen ist durch nichts zu ersetzen. Du überholst viele andere, indem du einfach konsequent weiter machst und wartest, bis andere von selber aufgeben.
Aber das allein ist zu wenig. Das ist notwendig, aber nicht hinreichend!
Du schöpfst bei weitem nicht dein volles Potential aus, wenn du nur abwartest, was passiert. Damit wirst du deinem Potenzial nicht gerecht. Du tust nicht alles, was du kannst.
Das Prinzip Hoffnung ist keine Strategie. Nicht im Business, und nicht im Leben.
Niemand hat genug Reichweite. Niemand.
Also: Wenn du das Reichweiten-Spiel (auf Social Media, mit deinem Podcast usw.) spielst, dann sei dir bewusst, dass du es wahrscheinlich nicht gewinnen kannst.
Ja, es kann eine gute Strategie sein, nach einem Erstgespräch am Interessenten “dran zu bleiben”, ihn immer wieder zu kontaktieren, sich um ihn zu bemühen und von einer Zusammenarbeit zu überzeugen.
Das ist ein bisschen wie bei Admira Wacker: Sie muss sich um gute Spieler wirklich bemühen und sagen: Wir wollen dich unbedingt!, weil intensives Interesse eine der wenigen Stärken ist, die so ein kleiner Verein hat.
Und ja, es gibt Kunden, die brauchen das, dass sie an der Hand genommen werden, dass ihnen jemand den Antrieb und den Schubs gibt, um (endlich) aktiv zu werden.
Aber gleichzeitig bedeutet das auch: Du erziehst deine Kunden von Anfang an dazu, dass du als Berater derjenige bist, der die Initiative ergreift. Du bist der, von dem die Energie ausgeht und der den Kunden “zieht”. Du bist der, der sich bemüht und kümmert.
Und das passt auch, wenn das dein Beratungsstil ist und dir diese Arbeitsweise taugt.
Aber es bedeutet auch: Wenn du am Anfang so bist, dann musst du auch in der Folge so sein. Du ziehst damit nämlich die Kunden an, die genau so einen initiativen und initiierenden Berater suchen.
Du musst dieses implizite Versprechen dann über den ganzen Beratungsprozess einlösen — nicht nur vor, während und nach dem Erstgespräch.
Vortrag am JW Summit Wien, 13. September 2024
(mehr …)Unlängst, beim Grätzlfest in den Lebenswelten St. Gabriel.
Wir sind mit unseren Kindern dort und etwas unschlüssig, ob wir den angebotenen Kinder-Schnupper-Malkurs wirklich wahrnehmen sollen.
Da kommt die Atelier-Besitzerin schwungvoll raus und fragt uns: „Habt ihr Lust, ein bisschen zu malen? Dann kommt rein!“
Von dieser Einladung bestärkt, folgen wir der Künstlerin, bekommen eine kurze Führung durch ihr Atelier und setzen uns schließlich zum Maltisch.
Dort entsteht ein sehr süßer Pinguin, den es nie gegeben hätte, wenn wir nicht so ausdrücklich und so freundlich eingeladen worden wären.
Ich lerne daraus: Auch, wenn du denkst, es ist offensichtlich, wozu du in deinem Business „einlädst“ und dass du „geöffnet“ hast – es lohnt sich total, diese Einladung immer wieder persönlich und laut und deutlich und freundlich auszusprechen.
Immer und immer und immer wieder.
Ein provokanter Gedanke von Sarah Tschernigow zur Frage „Wie erreiche ich die richtigen Leute auf Instagram?“:
Du musst mit deinen Wunschkunden kommunizieren. Das ist no-na. Das sagt und weiß jeder, der sich ein bisschen mit Marketing beschäftigt. Aber in der Praxis machen es die wenigsten. Weil die meisten von uns people pleaser sind.
Wer traut sich, wirklich zielgerichtet zu kommunizieren? Wer traut sich wirklich, mal Kante zu zeigen? Wer traut sich, sich innerhalb der Branche abzugrenzen? Wer traut sich, auch mal anzuecken?
Sie rät: „Frag dich bei jedem Post, den du machst: Ist das wirklich für diese Person, oder ist das jetzt wieder so ein Allerwelts-Content? Verwässert du deine Botschaft?“
Wenn du das konsequent schaffst, dann ziehst du auch die richtigen Menschen an.
Sarahs Fazit: „Je klarer ich bei mir bin, desto coolere Kunden habe ich.“
Frank Probst gibt zu bedenken, dass „bezahlte Online-Werbung wahrscheinlich der etwas einfachere Weg am Anfang wäre, erste Kunden zu generieren“.
Aber das haben viele Gründer:innen nicht auf dem Schirm. Das Mindset ist eher, sich monatelang damit zu beschäftigen, wie man z.B. auf Instagram mit Content organische Reichweite bekommt.
Und am Ende steht man da mit 100 Followern, die aber nichts kaufen.
Es ist unglaublich viel Investment notwendig, um sich ein bisschen Reichweite aufzubauen.
Dagegen scheint Online-Werbung für viele Gründer weit weg: Weil sie es für unglaublich teuer und kompliziert halten. Aber: Meta, Google, TikTok etc. haben Interesse daran, dass sie mit dir Umsatz machen. Sie werden es dir daher so leicht wie möglich machen, dass du bei ihnen Geld ausgibst. Sie werden die Hürden so niedrig wie möglich halten.
Also: Ja, bau deine Social Media Reichweite langfristig auf. Das ist wie ein Marathon.
Aber wahrscheinlich ist es eine gute Idee, die erste Reichweite einzukaufen, die man sich über Social Media nur schwer selbst erarbeiten kann.
Im Buch Frei reden spricht Natalie Rogers davon, dass ein sicheres Auftreten auf der Bühne auch viel mit Selbstakzeptanz zu tun hat. Und mit dieser Selbstakzeptanz wird es nicht klappen, solange wir uns bei unseren öffentlichen Auftritten nicht folgende Rechte zugestehen:
Ich finde, das ist ein ausgesprochen brauchbarer Katalog. Nicht nur, wenn man Vorträge hält, sondern in jeder Situation, in der man lehren, überzeugen und/oder verkaufen möchte.
Einer der spannendsten Aspekte für mich in der Gründungsberatung ist es, gemeinsam mit meinen Gründer:innen ihren Platz am Markt zu finden.
Meine Erfahrung dabei ist, dass die einzigartige Positionierung am Markt eine Kombination der ganz individuellen Fähigkeiten, Wissen, Beziehungen, Erfahrungen, Netzwerke, Ressourcen… der jeweiligen Gründer:innen ist.
Wenn wir in diesen Prozess starten, dann ist alles, was wir für eine klare Positionierung brauchen, schon da. Wir müssen nichts hinzufügen, im Gegenteil:
Das Geheimnis ist, alles wegzulassen, was uns von der Einzigartigkeit der Gründerpersönlichkeit ablenkt. Es geht quasi darum, die Essenz eines Menschen freizulegen.
Aus der Einzigartigkeit eines Menschen ergibt sich dann quasi automatisch eine einzigartige Positionierung.
Qualität bezieht sich nicht nur auf das, was wir liefern. Qualität ist vielschichtiger.
Es geht auch um Humor, Spaß, Freude, Abwechslung, Interaktion, Verpackung, usw. Also um Dinge vor oder nach der „Lieferung des Eigentlichen“.
Das ganze Drumherum also. Da entsteht Qualität.
[Danke Camillo Patzl für diesen Gedanken.]Unlängst wieder hat mich eine Gründerin in einem Erstgespräch gefragt, welcher Marketing-Kanal der beste für sie wäre.
Meine Antwort auf diese Frage ist immer die gleiche: Alles funktioniert! Jeder Marketing-Kanal wird einen Effekt haben. Du kannst dich nicht falsch entscheiden. Du musst nur einen auswählen (der gut zu dir passt und der dir im besten Fall auch ein bisserl Spaß macht) – und dann dran bleiben.
Ich glaube, meine Gründer:innen denken sich dann manchmal: Das ist zu schön, um wahr zu sein. Das kann ich nicht recht glauben.
Aber lass es mich anhand einer Grafik erklären, die ich bei Lauftrainer Wilhelm Lilge kennengelernt habe:
Die Grafik zeigt Folgendes: Wenn man ein Anfänger beim Lauftraining ist, dann ist der Bereich, der „trainingswirksam“ ist, sehr breit. Mit anderen Worten: Egal, auf welche Art du dich am Anfang bewegst, es wird ein Fortschritt sein. Weil praktisch jede Form von Bewegung besser ist als keine Bewegung.
Erst, wenn du mit deinem Lauftraining weiter fortgeschritten bist, wenn sich dein Körper an die Bewegung gewöhnt hat, wird es notwendig, dass du die Trainingsreize gezielter setzt. Dann wird es notwendig, dass du ganz strategisch und mit Plan vorgehst, damit du dich nicht unter- und nicht überforderst.
Und genauso ist es auch beim Marketing: Am Anfang ist jedes Marketing besser als kein Marketing. Du kannst bei deinem Marketing gar nicht so viel falsch machen, dass es nicht irgendeinen Effekt hätte.
Erst später, mit mehr Erfahrung und mehr Wissen über dich, dein Business und deine Kund:innen, macht es Sinn, Schritt für Schritt planvoller und strategischer zu werden.
Aber am Anfang gilt beim Laufen und beim Marketing gleichermaßen: Fang einfach mal irgendwo an – und hör nicht gleich beim ersten Gegenwind wieder auf!
Yves Bellinghausen schreibt in brand eins (September 2024) einen lesenswerten Artikel über den wissenschaftlichen Unsinn, Persönlichkeitstests wie den Myer-Briggs-Typenindikator im Recruiting und im Personalmanagement einzusetzen.
In diesem Zusammenhang spricht er auch von „Management-Esoterik“:
“Esoterische Methoden liefern einfache Antworten auf komplexe Fragen und sind deshalb attraktiv für Menschen.”
Das kommt mir als Gründungsberater bekannt vor. Es gibt nämlich auch eine Gründungs-Esoterik. Dabei versuchen (nicht selten wohlmeinende) Business Coaches, angehenden Selbständigen „esoterische“ Antworten auf handfeste wirtschaftliche Fragestellungen zu liefern.
Und weil wir schon dabei sind: Nein, „die richtige Positionierung“ wird nicht alle deine Gründungs-Probleme lösen.
Wieder mal geärgert über einen depperten Kommentar auf Social Media?
Hier ein paar passende Antworten aus dem Buch Jesus Sirach, geschrieben vor ca. 2.200 Jahren:
🤦 Hört der Verständige ein weises Wort, lobt er es und fügt andere hinzu. Hört es der Leichtfertige, lacht er darüber, er wirft es weit hinter sich.
🤦♀️ Wie ein Gefängnis ist dem Toren die Weisheit, Erkenntnis ist dem Unverständigen wie eine Fessel.
🤦♂️ Der Tor lacht mit lauter Stimme, der Kluge aber lächelt kaum leise.
🤦♀️ Die Toren haben ihr Herz auf der Zunge, die Weisen haben ihre Zunge im Herzen.
🤦 Wer einen Toren belehrt, leimt Scherben zusammen.
🤦♀️ Sand, Salz und Eisenblöcke sind leichter zu tragen als ein unvernünftiger Mensch.
Einfach copy + pasten. Sind wahrscheinlich nochmal 2.200 Jahre lang gültig.