Tag#Alltagsgeschichten

So komme ich nicht weiter

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Wenn ich immer einspringe, wenn Not am Mann ist, weil ich als Selbständiger “eh daheim bin” und ich es mir “ja einteilen kann”…

… dann komme ich nicht weiter.

Ich leide unter der gleichen Herausforderung wie ganz viele Lifestyle Entrepreneure da draußen: Einerseits will ich ein Papa und Ehemann sein, der verfügbar ist und der aktiv am Familienleben teilnimmt. Und gleichzeitig will ich mein Business voranbringen, was viel und intensive Arbeit bedeutet.

Ich versuche die Quadratur des Kreises und merke, dass ich in Wahrheit nur im Kreis laufe.

Gehmeditation

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Vor vielen Jahren habe ich mal bei einer Gehmeditation teilgenommen.

Die Idee dabei ist, dass man achtsam einen Schritt vor den anderen setzt, ganz langsam und bewusst. Im besten Fall wird dadurch eine so alltägliche Tätigkeit wie das Gehen zu einer unkomplizierten Achtsamkeitsübung.

So zumindest die Theorie. Wenn da der monkey mind, der Affe im Kopf, nicht wäre.

Es war nämlich so: Diese Gehmeditation fand in einer Gruppe statt. Wir sind im Kreis gegangen, einer hinter der anderen. Und während der gesamten Gehmeditation war ich ständig in der Sorge, ob ich eh nicht zu langsam gehe und damit alle hinter mir aufhalte. Soll ich lieber ein bisschen schneller gehen, damit ich die anderen bei ihrer Meditation nicht behindere? Was, wenn mir jemand auf die Ferse steigt, weil ich so langsam dahinschleiche? Und so weiter, und so weiter. Die ganze Zeit lang.

Und damit war natürlich sämtliche Achtsamkeit beim Teufel. Weil mein Kopf wieder mal mit einem Problem beschäftigt war, das es ausschließlich in meinem Kopf gegeben hat. Denn meine Mit-Meditierenden hätten leicht an mir vorbei gehen können, wenn sie das gewollt hätten. Hat niemand gemacht. Alles nur in meinem Kopf.

Und, in welcher “Gehmeditation” bist du jetzt gerade wieder unterwegs?

So macht es keinen Spaß

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Unlängst habe ich mit meinem Sohn (7) und einem gleichaltrigen Freund ein Brettspiel gespielt.

Der Freund kannte das Spiel bereits, wir nicht. Also hat er uns die Spielregeln erklärt — zumindest seine Version davon. Er kannte die Regeln ungefähr, aber nicht gut. Aber das wäre nicht das Problem gewesen.

Unlustig wurde es, als er begann, die Regeln während des Spiels zu ändern — nämlich so, wie er sie brauchte.

Es macht keinen Spaß, mit so jemandem zu spielen.

PS: Natürlich geht es hier längst nicht nur um Brettspiele und Kinder.

Inkonsequent

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Unlängst ist meiner Tochter (5) aufgefallen, dass ich mich nicht (immer) an meine eigenen Regeln halte.

Willkommen in der Welt der Erwachsenen.

Kurz vor dem Aufgeben

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Ich versuche seit Monaten, einen Termin für einen Gesundheits-Check Junior für meinen Sohn auszumachen. Das ist ein Angebot der SVS, das die SVS auch heftig promotet, das aber, wie ich feststellen musste, nicht leicht zu bekommen ist.

Wie in einem Roman von Kafka werde ich von Pontius nach Pilatus geschickt. Keiner meint es böse, aber jeder kennt nur seinen kleinen Teilbereich und fühlt sich deswegen entweder nicht zuständig oder nicht legitimiert.

Ich habe mir schön öfter gedacht: Günter, lass es einfach bleiben. Es soll nicht sein. Du verschwendest damit nur deine Zeit.

Und tatsächlich ist es keine leichte Entscheidung: Soll ich dran bleiben, weil man nur dann zu was kommt, wenn man nicht aufgibt und hartnäckig bleibt? Oder wären meine Zeit und Energie sinnvoller in andere Projekte investiert?

So gesehen ist es mit dem Gesundheits-Check Junior auch nicht anders als bei jedes Lifestyle Business: Es kommt immer mal der Moment, wo sich die Sinnfrage stellt.

Gute vs. passende Musik

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Wenn man zu zehnt auf einem Segelboot unterwegs ist und man an die Reihe kommt, die Musik auszusuchen, dann gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Man wählt seine Lieblingsmusik. Die Musik, die man für die beste hält.
  2. Man wählt die passende Musik. Die Musik, die am besten zur Stimmung von Urlaub und Meer und Sonne und Segeln passt.

Man weiß intuitiv, welche Musik im Urlaub auf einem Segelboot passend ist (und was nicht), wenn man halbwegs empathisch ist.

Und die Chancen stehen gut, dass das eben nicht die eigene Lieblingsmusik ist.

In diesem Spannungsfeld bewegen wir Lifestyle Entrepreneure uns ebenfalls jeden Tag. Für wen machen wir das Ganze eigentlich – für uns, oder für unsere Kunden?

Die Kunst ist, den sweet spot in der Mitte dieses Spannungsfeldes zu finden: Die passende Musik, die uns selbst auch gefällt.

[Danke Martin Schmidt für diesen Gedanken.]

Eine Vorgabe

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Unlängst saß ich mal wieder auf der Tribüne bei einem Match meines Lieblingsvereins Admira Wacker.

Dabei ist mir ein Spieler der Admiraner aufgefallen, der nicht seinen besten Tag hatte. Man könnte sogar sagen, dass das Spiel völlig an ihm vorbeigelaufen ist. Ein wahnsinnig sympathischer Typ, bemüht und alles, aber in meiner Wahrnehmung hatte er keinen gewonnenen Zweikampf und keine einzige gelungene Aktion.

Beim Zuschauen ist mir die Formulierung wieder eingefallen: “Der Spieler ist eine Vorgabe.” Vorgabe in dem Sinn bedeutet Startvorteil – und zwar für den Gegner. Indem dieser Spieler für die Admira am Platz war, entstand ein Vorteil für den Gegner, weil der Spieler praktisch nicht anwesend war und die Admira quasi zu zehnt spielen musste.

Auch im Kontext der Unternehmensgründung gibt es jede Menge Vorgaben. Nämlich Gründungen, die überhaupt keinen Unterschied machen (im besten Fall) oder (im schlimmsten Fall) den Mitbewerbern sogar in die Hände spielen. Gründungen, an denen die Dynamik des Marktes völlig vorbeiläuft und die am Markt niemals Fuß fassen.

Ich sehe es als meine Aufgabe als Gründungsberater, solche Vorgaben zu verhindern, wenn ich nur irgendwie kann. Genau wie der Admira-Trainer alles versuchen wird, damit der Spieler beim nächsten Spiel wieder in seine Kraft kommt.

Freie Ablagefläche

F

Ich habe in meinem Schlafzimmer eine Ablagefläche auf meiner Kommode.

Mir ist wichtig, dass auf dieser Ablagefläche nicht zu viel herumliegt. Idealerweise liegt gar nichts drauf. Ich mag einfach den Anblick von leerer Fläche, von freiem Platz.

Solche freien Ablageflächen sind aber unglaublich anziehend – nämlich für Menschen, die mit ihren eigenen Ablageflächen nicht auskommen. So wird meine Kommode regelmäßig gekapert und mit Dingen belegt, die gar nicht die meinen sind.

So ist es auch im Leben: Für einen Großteil des Lärms in unserem Leben sind wir selbst verantwortlich. Wir können ihn lauter oder leiser drehen.

Aber ganz still wird es nie werden. Weil wir nicht allein auf der Welt sind.

Panikmodus

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Unlängst bin ich im ICE gefahren, von St. Pölten nach Wien. Er war voll, kein Sitzplatz zu bekommen, also habe ich mich mir einen Stehplatz gesucht einem Bereich, wo es Ablageflächen für Gepäck und auch Stellplätze für Fahrräder gab.

Ungefähr eine Viertelstunde vor Wien kam dieses ältere Ehepaar und fing an, an ihren Fahrrädern herumzufummeln und diese zum Aussteigen bereit zu machen. Mit dem Effekt, dass die Fahrräder nun im Weg standen und den wenigen Platz noch reduzierten.

Es hat keinen Sinn, mit den Vorbereitungen vor der Zeit zu beginnen. Man tut sich selbst keinen Gefallen. Auch dann nicht, wenn man glaubt, dass die Sache sehr wichtig und dringend ist und man auf keinen Fall dein Ausstieg verpassen will.

Ja, fang rechtzeitig an, dich vorzubereiten. Aber mach dir auch klar, wann die Zeit ist, um noch ein bisschen zu chillen.

Mein Sohn sieht klar

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Mein Sohn fragte mich unlängst, ob ich beim nächsten Mal beim Eis-Greissler in Krumbach mit ihm mit dem Milchshaker fahre.

Ich sage: Das muss ich mir vor Ort anschauen. Und dann überlege ich es mir, ob ich damit fahre.

Er sagt: Nein, Papa! Zuerst fahren, dann überlegen!

Golf oder Ferrari

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Unlängst hat mir ein Kunde anhand eines sehr anschaulichen Beispiels erklärt, wie große Unternehmen in der Praxis oft Investitionsentscheidungen treffen:

Es wird vorbildlich eine Investitionsrechnung durchgeführt. Es werden die verschiedenen Varianten durchgespielt. Es werden Kennzahlen berechnet und ausgewertet. Und in der Auswertung kommt man dann drauf, dass man sich keine der Varianten leisten kann.

Und schließlich wird entschieden nach dem Motto: “Ich kann mir den Golf nicht leisten und den Ferrari auch nicht – also nehme ich gleich den Ferrari!”

Verschiedene Müllsammlungen

V

Wenn ich den Müll aus unserer Wohnung raus bringe, dann sammle ich die Säcke und Kübel im Vorraum. In unserer Wohnung.

Wenn unsere Nachbarn den Müll aus ihrer Wohnung rausbringen, dann sammeln sie die Säcke im Stiegenhaus. Außerhalb ihrer Wohnung.

Ich stelle den Müll herinnen zusammen, weil ich mir denke, dass mein Müll meine Nachbarn nichts angeht.

Meine Nachbarn stellen ihren Müll draußen zusammen, weil sie sich denken (glaube ich): Hauptsache, der Müll ist mal draußen aus unserer Wohnung.

Im Prinzip ist es ja egal, ob man es so macht oder so. Gibt ja kein Richtig oder Falsch.

Aber man sieht: Selbst solche scheinbar banalen Dinge des täglichen Lebens sind Werte-getrieben.

Unsere Werte schlagen überall durch.

Eric Clapton steigt aus

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Als Eric Clapton bei den Yardbirds ausstieg, dachte er, ohne ihn würde es die Band zerreißen. Schließlich war er einer der besten Gitarristen der damaligen Zeit.

Die Yardbirds hat es aber nicht zerrissen. Im Gegenteil: Sie haben Jeff Beck engagiert und waren mit ihm erfolgreicher als mit Clapton.

Egal, wie gut du bist: Bilde dir nie ein, dass eine Organisation nicht ohne dich auskommt. Kurzfristig mag der Schmerz zwar groß sein, aber die Organisation wird es überleben.

Und mitunter geht es ihr ohne dich sogar besser.

Wunschträume

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Meine Tochter (5) hat mir heute von ihrem aktuell größtem Wunschtraum erzählt: Ein Haus mit Garten zu kaufen, um dann einen Hund zu haben.

Das rationale erwachsene Papa-Ich hat daraufhin gemeint, dass die Sache aus meiner Sicht wahrscheinlich so bald nichts werden wird.

Daraufhin hat mir meine Tochter etwas ganz Wichtiges gesagt, das ich nie vergessen sollte:

“Du kannst es nicht wissen, Papa!”

Hanteln heben

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Unlängst habe ich meinem Sohn (7) Folgendes über das Hanteltraining erklärt:

Es geht nicht darum, eine sehr schwere Hantel einmal zu heben.

Es geht darum, eine relativ leichte Hantel mehrmals hintereinander zu heben – und das über Wochen und Monate.

Stärke kommt nicht von einer einmaligen großen Anstrengung, sondern davon, die “Mühen der Ebene” zu bewältigen.

Flugvorführugen

F

Eine weitere Erkenntnis aus dem Falknerei- und Greifvogelzentrum Waldreichs:

Es gibt dort, wie bei vielen Einrichtungen dieser Art, tägliche Flugvorführungen, wo die Zuschauer den Greifvögel und ihren Falkner*innen beim Fliegen zusehen kann.

Ich fand die Flugvorführung dort überraschend interessant. Zumal ich erfahren habe, dass ein Greifvogel, der für die Falknerei gehalten wird, bei jedem Ausflug aufs Neue die freie Entscheidung hat, ob er wieder zu seinem Falkner zurückkehren will oder nicht. Wenn es ihm bei seinem Falkner nicht gut gehen würde, hätte er keinen Grund, zurückzukommen.

Die Frage ist trotzdem, wozu es diese Flugvorführungen eigentlich braucht. Und auch diese Frage wurde auf eine interessante Weise auf eine der Schautafeln beantwortet:

Wir sind heute leider eine Schau- und Spaßgesellschaft, wo man nur durch gute Vorführungen den modernen Menschen erreichen kann.

Medial gibt es ein nie dagewesenes Überangebot, das kaum jemand wahrnimmt.

Und das wiederum erinnert mich ganz stark an das Schauspiel, das jeden Tag bei der Jagd nach Aufmerksamkeit auf Social Media aufgeführt wird.

Nur dass halt die Greifvögel nichts dafür können.

Langer Atem, viel Geduld

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Wir wohnen bei unserem Waldviertel-Urlaub immer bei sehr netten Gastgebern auf einem Biobauernhof.

Der Hof hat eine sehr interessante Geschichte. Die Familie Mayerhofer hat den Hof 1979 gekauft, musste aber zuerst in einem Nebengebäude wohnen, weil die ehemalige Besitzerin weiterhin am Hof lebte. Nach deren Tod 1984 wollte Familie Mayerhofer, “sobald es finanziell möglich war” auf der Sonnenseite einen neuen Wohntrakt errichten und darin umziehen.

Zunächst musste allerdings der Stall neu gebaut werden. Das war wichtiger.

Der Bau des neuen Haustraktes begann dann 1991, der Bezug erfolgte 1995.

Es dauerte also 11 Jahre von der Idee zur Verwirklichung.

Respekt für diese Konsequenz, die Ausdauer und den langen Atem!

Künstlicher Stress

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Unlängst Familienurlaub im Waldviertel, wie jedes Jahr. Und wie jedes Jahr ein Zwischenstopp bei der Mini-Dampfbahn.

Ich habe voriges Jahr ja schon darüber reflektiert, dass ich die unternehmerische Leistung dort aller Ehren Wert finde.

Heuer waren wir so früh dort, dass wir bei der ersten Fahrt der Mini-Dampfbahn an Board waren. Nur: Weit ist sie nicht gekommen, weil sie noch zu wenig Druck am Kessel hatte. Sie ist zu früh los gefahren. Der Eigentümer hat das mit folgenden Worten kommentiert: “Hier sind eh alle auf Urlaub und haben Zeit, nur wir machen uns einen künstlichen Stress.”

Wie oft glauben wir, dass etwas dringend ist und unbedingt jetzt geschehen muss – obwohl das keiner von uns verlangt hat? Wie oft machen wir uns selbst Druck, ohne Anlass und ohne Not? Wie oft legen wir los, obwohl wir noch gar nicht richtig vorbereitet sind?

Da hilft es innezuhalten und zu fragen: Wer macht hier eigentlich den Stress – meine Kunden oder nur ich mir selbst?

Ignaz Semmelweis

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Ignaz Semmelweis hat die Blutvergiftung entdeckt und wie sie übertragen wird.

Er war Arzt in einer Wiener Geburtenstation. Die behandelnden Ärzte sezierten zu Ausbildungszwecken auch Leichen, ohne sich danach die Hände zu desinfizieren. (Ihre Hände haben sie sehr wohl gewaschen, aber das reichte nicht.) Dadurch wurden Keime übertragen, welche über die Schleimhäute bzw. die Gebärmutter ins Blut der Frauen gelangten und tödliches “Kindbettfieber” auslösten.

Seine Entdeckung war bahnbrechend. Sie hat Millionen Menschen das Leben gerettet und die moderne Chirurgie im 20. Jahrhundert erst möglich gemacht.

Er war aber kein lupenreiner Held. Er war lange zu passiv. Er war viel zu lange schweigsam. Er hat viel zu lange nichts zu seinen Erkenntnissen publiziert. In der Zeit sind viel zu viele Frauen gestorben. Er hätte viel mehr tun können, um seine Entdeckung zu verbreiten.

Wie so viele Lifestyle Entrepreneure auch hat er viel zu lange geglaubt, dass seine Arbeit für sich spricht und sich Vernunft und Qualität von selbst durchsetzen werden.

Ein teurer Aberglaube.

Schwer zu glauben

S

Es sieht für mich zumindest nicht so aus, als wäre es recht ernst gemeint: