Mir scheint: Je mehr die Politik auf individuelle Verantwortung setzt, desto weniger können sich die Betroffenen wehren. Das ist kein Zufall, sondern System.
Bei Ein-Personen-Unternehmen zeigt sich das Muster perfekt. Läuft’s nicht? “Selber schuld, hättest halt besser wirtschaften müssen.” Zu wenig Aufträge? “Andere schaffen’s doch auch.” Probleme mit der Sozialversicherung? “Der Staat ist nicht dein Babysitter.” Jedes Problem ist automatisch ein persönliches Versagen. Strukturelle Nachteile? Gibt’s nicht, sind alles nur individuelle Schwächen.
Das Perfide daran: Wenn jeder für sich kämpft, kämpft niemand gemeinsam. Deswegen wird das auch nichts mit einer schlagkräftigen EPU-Interessensvertretung. Zu verschieden die Branchen, zu unterschiedlich die Situationen, zu individuell die Probleme. Der Grafikdesigner hat andere Sorgen als die Physiotherapeutin, die IT-Beraterin andere als der Handwerker. Und während alle ihr eigenes Süppchen kochen, freut sich die Politik über den ausbleibenden organisierten Widerstand gegen strukturelle Probleme (von denen es genug gibt).
Wohlstand für alle? Na klar, aber bitteschön jeder für sich.