Take-Home Messages
- Der Wert von Wissen (Wissensprodukten) lässt sich (a priori) nicht bestimmen. Wo kein Wert, da kein Preis.
- Ich möchte den Zugang zu Wissen ja gar nicht beschränken. Ich will ja gar keine künstliche Knappheit und Zugangsbeschränkungen erzeugen — die aber für eine Vermarktung und Bepreisung von Wissensprodukten notwendig wären.
- Wissen lässt sich nicht in abstrakte Einheiten wie Geld “übersetzen”. Damit wird jede Kalkulation unmöglich.
- Im Wissenskapitalismus wird Wissen (daher) fiktiv und rein spekulativ bewertet.
- Die Privatisierung von Wissen widerspricht seinem Wesen.
Meine Notizen
Wissenskapital
🔥 “Wissen eignet sich grundsätzlich nicht dazu, als Ware behandelt zu werden. Seine Gestehungskosten sind oft unbestimmbar, sein Warenwert lässt sich nicht mit der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit messen, die für seine Schöpfung verausgabt wurde.” (S. 11)
- Genau das ist das Grundproblem der Infoprodukte: Das Pricing ist schwierig bis unmöglich, weil es bei allen 3 K des “3-K-Modell des Pricing” Unbestimmbarkeiten gibt.
- Wissen gleicht in dem Sinn wohl eher einer Gabe und wäre in einer Gabenökonomie besser aufgehoben.
- Aus dieser Perspektive ist Die SILBE Stiftung der richtigere Ansatz als der Versuch, “Marktpreise” für das Business Labor zu bestimmen.
“Jedes Wissen kann als unvergleichbarer Eigenwert gelten.” (S. 11)
- Und: Jedes neue Wissen ist für verschiedene Menschen auch unterschiedlich viel wert. Weil: Für einen macht eine Information wenig bis keinen Unterschied, für jemand anderen ist genau die gleiche Information lebensverändernd.
- vgl. Ein-Satz-Coaching: Der Wert eines “Satzes” ist ja selbst dem “Anbieter” (= Coach, Berater, Lehrer) a priori nicht bewusst.
- Der Wert des Wissens entsteht im Moment der Weitergabe. Und jede Weitergabe (= Lehr-Lern-Situation) ist unvergleichbar. Wissen hat keinen fixen inhärenten Wert. Es hat vielleicht einen Eigenwert, aber dieser Eigenwert ist a priori nicht bekannt oder bestimmbar.
Piette Veltz: “Nicht die Gesamtmenge der von den Einzelnen geleisteten Arbeit ist entscheidend, sondern die Qualität und Relevanz der Verständigungen, die im Umfeld der Produktionssysteme stattfinden.” (S. 18)
- Auf Wissen umgelegt: Ideas that spread, win. (Seth Godin)
- vgl. Zugangsökonomie: Wissen, das im stillen Kämmerlein entsteht, ist nichts wert. Wissen wird wertvoll (und immer wertvoller), je mehr es geteilt wird.
- vgl. Ignaz Semmelweis
- vgl. Wolf Lotter: Zusammenhänge: Sein Wissen verständlich und zugänglich machen.
Positive Externalitäten: “Kollektive Ergebnisse, die aus individuellen Interaktionen entstehen und auf diese positiv zurückwirken. Positive Externalitäten sind immer gemeinnützig, kommen jedem Einzelnen zugute, können von keinem Unternehmen planmäßig hergestellt, mit keinem Geld gekauft und nie in privates Besitztum umgewandelt werden. Allgemeines lebendiges Wissen und Alltagskultur gehören zu den positiven Externalitäten.” (S. 21f)
- Das ist ein spannendes Konzept, weil ich ja bisher eher die negativen Externalitäten kannte.
- Wie kann meine Arbeit in Die SILBE Stiftung für positive Externalitäten sorgen bzw. zu ihnen beitragen (auch wenn ich sie, laut Gorz, nicht “planmäßig herstellen” kann)?
Wissensökonomie
Das Besondere an der Wissensökonomie ist, dass “die Produkte der gesellschaftlichen Tätigkeiten nicht mehr hauptsächlich kristallisierte Arbeit, sondern kristallisiertes Wissen sind.” (S. 31)
- Kristallisiert… das ist ein sehr schönes Bild.
- Kristallisiertes Wissen folgt nicht der Logik: Je mehr Arbeit man reinsteckt, desto besser und “wertvoller” ist das Ergebnis. Vgl. Unternehmensberatung: Das Ergebnis ist nicht automatisch besser, nur weil sich der Unternehmensberater zehn statt fünf Stunden hingesetzt hat. Das Ergebnis wird besser, wenn der Unternehmensberater top-relevantes Wissen kristallisieren lassen kann.
“Wissen, egal welcher Art es auch sein mag, kann im Unterschied zur allgemeinen gesellschaftlichen Arbeit nicht in einfache, abstrakte Einheiten übersetzt und nach solchen bemessen werden.” (S. 31)
- Solche abstrakte Einheiten wären z.B. Geld — aber auch sowas wie das BIP.
- Darunter leidet die klassische BWL (Stichwort: Produkt-Kalkulation) ebenso wie die klassische VWL.
“Natürliche oder künstliche Gemeingüter können allerdings beschlagnahmt werden. Es genügt, ihre Zugangsmöglichkeiten zu privatisieren, um Zugangsrechte erheben zu können. Auf diese Weise werden Allgemeingüter in Scheinwaren verwandelt, die den Verkäufern der Zugangsrechte eine Rente verschaffen. Die Kontrolle des Zugangs ist […] auch die vorzügliche Weise, um immaterielle Güter in Scheinkapital zu verwandeln.” (S. 33)
- vgl. Jeremy Rifkin: Access – Das Verschwinden des Eigentums: Wer den Zugang kontrolliert, kann daraus Kapital schlagen.
- Auch der Zugang zu “allgemein lebendigem Wissen” könnte privatisiert werden — wenn wir den Wert der freien Zugänglichkeit nicht hoch halten (vgl. Wikipedia).
“Wissen ist keine ordinäre Ware, sein Wert ist unbestimmbar, es lässt sich, insofern es digitalisierbar ist, endlos und kostenlos vermehren, seine Verbreitung steigert seine Fruchtbarkeit, seine Privatisierung reduziert sie und widerspricht seinem Wesen. Eine authentische Wissensökonomie wäre eine Gemeinwesenökonomie […].” (S. 65)
- vgl. Christian Felber: Gemeinwohl-Ökonomie
- vgl. Lewis Hyde: Die Gabe
Wissenskapitalismus
“Die Unmöglichkeit, formalisiertes Wissen in abstrakten Werteinheiten auszudrücken, zwingt den Wissenskapitalismus zu fiktiven und rein spekulativen Bewertungen von “Wissenskapital”. Denn es kann für ihn nicht in Frage kommen, Wissen anders zu behandeln und funktionieren zu lassen, denn als ob es ein Kapital wäre.” (S. 34)
- vgl. die Bewertung von “immateriellen Anlagegütern” in der Bilanz.
“Das Kapital setzt also alles daran, das Wissen zu “kapitalisieren” […].” (S. 34)
“Hier liegt die eigentliche Schwierigkeit, der der kognitive Kapitalismus begegnet: Ungreifbares Kapital lässt sich nicht so leicht in ordentliches Kapital verwandeln, und der kognitive Kapitalismus lässt sich nicht so leicht in ordentlichen Kapitalismus verwandeln.” (S. 48)
- “Wissenskapitalismus” muss also eigenen Regeln folgen. Wenn man den “ordentlichen” Kapitalismus überstülpt, dann quietscht es.
“Im Grunde ist der kognitive Kapitalismus die Krise des Kapitalismus.” (S. 48)
- Weil er die Grenzen des Kapitalismus aufzeigt.
- “Der Wissenskapitalismus ist nicht nur ein krisenanfälliger Kapitalismus, er ist die Krise des Kapitalismus selbst, die die Gesellschaft in ihren Tiefen erschüttert.” (S. 66)
🔥 “Der Kapitalismus kann sich als Wissenskapitalismus nur behaupten, indem er eine ausgiebig vorhandene Ressource — die menschliche Intelligenz — dazu benutzt, ihre potenzielle Fülle in Knappheit zu verwandeln. Diese Knappheit wird durch die Parzellierung des Wissens, durch die Behinderung seiner Verbreitung und Vergesellschaftung und durch den entmündigenden Verwertungszwang, dem seine Inhaber unterworfen sind, hergestellt.” (S. 65)
- Das ist profund, weil es über Edupreneure in einer Marktwirtschaft sagt:
- Sie leben davon, dass eine dem Wesen nach unendliche Ressource künstlich verknappt wird.
- Expertentum und Zersplitterung von Wissen in Fachgebiete trägt zu dieser künstlichen Verknappung bei, weil sie den freien Fluss des Wissens behindert.
- Edupreneure haben ein Eigeninteresse, Wissen nicht (zu sehr) zu verbreiten und zu vergesellschaftlichen (Stichwort: intellectual property). Und zwar, weil:
- Edupreneure stehen unter einem Verwertungszwang. Sie müssen ihr Wissen zu Geld machen. André Gorz nennt das “entmündigend”.
- Ich könnte mit der SILBE Stiftung versuchen, genau hiergegen eine Gegenbewegung zu etablieren. Die SILBE Stiftung könnte von der Verknappung in Richtung Vergesellschaftlichung des (solo-betriebswirtschaftlichen) Wissens arbeiten. In dem Moment ist sie aber kein Edupreneure mehr (zumindest nicht mehr reinrassig).
“Infolge seiner internen Widersprüche und Inkohärenzen erscheint der Wissenskapitalismus äußerst labil, verwundbar, von kulturellen Konflikten und sozialen Antagonismen geprägt. Aber gerade diese seine Labilität könnte es ihm ermöglichen, sich in eine entgegengesetzte Richtung zu entwickeln.” (S. 66)
- So schaut der “Markt” aus, auf dem die vielen kleinen Edupreneure arbeiten. Mit untauglichen Mitteln. Sie spüren die Spannungsfelder (z.B. in der Unmöglichkeit, Werte und Preise zu bestimmen), aber sie kennen die Gründe nicht. Auch deren Lehrmeister tun so, als wären Infoprodukte das Gleiche wie Cola-Dosen — weil sie es auch nicht besser wissen und nicht geschnallt haben, was im Wissenskapitalismus läuft.
- (Oder, weil sie ein Eigeninteresse haben, diese Kenntnisse nicht so zu verbreiten, wie sie könnten. Stichwort: Sie verknappen das Wissen, weil auch sie selbst einem Verwertungszwang unterliegen.)
- Aber in dieser Labilität liegt auch eine Chance. Wenn man den Wissenskapitalismus (besser) versteht und beginnt, ihn anders zu denken. Dafür könnte die SILBE Stiftung ein Ansatz sein.
Die Selbstunternehmer
Auch Gorz spricht das Thema der “kleinen Selbständigen ohne Kaufkraft” (Baulig) an, wenn er schreibt über “die Privatkunden, an die die Selbständigen ihre Dienste verkaufen, selbst den Risiken der Prekarität unterliegen und nur selten immer zahlungsfähige Kunden sind”. (S. 28)
- Solopreneure, die andere Solopreneure oder Privatkunden verkaufen, kommen nicht raus aus dem Groscherlgeschäft. Weil sie keine Kunden haben, die genug Umsatz erlauben würden, um wirklich einen Quantensprung in der Unternehmensentwicklung zu machen.
- Und so ruacheln sie dahin und kämpfen um jeden Euro mit Menschen, die selber um jeden Euro kämpfen.
Der Konsument
Consumers sind, nach Edward Bernays Anfang der 1920er-Jahre, jene Sorte von Käufern, “die nicht brauchen, was sie begehren und nicht begehren, was sie brauchen.” (S. 54)
- vgl. retail therapy: Ich kaufe etwas, um mich aufzumuntern. Funktioniert nicht mal kurzfristig gut, weil das, was ich eigentlich brauche, mir gar nicht kaufen kann. Also kaufe ich etwas Anderes, mit dem gleichen frustrierenden Ergebnis.
“Zunächst in Artikeln, dann in Büchern erklärte er [Barnays], dass zwar die Bedürfnisse der Leute von Natur aus begrenzt seien, ihre Wünsche jedoch ihrem Wesen nach unbegrenzt. Um sie zu steigern, reiche es, sich von der falschen Idee zu befreien, dass die Einkäufer der Einzelnen ihren praktischen Bedürfnissen und rationalen Überlegungen entsprächen.” (S. 54)
- vgl. brauchen vs. wollen: Wenn die Leute nur kauften, was sie brauchen, dann würde die Konsumgesellschaft nicht funktionieren.
- Umgekehrt formuliert: Lass dir von der Werbung nicht einreden, dass du etwas “brauchst”. Wem nützt dein Kauf wirklich — dir selbst oder nur dem Hersteller?
“Die Werbung sollte sich nicht wie bis dahin an den praktischen Sinn der Käufer wenden, sondern eine Botschaftenthalten, die selbst die trivialsten Produkte mit einem symbolischen Sinn ausstattet.” (S. 54)
- Der Sinn entsteht (hier) also nicht (unbedingt) im Produkt selbst, sondern v.a. im Strategischen Messaging. Der Sinn des Produktes ist also das, was die Werbung in das Produkt “hinein-erzählt” (Stichwort: Storytelling).
Der so konstruierte und geschaffene Konsument sieht und findet im Konsum ein Mittel, “sein innermost self (sein “innerstes Selbst”) auszudrücken bzw. wie es ein Werbespruch aus den 1920er-Jahren formulierte: “Das Einzigartigste und Wertvollste, was Sie haben, aber nicht auszudrücken wissen.” “ (S. 54)
- Konsum als Mittel des Selbstausdrucks. Definitiv Tatsache!
- So und nur so “funktionieren” Luxus- und Lifestyle-Produkte: Sag mir, welches Handy du hast, und ich sag dir, wer du bist.
- Das Spannende daran ist nicht, dass Menschen nach Selbstausdruck streben. Das haben sie zu allen Zeiten getan, und dazu hat insbesondere die Kunst die verschiedensten Ausdrucksformen geschaffen. Das Spannende ist, dass die Menschen glauben, den Selbstausdruck durch Konsum hinzubekommen.
Die Werbeindustrie leistete “einen entscheidenden Beitrag zur Entpolitisierung der Bevölkerung und zur Stärkung der Markt- und Warengesellschaft. Sie verspricht ja den potenziellen Käufern keine Verbesserung ihrer gemeinsamen Situation, sondern im Gegenteil jedem Einzelnen, dem allgemeinen Schicksal entkommen zu können […].” (S. 55)
- Das ist ein wirklich spannender Gedanke. Ziel der Werbung ist es, den Einzelnen in Relation zu den Anderen besser dastehen zu lassen — nicht das Leben der gesamten Menschheit zu verbessern. Werbung setzt darauf, dass wir uns mit anderen Menschen vergleichen, uns von ihnen unterscheiden und mit ihnen in einem Wettbewerbs-Verhältnis stehen.
- Insofern fördert die Werbung auch die Individualisierung und die Ent-Solidarisierung der Gesellschaft, weil sie zwar Geschichten für den Einzelnen, aber keine Geschichten für eine bessere Gesellschaft erzählt.
- Das ist besonders spannend im Bereich der “politischen Werbung”. Ich denke, man kann sagen: Die Werbebotschaften der politischen Werbung sind ebenso individualisiert, nach dem Motto: Wenn du MEINE Partei wählst, dann mache ich für DICH das und das. So ein Messaging fördert das Anspruchsdenken auf Kosten breit angelegter gesellschaftlicher Zukunftsvisionen und -narrative.
“[Die Werbeindustrie] bevorzugt individuelle Lösungen für kollektive Probleme. Sie verspricht, dass der Markt diese Probleme lösen können, ohne die Souveränität und die individuellen Interessen jedes Einzelnen einzuschränken. Sie ruft jeden Einzelnen dazu auf, als gesellschaftliches Individuum seine gesellschaftliche Existenz zu verleugnen. Sie betreibt eine antisoziale Sozialisierung.” (S. 55)
- “Der Markt” wird also unsere gesellschaftlichen Probleme nicht lösen, die einer gesellschaftlichen (solidarischen) Antwort bedürfen. Wir haben in der Marktwirtschaft also wahrscheinlich kein geeignetes Werkzeug für solche Probleme, auch wenn sie uns das vielleicht glauben machen will —wie ein Wolf, der Kreide gefressen hat.
Bedingungsloses Grundeinkommen als Lösung?
“Die größtmögliche Kreativität des Menschen entfaltet sich, wenn sie, vom Verwertungszwang und Konkurrenzkampf befreit, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten frei und kooperativ entfalten können.” (S. 13)
- Der Austausch von Wissen und Fähigkeiten leidet darunter, wenn er Marktlogiken und -zwängen unterworfen ist.
- Das wäre ein Argument für das Bedingungslose Grundeinkommen.
“Kurz, das garantierte Einkommen soll alle Aktivitäten jenseits des Marktes, der Konkurrenz und der Normen ermöglichen, alle Aktivitäten, die sich nicht tauschen lassen und nichts darstellen und produzieren, was gegen anderes austauschbar, messbar und in Geldäquivalenz übersetzbar ist.” (S. 84)
- Auch hier wird gesagt: Das BGE würde einen freien Austausch von Wissen und Wissensprodukten fördern.
Gesellschaft des Unwissens
🔥 Gesellschaft des Unwissens = ein Begriff von Miguel Benasayag und Diego Sztulwark — und meint: “Zwar kennendie meisten immer mehr Dinge, wissen und verstehen davon aber immer weniger.” (S. 92)
- Genau das ist im Solopreneur-Space der Fall. Viele Solopreneure kennen wichtige BWL-Konzepte, sie haben vielleicht sogar eine ungefähre Vorstellung oder eine Arbeitshypothese davon (Stichwort: (Gefährliches) Halbwissen), aber sie wissen und verstehen es nicht.
- Genau das ist der Ansatz des Business Labor — und des SILBE Instituts insgesamt.
“Das allgemeine intuitive Alltagswissen wird von einer Unzahl beruflicher Experten, die das Monopol des wahren Wissens beanspruchen, disqualifiziert. Ivan Illich nannte dies “Entmündigung durch Experten”, welche die Unfähigkeit des Menschen besiegeln, sich in einer unverständlichen Welt selbst zu verantworten.” (S. 92)
- Bin ich auch so ein “beruflicher Experte” mit Wissens-Monopolanspruch, wenn ich behaupte, ich würde das relevante Solo-BWL-Wissen kennen und lehren?
- Nein. Weil ich damit nicht entmündige, sondern empowere. Das “intuitive Alltagswissen”, das die meisten Solopreneure eh haben und mit dem sie jeden Tag arbeiten, taugt halt in der Marktwirtschaft nicht. Sie können sich die Regeln der BWL nicht selbst erschließen — bzw. dauert es viel zu lang. Es ist wie beim Führerschein: Damit du sicher unterwegs bist, brauchst du Grundkenntnisse und -fähigkeiten. Und wenn du die hast, kannst du überall hin fahren, wo du willst. Wenn du sie aber nicht hast, wirst du nie dort ankommen, wo du hin willst, sondern du wirst auf der Stelle treten oder im Kreis fahren.
- Ich mache Menschen nicht von mir abhängig, sondern befähige sie zu besseren eigenen Entscheidungen.
Die “Entsinnlichung” der BWL
“Der Bruch zwischen wissenschaftlich formalisiertem Wissen und der sinnlich erfahrbaren Wirklichkeit hat eine lange Geschichte.” (S. 94)
- Die BWL wird oft als “abgehoben” und “theoretisch” beschrieben, weil sie genau diesem Bruch unterlegen ist. Die Praxis der Unternehmensführung eines “sorgfältigen Kaufmanns” wurde formalisiert und verwissenschaftlicht und hat sich damit zu einer “Hirnwichserei” verselbständigt.
- vgl. Axel Gloger: Betriebswirtschaftsleere
Erich Hörl spricht von der “epistemischen Wende”, “die sich um 1850 zu vollziehen begann und einen Siegeszug des formalen, subjektlosen, in mathematischer Kalkülsprache gefassten Denkens darstellte […]”. (S. 94)
- Diesem “Siegeszug” hat sich auch die BWL als wissenschaftliche Disziplin angeschlossen.
- Dadurch wurde die BWL “entsinnlicht”, d.h. von der sinnlichen Alltagserfahrung der Menschen entkoppelt.
- Was ich z.B. in BWLB versuche, ist die sinnliche Erfahrung in die Lehre der BWL wieder hineinzubringen — mit durchschlagenden Wirkungen.
Warum die BWL-Wissenschaftler an einer “Neuen BWL” kein Interesse haben werden: “”Rückbesinnung auf den letztendlichen Zweck” kann also für den idealtypischen Wissenschaftler nicht in Frage kommen. Seine Askese ist bereits die Vollziehung dieses Zwecks. Ihm noch andere Motivationen zuzuschreiben, “die in diesem Leben liegen müssen”, wäre, ihm subjektive menschliche Beweggründe zuzumuten, die er verächtlich abweist. Er will gar kein Mensch sein.” (S. 98)
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